Russland: Ab 2031 jährlich bemannte Mondflüge geplant

josef

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#1
Russland will ab 2031 jährlich bemannte Mondflüge durchführen


foto: apa/afp/kirill kudryavtsev
Start einer russischen Sojus-Raumkapsel zur Internationalen Raumstation. Bald will Roskosmos auch den Mond ansteuern.

Roskosmos bekräftigt auch die Beteiligung an einer mondnahen Raumstation und die Zusammenarbeit mit USA, Europa und China bei der Erforschung des Mondtrabanten
Moskau – Russland will in zwölf Jahren erstmals Kosmonauten zum Mond bringen. Nach 2031 soll es jedes Jahr bemannte Flüge zum Erdtrabanten geben. Das geht aus einem Dokument der Raumfahrtbehörde Roskosmos hervor, über das die Nachrichtenagentur Ria Nowosti am Samstag berichtete. 2032 soll demnach die zweite Besatzung auf dem Mond landen und ein spezielles Fahrzeug mitbringen.

Russland will sich zudem an dem US-Projekt einer Raumstation beteiligen, die um den Mond kreisen soll. 2034 könne der Bau beginnen, heißt es in dem Dokument. Die Station soll als Basis für weitere Raumflüge dienen, so die Hoffnung. Russland würde sich an dem Projekt unter anderem mit der Entwicklung von Schwerlastraketen beteiligen, hatte Roskosmoschef Dmitri Rogosin Ende vergangenen Jahres erklärt.

Neuanlauf zum Mond
Bis längere bemannte Raumflüge möglich werden, gilt es aber neben Fragen der technischen Infrastruktur vor allem auch viele ungelöste medizinische Probleme zu lösen: Menschen wären auf weiten Reisen im All zahlreichen Risiken ausgesetzt, etwa Krebserkrankungen, Hirnschäden, Muskelschwund, abnehmender Knochendichte, Sehverlust oder Depressionen. Erst kürzlich zeigte eine Studie zudem, dass bei langen Flügen das Immunsystem der Raumfahrer zusammenbrechen dürfte.

Russland will mit dem Wiederaufleben seiner Pläne für den Mond dort anknüpfen, wo die Sowjetunion vor Jahrzehnten aufgehört hat: Nach technischen Pannen hatte Moskau in den 1970er-Jahren seine kostspieligen Pläne für eine Mondlandung auf Eis gelegt. Diesmal setzen die Russen bei der Erforschung des Mondes auf eine Zusammenarbeit mit den USA, Europa und China.
(red, APA, 9.2.2019)
Russland will ab 2031 jährlich bemannte Mondflüge durchführen - derStandard.at
 

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#2
Nach 47 Jahren will Russland am Freitag mit unbemannter Sonde wieder auf den Mond
Die russische Raumfahrtbehörde hat den Start einer Raumsonde angekündigt. Der internationaler Wettbewerb um den Einfluss im Weltraum ist in vollem Gange
Moskau – Russland hat den wegen technischen Problemen zuletzt verzögerten Start seiner Raumsonde Luna-25 zur Erforschung des Mondes für diesen Freitag angekündigt. Es ist die erste russische Mission dieser Art seit fast 50 Jahren. Die Trägerrakete vom Typ Sojus-2.1b mit der Sonde an Bord werde am Dienstag zum Startplatz auf dem neuen Weltraumbahnhof Wostotschny gebracht, teilte die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos am Montag in Moskau mit.


Luna-25 soll unter anderem die Oberflächenschichten des südlichen Mondpols untersuchen.
via REUTERS/ROSCOSMOS

Geplant sei der Start für den 11. August, 2.10 Uhr Moskauer Zeit (1.10 Uhr MESZ). Eigentlich sollte die Sonde schon lange unterwegs sein. Erster geplanter Starttermin der Mondsonde war 2012, zuletzt war der Mai 2022 anvisiert worden. Luna-25 ist Teil des russischen Mondprogramms. Das sieht vor, bis 2040 auch eine Raumstation auf dem Erdtrabanten zu errichten. Russland knüpft damit an sein sowjetisches Luna-Programm an, bei dem Raumsonden auch Mondgestein mit zur Erde gebracht hatten. Zuletzt hatte Moskau 1976 die Sonde Luna-24 zum Mond geschickt.

