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#41
Das Kreuzbergl in Klagenfurt
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Das Kreuzbergl in Klagenfurt“ im Kreislauf der Jahreszeiten.
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Kärntens Landeshauptstadt hat ein grünes Herz. Mitten in Klagenfurt erstreckt sich mit dem Kreuzbergl ein naturnaher Wald mit einer breiten Vielfalt an Fauna und Flora. 1957 wurde der Gletscherschliff des Kreuzbergls zum „Naturdenkmal“ ernannt. Dass es sich im Kern um eine historische Parklandschaft handelt, die anlässlich des Besuchs von Kaiser Franz Joseph 1850 entstanden ist, wissen nur noch die wenigsten.

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Das Kreuzbergl ist der „Hausberg“ von Klagenfurt und bietet einen wunderschönen Ausblick auf die Stadt

Heute ist das Kreuzbergl für die Klagenfurter eines der wichtigsten Naherholungs-, Freizeit- und Sportgebiete. Man trifft sich auch beim Besuch des Botanischen Gartens oder in der Sternwarte. Hier liegt die Geburtsstätte des Klagenfurter Lindwurms. Denn aus dem „Kreuzberglschiefer“ wurde mit größter Wahrscheinlichkeit das Klagenfurter Wahrzeichen schlechthin gehauen.

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Am Ostrand des Kreuzbergls befinden sich drei Stehgewässer: Der obere, mittlere und untere Teich.

Die Bunkeranlage im Kreuzbergl rettete während des 2. Weltkriegs aber auch tausenden Klagenfurtern das Leben – Erfahrungen, über die Zeitzeugen berichten und die auch die jugendliche Ingeborg Bachmann in ihrem Kriegstagebuch verarbeitet hat. Es ist ein besonderer Lebensmittelpunkt der Kärntner Landeshauptstadt, wo sich mit Natur, Geschichte, Geologie, Kultur, Sport und Astronomie unterschiedlichste Lebensbereiche auf engstem Raum vereinen.

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Im Jahr 1965 wurde auf dem alten steinernen Aussichtsturm des ausgedehnten Klagenfurter Kreuzbergl-Waldgeländes eine Sternwarte errichtet.
(h)ERZberg. Das Kreuzbergl in Klagenfurt
 

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#42
Wie ein „Nörgler“ Klagenfurt prägte
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Den Fortschritt verdankt man meistens den Nörglern. Zufriedene Menschen wünschen nämlich meist gar keine Veränderung. Und so verdankt die Landeshauptstadt Klagenfurt auch dem „Nörgler“ Herzog Bernhard von Spanheim, dass sie zu dem wurde, was sie heute ist.
Online seit heute, 7.19 Uhr
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Bernhard von Spanheim gilt als Klagenfurter Visionär und Vordenker, sagte Kärnten Guide Rotraud Jungbauer: „Er war mit der Lage der Stadt, die sein Vater hatte bauen lassen, nicht zufrieden. Sie befand sich am Ufer der Glan und damit direkt im Überschwemmungsgebiet. Der Boden rund um die Häuser war sumpfig und es gab ständig Überflutungen.“

Traum vom großen Handeslplatz
Diese Voraussetzungen ermöglichten es dem jungen Herzog Bernhard nicht, ermöglichten seine Pläne umzusetzen. „Er wollte aus der kleinen Ansiedlung Klagenfurt einen bedeutenden, befestigten Handelsplatz machen. Also verlegte Herzog Bernhard von Spanheim seine neue Stadt einen Kilometer weiter südlich auf eine trockene Schotterplatte. Das war das Gebiet des heutigen Alten Platzes.“

Klagenfurt war damals also ein kleiner Handelsplatz auf einer Länge von 370 Metern und einer Breite von ca. 180 Metern. Laut Jungbauer gab es zwei Stadttorte – eines im Westen und eines im Osten – eine sechs Meter hohe Mauer und einen zehn Meter breiten Graben, die als Befestigungsanlage dienten.

Wohn- und Arbeitshäuser in einem
Genau auf diesem Platz, dem heutigen Alten Platz, entstanden damals die sogenannten Ackerbürgerhäuser: „Es handelte sich um Bürgerhäuser, die zusätzlich um eine Ackerfläche verfügten. Auf beiden Seiten des Alten Platzes wurden nun schmale, aber tiefe Parzellen angelegt. Auf diesen wurden Wohn- und Arbeitshäuser mit einem Wirtschaftshof errichtet. Vorne, zum Platz hin gerichtet, befand sich das Wohnhaus mit den notwendigen Räumlichkeiten für die Verrichtung der entsprechenden Arbeiten, also zum Beispiel der Werkstatt für eine Tischlerei, einen Hufschmied oder einen Werkzeugmacher. Diese Werkstätten waren im Erdgeschoß. Darüber befanden sich die Wohnräume für die Familie.“
Hinter dem Haus gab es einen begrünten Innenhof, wo Gemüse angebaut oder Tiere gehalten wurden. Etwas weiter hinten befanden sich Geräteschuppen und Waschküchen. Laut Jungbauer wohnte dort oft auch das Gesinde und es war alles eher einfach gehalten: „Die Bürgerhäuser waren damals Gebäude aus Holz und Stroh. Es gab nur selten Häuser mit einem gemauerten Erdgeschoß.“

Landstände bauten Stadt nach Brand wieder auf
Mit Erhalt des Marktrechtes war der heute bekannte Alte Platz damals Marktplatz und Hauptstraße zugleich – reges Treiben inklusive. „Es war nicht immer so idyllisch für Klagenfurt. Bei einem verheerenden Brand im Jahr 1514 wurde die gesamte Stadt völlig zerstört. Es waren dann die Landstände, die Landadeligen, die Klagenfurt von Kaiser Maximilian geschenkt bekamen, mit der Auflage, daraus eine moderne, gut befestigte Stadt zu machen.“

Die Stadtbürger waren aber dagegen. Sie hatten Angst, dadurch ihr Marktrecht zu verlieren. Jungbauer sagte, der Widerstand war zwecklos. Die Truppen der Landstände erzwangen den Einlass in die Stadt. Schlussendlich – nach langen Beratungen – gaben die Bürger auf und öffneten die Tore. Die Landstände begannen, eine neue Stadt aufzubauen. Der Alte Platz entwickelte sich nach und nach zum gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Zentrum: „Die Ackerbürgerhäuser wurden in Stand gesetzt, die Innenhöfe ausgebaut. Es wurden Arkadengänge errichtet und die Fassaden zur Platzseite hin verschönert und reich geschmückt.“

Ackerbürgerhäuser erfüllen noch heute selbe Funktion
Diese Ackerbürgerhäuser am Alten Platz in Klagenfurt sind noch heute stumme Zeitzeugen, denn „die Gebäude sind mehr als 800 Jahre lang, bis heute, unverändert erhalten geblieben und erfüllen noch die selbe Funktion“, so Rotraud Jungbauer: „Im Erdgeschoß die Geschäfte und Gasträume, im oberen Stock Wohnräume und Büros und im Inneren Arkadenhöfe und Passagen, die zum Flanieren einladen.“
13.11.2021, red, kaernten.ORF.at

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Wie ein „Nörgler“ Klagenfurt prägte
 

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#43
Die Entwicklung des Glocknergebiets
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3.798 Meter hoch ist der Großglockner, Österreichs höchster Berg. Sein Gletscher, die Pasterze, schrumpft jedoch von Jahr zu Jahr. Hubert Sauper aus Döllach im Mölltal befasst sich schon sein ganzes Leben mit dem Glocknergebiet und verfasste bereits sieben Bücher darüber.
Online seit heute, 8.35 Uhr
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Auch, wenn man die Bilder von Schneemassen im Kopf hat, wenn man an das Großglocknergebiet denkt, ist es streng genommen eigentlich ein schneearmes Gebiet, sagte der 85 Jahre alte Buchautor Hubert Sauper: „Ich kann da einen Wissenschaftler zitieren, den Chef der Wildbach- und Lawinenverbauung, der gesagt hat, das Mölltal hat zwischen 1.000 und 2.000 Meter Höhe Steppenklima. Das heißt, trocken, windig und eher schneearm.“

