Petersberg - Ternitz

Tom69

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#1
Unter dem Petersberg bei Ternitz befinden sich Stollenanlagen, die im 2.WK angelegt oder zumindesten verwendet worden sind.
Kann mir jamand sagen, welche Rüstungsbetrieb dort "untergezogen" ist ?
(WN-Flugzeugwerke oder Schöller-Bleckmann für die Panzerstahlproduktion)
 

josef

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#2
WNF-Verlagerung

Kann mir jamand sagen, welche Rüstungsbetrieb dort "untergezogen" ist ?
Dort war die WNF-Verlagerung mit dem Decknamen "Cyanid". Wird unter Ortsbezeichnung "Rohrbach" geführt, da in die dortige Weberei die Erstverlagerung für "Allgemeinen Teilebau und Rumpfvormontage" aus Werk II erfolgte. Tarnadresse/Bezeichnung war "Hans Bauer & Karl Schranz, Schrauben- u. Nietenfabrik", Belegschaftsstärke 1.522 zum 05.12.1944.

Dazu wurde in den Petersberg, südlich des Werkes, in Stollen eine Erweiterungsfläche von 3.100m² geschaffen => Deckname Cyanid.

Siehe dazu auch: http://www.geheimprojekte.at/firma_wnf_auslagerungen.html#rohrbach
Weitere Quelle bei: Haberfellner, Schroeder "Wiener Neustädter Flugzeugwerke" ISBN 3-7059-0000-5, Seite 214ff

lg
josef
 
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#4
Im Sommer aufgenommene Informationstafel über den Peterwald (Petersberg), Lokation von "Cyanid". Haupteingang bei Schnittstelle III, IV und I. Alles verschüttet und Stollen mit Beton ausgefüllt.
Im oberen rechten Bereich des Fotos sieht man auch die ehemalige Rohrbacher Spinnerei - auch ein Verlagerungsort der Flugzeugwerke Wiener Neustadt (WNF) in WKII.

upload_2017-12-11_21-49-34.png
 
#5
Als Abrundung über diese Gegend noch eine wahre und interessante Geschichte um den Petersberg:

http://www.menschenschreibengeschichte.at/cms/index.php?pid=30&ihidg=14248&kid=1181
P.S. Unter dieser Webseite sind auch viele Kriegserlebnisse nachzulesen.

Update 10/2023: leider ist dieses Portal nicht mehr online.
Wirklich ärgerlich. Da schreiben viele viele Menschen seitenlange Erinnerungen, die dann wieder "verschwinden".

Usprüngliche Aufgabe war lt. Beschreibung:
Menschen Schreiben Geschichte ist ein von der Dokumentation lebensgeschichtlicher Aufzeichnungen am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien konzipiertes interaktives Erinnerungsalbum, das dazu aufruft, lebensgeschichtliche Aufzeichnungen zu veröffentlichen.
 
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josef

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#7
Ein Bericht in den Bezirksblättern - Bez.Neunkirchen:


Naturdenkmäler im Bezirk Neunkirchen
Der Peterwald bei Ternitz



27 Bilder:
Naturdenkmäler im Bezirk Neunkirchen: Der Peterwald bei Ternitz


Der Peterwald ist ein ca. 250 Jahre alter Schwarzföhrenbestand, der im Westen vom Schwarzafluss, im Südosten vom Schwarzatal-Radwanderweg begrenzt wird.
Im April 1978 wurde er aufgrund seiner dominierenden Lage und seines Baumbestandes zum Naturdenkmal erklärt. 2002 wurde dies abgeändert und das Waldgebiet in verschiedene Bereiche aufgeteilt.

In Nachbarschaft steht die barocke St. Peter und Paul Kirche ( Im 12. Jahrhundert befand sich an dieser Stelle eine Turmburg, Sitz des Adelsgeschlechtes der Dunkelsteiner). Westlich der Kirche befindet sich die Heiligengrabkapelle und das im Jahre 1948 erbaute Heimkehrerkreuz.

Ein Bericht aus der Vergangenheit:
Das Geheimnis des Peterwaldes
 

struwwelpeter

Well-Known Member
#8
Diese Waldinsel ist jetzt höchst gefährdet.
Obwohl hauptsächlich Schwarzföhren - welche klimaresistenter als Fichten sind - vertrocknen diese durch die heißen und ungeschützen Winde aus der Ebene bzw. durch Pilzbefall bei Schwächung (Braunfärbung).
Der Wald selbst soll ja laut Konzept teilweise völlig der Natur überlassen werden - da werden sich dann riesige Baumleichen türmen.
 
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#10
Betreffend Projekt Cyanid:
Es führten drei Mundlöcher parallel in den Berg welche durch sieben Stollenachsen verbunden waren.
Ein viertes Mundloch war ein seitlicher Eingang.