Luna-25 soll nun etwa dabei helfen, eine Technologie für eine weiche Landung zu entwickeln. Dazu solle die Sonde Bodenproben vom Mond einsammeln und analysieren, hieß es. Zu den geplanten Untersuchungen gehöre auch ein Studium der Oberflächenschichten im Bereich des südlichen Pols des Mondes.


Die Trägerrakete Sojus-2.1b soll mit Luna-25 erstmals seit 47 Jahren wieder russische Fracht zum Mond befördern. Der Erdtrabant muss sich in nächster Zeit auf einigen Besuch einstellen.
AFP/Russian Space Agency Roscosm

Evakuierung eines Dorfes nötig
In der fernöstlichen Region Chabarowsk kündigten die Behörden für den Freitag vor dem geplanten Start der Rakete eine Evakuierung des Dorfes Schachtinski an, weil die erste Raketenstufe der Sojus dort aufschlagen könnte. Der regionale Behördenchef Alexej Maslow teilte mit, dass die Menschen von 7.30 Uhr an (23.30 Uhr MESZ) in Sicherheit gebracht würden. "Das ist das erste (russische) Mondprogramm des 21. Jahrhunderts", sagte er. Der Zugang zur Region mit Raketenresten sei streng untersagt. Maslow sagte nicht, wie lange die Menschen ihre Wohnungen verlassen müssten.

Ursprünglich hatte Roskosmos mit der europäischen Raumfahrtagentur Esa an dem russischen Mondprogramm gearbeitet. Nach Russlands Einmarsch in die Ukraine vor mehr als 17 Monaten beendete die Esa die Zusammenarbeit mit Moskau aber. Der Wettbewerb um Kontrolle und Einfluss im Weltraum ist international in vollem Gange. Eine Landung auf dem Erdtrabanten gelang bisher nur den USA, Russland (bzw. der Sowjetunion) und China. Derzeit ist auch eine indische Sonde zum Erdtrabanten unterwegs. Nachdem der erste indische Mondlandeversuch 2019 gescheitert war, brach Mitte Juli die Sonde Chandrayaan-3 in Richtung Mond auf. Die Landung soll noch im August erfolgen.

Mehr als fünf Jahrzehnte nach der letzten astronautischen Mondlandung gibt es auch wieder konkrete Pläne, Menschen zurück zum Erdtrabanten zu bringen. Die USA und Europa sowie China arbeiten daran, Menschen in den kommenden Jahren Richtung Mond zu fliegen, diesmal soll auch eine dauerhafte lunare Infrastruktur entstehen. Anders als zur Zeit der Apollo-Missionen drängen diesmal auch private Unternehmen zum Mond, Landeversuche von Weltraumfirmen sind bisher aber stets gescheitert – zum Glück ohne Menschen an Bord: 2019 crashte eine israelische Sonde, im vergangenen April verunglückte auch eine japanische Mission auf dem Mond. In den kommenden Jahren werden weitere private Landeversuche erwartet.
(Apa, red, 7.8.2023)
Nach 47 Jahren will Russland am Freitag wieder auf den Mond
 

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#3
LUNA 25
Erste russische Mondmission seit fast 50 Jahren gestartet
Moskau schickt erstmals seit 1976 wieder eine Sonde zum Mond. Der Termin musste mehrfach verschoben werden – nun hob die Trägerrakete mit Luna 25 an Bord ab

AP/Roscosmos State Space Corporation

Moskau – Russland hat mit der Raumsonde Luna-25 am Freitag erstmals seit fast 50 Jahren wieder einen Flug zum Mond gestartet. Die Sonde soll noch in diesem Monat am Südpol landen und unter anderem nach Wasser suchen. Die Trägerrakete vom Typ Sojus-2.1b hob wie geplant vom neuen Weltraumbahnhof Wostotschny in der Amurregion um 9.10 Uhr Ortszeit (1.10 Uhr MESZ) ab. Die Sonde trat plangemäß nach wenigen Minuten in den Kosmos ein.