Dieser Hofrat Stritzl, so Sauper, habe aber bei 2.000 Meter Höhe seine Beschreibung beendet: "Und da beginnt im Glocknergebiet erst das hochalpine Gelände, das freie Lichtgebirge. Und da gibt es massenhaft Schnee und natürlich auch Katastrophen. Ich erinnere nur an das Lawinenunglück 1951 in Heiligenblut, bei dem über 20 Tote zu beklagen waren.“

irmgard Ceesay/ORF
Eines der sieben Bücher von Hubert Sauper

Niederschlag hält sich in Grenzen
In Döllach im Mölltal in der Gemeinde Großkirchheim auf 1.000 Metern, wo Hubert Sauper lebt, hält sich der Niederschlag hingegen in Grenzen. Da gibt es, wie Sauper sagte: “Genau die Hälfte des Niederschlags von Kitzbühel. Und Kitzbühel liegt ähnlich hoch wie wir.“
Dass sich das Wetter in den letzten Jahrzehnten im Glocknergebiet verändert hätte, konnte er nicht beobachten: „Ich glaub nicht, dass sich das Wetter in meinen 85 Jahren, ich bin also gleich alt wie die Glockner Straße, wesentlich geändert hat. Es hat immer schon fürchterliche Gewitter gegeben, ich kann mich an ganz grausame Sommergewitter erinnern. Wir haben uns im Haus aber wohl und sicher gefühlt, das haben wir auch von unseren Eltern gelernt, also diese Angst vor dem Bergwetter, die hat uns nicht erreicht.“

Große Veränderungen nach dem 2. Weltkrieg
Der Bau der Großglockner Hochalpenstraße und der Tourismus nach dem 2. Weltkrieg brachten sehr großer Veränderungen mit sich. Bereits Ende der 1920er Jahre wurden die Hänge auf Lawinen beobachtet, um die Großglockner Hochalpenstraße bauen zu können. der Bau war natürlich ein eingriff in die Natur, sagte Sauper. „Also wenn man von Anthropozän spricht, einer Epoche, die der Mensch sozusagen gestaltet hat, wo er sich eingebracht hat in die Natur, auch störend zum Teil, da muss man sagen, ja selbstverständlich, eine Straße schneidet einen Hang an und es werden Mauern errichtet.“

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Die Großglockner Hochalpenstraße

Auch Kraftwerk hinterließ Spuren
Der Bau der Großglockner Hochalpenstraße war ein Segen für die Touristen, doch für die Natur war es ein großer Einschnitt. Auch das Wasserkraftwerk Glockner-Kaprun hinterließ Spuren, so Buchautor Hubert Sauper: „Das war unter dem Begriff Glockner-Kaprun in allen Köpfen. Die Leute waren darauf aus, Arbeit und Brot zu bekommen. Und da hat man gesagt, die aufstrebenden Länder Deutschland und Österreich brauchen dringend Strom, woher, die Wasserkraft. Und wo kommt das Wasser her, aus den Gletschergebieten, aus den höchsten Bergen der Alpen, das war eben der Glockner mit dem längsten Gletscher, der Pasterze.“

Man habe auf der Südseite in Kärnten das Wasser der Pasterze im Quellgebiet und im Leiterbach gesammelt, einen Stollen durch den Tauernkamm bis nach Kaprun in Salzburg bei Zell am See gebohrt und das Wasser hinüber geleitet. Dort sei es mit großen Dämmen gestaut worden. Die größten Turbinen Österreichs seien dort errichtet worden, viele tausende Menschen hätten Arbeit gehabt und die Wirtschaft sei angekurbelt worden, so Sauper.

Begehrtes Glocknerwasser für die Stromerzeugung
Für die Touristen wurde schließlich die Gletscherbahn errichtet, da diese auf 2.500 Meter Höhe beim Endpunkt der Straße auch einmal Gletscherboden betreten wollten. Dagegen erhob der Alpenverein jedoch Einspruch: „Der Alpenverein wurde eigentlich immer enteignet, auch beim Bau der Margaritzensperre, da musste das Wasser bevor es abgeleitet wurde, zuerst einmal aufgestaut werden. Und das waren Baulichkeiten, die gingen über Jahre, auch im Winter. Da gab es sogar schon eine Seilbahn von Heiligenblut bis zu dieser Margaritze unterm Pasterzengletscher. Die Seilbahn ist dann einmal durch eine Lawine beschädigt und dann abgebaut worden.“

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Die Pasterze

Später wollte der Alpenverein als Besitzer die Gamsgrube als naturbelassen erhalten und errichtete mit Hilfe des Nationalparks ein Sonderschutzgebiet: „Wobei errichtet hat das ja die Natur, mit ganz seltenen Pflanzen und Moosen, die es irgendwo vielleicht im Himalaya-Gebirge noch gibt. Und diese Fläche hat nur zwei Hektar, aber die darf niemand betreten. Es ist nur eine kleine Fläche und der Mensch, der Wanderer, der Urlauber, nimmt diese Einschränkung gerne an und ist froh, dass es so etwas gibt.“

Steinwild ist wieder heimisch
Wie sich all die Eingriffe des Menschen auf die Natur im Glocknergebiet auswirkten, traut sich Hubert Sauper nicht wirklich zu sagen: „Die Natur war immer so gewaltig, ich glaub die Natur hat nur ein kleines Lächeln für das Tun der Menschen übrig gehabt.“

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1960 kaufte der Nationalpark aus der Schweiz schließlich Steinwild an, um es wieder anzusiedeln: „Heute hat man ja in Heiligenblut ein schönes Haus der Steinböcke errichtet und stellt diese Bemühungen, die erfolgreich waren, mit Freude den Leuten zur Verfügung in einer herrlichen Ausstellung.“
04.12.2021, red, kaernten.ORF.at
Die Entwicklung des Glocknergebiets
 

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#44
Sattnitz - Wandern und Kultur vor der Haustür
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Der Abfluss des Wörther Sees heißt eigentlich Glanfurt, der Radsberg Sattnitz/Gure und Radsberg ist nur eine Ortschaft auf dem Höhenzug südlich von Klagenfurt. So verwirrend ist es, wenn man die nähere Umgebung nicht so genau kennt. „Unikum“ klärt mit einem neuen Wanderführer auf.
Online seit heute, 7.21 Uhr
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„Näherrücken – Wandern und Einkehren auf der Sattnitz“ heißt das neue Buch des Universitätskulturzentrums Unikum. Die Sattnitz ist ein kilometerlanger Höhenzug nahe Klagenfurt, aber trotz der Nähe ist er für viele ein eher weißer Fleck auf der Landkarte. Das Unikum erwandete schon viele Regionen in Kärnten, Slowenien und im Friaul und in dieser Tradition verwandelten sich die Kulturarbeiter wieder einmal in Kulturwanderer.

