Ostergeschichte: Tod am Kreuz usw. ein Übersetzungsfehler?

josef

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#1
Tod am Kreuz
Alles nur ein Übersetzungsfehler?
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Zur Ostergeschichte ist sowohl theologisch als auch von der historisch-kritischen Bibelwissenschaft alles gesagt. Aber offenbar noch nicht von allen. Der Publizist und Bestsellerautor Franz Alt versucht sich in einem neuen Buch mit Breitenwirkungscharakter wieder an einer Frage: Was, wenn die Übersetzungen der Ostergeschichte unscharf sind, Jesus gar nicht am Kreuz starb? Alt argumentiert mit der aramäischen Variante der Evangelien – und fordert die Rückkehr der Kirche zu einer „jesuanischen“ Institution. Einmal mehr wird die Rolle von Paulus in der Auslegung der Geschehnisse nach Golgatha kritisiert.
Online seit heute, 15.04 Uhr
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Was haben die Anti-Atom-Bewegung, die Krise der CDU, die Grünen-Bewegung, die Debatten über den Standort der Kirche, Diskussionen über die Gleichberechtigung und Greta Thunberg mit der Ostergeschichte zu tun? Eigentlich nichts, könnte man meinen; für den deutschen Publizisten, Buchautor und einstiges Mitglied der Union, Franz Alt, wiederum alles. Er sieht Jesus als Vorbild für die Neuordnung der Politik, Gesellschaft – und nicht zuletzt der Kirche, seiner Kirche. Dass Alt seine guten Absichten vom „pazifistischen Jesus“ auch in der „Nationalzeitung“ abdrucken ließ, hat dem Grimme-Preisträger auch zusätzliche Kritik eingetragen.

Helfen würde laut Alt die Änderung des bisherigen Bildes von Jesus von Nazareth. Verkürzt gesagt: Er rät zur Verabschiedung vom Dogma der göttlichen Natur Jesu, was gelinde gesagt, die katholische wie reformierte Theologie auf den Kopf stellen würde. Bereits im 4. Jahrhundert, zum Konzil von Nicäa, als das Christentum unter Konstantin I. Staatskirche wurde, wurde ja die Gottesnatur von Jesus Christus als Dogma festgehalten, davon abfallende Glaubenslehren wie der Arianismus wurden unter Strafe gestellt.

Eine Rückübersetzung und ein neuer Blick
Alt vertraut auf den Text der Evangelien, vor allem auf die Rückübersetzung der Evangelien ins Aramäische, wie sie vom deutschen Pater Günther Schwarz über Jahrzehnte hinweg durchgeführt und propagiert wurde. Gestützt auf die Thesen von Schwarz geht Alt von Übersetzungsfehlern der Evangelien aus und spricht von dogmatisch-theologischen Wunschzurichtungen der Bibel, die nichts mit den Absichten Jesu zu tun hätten. Von der historisch-kritischen Bibelforschung ist dieser Ansatz nicht gedeckt (und wer eines der Bücher von Schwarz mit seinem Text der Evangelien haben möchte, muss auf den Gebrauchtbuchmarkt 300 Euro aufwärts hinlegen).


Public Domain
Kaiser Konstantin I. mit den Ergebnissen des Konzils von Nicäa

Der spät zum Pastor berufene Schwarz ging in seiner Forschung vom Versuch einer Rückübersetzung aus, in dem er die griechische Bibel ins Aramäische rückübersetzte und missverständliche Stellen mit einer Art Nachinterpretation zu füllen suchte, um eine im Aramäischen stimmige Version herzustellen. Für den Quellenabgleich zog Schwarz etwa die Peschitta heran, die Bibel für die Kirchen in der syrischen Tradition, deren Wurzeln bis ins 1. Jahrhundert zurückreichen. Schwarz meinte, dabei den Sprachduktus eines Propheten der damaligen Zeit rekonstruieren zu können, etwa indem er alle Aussagen Jesu in Versform setzte. Begründung dafür: Die Propheten der Zeit hätten damit ihren Äußerungen die Gestalt leichter merkbarer Thesen gegeben.

Abrechnung mit Paulus
Schwarz’ Erkenntnisse rechnet Alt nun auch in diesem Band stimmungsvoll hoch für eine Auseinandersetzung mit dem Amtskirchentum. Alle Leser, die sich freilich immer schon mit dem Konzept der Wandlung in der Liturgie schwertaten, werden bei der Lektüre von Alt jubilieren. Er tritt gegen die paulinische Losung (1. Kor. 1, 23) an, die die Auferstehung „zum Dreh- und Angelpunkt des Glaubens“ mache. Das verstelle den Blick auf die zentralen Botschaften Jesu, der wie alle Propheten seiner Zeit in einer Mode von Wiedergeburtsüberzeugungen unterwegs gewesen sei (eines der Fundamente der Annahmen auch bei den Übersetzungen von Schwarz).