"Der Start ist gelungen", sagte Juri Borissow, der Chef der russischen Weltraumbehörde Roskosmos, in einer Live-Übertragung des Starts. Die Reisezeit zum Mond in rund 384.000 Kilometer Entfernung betrage viereinhalb Tage. Er hoffe auf eine weiche Landung am 21. August, weil zunächst in der Mondumlaufbahn nach einer idealen Stelle zum Aufsetzen gesucht werde. Alles laufe reibungslos, sagte Borissow. Wegen technischer Probleme war diese erste Mission seit 1976 mehrfach verschoben worden.

Wegen technischer Probleme verschoben
Luna-25 ist Teil des russischen Mondprogramms. Dieses sieht vor, bis 2040 auch eine Raumstation auf dem Mond zu errichten. Roskosmos knüpft damit an das 1959 gestartete sowjetische Luna-Programm an. Dabei hatten Raumsonden auch Mondgestein zur Erde gebracht. Eigentlich sollte die neue Sonde schon lange unterwegs sein. Erster geplanter Starttermin war 2012, zuletzt war der Mai 2022 anvisiert worden.

Laut Roskosmos soll die 1.800 Kilogramm schwere Sonde Luna-25 dabei helfen, eine Technologie für eine weiche Landung zu entwickeln. Zudem habe die Sonde die Aufgabe, Bodenproben einzusammeln und zu analysieren. Zu den geplanten wissenschaftlichen Untersuchungen gehört laut dem Projektpapier auch ein Studium der Oberflächenschichten und insbesondere des Lockermaterials im Bereich des südlichen Mondpols.

Die Messungen sollen nicht zuletzt Aufschluss über den Zustand der Exosphäre des Mondes zu unterschiedlichen Tageszeiten geben – ein Mondtag und eine Mondnacht entsprechen jeweils etwa 14,5 Tagen auf der Erde. Am Mond schwanken die Temperaturen laut Roskosmos zwischen minus 170 und plus 120 Grad Celsius. In der polaren Exosphäre würden dynamische Prozesse eines Zusammenspiels von kosmischen Teilchen und Mondstaub ablaufen. "Der Mondstaub schafft viele Probleme und Gefahren für die technischen Systeme."

Mikropartikel des Staubs seien giftig und von hoher chemischer Aktivität. Deshalb seien die Untersuchungen wichtig für eine mögliche spätere Erkundung des Mondes durch den Menschen. Auch eine radioaktive Gefahr wird geprüft. Die Mission ist auf ein Jahr angesetzt.

Suche nach Wasser
Ermitteln soll die russische Sonde aber auch den Anteil von Wasser im Boden. Die Raumforscher erwarten laut Roskosmos, dass der Wasseranteil im Lockermaterial verschwindend gering ist, weil bei Sonnenlicht und hohen Temperaturen alles verdunstet. Unter dieser Decke des abgelagerten Materials (Regolith) gebe es aber einen Dauerfrostboden. Die Wissenschafter rechnen damit, dort und in dauerhaft schattigen Regionen Wassereis zu finden.

Luna-25 soll auch Bodenproben einsammeln – und kann dafür bis zu 40 Zentimeter in die Tiefe vordringen. Weitwinkelkameras fotografieren die Umgebung und die Landschaften, deren Aufnahmen per Funk zu einem Forschungszentrum auf der Erde gesendet werden können.

Zu Sowjetzeiten hatte die stolze Raumfahrtnation mehrfach Geschichte geschrieben. Die Sowjetunion war das erste Land im All und hatte 1961 auch den ersten Menschen in den Kosmos geschickt. Schon 1959 erreichte sie auch als erstes Land der Welt die Oberfläche des Mondes. Bei dem Wettlauf der Systeme um die Erkundung des Weltalls waren dann aber die USA das Land, dem 1969 mit Apollo 11 die erste bemannte Mondmission gelang.

Dorf evakuiert
Ursprünglich hatte Roskosmos mit der Europäischen Raumfahrtagentur (Esa) an dem russischen Mondprogramm gearbeitet. Nach Russlands Invasion in die Ukraine vor mehr als 17 Monaten beendete die Esa die Zusammenarbeit. Kreml-Chef Wladimir Putin, der den Krieg begonnen hatte, will jetzt mit der Mondmission auch zeigen, dass Russland trotz der Sanktionen des Westens weiter in der Lage ist, seine wissenschaftlichen Projekte durchzuziehen.