Mehrmals pro Woche unterwegs
Gerhard Pilgram vom Unikum nutzte die Lockdowns der vergangenen eineinhalb Jahre und war drei bis fünf Mal pro Woche zu Fuß unterwegs. Er erwanderte sich die Sattnitz, auf slowenisch Gure. Brandneu ist der daraus entstandene Wanderführer, der in 18 Routen den Höhenzug erschließt. Beispiele für alte bäuerliche Bauformen sind ebenso zu entdecken wie wundervolle Ausblicke, die viele noch nie so sahen, so Pilgram: „Ich habe gesehen, dass dieser unscheinbare Gebirgszug sehr viele Besonderheiten und versteckte Ecken hat. Es war ein Vergnügen, die Schritt für Schritt zu erkunden und zu entdecken.“

Fotostrecke
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Der neue Wanderführer von Unikum
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Die Sattnitz wurde erwandert
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Die Jause muss man im Winter selbst mitbringen
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Werner Pilgram
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Winter auf dem Sattnitzrücken
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Grabstein auf dem Friedhof Radsberg
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Herrliche Aussichten vom Sattnitzrückern
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Der Sattnitzrücken

Natürlich wäre es einfacher, im Frühjahr die Sattnitz zu erkunden, aber gerade jetzt sind die Unkium-Wanderwege eine gute Alternative zu einem nur schwer durchführbaren Winterurlaub. Die Jause muss man allerdings selbst mitnehmen, denn die empfohlenen Einkehrmöglichkeiten haben Winterruhe oder sind wegen der Pandemie geschlossen.

„Man kennt ihn von der Ferne“
Alina Zeichen vom Universitätskulturzentrum „UNIKUM“ sagte, jeder kenne die Dörfer vom Durchfahren und den Sattnitzzug von der Ferne, aber wie man ihn durchwandern und erfahren könne, sei etwas, das man im normalen Alltag nie mache.

Penibel sind im Buch die 18 Routen beschrieben, man kann auch zwischendurch ein- oder aussteigen. Wichtig sind auch die vielen historischen Beiträge zur Region. Auf dem Friedhof Radsberg/Radise gibt es Jahrhunderte alte Grabsteine, die vom Gemeinsamen und dem Gegeneinander der Volksgruppen erzählen.
Autor Emil Kristof sagte, es öffne ein Fenster in dieses kleine Gebirge, das Klagenfurt so nahe liege. Entdeckungswanderungen direkt vor der Haustür, ein Erlebnis, das mit dem ersten Schritt beginnt.
11.01.2022, red, kaernten.ORF.at

Link:
Wandern und Kultur vor der Haustür
 

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#45
Die geteilte Kirche am Kreuzbichl
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Im Liesertal bei Gmünd befindet sich ein außergewöhnliches und einzigartiges Bauwerk. Denn durch die geteilte Kirche am Kreuzbichl führt eine Straße. Auf der einen Seite befindet sich der Altarraum, auf der anderen die Betstühle für die Gläubigen.
Online seit heute, 7.05 Uhr
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Die zwei geteilte Kirche nordöstlich von Gmünd steht direkt an der ehemaligen Römerstraße, die über den Katschberg und die Tauern nach Salzburg führte. Alles begann mit einer kleinen Kapelle, einem Marterl, so Kärnten Guide Elisabeth Pernul: „Das ursprüngliche Marterl wurde 1588 erstmals urkundlich erwähnt. Dieser Kreuzbichl befand sich an der ehemaligen Römerstraße in der Mitte zwischen dem nördlichen Stadttor der Lieserstadt Gmünd und dem etwa einen Kilometer entfernten Galgenbichl, der Richtstätte der Stadt Gmünd.“
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Die geteilte Kirche bei Gmünd

Erstmals 1588 urkundlich erwähnt
Das bedeutete, dass dort nicht nur Fußgänger und Fuhrwerksleute vorbeikamen um zu beten, sondern auch immer wieder zu Tode verurteilte Delinquenten auf ihrem Gang zum Galgenbichl. 1754 wurde aus dem Marterl, das auf der Ostseite des Straße stand, eine kleine Kapelle mit einem aufgesetzten Glockentürmchen errichtet: „Für mehr war zwischen Weg und Abhang kein Platz vorhanden. Über einen überdeckten Stiegenaufgang gelangt man in die Kapelle, wo der Priester agierte.“

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Gemalte Kreuzabnahme an der Altarwand

Die Kunstwerke an den Wänden aus dem 19. Jahrhundert stammen von Josef Messner: „An der Altarwand sehen wir eine gemalte Kreuzabnahme, an der Westwand den heiligen Florian und an der Ostwand die heilige Barbara.“ Dieser besondere Altarraum wurde zwei Meter über dem Fahrbahnboden errichtet und lediglich durch einen schmiedeeisernen Zaun abgesichert, so Elisabeth Pernul: „Weil aber Andachten und Gottesdienste ohne Gläubige nur eine halbe Sache sind erbaute man später auf der gegenüber liegenden Straßenseite als Vervollständigung der abgeschnittenen Kapelle ein zweigeschoßiges Gebäude mit Platz für die Kirchenbesucher, mit Betstühlen und Sitzbänken.“

Schmiedeeiserne Gitter schützen Besucher
Und auch dieser zweite Teil der Kirche ist auf der Straßenseite vollkommen offen, auch hier schützen nur schmiedeeiserne Gitter die Gläubigen davor, hinunter zu stürzen. Die Sicht der Gläubigen auf den Altarraum war jedenfalls gegeben. Und man konnte von dort aus dem Pfarrer bei seiner Predigt zuhören: „Es sei denn, es knatterte gerade ein Fuhrwerk durch die Kirche. Auf diese Weise entstand ein einzigartiges Gotteshaus, das wie in zwei Teile gespalten aussieht und durch das der ursprüngliche Weg zum Katschberg führt.“

TVB LM
Eingang zum Altarraum

Heutzutage gibt es nur noch zu besonderen Anlässen Gottesdienste in der geteilten Kirche von Gmünd, besonders beliebt ist die Kirche für Taufen und Hochzeiten. Die Straße durch die Kirche gibt es heute noch, sie ist öffentlich und wird fallweise vom lokalen Verkehr und von landwirtschaftlichen Fahrzeugen benutzt. Und das macht diese Kirche weiterhin so einzigartig. Nicht nur hierzulande, so Pernul: „Diese Art von Gotteshaus ist in Kärnten und wohl über unser Bundesland hinaus einzigartig und jedenfalls einen Besuch wert.“
28.01.2022, red, kaernten.ORF.at

Links:
Die geteilte Kirche am Kreuzbichl
 

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#46
Das Gotikhaus in der Klagenfurter Wiener Gasse
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In Klagenfurt gibt es über 221 denkmalgeschützte Objekte. Eines davon ist das Haus in der Wiener Gasse 7 aus dem späten 16. Jahrhundert. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die Fassade des einstigen Bürgerhauses mit Biedermeierelementen erneuert. Sehenswert sind das Portal und das originale Gotik-Stiegenhaus.
Online seit heute, 6.01 Uhr
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Auf den ersten Blick ist das zweistöckige rosafarbige Haus eher unscheinbar. Im Erdgeschoss befindet sich eine Bäckerei. Kärnten Guide Rotraud Jungbauer sagte, das Haus sei rund 400 Jahre alt und eine hellrosa Fassade mit beigefarbenen Pilastern und Rauten unter der Fensterreihe im ersten Stock. „Rauten und Pilaster sind ganz typische Elemente aus der Biedermeierzeit.“

Portal ist 100 Jahre jünger
Interessant auch das Rundbogenportal, durch das man in das historische Haus gelangt. Es ist etwas jünger als das Haus selbst, so Jungbauer: „Es ist offensichtlich 100 Jahre später erneuert worden. Es ist ein Steinportal, rundbogig, das rechts und links noch einmal mit zwei Steinsäulen verstärkt ist. Die beiden Säulen stehen auf mächtigen Sockeln, die extra noch nach vorn gewölbt sind. Diese Wölbungen hatte eine wichtige Funktion. Sie haben die Hausecken vor Beschädigung durch Kutschen und Fuhrwerke geschützt.“

Stiegenhaus mit Schlangenfiguren
Geht man durch den Rundbogen steht man inmitten einer historischen Halle, die unglaublich viel Geschichte zu erzählen hat, so Jungbauer. Im Stiegenhaus finde man ein gotisches Gratgewölbe im Originalzustand mit verschiedenen Verzierungen und sogar Schlusssteinen. Diese Dekorationen finde man heute nur noch in Kirchengwölben.