Visuell auffallend war die Errichtung der Stollen mittels Betonformsteinen - die entsprechenden Fotos habe ich leider verloren.
Die Stollen waren in das Verlagerungsprogramm der WNF (Wiener Neustädter Flugzeugfabrik) eingebunden, wobei die Stollen die eigentliche Verlagerung in der direkt angrenzenden "Rohrbacher-Spinnerei" (ab 1943) ergänzten.
Berichtet wurde von 53 Arbeitern direkt im Stollen (1944).
Wahrscheinlich waren es aber hauptsächlich "Arbeiterinnen", welche vom nahe gelegenen Zwangsarbeiterlager bei Rohrbach/Steinbruch kamen.

Am 30.5.1944 hatte ein massiver Luftangriff von schweren Bombern das Werk Rohrbach angegriffen und es schlugen 57 Bomben am Fabriksgelände ein. Drei Arbeiter, darunter der Fabriksdirektor Rüf fanden den Tod. 60 Wohnungen und wertvolle Objekte wurden vernichtet.

Im Jahr 2003 wurden die Stollen größtenteils verfüllt und die Zugänge verschlossen.

Auf einer älteren Karte des Gebietes ist die Bezeichnung Schottergrube ersichtlich. In diesem Teil dürfte also früher Schotter abgebaut worden sein und waren zu dieser Zeit wahrscheinlich schon kleinere Höhlen im Rohrbacher-Konglomerat Gestein:
Screenshot 2024-03-14 184320.png

Die man auf einer Aufnahme von ca. 1904 schon erkennen kann:
20240322_163037E.jpg

Fügt man diese Aufnahme mit der heutigen Ansicht zusammen, ergibt sich dieses Bild:
Test.jpg
A.png
 
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#11
Hier ein aktueller Laserscan:
Screenshot 2024-03-14 185325.png

Blau: Hier verläuft knapp überhalb einer Geländekante ein Deckungsgraben vom Forstweg beginnend bis zu den Mündungslöchern.
Grün: Vertiefungen im Gelände, in der Nähe des Deckungsgrabens wahrscheinlich eine Sammelstelle. Drei andere davon haben den Charakter einer Vorratsstelle. Einer sieht wie ein Bombentrichter aus.
Rot: Hier sind die Baureste der Schlossfundamente zu finden. Angeblich gibt es hier auch die Reste einer Flak-Stellung. Kann ich mir nicht ganz vorstellen, da die Flak unterhalb der Bäume rausgeschossen haben muss. Jedenfalls habe ich in diesem Bereich früher Reste eines Keramik-Geschirrs mit Hakenkreuz sowie einen Schrank, wie für Arbeiter Utensilien der Baufirma Rella gefunden.
Gelb: Hier kann man noch die drei Mundlöcher erkennen. Am Ende der Stollen mit ?? sollte der 4 Zugang gewesen sein (lt. mündlicher Mitteilung), allerdings kann man dies nicht mehr nachverfolgen.
Screenshot 2024-03-14 185154.png
2003_Screenshot 2024-03-14 184832.png
 
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#13
Die Zugänge zu den Mundlöchern bzw. Stolleneingängen erfolgte zwischen der Hangseite und dem aufgetürmten Stollenaushub, der eine physikalische Abschirmung der Eingänge darstellte.
Es sind noch zwei Maschinenfundamente vorhanden, wahrscheinlich mit Elektrokabel verbunden, da die umliegenden Bäume noch teilweise Isolatoren haben bzw. bei einem Fundament zentralisiert zusammengehen.

Eines ist auf dem Aushubmaterial rechts: 20240315_121212.jpg
Zwischenablage_04-11-2024_01.jpg

Und das andere am Ende des "Weges" beim letzten Stollen 3:
20240315_123049.jpg
Ich habe es etwas "gesäubert":
20240315_122648.jpg
mit einem Fundstück:
20240315_122706.jpg
 
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#15
Toller Bericht @struwwelpeter! Vielen Dank!
Wohne gleich am Fusse des Petersberg und bin auch des öfteren dort.
Die Betonierten Fundamente sind von der Belüftungsanlage (lt. Zeitzeugen).
Wir haben auch noch einen Teil des Schaltkästchens gefunden.

Desweiteren hier noch ein Foto von einem Notausstieg, der aber nach ca 1,5 Metern schon verschüttet ist.
 

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#16
@Rene1985 Danke!
Belüftungsanlage!! - gut zu wissen.

Der Notausstieg ist aber kein Notausstieg. Die Stollen gingen bei weitem nicht so weit.
Zwischen dem "Notausstieg" und den Stollen war früher ein Steinbruch, welcher die Befestigungen für u.a. den Werkskanal (gleich daneben) lieferte.
Daher dürfte dies ein Sprengmittellager gewesen sein.
Der Steinbruch diente auch in den 1930 Jahren "Roma" als Unterkunftsstätte. Ich hatte hier einen Bericht verlinkt, welcher leider nicht mehr im Netz ist. Er beschreibt diese Details. Die Nachfahren stellen hier von Zeit zu Zeit Kerzen als Andenken auf.
Später wurde der Steinbruch mit Müll befüllt (bin selbst da noch herumgezogen) und mit Erde bedeckt.
 
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