In der fernöstlichen Region Chabarowsk evakuierten die Behörden am Freitag vor dem Start kurzzeitig ein Dorf, weil die erste Raketenstufe der Sojus dort hätte aufschlagen können. Wenig später konnten die etwa 18 Bewohner in ihre Wohnungen zurückkehren. Roskosmos kündigte bereits die nächsten Missionen Luna-26 bis 2027, Luna-27 bis 2028 und Luna-28 bis 2030 an.

Auch Indien will nach dem gescheiterten Versuch einer Mondlandung vor vier Jahren nun am 23. oder 24. August die Sonde Chandrayaan-3 landen lassen. Eine sanfte Landung schafften bisher nur die USA, die Sowjetunion und China.
(APA, 11.8.2023)
Erste russische Mondmission seit fast 50 Jahren gestartet
 

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#4
LUNA-25
Russische Raumsonde sendet ihre erste Aufnahme von Mondoberfläche
Am Freitag startete Russlands erster Flug zum Mond seit fast 50 Jahren. Die Raumsonde Luna-25 soll dort unter anderem nach Wasser suchen

Das von der russische Raumfahrtbehörde Roskosmos zur Verfügung gestellte Handout zeigt erste Aufnahmen der Mondoberfläche.
AFP/Russian Space Agency Roscosm

Moskau – Nach dem Start ihrer ersten Mondmission seit fast 50 Jahren hat Russland ein Foto von der Oberfläche des Erdtrabanten veröffentlicht. Ein Kamerakomplex der Sonde Luna-25 habe die Aufnahme von der Umlaufbahn des Mondes aus gemacht und zur Erde gesendet, teilte die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos am Donnerstag in Moskau mit. Zu sehen sei unter anderem der von der Erde aus nicht sichtbare und für Forscher interessante Zeeman-Krater nahe dem Südpol auf der Rückseite des Mondes.

Roskosmos erinnerte daran, dass schon 1959 mit der sowjetischen Sonde Luna-3 die ersten Bilder von der Rückseite des Mondes aufgenommen worden seien. Die neue Mission ist die erste seit dem Start der letzten sowjetischen Mondsonde Luna-24 im Jahr 1976.
Am Mittwoch hatte Luna-25 nach mehr als fünf Tagen Flugzeit die Umlaufbahn des Mondes erreicht. Die Systeme der Sonde funktionierten normal, die Verbindung sei stabil, hieß es. Auf der Umlaufbahn sucht die Sonde derzeit einen idealen Landeplatz.

Suche nach Wasser
Die 1.800 Kilogramm schwere Sonde soll laut Roskosmos am 21. August in der Nähe des Südpols des Mondes aufsetzen. Eine Aufgabe ist die Suche nach Wasser. Die erste russische Mondmission seit fast 50 Jahren war am Freitag, den 11. August vom Weltraumbahnhof Wostotschny in der russischen Amurregion gestartet.

Luna-25 ist Teil des russischen Mondprogramms, das vorsieht, bis 2040 eine Raumstation auf dem Himmelskörper zu errichten. Eigentlich sollte die neue Sonde schon lange unterwegs sein. Erster geplanter Starttermin einer Mondsonde war 2012. Im vergangenen Jahr sollte sie im Mai starten, wegen technischer Probleme verzögerte sich die Mission aber. Ursprünglich hatte Roskosmos mit der europäischen Raumfahrtagentur Esa an dem Mondprogramm gearbeitet. Nach Russlands Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022 beendete die Esa jedoch die Zusammenarbeit mit Moskau. (APA, 18.8.2023)

Russische Raumsonde sendet ihre erste Aufnahme von Mondoberfläche
 

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#5
TOUCHDOWN
Überraschendes Wettrennen Indiens und Russlands zum Mond auf der Zielgeraden
Beide Sonden sollen auf dem kaum erforschten Südpol des Mondes landen. Russlands Luna-25 wollte trotz des späteren Starts den ersten Versuch wagen, doch es gibt Probleme

Die russische Mondlandefähre Luna-25 am 13. Juli 2013 im Kosmodrom Wostotschny, etwa 180 Kilometer nördlich von Blagoweschtschensk.
AFP/Russian Space Agency Roscosm

Für die meisten kam der Start der Mondsonde Luna-25 durch die russische Weltraumorganisation Roskosmos überraschend. Eigentlich hatte die indische Mondfähre Chandrayaan-3 sich zum Ziel gesetzt, nicht nur die erste indische Mondlandung durchzuführen, sondern auch erstmals den Südpol des Mondes aus der Nähe zu erkunden. Sie erreichte am 5. August wie geplant die Mondumlaufbahn. Der russischen Sonde, die fast einen Monat später gestartet war, gelang das am 16. August. Dennoch sollte Luna-25 dem indischen Projekt bei der Landung zuvorkommen.

