Schallaburg noch bis nächstes Jahr „verhüllt“
Nach der ersten Instandsetzung der Schallaburg vor rund 50 Jahren, ist seit geraumer Zeit die zweite große Welle der Restaurierung im Gange. 2024 soll die umfassende Sanierung abgeschlossen werden. Während der Jahresausstellung bleibt die Schallaburg „verhüllt“.
Online seit heute, 19.27 Uhr
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Der Renaissance-Innenhof mit den herausragenden Terracotta-Skulpturen ist derzeit völlig eingerüstet. Von den historischen roten Figuren ist nicht viel zu erkennen. Gleich verhält es sich mit der Fassade. Sie verschwindet, weithin sichtbar übers Land, hinter einem weißen Baugerüst mit Netz, als wäre es ein Kunstwerk von Christo. Der weiß-blaue Turm der Schallaburg wird um Längen überragt von einem ausladenden orangen Kran, der sich aus der Mitte der mittelalterlichen Burgruine erhebt.
Selbst von der weit entfernten Süd-Autobahn A2 ist klar ersichtlich: Die Schallaburg wird herausgeputzt. Im Inneren sind es die Klimatechnik, die Sicherheitstechnik, der barrierefreie Weg durch die künftigen Ausstellungen und neu gestaltete Räume, die seit einiger Zeit vorangetrieben werden. Im Außenbereich werden die Fassade, die Fenster und die Dachlandschaft erneuert.
Auf die Pflege in der Zukunft wird heute geachtet
Bei der Restaurierung der Schallaburg setzt man prinzipiell auf eine nachhaltige Sanierung, bei der traditionelle Handwerkstechniken und Materialien von früher eingesetzt werden. „Wenn man an eine solche Fassade herangeht, tauchen immer neue Aspekte auf, die man vorher nicht erahnt hat“, erzählt Geschäftsführer Peter Fritz bei der Baustellenbesichtigung. „Was wir nicht gewusst haben, ist, dass die Steingewände, also die Fenstereinfassungen in grau gehalten waren. Der Plan ist, dass wir das wieder herstellen, um dem Charakter nahe zu kommen, wie es um 1570 hier ausgesehen hat.“
In der Fensterwerkstatt, die im Burginneren eingerichtet worden ist, werden die Fenster mit Leinöl behandelt. Der Vorteil: Sie müssen später nicht wieder herausgenommen und abgeschliffen werden. „Wir verwenden Techniken und Handwerks-Wissen, sodass man die Fenster mit wenig Aufwand mit den eigenen Handwerkern später bei der Pflege einsetzen kann, um so kostengünstig die Lebensdauer der Fenster zu verlängern“ ergänzt Fritz.
ORF
In der Fensterwerkstatt werden die Fenster mit Leinöl behandelt
Bei der Wahl der Dachziegel wird darauf geachtet, dass sie sich harmonisch ins Gesamtbild der Burg einfügen. Man könnte sagen, obwohl die Dachziegel brandneu sind, sollen sie gebraucht aussehen. Der Trick, der dabei angewandt wird, ist, dass die Ziegel unterschiedliche Längen haben, dass sie nicht gleich eingefärbt sind und eine raue Oberfläche haben, damit sie schneller den Veränderungen der Natur ausgesetzt sind.
Zehn Jahre Terrakotta-Forschung auf der Schallaburg
Der Höhepunkt dieses Baustellentages ist der Tausch eines Delfin-Reliefs aus Terrakotta. Seit 1570 wurden diese – für die Schallaburg so charakteristischen Teile – nicht mehr mit den gleichen Materialien gewechselt.
„Wir können hier wirklich von einer kleinen Sensation auf der Schallaburg sprechen. Das Wissen, wie man Terrakotten dieser Art brennt, und wir sprechen hier vom Jahr 1570, ist verloren gegangen. Deshalb hat man bei allen späteren Restaurierungen auf Gips oder Kunststein zurückgegriffen. In einem Forschungsprojekt, das zehn Jahre lang gelaufen ist, hat unser Restaurator das Rätsel geknackt und herausgefunden, wie diese Brenntechnik funktioniert.“
Vorsichtig wurden an diesem Tag die kostbaren Reliefteile vom Mauerwerk geschnitten und über das Gerüst zu Boden befördert. Danach wurde das etwa eineinhalb Meter breite und einen Meter hohe neue Reliefteil aufgezogen und an der Wand mit Bindemittel befestigt.
Aus vergangenen Fehlern lernen und nachhaltig sanieren
Von 1968 an wurde die Schallaburg komplett saniert und 1974 der Öffentlichkeit als Ausstellungszentrum zugänglich gemacht. Die bis heute erfolgten Sanierungen sind sehr gut dokumentiert, Sanierungserfolge und Sanierungsmisserfolge deutlich erkennbar. Daraus zog man auf der Schallaburg die Lehre.
Nicht für die Ewigkeit sanieren, sondern in Pflege halten, lautet aktuell der Anspruch. Sanierungen müssen also so ausgeführt werden, dass das Gebäude in der Folge mit wenig Aufwand gepflegt und damit seine Lebensdauer verlängert werden kann.
Die zentrale Erkenntnis lautet: Die Nutzung von Denkmälern ist vor allem eine Frage der Haltung. Die Grundsätze, denen sich die Schallaburg verschrieben hat, sollen denkmalkonformen Umgang mit historischer Bausubstanz sicherstellen und ebenso ein Beitrag zur Nachhaltigkeit sein.
19.04.2023, Hannes Steindl, noe.ORF.at
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