Bücher zum Thema
  • Franz Alt: Die größte Liebe aller Zeiten. Die wahre Geschichte von Jesus, Maria Magdalena und Judas. Herder, 320 Seiten, 24,70 Euro.
  • Johannes Fried: Kein Tod auf Golgatha. Auf der Suche nach dem überlebenden Jesus, C.H. Beck, 195 Seiten, 20,60 Euro.
Auch wenn Alt in der Frage, ob Jesus am Karfreitag gestorben sei oder nicht, nicht klar Stellung beziehen will, so sagt er, dass an keiner Stelle der Evangelien der Tod Jesu festgehalten sei. Alt verweist auf die Einheitsübersetzungen der Evangelien von Matthäus, Markus, Lukas und Johannes, in denen sich überall die Metapher des „ausgehauchten“ oder „aufgegebenen Geistes“ finde. Er möchte, wie er selbst sagt, in der Ostergeschichte nach den „Fakten“ suchen, „und nicht nach den christologischen Ideen, die zu bestimmten Lehren der Kirche passen“. Muss er nicht, er ist Publizist und nicht Theologe. Nur werden ihm die Theologen kaum folgen können, etwa wenn er mit Verweis auf ein Zitat aus der Schwarz’schen Rückübersetzung zur Begegnung von Jesus mit Maria von Magdala am Ostermorgen zitiert: „Berühre mich! Denn ich bin gar nicht gestorben.“ (Joh, 20, 17 RÜ)

Neuausrichtung des Kirchenbildes
Alt würde ein bisschen mehr Bescheidenheit guttun, meinten Kritiker seines Ansatzes, hielten ihm aber zugute, dass er sich für eine positive Betonung der Botschaften Jesu und für eine optimistisch-empathische Kirche einsetze. Dass man freilich aus der bemüht projektiven Lesart einer Rückübersetzung nicht über die Quellenproblematik zur Bibel hinauskommt, liegt auf der Hand.

Rabatti – Domingie / akg-images / picturedesk.com
Die Lanzenstiche, die Jesus in der Geschichte der Kunst erhalten hat, hätte er schwerlich überlebt. Mal traf es ihn links, mal auf der rechten Seite.

„Tatsache ist, dass außer einigen außerhalb des NT überlieferten Worten alles, was Jesus gesagt hat, nur in den vier griechisch geschriebenen Evangelien überliefert ist“, erinnert etwa der Theologe und Sozialphilosoph Franz Magnis-Suseno an die Ausgangslage zur Beurteilung der Bibel. Mit dem bei Alt gerne verwendeten Wort „Fälschung“ solle man, gerade wenn man selbst nur Projektionen zur Hand habe, bescheidener umgehen.

Wer kann ein wahres Jesus-Bild behaupten?
Wäre das Christentum tatsächlich nur einer Fälschung aufgesessen, dann wäre „der wirkliche Jesus tatsächlich seit 2.000 Jahren mausetot“ – und ohne jede Folgewirkung geblieben, kann man die Kritik von Magnis-Suseno deuten.
Alt wiederum möchte, was ehrenwert ist, Jesus als „Eingeborenen des Nahen Ostens seiner Zeit“ verstehen. Das ermögliche, von den dogmatisierten und ideologisierten Jesus-Bildern des Abendlandes wegzukommen. Der Boden für seinen Ansatz bleibt dünn und letztlich ebenso eine Glaubens- wie Überzeugungsfrage.

Illu/ORF.at
Geheimnis des Glaubens: Das leere Ostergrab beschäftigte etwa Paulus noch wenig. Ab dem Mittelalter wird es zur großen Leerstelle und zum Ort für Projektionen.

Fehlende Belege für die Auferstehungsthese
Die These vom Tod Jesu wird aber auch von geschichtswissenschaftlicher Seite und ohne Rückgriff auf aramäische Spitzfindigkeiten zumindest mit einem großen Fragezeichen versehen. Neben zahllosen Scheintod-Debatten-Strängen äußerte zuletzt der Historiker Johannes Fried in seinen Büchern, etwa „Kein Tod auf Golgatha“, Zweifel an der These vom Ableben Jesu auf Golgatha.

Oder anders gesagt: Fried sieht fehlende Belege für eine Auferstehungsthese. „Die Darstellung und der Sprachgebrauch bei Paulus und in den Evangelien liefern keinerlei Beweis für die ‚Auferstehung‘, sondern nur für die Bereitschaft, an eine solche zu glauben“, so Fried. Als die erste von Paulus bezeugte Glaubensformel entstanden sei, habe das griechische Wort egeirein im situativen Kontext nur „aufgewacht“ bedeutet und habe erst durch christlichen Einfluss die Bedeutungsebene von „auferwecken“ bekommen. „Jesus ist gestorben und auferstanden“ (1 Thess., 4,14, 1 Kor. 15,3-4) beziehe sich auf das griechische Verb anhistánai, das im zeitgenössischen Griechisch bloß „aufstehen“ oder „sich aufrichten“ meinte. Die Interpretation des Paulus setze also einen „schon elaborierten Glauben“ voraus.