Doch nun werden Schwierigkeiten gemeldet. Am Samstag um 13.10 Uhr mitteleuropäischer Zeit hätte die russische Sonde in eine neue Umlaufbahn eintreten sollen, um sich für die Landung vorzubereiten. Doch dabei gab es offenbar ein Problem. "Während der Operation kam es an Bord der automatischen Station zu einer außerplanmäßigen Situation, die es nicht erlaubte, das Manöver unter den vorgegebenen Parametern auszuführen", teilte die russische Raumfahrtorganisation Roskosmos mit. Man sei dabei, das Problem zu analysieren.

Indische Forschende gaben sich zuvor entspannt: "Im großen Rahmen der Erkundung des Weltraums wird die Reihenfolge der Ankunft keine große Veränderung darstellen", wird Chrisphin Karthick vom Institut für Astrophysik in Bangalore in indischen Medien zitiert. Für die Weltraumforschung an sich stelle eine zusätzliche Sonde aber einen Gewinn dar.


Ein Bild der Mondoberfläche, aufgenommen von der indischen Sonde Chandrayaan-3 am 5. August.
via REUTERS/ISRO

Das überraschende Überholmanöver habe seinen Grund im Gewichtsunterschied zwischen den Sonden und im größeren Treibstoffvorrat der russischen Rakete. Luna-25 wiegt 1.750 Kilogramm, Chandrayaan-3 mit 3.800 Kilogramm mehr als doppelt so viel. Die russische Mission war dadurch in der Lage, eine direktere Route einzuschlagen, erklärt ein Vertreter der indischen Weltraumagentur ISRO. Der indische Zugang, der auch die ökonomische Realität im Blick habe, sei allerdings der richtige, sagt Karthick. "Kosteneffizienz zu berücksichtigen wird uns nicht davon abhalten, nach den Sternen zu greifen."

Nationales Kräftemessen
In Indien bemühte man sich also, den Eindruck eines Wettrennens zu vermeiden. Für das russische Weltraumprogramm war der Wettstreit mit anderen Nationen allerdings immer wieder ein wichtiger Faktor. In der Anfangszeit der Raumfahrt lieferten sich die USA und die Sowjetunion ein intensives Rennen um die Meilensteine der Raumfahrt. Russland brachte mit Sputnik den ersten Satelliten ins All, der erste Mensch in der Erdumlaufbahn, der Russe Juri Gagarin, war 1961 ein Schock für die US-Weltraumambitionen. Auch der erste Weltraumspaziergang ging auf das Konto der Sowjetunion, erst mit dem Apollo-Programm und der ersten bemannten Mondlandung übernahmen die USA die Führungsrolle. Die letzte russische Mondlandung gelang der Roboter-Sonde Luna-24, die in den 1970er-Jahren auch Proben mit Mondgestein zur Erde zurückbrachte.


Inzwischen hat Luna-25 auch Bilder vom Mond zur Erde geschickt. Hier ist der Zeeman-Krater auf der Rückseite des Mondes zu sehen.
via REUTERS/ROSCOSMOS

Bei Luna-25 war eigentlich die europäische Weltraumorganisation Esa mit im Boot. Der ursprünglich geplante Start im Jahr 2012 hatte sich verzögert. Im April 2022 beendete die Esa die Zusammenarbeit. Zwei weitere gemeinsame Sonden waren geplant, allesamt mit europäischen Komponenten. Die Esa hat ihre Hardware inzwischen wieder zurückgeholt, in Russland hat man offenbar Ersatz gefunden.