Raul de Chissota/Gemeinfrei
Wienergasse 7

Neben aufwendig verzierten Säulen sticht auch das Stiegengeländer kunstvoll hervor: „Auch hier finden sich steinerne Zeitzeugen aus der Gotik in Form von geschwungenen Ornamente, die aussehen wie drei dicke eingedrehte Steinschnüre. Die Enden tragen Tierköpfe. Die Ornamente erinnern an Schlangen, die sich den Stiegenaufgang hinaufschlängeln.“


Raul de Chissota
Das Portal mit den Steinsäulen, die unten ein Anstoßen der Kutschen an der Hausecke verhinderten

Während Geschäftszeiten zu besichtigen
Die Schlange ist ein Symbol für die Unendlichkeit, so Jungbauer. Die Schlange werde oft wie ein Ring dargestellt, sodass sich die Schlange in den Schwanz beiße. Warum aber ausgerechnet Schlangen diesen Stiegenaufgang zieren könne man nur spekulieren. Jungbauer sagte, es könne entweder mit der Funktion des Hauses zu tun haben oder mit dem Namen des Erbauers. Oder einfach nur eine Idee des Architekten. Es lohne sich auf jeden Fall, dort hineinzuschauen. Während der Geschäftszeiten könne man das auch machen.

Zum Namen Wiener Gasse sagte Jungbauer, diese Gasse sei schon in alten Zeiten eine wichtige Verbindungsgasse zwischen dem alten Stadtkern, dem Alten Platz, und einer Landstraße Richtung Norden nach St. Veit gewesen. „Geht man in der Wiener Gasse immer in dieselbe Richtung kommt man letztendlich nach Wien.“
17.02.2022, red, kaernten.ORF.at

Link:
Das Gotikhaus in der Wiener Gasse 7
 

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#47
"Hoyos-Schlössl" in Pörtschach: Die Spuren der Hoyos in Kärnten
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Das spanische Adelsgeschlecht der Hoyos hat sich im 16. Jahrhundert in Österreich und auch in Kärnten niedergelassen. Sie bauten zur Sommerfrische eine Villa in Pörtschach und brachten das Eishockeyspiel nach Kärnten. Gespielt wurde auf dem zugefrorenen Wörthersee.
Online seit heute, 6.58 Uhr
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Der Name ist aktuell durch den in Klagenfurt geborenen NEOS-Politiker Douglas Hoyos ein Begriff. Er entstammt einem spanischen Adels-Geschlecht, das 1525 nach Österreich kam, so Austria Guide Heidi Hoffmann: „Das ist eine Familie gewesen, die im Gefolge von Kaiser Ferdinand I. aus Spanien gekommen ist.“ Sie waren die ersten im Lande nachweisbaren Spanier. Die Familie stammte aus der Provinz Avila, wo sie bis ins 9. Jahrhundert zurückverfolgt werden kann.

Die erste Station war damals Niederösterreich. Kurze Zeit später ging es von Paris aus quer über den Globus und durch ganz Österreich: „Ladislaus Hoyos ist Botschafter in Paris, Rumänien, den USA und Großbritannien gewesen und überall sind Kinder geboren. Es waren insgesamt acht Kinder.“

Zuerst nur im Sommer bewohnt
Die Hoyos landete auch in Kärnten, vorerst nur zum Zweck der Sommerfrische. Dazu ließ sich die Familie direkt in Pörtschach am Wörthersee die Villa Eichenhügel bauen, später bekannt als Hoyos-Schlössl. „Die zahlreiche Familie von Ladislaus und seinen Brüdern ist gekommen und gegangen, man ist nur im Sommer dagewesen. Die Villa war sehr schwierig zu heizen, das haben sie bemerkt, als sie auch im Winter hier waren und sich immer beklagten, dass es furchtbar kalt war.“ Graf Ladislaus starb 1901, seine Frau 1920, die Villa blieb aber noch weiter im Besitz der Familie.
Errichtet wurde sie um 1895 nach den Plänen eines französischen Architekten. Sie steht in dominanter Lage und ist ein frühes Beispiel der Wörthersee-Architektur. Die Villa Hoyos war später die erste, die unter Denkmalschutz gestellt wurde. Kurze Zeit war der Kindergarten von Pörtschach dort einquartiert, heute sind darin Eigentumswohnungen.

Hochadel zu Gast in Pörtschach
Damals war es aber ein Haus, in dem die Welt des damaligen Hochadels zu Gast war, so Hoffmann: „Unter anderem ist auch das Königshaus von Spanien aus- und eingegangen. Da ist es zu einem tragischen Unfall gekommen. Ein Enkel von Alfons XII ist mit seiner Schwester im Auto in Krumpendorf verunglückt.“ Es war im Jahr 1934, der Wagen wich einem Radfahrer aus und krachte in eine Mauer. Nach drei Tagen starb der äußerlich nur leicht verletzte Prinz Don Gonzalo. Er war Bluter und hatte schwere Bauchblutungen erlitten.

Johann JaritzCC BY-SA 4.0
Gedenkstein für den verunglückten Prinzen in Krumpendorf

Noch heute zeugt ein Gedenkstein neben der Bundesstraße in Krumpendorf von diesem Unfall. Das Begräbnis damals glich einem Staatsbegräbnis, so Hoffmann. Es sei eine Riesenangelegenheit gewesen, alle Adeligen aus Österreich waren da und auch die Frau des Bundespräsidenten.

Eishockey und Golf forciert
Die Familie Hoyos, die inzwischen nahezu auf der ganzen Welt verstreut war, brachte auch einige Trendsportarten nach Kärnten. Das Eishockey-Spiel zum Beispiel, das damals noch auf dem zugefrorenen Wörthersee stattfand, so Hoffmann. Auch das Golfspiel brachten die Hoyos nach Kärnten: „Sie hatten immer viel Besucher aus England hier und unterstützten massiv den Bau des Golfplatzes in Dellach, er ist ja auch der älteste.“
Spuren der Hoyos findet man nicht nur auf dem Golfplatz in Dellach oder in der Villa in Pörtschach, sondern auch verstreut in Österreich. In Niederösterreich durch die Schlösser Rosenburg, Horn, Drosendorf, Raan und Gutenstein. In Oberösterreich durch das Schloss Schwertberg und in Wien durch das Palais Hoyos am Rennweg. Im Palais Hoyos an der Wiener Ringstraße befindet sich heute ein Teil des Nobelhotels Bristol.
17.03.2022, red, kaernten.ORF.at

Links:
Die Spuren der Hoyos in Kärnten
 

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#48
Naturjuwel Egelsee
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Der Egelsee ist eines von 1.270 stehenden Gewässern in Kärnten. Mit Blutegeln hat dieser Moorsee aber nichts zu tun, der Name kommt von Ecksee, wie er früher einmal hieß. Manche besuchen ihn, weil das Moorwasser angeblich Haut und Knochen wohl tut.
Online seit heute, 7.15 Uhr
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Der Egelsee liegt idyllisch auf einer Waldlichtung auf knapp 800 Meter Seehöhe. Auf einem Plateau, das durch die letzte Eiszeit entstand und das Drautal vom Millstätter See trennt. Auf diesem Plateau entstanden über Jahrtausende einige Senken und Moore. Auch der Egelsee ist so ein Moorsee und daher bei vielen Menschen begehrt, so Austria Guide Elisabeth Pernul: „Seinem Wasser werden wohltuende und gesundheitsfördernde Wirkung auf Haut und Knochen zugeschrieben.“
JoadlCC BY-SA 3.0
Das Moor darf nicht betreten werden, deswegen wurden für Besucher Stege gebaut, um an den See zu gelangen

Keine Egel aber viel Moor
Blutegel, wie man aufgrund des See-Namens vermuten würde, gibt es im Wasser nicht. Den Namen hat er von seiner ursprünglichen Bezeichnung Ecksee. Aber es gibt jede Menge Moor, so Pernul: „Am Egelsee kann man alle Stufen der Moorbildung beobachten und studieren. Botanische Highlights sind Moorbeeren, Papillentorfmoos, fleischfressender Sonnentau oder Wasserschlauch.“ Fische gibt es auch keine im Wasser, allerdings wimmle es von Larven des Gras- und Teichfrosches.

