Russlandfeldzug Napoleons von 1812

josef

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Autoren und Historiker aus Bayern, Tirol und Salzburg arbeiteten den Russlandfeldzug von 1812 wissenschaftlich auf, mit besonderem Fokus auf die aus diesen 3 Ländern stammenden Soldaten. Das Ergebnis wurde in einem neuen Buch

Zaisberger Friederike (Herausgeberin);
Der Russlandfeldzug 1812 und der Salzachkreis. Schicksale im Krieg und daheim“;
Schriftenreihe des Salzburger Landesarchivs 2013


zusammengefasst. Dabei tauchten auch einige Aussprüche Napoleons auf, wie:
„Ich scheiße auf Millionen Leben“

Über Soldaten aus Salzburg, Tirol und Bayern im katastrophalen Russlandfeldzug Napoleons von 1812 gibt es ein neues Buch. Von 2.600 Salzburgern, die mit Napoleon kämpfen mussten, kamen nur 250 zurück. Napoleon verheizte seine Soldaten ohne Bedenken: Er „scheiße“ auf sie.
Napoleon verlor diesen Krieg vor Moskau im winterlichen Russland kläglich. Bisher wurde der Untergang der riesigen Armee nur aus der Sicht der Herrschenden und Militärs erzählt.

Es geht in dem neuen Buch nun erstmals um die Schicksale einfacher Soldaten und ihrer Angehörigen, um die sich die Forschung bisher kaum oder nicht kümmerte. Dabei wurde viel Neues zu Tage gefördert - auch in russischen Archiven.

Gewaltmärsche über 10.000 Kilometer
Diesen anderen Weg gehen 22 Autoren und Autorinnen aus Salzburg, Oberösterreich, Tirol und Bayern. Sie haben bis St. Petersburg und Moskau erstmals die Schicksale der Soldaten des so genannten „Salzachkreises“ Bayerns bzw. Frankreichs erforscht. Zu diesem gehörten damals auch Salzburg und Teile Tirols. Und ihre heutigen Grenzen sind Ergebnis jener Zeiten.
„Wir wussten bisher viel zu wenig über das Jahr 1812, das für die Bevölkerung in Salzburg und Bayern gleichermaßen ein schweres Schicksalsjahr war, weil so viele Söhne und Vater ihre Leben verloren, weite Teile der Region in Trauer und Elend versanken“, sagt der bayerische Historiker Hermann Rumschöttel: „Und diese Zeit wirkt bis heute, auch weil die aktuellen Grenzen zwischen Salzburg, Tirol und Bayern nach diesen Feldzügen festgelegt wurden.“

Massensterben lange fast vergessen
Napoleons großer Russland-Feldzug war bisher ein fast vergessener Krieg, besonders was die Auswirkungen auf die Regionen an Salzach und Inn betrifft. Ingesamt war es ein europäisches Massensterben von Hunderttausenden Soldaten aus vielen Kulturen, die nach Russland gehetzt wurden.
Ungefähr 30.000 Mann aus „Bayern“ im erweiterten Sinn waren dabei - auch bei diesen Truppen betrug die Überlebenschance nur ungefähr zehn Prozent. Das Land Salzburg war im Jahr 1812 ein Teil Bayerns, das mit Napoleon verbündet war.
Projektleiterin bei der Erforschung der Soldatenschicksale ist die Salzburger Historikerin Friederike Zaisberger: „Die Männer sind bei diesem Feldzug gegen Moskau und nach dem Seitenwechsel der Bayern dann auch gegen Napoleon bis Paris mehr als 10.000 Kilometer zu Fuß durch Europa unterwegs gewesen. Schon auf diesen Gewaltmärschen mit äußerst schlechter Verpflegung sind viele umgekommen.“
Schon 1812 sorgte die militärische und staatliche Propaganda - wie später bei Hitler - dafür, dass vom sinnlosen Sterben im Angriffskrieg gegen Russland nicht viel in der Heimat bekannt wurde, so Zaisberger: „In den Zeitungen der damaligen Zeit wird das kriegerische Elend gar nicht erwähnt.“

Bunte Uniformen: „Kein Brauchtum“
Wenn es um Kriege aus der napoleonischen Zeit geht, dann denken viele heute an eine Art idyllischen Krieg in bunten Uniformen, sagt Oskar Dohle, Leiter des Salzburger Landesarchivs: „Manche glauben, das sei Brauchtum, wenn sie heute solche Uniformen sehen oder tragen. Aber das ist kein Brauchtum. Es war vieltausendfaches Sterben für sinnlose Ziele einiger weniger. Von Politik und Militär wird das seit Jahrhunderten zum Heldentum verklärt.“

„Ich scheiße auf das Leben von Millionen“
Die Franzosen Napoleons sorgten in Bayern und Salzburg damals zwar einerseits in Verwaltung und Politik für viele wichtige Modernisierungen. Das war auch gegen das extrem konservative Habsburgerreich mit seiner Hauptstadt Wien gerichtet.

Aber erst jüngere Forschungen zeigen, wie der Militärdiktator Napoleon Bonaparte wirklich dachte - auch über die eigenen Leute. Hermann Rumschöttel vom Bayerischen Staatsarchiv in München präsentierte in seiner Rede im Salzburger Landesarchiv ein Zitat des Feldherrn, das noch nicht lange bekannt ist. Es rückt Bonaparte in die Nähe von Aussagen Hitlers und Stalins, wenngleich der kleine Korse seine Taten noch nicht mit industriellen Mitteln begehen konnte: „In drei Jahren bin ich Herrscher der Welt ...“ Und: „Auf das Leben von einer Million Soldaten scheiße ich ...“

„Ein sehr europäisches Buch“
Das neue Buch wurde im Rahmen des Euregio-Projektes von der EU mitfinanziert. Es hat 520 Seiten, sehr viele Bilder und ist Ergebnis jahrelanger Forschungen in Salzburg, Bayern, Italien, Frankreich und Russland. Es gibt nun erstmals auch Listen mit den Namen getöteter Salzburger aus allen Bezirken.Das Land Salzburg gehörte damals zum so genannten „Salzachkreis“ Bayerns bzw. Frankreichs - gemeinsam mit Teilen des Tiroler Unterlandes und den bayerischen Landkreisen Berchtesgaden und Traunstein. Auch die Qualität und Methodik von Forschung und Darstellung sei bahnbrechend - auch im internationalen Vergleich, so der bayerische Wissenschafter Schöttel über das neue Werk und diese Zeit: „Es ist dadurch alles ganz nah, ein Salzburger Buch und ein sehr europäisches Buch.“

Feature: Gerald Lehner, salzburg.ORF.at
Quelle: http://salzburg.orf.at/news/stories/2581606/
 
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