Überraschung bei Fachleuten
Manuel Scherf vom Institut für Weltraumforschung der österreichischen Akademie der Wissenschaften, der immer wieder mit russischen Forschenden kooperierte, ist überrascht von dem schnellen Start der russischen Sonde, über den er nicht informiert war. "Ich habe nicht damit gerechnet, muss ich sagen", sagt Scherf. Er glaubt, dass es in Russland auch darum ging zu zeigen, dass man es aus eigener Kraft schafft, "gerade weil sie in letzter Zeit Probleme hatten, Weltraummissionen wirklich dorthin zu bekommen, wo sie hinsollten. Der letzte erfolgreiche Start aus dem Erdorbit ist ja auch schon zehn Jahre her."

Verschiedene Raumfahrtkooperationen gerieten seit 2022 aufgrund des Ukrainekriegs unter Druck oder zerbrachen gänzlich. Für Europa ist Russlands Ausstieg aus der Exomars-Mission besonders schmerzhaft. Auch Scherf persönlich verlor Forschungskooperationen und ganz konkret ein Projekt mit dem Wissenschaftsfonds FWF.

Letztes Jahr drohte Russland, aus der Kooperation um die internationalen Raumstation ISS auszusteigen und eine eigene Raumstation ins All zu bringen. Davon ist inzwischen keine Rede mehr, Russland ist nach wie vor auf der ISS vertreten. Unlängst erschien sogar ein russischer Kinofilm, der auf der ISS gedreht wurde. Nun soll die Landung von Luna-25 die russischen Weltraumambitionen neu beleben. Sogar von einer permanenten, bemannten Mondbasis ist die Rede.


Die Stellen, an denen menschliche Sonden oder Raumfähren auf dem Mond landeten: Rot sind die russischen Landepunkte vermerkt, gelb jene der Surveyor-Mission der US-Weltraumorganisation Nasa. Grün sind die Orte markiert, an denen im Rahmen des Apollo-Programms Menschen auf dem Mond landeten.
National Space Science Data Center

Aus wissenschaftlicher Sicht ist der Pol des Mondes wegen der möglichen Verfügbarkeit von Wasser interessant. "Ende der 90er-Jahre, zu Beginn der 2000er-Jahre hat die Nasa-Raumsonde Lunar Reconnaissance Orbiter Wasser gefunden", erzählt Scherf. Man sei vorher davon ausgegangen, dass der Mond im Großen und Ganzen trocken ist. "Aber es gibt Mondkrater vor allem an den Polen, in denen permanent Schatten ist, und da hat sich offenbar Wasser gesammelt", sagt der Forscher. Das Wasser liege nicht als Eis vor, sondern sei im Mondgestein gebunden.

Wasser für Mondstationen
Wasser wäre ein entscheidender Faktor für künftige permanente Siedlungen auf dem Mond, die auch von US-Seite und vonseiten Chinas geplant sind. Wasser müsste nicht von der Erde mitgebracht werden, sondern ließe sich vor Ort gewinnen. Zudem könnte durch die Aufspaltung des Wassers in seine chemischen Bestandteile auch Sauerstoff zum Atmen gewonnen werden. Russland plant ebenfalls eine Mondbasis, die bis 2040 errichtet werden soll. Direkt auf dem Pol werden aber Scherf zufolge eher keine Mondbasen entstehen, weil die Region zu schattig sei.
Sind diese Ankündigungen ernst gemeint, könnte ein Wettrennen um den Mond bevorstehen, das jenes aus den 1960er-Jahren in den Schatten stellen würde. Die Vorbereitungen schreiten jedenfalls voran, kürzlich hat der Mond ein eigenes Zeitsystem bekommen, um die erwarteten zahlreichen Aktivitäten zu koordinieren. Die USA planen mit Artemis 3 bereits 2025 eine Landung auf dem Südpol.
(Reinhard Kleindl, 20.8.2023)
Überraschendes Wettrennen zum Mond zwischen Indien und Russland auf der Zielgeraden
 

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#6
„LUNA-25“-MISSION GESCHEITERT
Russische Sonde auf Mond abgestürzt
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Russlands erste Mondmission seit fast 50 Jahren ist gescheitert. Die Sonde „Luna-25“ sei nach einer „außerplanmäßigen Situation“ auf der Mondoberfläche aufgeschlagen, teilte die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos am Sonntag in Moskau mit. Bereits am Vortag zeichneten sich Probleme bei der Mondmission ab. Die Rede war von einer „außergewöhnlichen Situation“.
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Die Raumfahrtnation Russland wollte mit ihrer ersten Mondmission seit Ende der 1970er Jahre auch einen Außenposten der Menschheit auf dem Erdtrabanten vorbereiten. Die am 11. August mit einer Trägerrakete des Typs Sojus-2.1b ins All gebrachte „Luna-25“-Sonde hätte am Montag auf dem Mond landen sollen. Die Gründe für den Verlust der Sonde sind den Roskomos-Angaben zufolge noch offen. Dazu werde eine Kommission eingerichtet.