Mathias MüllerCC BY-SA 3.0
Badesteg am Egelsee

Larven knabbern auch an Füßen
Diese sind gar nicht menschenscheu, so Pernull. Wenn man die Füße in den Teich hängen lasse, komme man schnell mit den Tieren in Kontakt. Wer dann vom Anknabbern genug hat kann sich mit den frisch geputzten Füßen weiter auf Wanderschaft begeben. Ein 1,5 Kilometer langer Kneippwanderweg führt über den Egelsee bis zum Aussichtspunkt „Lug ins Land“, sagte Pernull. Der Weg führt entlang des Abflusses des Sees und man werde eingeladen, barfuß über Moor, Kies und Tannenzapfen zu gehen. Bewegungsstationen liegen ebenfalls an diesem Weg.

Aussichtspunkt Lug ins Land
Am Ende des Wegen entschädigt ein traumhafter Blick über das Drautal für die Anstrengung. Erreichbar sei der See von Molzbichl aus. Die letzten zehn Minuten führen zu Fuß über einen Waldweg, vorbei an einem Opferstein. Hölzerne Stege führen zu Plattformen, denn das Betreten des Moors rund um den See ist verboten. Der See und das Moor rundherum stehen unter Naturschutz, das Baden selbst ist aber erlaubt. Der See wird oft bis zu 28 Grad warm. Ca. 15 Minuten entfernt vom See gibt es auch einen Gasthof.
01.04.2022, red, kaernten.ORF.at

Link:
Naturjuwel Egelsee lädt – ohne Egel – zum Bad
 

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#49
Bewegte Geschichte des Spitrahofs in Klagenfurt
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Eines der vielen ehrwürdigen Gebäude ist der Spitrahof, der einst ein Gasthaus war und heute verschiedenste Unternehmen beherbergt. Die Türmchen und Erker des Hauses, das nach dem Zweiten Weltkrieg renoviert werden musste, gehören zum Stadtbild in der Bahnhofstraße dazu.
Online seit heute, 5.57 Uhr
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Der Spitrahof, wie man ihn heute kennt, war schon immer so etwas wie ein Treffpunkt der Gesellschaft, so Austria Guide Maria Staudegger: „Ende des 18. Jahrhunderts wurde hier ein Einkehrgasthof eingerichtet, der ‚Zur Post‘ hieß. Hier war auch die Post untergebracht. Der Gasthof war sehr beliebt und hat auch Persönlichkeiten aus höchsten Kreisen beherbergt.“

So auch eines Nachts im Jahre 1790, kurz nach dem Tod Kaiser Josephs II. „Nach seinem Tod sollte sein jüngerer Bruder Leopold den Thron übernehmen. Leopold war Großherzog der Toskana und wohnte in Florenz. Auf der Reise nach Wien hat er in Klagenfurt Halt gemacht und im Gasthaus übernachtet.“


Kärntner Landesarchiv
Der Spitrahof um 1907

Aber genau in dieser Nacht des 10. Aprils 1790, als der Thronfolger hier nächtigte, passierte noch etwas, so Staudinger: „In derselben Nacht hat die Wirtin ihrer Tochter das Leben geschenkt. Der zukünftige Kaiser wurde zum Taufpaten und die Tochter erhielt den Namen Leopoldine.“ Der Kaiser ließ sich zwar bei der Taufe vertreten, schickte aber ein Geschenk: „Die kleine Leopoldine bekam zwei schöne Vasen, versehen mit den Bildnissen des Kaisers.“

ORF/Iris Hofmeister
Spitrahof heute

Statt Gasthaus zog Gemischwarenhandlung ein
Danach wechselten die Besitzer des Hauses in der Bahnhofsstraße mehrmals. Aus dem Gasthaus wurde die Gemischtwarenhandlung von Gustaus Kolar. Diese übernahm 1851 Emil Spitra der Altere, der in diesem Haus als 17-Jähriger seine Lehre absolviert hatte: „Damals träumte er schon vom eigenen Geschäft. Als ersten Versuch gründete er mit einem Geschäftspartner eine Gemischtwartenhandlung in der Kramergasse. Doch als er die Gelegenheit hatte, das Geschäft von Kolar zu übernehmen, zögerte er nicht lange.“ Am 1. Mai 1885 stand er als Chef, wo er einmal als Gehilfe angefangen hatte.

Einheirat in Semmelrock-Familie
Mit diesem Tag beginnt auch die Geschichte des Spitrahauses in Klagenfurt. Denn das Geschäft wurde immer größer. Dazu habe auch die Hochzeit von Emil Spitra mit Therese Semmelrock beigetragen. Sie war die Tochter aus gutem Hause, einer sehr wohlhabenden Fleischhauerfamilie, die zu den ältesten Klagenfurts gehörte.

Durch die Heirat fand sich Emil Spitra in bester Klagenfurter Gesellschaft der Unternehmerfamilien Filli, Trabesinger oder Moser-Verdino. Das sprach sich auch in höchsten Kreisen herum: „Als seine Kunden bediente er nicht nur das gehobene Bürgertum und den Adel, sondern auch den Kaiserlichern Hof, den bayerischen und sächsischen König. Spitra wurde zum k&k Hoflieferanten ernannt.“

OPF/Iris Hofmeister
Eingang zum Innenhof

Fuhrpark und Postversand
Er lieferte von Delikatessen bis zu Mineralwasser alles prompt mit eigenem Fuhrpark so Staudegger: „Sogar einen eigenen Postversand hatte er.“ Das Geschäft lief und musste erweitert werden. Um 650.000 Kronen wurden in der Bahnhofsstraße, Burggasse und Fleischmanngasse Häuser gekauft, abgerissen und neu gebaut: „Die Stadt Klagenfurt gewann damit weitere Sehenswürdigkeit.“

Später übernahm Emil Spitra der Jüngere das Haus, das inzwischen für 44 Geschäftsleute Platz bot. Im Zweiten Weltkrieg wurde es zwar teilweise beschädigt, konnte aber von Emil Spitra aber 1954 renoviert werden.
28.04.2022, red, kaernten.ORF.at

Link:
Bewegte Geschichte des Spitrahofs
 

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#50
Die Glassäule von Völkermarkt
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Auf dem Hauptplatz der Bezirkshauptstadt Völkermarkt befindet sich eine ungewöhnliche Säule aus Trinkgläsern. Die Kunstinstallation anlässlich des Jubiläums 750 Jahre Stadtgründung ist gefüllt mit Gläsern der Bevölkerung und wurde so zum sehr persönlichen Denkmal.
Online seit heute, 5.44 Uhr
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Die außerordentliche Säule befindet sich in der Nähe der barocken Pestsäule auf dem Völkermarkter Hauptplatz. Das grünlich schimmernde Glas zieht die Blicke an und macht neugierig, warum dieser „Glasturm“ dort steht, so Kärnten Guide Rotraud Jungbauer: „Der Grund für die Errichtung dieses modernen Kunstwerks war ein Jubiläum. Völkermarkt feierte 750 Jahre Stadtgründung. Anlässlich der Feier errichteten die Künstler Jochen Traar, der Völkermarkter Unternehmer Johann Buxbaumer und Galerist Wilfried Magnet mit der Unterstützung von einigen Sponsoren die Soziale Skulptur Unterkärnten.“