Dass Gott Jesus von den Toten auferweckt habe, lasse sich nicht vor Paulus datieren, betont Fried: „Erst die Evangelisten formulierten und propagierten die endgültige, die ultimative Geschichte.“ An ein leeres Grab zu erinnern, so Fried, habe sich bei Paulus erübrigt: „Er verschmolz das wunderbare Handeln Gottes an Jesus mit seiner eigenen Christusschau.“

02.04.2021, Gerald Heidegger, ORF.at

Links:
Tod am Kreuz: Alles nur ein Übersetzungsfehler?
 

Lost-Amy

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#2
mit diesem Thema haben sich schon mehrere Menschen beschäftigt unter anderem auch Johannes Fried in seinem Buch "kein Tod auf Golgatha"

Klappentext zu „Kein Tod auf Golgatha “
Was wissen wir zuverlässig über Jesus? Dass er gelebt hat und um das Jahr 30 gekreuzigt wurde, gilt als Minimalkonsens. Der renommierte Historiker Johannes Fried geht noch einen Schritt weiter: Medizinische Erkenntnisse legen nahe, dass Jesus die Kreuzigung überlebt hat. Von hier aus begibt sich Fried auf eine höchst spannende Spurensuche nach dem überlebenden Jesus, die von den Evangelien über Fragmente "häretischer" Schriften bis zum Koran führt.
Folgt man dem nüchternen Kreuzigungsbericht des Johannes, erlitt Jesus bei der Folterung eine Lungenverletzung und fiel am Kreuz in eine todesähnliche Kohlendioxidnarkose. Nur eine gezielte Punktion kann das Leben retten, und genau dafür sorgte der Lanzenstich eines römischen Kriegsknechts. Jesus wurde ungewöhnlich früh vom Kreuz abgenommen, ins Grab gelegt und bald darauf lebend gesehen. Johannes Fried beschreibt, wie sich in der Folge im Römischen Reich die Theologie vom auferstandenen Gottessohn verbreitete, während Jesus in Ostsyrien als Mensch und Gesandter Gottes verehrt wurde. Diese Lehre wurde verketzert und ist nur noch in Fragmenten greifbar, aber gerade hier könnten sich Spuren von Jesu weiterem Wirken außerhalb des Zugriffs der römischen Staatsgewalt finden, die bis zur Frühgeschichte des Islams führen.

Johannes Fried
Weltbild: kein Tod auf Golgatha
 

pauli

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#3
Dreh und Angelpunkt an der Wiederauferstehungs Geschichte dürfte tatsächlich der Lanzenstich sein . Dieser war zu dieser Zeit üblich um den Tod des Verurteilten festzustellen und zwar wann das Blut wässrig würde wusste man der Tod ist eingetreten .So ist es mir erklärt worden in meiner Schulzeit . Die Frage ist ja jetzt ,hat der römische Soldat Jesus unabsichtlich das Leben gerettet nur durch einen vorsichtigen Lungenstich?
 

Lost-Amy

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#4
hmmm ... eigentlich ist es ja egal ob die Ostergeschichte der Wahrheit entspricht oder nicht, wer daran glaubt bzw glauben möchte dem gibt sie Kraft, Mut und Zuversicht und derjenige wird sich auch durch wissenschaftliche Erkenntnisse nicht davon abbringen lassen
und diejenigen die nicht daran glauben glauben eben nicht daran, mit oder ohne Bestätigung
und dann gibt es noch die Neugierigen wie zB mich die doch ganz gern die "Wahrheit" wissen möchten, obwohl es sehr schwierig bis unmöglich ist hier zuverlässige Fakten, Daten und Tatsachen zu finden

ja, es gibt/gab Versuche von Wissenschaftlern die die Kreuzigung mit Freiwilligen nachstellten und herausgefunden haben (wollen) das Jesus die Kreuzigung überlebt hat/haben könnte

der Lanzenstich spielt dabei eine ganz bedeutende Rolle

ich schau mal ob ich den Bericht noch finde

inzwischen ein anderer Bericht, der auch gut zum Thema passt

Welt der Wunder: das wahre Leben nach dem Tod - überlebte Jesus die Kreuzigung?
 

Lost-Amy

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#5
ok, hab den Bericht gefunden

Welt der Wunder Magazin 1/21
Artikel "CSI Tempelberg: Die Messias Verschwörung - wie starb Jesus wirklich?"
von S. Gernand
Seite 68 -76

ich glaub, ich darf den Artikel aus Urhebergesetzgründen nicht hier einstellen
 
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