Am Samstag hatte Roskosmos zunächst einen unerwarteten Zwischenfall gemeldet. In Vorbereitung auf das baldige Aufsetzen auf der Mondoberfläche sollte die Sonde am Samstag um 14.10 Uhr Moskauer Zeit (13.10 Uhr MESZ) in eine neue Umlaufbahn des Erdtrabanten eintreten. „Während der Operation kam es an Bord der automatischen Station zu einer außerplanmäßigen Situation, die es nicht erlaubte, das Manöver unter den vorgegebenen Parametern auszuführen.“

Teil von umfangreichem Mondprogramm
„Luna-25“ war Teil des russischen Mondprogramms, das die Errichtung einer eigenen Raumstation auf dem Himmelskörper bis 2040 vorsieht. Die Sonde startete vor mehr als einer Woche ins All und trat am Mittwoch in die Umlaufbahn des Mondes ein. Seitdem suchte der 1.800 Kilogramm schwere Flugkörper russischen Angaben zufolge nach einem geeigneten Landeplatz. Am Donnerstag präsentierte Roskosmos ein Foto der Mondoberfläche, das die Sonde aufgenommen habe.

Es war die erste Mondmission seit der sowjetischen Raumsonde „Luna-24“ im Jahr 1976. Eigentlich hätte die Sonde schon lange unterwegs sein sollen. Der erste geplante Starttermin einer Mondsonde war 2012. Im vergangenen Jahr wurde für Mai erneut ein Start anvisiert, der sich aber wegen technischer Probleme wieder verzögerte. Ursprünglich arbeitete Roskosmos mit der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA) an dem Mondprogramm. Nach Russlands Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022 beendete die ESA jedoch die Zusammenarbeit mit Moskau.

Indisches Landemodul weiter auf Weg Richtung Mond
Neben Russland gibt es derzeit in einer Reihe von weiteren Ländern Planungen für eine Mondlandung. Diesem Ziel am nächsten ist mit einer am 23. oder 24. August geplanten Mondlandung Indien. Bisher läuft nach Angaben der indischen Weltraumbehörde (Indian Space Research Organisation, ISRO) alles nach Plan. Erst am Donnerstag gab ISRO bekannt, dass das Landemodul „Chandrayaan-3“ erfolgreich von der restlichen Mondmissionsonde abgetrennt worden sei.

Eine sanfte Landung schafften bisher nur die USA, die Sowjetunion und China. „Chandrayaan“ bedeutet „Mondfahrzeug“ auf Sanskrit. Mit der unbemannten Mission will Indien die kaum untersuchte Südseite des Mondes rund zwei Wochen lang erforschen. Ein erster Versuch war 2019 misslungen. Bei der Mission stürzte, so wie jetzt beim russischen Anlauf, das Landemodul auf die Oberfläche des Erdtrabanten. Auch das japanische Start-up-Unternehmen Ispace scheiterte heuer mit dem Versuch, als erstes Privatunternehmen eine Sonde auf den Mond zu bringen. Nur kurz vor der im April geplanten Landung brach der Funkkontakt zum Ispace-Mondlander „Hakuto-R“ ab.

Während des Kalten Krieges hatten sich die Sowjetunion und die USA ein Wettrennen in der Raumfahrt geliefert. Die Sowjetunion schoss 1957 den ersten Satelliten ins All, „Sputnik 1“. Der Russe Juri Gagarin war 1961 der erste Mensch im Weltraum. Im Rahmen des US-Programms „Apollo“ landeten 1969 Neil Armstrong und Buzz Aldrin als erste Menschen auf dem Mond.
20.08.2023, pepr, ORF.at/Agenturen

Links:
„Luna-25“-Mission gescheitert: Russische Sonde auf Mond abgestürzt
 
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