Jochen Traar
Die Säule zum 750. Jubiläum der Stadtgründung

Abmessungen entsprechen Pestsäule
Der Künstler nahm bei der Errichtung 2004 Anleihe an der benachbarten Pestsäule: „Er greift, wie er selbst erklärte, die Form des historischen Denkmals auf und gibt sie, reduziert auf ihre geometrischen Grundelemente, wieder. So entspricht die Glasskulptur exakt den äußeren Abmessungen der barocken Dreifaltigkeitssäule vor dem Gemeindeamt. Sie ist sieben Meter hoch, besteht aus einem Sockel aus Glas, hineingestellt ist ein hoher, viereckiger Glasteil, auf den dann die eigentliche Glassäule gestellt wurde.“

Jochen Traar
Die Gläser haben alle eine Geschichte

Es ist keine Glassäule im herkömmlichen Sinn. Der Künstler nahm es wörtlich: „Die Bevölkerung von Völkermarkt und Umgebung wurde aufgerufen, bei der Gestaltung mitzumachen. Jeder konnte einen Beitrag leisten, in Form eines Glases aus dem persönlichen Besitz“, so Jungbauer. Im besten Fall war es ein Trinkglas, das auch eine persönliche Geschichte zu erzählen hat: „Auf diese Art sollte die Säule ein besonderes und einzigartiges Kunstwerk für und von den Völkermarktern sein.“

Zuerst wurden Marmeladegläser gebracht
Allerdings ging die Sache am Beginn – zum Erstaunen des Künstlers – in eine eher ungeplante Richtung: „Die Bewohner haben nur alte Marmeladen- und Senfgläser gebracht. Erst, als Jochen Traar in einem Radiointerview verwundert anmerkte, dass sich die Völkermarkter offensichtlich über alte Senfgläser definieren möchten, wurden die Spender mutiger, brachten die interessantesten Gläser und erzählten auch die Geschichten dazu.“

Jochen Traar
Es ist noch Platz in den oberen Etagen

Vor ein paar Jahren, im Zuge der Reinigung der Säule, kam die Idee auf, die sieben Meter Hohe Glasskulptur bis zum Rand mit persönlichen Gläsern zu füllen. Jungbauer sagte, so sei die Arbeit noch einmal gewachsen, 3.000 unterschiedliche Gläser stehen jetzt in sieben Etagen in dieser Säule. Zumindest bis zur nächsten Reinigung, denn Platz wäre noch genug.
07.06.2022, red, kaernten.ORF.at

Links:
Die Glassäule von Völkermarkt
 

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#51
Der Sprungturm von Millstatt
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Der knapp 13 Meter hohe Sprungturm im Strandbad Millstatt ist 1931 fertiggestellt worden, heute steht er unter Denkmalschutz. Schon kurz nach seiner Fertigstellung war er eine touristische Attraktion am See. Wegen Mängeln war er viele Jahre gesperrt, 2019 wurde er nach seiner Sanierung neu eröffnet.
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Kärnten Guide Gerti Baumberger sagte, es sei nach dem Ersten Weltkrieg eine Zeit der Wende gewesen. Damals habe sich das Bürgertum von der adeligen Gesellschaft so abgehoben, dass es freier leben konnte. Der Sommersport, der zuvor nur der Oberschicht vorbehalten war, wurde nun von Bürgern ausgeübt. Frauen wie Männer aller Schichten durften fortan gemeinsam öffentliche Bäder besuchen.

Trotz dieser neuen Freiheiten waren die wirtschaftlichen Zeiten alles andere als einfach. Dennoch erteilte die Gemeinde den Auftrag zum Bau einer Besonderheit in Millstatt, so Baumberger: „Vorbild war damals der Sprungturm in Pörtschach. 1930 nach Ostern fing man an zu planen und bald auch zu bauen. Die Fertigstellung des Sprungturms war zur Badesaison 1931.“

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Spezialfirma aus Graz beauftragt
Architekt Arnold Heimann dürfte an diesem Projekt gestalterisch mitgewirkt haben, wird vermutet: „Auf Heimann gehen in Millstatt die Pläne für das Hotel Lindenhof und die Errichtung des ersten öffentlichen Strandbades zurück.“

Gebaut wurde der Turm in Gemeinschaft einer Grazer Baufirma, sowie zwei Bauräten aus Klagenfurt und Villach. Das Bau-Quartett setzte sich für die damalige Zeit hohe Maßstäbe. Für den Sprungturm sollten Baustoffe verwendet werden, die eine fast unbegrenzte Lebensdauer besitzen, so Baumberger. Dieses Bauprofil bekam die Firma AST in Graz. Sie war damals richtungsweisend bei Stahlkonstruktionsbauten nach französischem Patent.

Plattform stand auf Fichtenstämmen
Die Untiefe des Millstätter Sees war dann gleich eine der ersten großen Herausforderungen: „Man entschied sich daher, so zu bauen, dass sich ein Großteil der Grundfläche im Wasser befindet. Die Stahlbetondecke wurde auf 50 Tannenholzpfählen im Wasser aufgesetzt. Diese Holzpfähle waren damals nachweislich schon 80 Jahre alt.“ Die Baukosten betrugen damals 75.000 Schilling, auf heute umgelegt wären das 2,5 Millionen Euro.
Das Wichtigste war der Einbau der sogenannten Adrenalin-Plattformen: „Mehrere horizontale Plattformen wurden in verschiedenen Ebenen eingebaut und das Turmspringen vom Ein-Meter-Brett, vom Drei-Meter-Brett, vom Fünf-Meter-Brett und von höchsten, dem Zehn-Meter-Brett ermöglicht.“

Beliebtes Ansichtskartenmotiv
Dazu kam noch eine steile Wasserrutsche. Fertig war das Wahrzeichen von Millstatt, das schnell auch zum Werbebotschafter für die Gemeinde wurde, sagte Baumberger. Die Attraktion sei als Motiv auf Ansichtskarten und Poststempel gedruckt. Viele Mutige versuchten sich dann als Turmspringer von der Zehn-Meter-Plattform. 2005 waren es dann echte Profis bei der Weltmeisterschaft der Klippenspringer in Millstatt: „Für diesen internationalen Bewerb wurde der Turm auf 22 Meter Höhe aufgebaut.“

Tragischer Unfall 2009
Zu einem tragischen Zwischenfall kam es 2009, als ein 13-Jähriger auf den Turm kletterte und hinuntersprang. Dabei traf er einen Elfjährigen, der gerade unter dem Turm schwamm. Der Elfjährige wurde lebensgefährlich verletzt, überlebte den Unfall aber. Der Turm war vor der Zeit des Unfalls wegen baulicher Mängel monatelang gesperrt. Der zum Zeitpunkt des Unfalls 13-Jährige wurde nach jahrelangem Prozess 2013 schuldig gesprochen.

Sanierung 2019 fertiggestellt
Zehn Jahre lang blieb der Turm gesperrt, bis eine Sanierung beschlossen wurde. Das Anliegen des Spittaler Architekten Jürgen Wirnsberger war, ihn trotz moderner Sicherheitsbestimmungen so wenig wie möglich zu verändern. Die Geländer müssen zum Beispiel gegen ein Übersteigen gesichert sein, Stahlseile verhindern ein Durchrutschen. Die zarte, fast 90 Jahre alte Stahlbetonkonstruktion, war zu erhalten. Olympiasiegerin Anna Gasser eröffnete ihn 2019 mit einem doppelten Rückwärtssalto vom Zehn-Meter-Brett.
30.06.2022, red, karnten.ORF.at

Links:
Der Sprungturm von Millstatt
 

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#52
Die Tattermandln von Sirnitz
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In Sirnitz im Gurktal findet man die einzigartigen Tatarmandln oder Tattermandln genannt: Holzfiguren, die an die Türkeneinfälle im 15. Jahrhundert erinnern und an den Sieg der Einheimischen über einen brandschatzenden Trupp.
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Die Türken drangen im Mittelalter bis nach Kärnten vor. Auch das Gebiet des heutigen Kärnten hatte damals viel auszuhalten, denn es war zusätzlich die Zeit der Bauernaufstände. 1476 drangen die Türken bis ins Gurktal vor: „Die Türken sind eine eigene Heeresgruppe gewesen, die bei ihren Überfällen eine eigene Strategie verfolgt hat. Sie sind in ein Gebiet gezogen, haben ein Basislager errichtet und sind von dort aus in kleineren Gruppen über das Land hergefallen. Das ist auch der Grund, warum sie vielerorts als ‚Renner und Brenner‘ in die Geschichte eingegangen sind.“

Johann JaritzCC BY-SA 4.0
Neue Figur an der Straße

Feuer gelegt als Signal an andere Trupps
Damit die einzelnen Gruppen wussten, wo die anderen schon waren, plünderten sie nicht nur, sondern brandschatzten auch. Insgesamt sollen rund 30.000 Soldaten zwischen 1476 und 1478 Kärnten und in diesem Fall besonders das Gurktal heimgesucht haben. Bei einem dieser Überfälle gab es aber dann einen Reitunfall, der historisch bedeutend ist, so Legner: „Der Kommandant dieser Truppe wäre vom Pferd in einen Dornbusch gefallen und hätte sich an den Augen verletzt. Da dieser Trupp dann führerlos war, ist es den Einheimischen gelungen, die Türken bei diesem einen Kampf zu besiegen.“

Johann JaritzCC BY 4.0
Die ältere der beiden Figuren in Albeck

Direkt an der Straße nach Sirnitz zu sehen
An diesen Sieg erinnern heute noch diese mannshohen Holzfiguren namens Tattermandln: „Die Tattermandln sind Abbilder von türkischen Heeresangehörige.“ Eine sieht man, wenn man die enge Gurk entlang fährt, schon von Weitem: „Sie steht direkt an der Straße, wenn man von Sirnitz auf die Hochrindl fährt. Sie wurde ursprünglich 1960 von Straßenmeister Hubert Strohmaier gemacht, wurde später renoviert, musste dann aber ersetzt werden. Der Schnitzer Franz Leeb aus der Gnesau hat die neue Figur gemacht, die alte steht beim Schloss Albeck.“ Die Figur an der Straße zeigt, wie weit die Türken vorgedrungen waren.


Johann JaritzCC BY-SA 4.0
Tattermandlbrunnen in Zweinitz

Zumindest noch ein Tattermandl findet man in Erinnerung an die Türkenkämpfe im Gurktal, so Legner. Das zweite sei eine Brunnenbüste auf dem Hauptplatz von Zweinitz. Es könne aber sein, dass es noch mehrere versteckte gebe.
12.07.2022, red, kaernten.ORF.at

Link:
Die Tattermandln von Sirnitz
 

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#53
Mallnitz: 102 Jahre huckepack durch die Tauern
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Ein Ausflug zur Autoschleuse Tauernbahn! Es ist ein für Österreich einzigartiges Verkehrsmittel.
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Bereits im Jahr 1920 wurde zeitgleich mit der zunehmenden Mobilisierung der Menschen mit einem behelfsmäßigen Schleusenbetrieb zwischen Mallnitz in Kärnten und Böckstein in Salzburg begonnen.

Mit 8,4 km Länge ist die Autoschleuse das Herzstück der Tauernbahn und somit noch immer eine der bedeutendsten Nord-Süd-Bahnverbindungen in Europa. In den Wirtschaftswunderjahren der 60er und 70er Jahre, wo immer mehr Autos an die obere Adria unterwegs waren, erlebte die Autoschleuse Tauernbahn ihre Sternstunden mit einem nie mehr erreichten Verkehrsaufkommen. Doch nicht nur touristisch wurde und wird die „Schleuse“ genutzt, sondern sie verbindet vor allem die beiden von internationalen Straßenwegen abgeschiedenen Bergtäler auf Kärntner und Salzburger Seite, das Mölltal und das Gasteinertal.

ORF
Moderne Niederflur-Schleusengarnitur der Autoschleuse Tauernbahn am Weg von Mallnitz nach Böckstein, vorbei am Ortszentrum von Mallnitz.

Die Schleuse hat hier Beziehungen gefördert und Arbeitsverhältnisse erst möglich gemacht. Dass es den Zug für Autos auch heute noch gibt, zeugt von seiner Bedeutung.

ORF
Die Bürgermeister der „Tunnelorte“ Mallnitz und Bad Gastein sprechen von einer unschätzbaren Wichtigkeit für ihre Gemeinden und ihre Bürger. Ist es für die Kärntner oft der direkte Weg zur Arbeit, stillt für die Salzburger der Schleusenzug die Sehnsucht nach dem Süden und macht den Weg an die Kärntner Seen oder das Meer vergleichsweise kurz.

ORF
In Zukunft soll die Beförderung von Radgruppen einen neuerlichen Anstieg der Passagierzahlen ermöglichen. Die Autoschleuse Tauernbahn ist ein Fixpunkt am „Ciclovia Alpe Adria“-Radweg von Salzburg bis ans Meer.

Der prominenteste Schleusen-Passagier war Nikita Chruschtschow im Juli 1960 . Die Autoschleuse Tauernbahn ist viel mehr als eine Nord-Süd-Verbindung, auf der Autos, Räder und Motorräder „huckepack“ durch die Tauern geschleust werden. Sie ist Bindeglied zweier Regionen, Lebensader und Lebensgefühl zugleich. Eine einzigartige Bahn-Infrastruktur im Herzen Europas, die Kärnten und Salzburg auf direktem Weg verbindet.
17.07.2022, 100 Jahre huckepack durch die Tauern

Siehe auch Beitrag 101 Jahre Autoschleuse durch Tunnel der Tauernbahn zwischen Böckstein und Mallnitz
 

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#54
„KENNST DU KÄRNTEN“
Von „heiligen Maßen“ und deren Heilkraft
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Heilige Maße oder Längen waren im Volksglauben weit verbreitet. Einem Papier- oder Stoffstreifen derselben Größe sollte Heilkraft zukommen. In der Kirche von Maria Rain findet sich eine solche Vermessungsstelle mit der Körperlänge von Jesus Christus.
Online seit heute, 8.25 Uhr
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Maß genommen wurde an verschiedensten Objekten wie dem Ausmaß der Geißelsäule, des Kreuzes, der Wundmale oder des Leichnams Jesu. Besaß man einen Papier- oder Stoffstreifen von der Größe einer bestimmten Person oder eines Objekts, so kam man auch in den Genuss seiner Heilkraft, so der Glaube. Eine solche „Vermessungsstelle“ findet sich heute noch in der Kirche Mariä Himmelfahrt in Maria Rain.

Vom Grab wurde die Größe Christi abgeleitet
Im 17. Jahrhundert wurden in dieser Kirche zwei besondere Kapellen gebaut. Kärnten Guide Rotraud Jungbauer sagte dazu: „Man hat das Grab Jesu nachgebaut – maßstabsgetreu – oder auch das Grab der Heiligen Mutter Gottes. Beide solche nachgeahmten Kapellen befindet sich in der Kirche Maria Rain. Außerdem gibt es eine besondere Maßstelle für die Heilige Länge des Leibes Christi in dieser Kirche.“

Johann JaritzCC BY-SA 3.0
Innenraum der Pfarrkirche in Maria Rain

Dafür hat man versucht, die Körperlänge von Jesus festzustellen, in dem man sein Grab vermaß: „Diese Länge konnte man als Devotionalie kaufen – entweder als Schnur oder Papierband, hat es mit nach Hause genommen und damit um Schutz für das Haus, die Familie, gegen Unwetter und Krankheiten und alle möglichen Leiden gebetet.“

Auf „Echtheit“ wurde schon früher größter Wert gelegt
Zum Kauf dieser Bändern gab es sogar ein Echtheitszertifikat dazu. Darauf stand geschrieben: „Nach dem wahren und gerechten Original abgemessene Länge unseres Herrn Jesu Christi wie er auf Erden und an dem Heiligen Kreuz gewesen ist.“

Wie groß demnach Jesus gewesen sein dürfte? Das lässt sich eben in der Kirche von Maria Rain abmessen, wo man auch seine eigene Körpergröße in Relation zu jener von Jesus stellen kann. Rotraud Jungbauer: „In einer Ecke der Kirche, rechts vom Haupteingang, befindet sich auf dem Boden eine Steinstufe und hoch oben darüber, auf einem Sockel, der Schmerzensmann. Auf dem Sockel steht: ‚Ecce homo – Siehe da, der Mensch‘ und ‚Mensura Christi‘ – also die Länge Christi. Der Abstand zwischen dem Sockel und der Steinstufe beträgt 1,93 Meter.“

Jesus war demnach 1,93 Meter groß
Nicht nur die Größe von Jesus Christus war den Menschen damals wichtig. Auch von der Länge des Fußes der Mutter Gottes Maria oder ihrer Gürtellänge erhoffte man sich diese besondere Schutzwirkung – vorausgesetzt, man besaß etwas, das genau dieser „Heiligen Länge“ entsprach. Dann durfte man sich dadurch besondere Schutz und Heilwirkung von diesem Gegenstand bzw. Objekt erhoffen.
13.08.2022, red, kaernten.ORF.at
Von „heiligen Maßen“ und deren Heilkraft
 

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#55
Geheimnisvoller Ritzstein in Keutschach – zwischen Himmel und Unterwelt
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Die 2.400 Einwohner zählende Gemeinde Keutschach ist mit ihren vier Seen nicht nur wasserreich, sondern auch reich an Kultur und Geschichte. Besonders viele Rätsel birgt der vermutlich 800 a.D. geschaffene Ritzstein. Er zeigt eine skelettartige Figur mit halbem Kopf – Forscher vermuten einen Zusammenhang zwischen Tag und Nacht, Himmel und Unterwelt.
Online seit heute, 6.39 Uhr
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In Keutschach lassen sich die geschichtlichen Spuren rund 6.000 Jahre zurückverfolgen, erzählt Kärnten Guide Rotraud Jungbauer: "Sehr bekannt sind die Pfahlbauten, die man dort gefunden hat, aus der Jungsteinzeit, die ungefähr 6.000 Jahre alt sind. Heute weiß man, das war eine ganz flache Insel, die mit der Zeit verschwunden ist, weil der Wasserspiegel gestiegen ist. Vor ungefähr 900 Jahren wurde Keutschach dann erstmals urkundlich erwähnt – unter dem Namen „Codesach“.

In Stein gemeißelte Siedlungsgeschichte
Zwischen der Zeit der Errichtung der Pfahlbauten und der urkundlichen Erwähnung Keutschachs, bzw. der dortigen Kirche liegen einige tausend Jahre – Jahre, in denen der Ort ja ebenfalls besiedelt war. Und das ist in Stein gemeißelt. „Davon erzählt eine Steinplatte, die an der Außenmauer der Kirche angebracht worden ist, rechts vom Hauseingang, das ist der berühmte Ritzstein von Keutschach.“

Auf den ersten Blick eher unscheinbar, verbirgt sich aber einiges darin, weiß Rotraud Jungbauer: „Das ist eine weiße Steinplatte, und da ist eine ganz einfache Figur hineingeritzt oder hineingeschlagen worden. Man kann heute mit technischen Mitteln schon feststellen, wie der Stein bearbeitet worden ist, daher weiß man dass es mehrere Arbeitsphasen gegeben hat.“

Skelettartige Figur mit einem halben Kopf
Aber was stellt dieser Stein nun dar? „Zu sehen ist eine Figur mit zwei Beinen, zwei ziemlich großen Füßen, dann der Rumpf dann der Brustkorb, der nur so gezeichnet ist, wie ein Skelett. Einen linken Arm und dann der Kopf, der nur halb dargestellte worden ist und aussieht wie in halbes Rad – so mit Speichen.“ Um die Figur herum sieht man fünf Kreuze. „Von denen man nicht weiß, warum sie dort hineingeritzt worden sind.“ Das ist immer noch Gegenstand der Forschung.

Was man aber weiß: Der Stein wurde wie vorher schon erwähnt in drei Phasen erstellt. „Phase eins, die Bearbeitung des Körpers. Phase zwei, die Bearbeitung der Füße und der linken Hand – das war in Schlagtechnik, dann wurde das Radkreuz, also der Kopf eingeritzt und zum Schluss, Phase drei, wurden die Kreuze eingeritzt, von denen man nichts weiß.“

Eine Interpretation: Radkreuz als Symbol für die Sonne
Und so gibt es entsprechend viel Interpretationsspielraum. Für die einen ist es einfach eine primitive Darstellung der Auferstehung Jesu. „Die anderen sagen, das war beim Einfall der Slawen in das Kärntner Gebiet und das ist die erste Gestaltung irgendeiner Figur. Und die dritte Version erzählt von den Radkreuzträgern. Radkreuze hat es schon in der Bronzezeit als Symbol gegeben, für die Sonne oder den Jahreslauf in der Natur.“

By Johann Jaritz – Own work, CC BY-SA 3.0 at, File:Keutschach Pfarrkirche Suedwand vorromanische Grabplatte 08042015 1643.jpg - Wikimedia Commons
Der Ritzstein an der Außenwand der Kirche von Keutschach

Im Mittelalter gab es dann die Theorie, „dass man das Rad in zwei Hälften geteilt hat. Die obere Hälfte war der Tag, mit dem Sonnenaufgang auf der linken Seite des Rades. Dann wandert man hinauf zur Mittagszeit und hinunter zum Sonnenuntergang.“ Eben in die zweite Hälfte des Rades, in die Nacht bzw. Unterwelt. Auch die vier Jahreszeiten könnten damit dargestellt worden sein. Die waagrechte Linie in der Mitte sollte die Erde darstellen, die man damals noch als Scheibe vermutet hat.

Mit dem Kopf nicht in den Wolken sondern der Unterwelt?
Übrigens. Am Ritzstein in Keutschach sieht man nur die untere Hälfte des Rades – also die Unterwelt. Wie alt genau dieser Ritzstein ist, kann auch nur vermutet werden. Man nimmt an, ca. 800 Jahre nach Christus, aber so genau lässt sich das nicht mehr feststellen, sagt Rotraud Jungbauer: „Man kann vieles feststellen, wie er bearbeitet worden ist, woher der Stein kommt, aber man kann nicht genau feststellen, wann der Stein bearbeitet worden ist – weil ich einen alten Stein nehmen und diesen dann bearbeiten kann – ich muss ihn nicht frisch gebrochen haben.“
Sehenswert ist er allemal, der Ritzstein an der Südwand der Keutschacher Kirche.
22.08.2022, red, kaernten.ORF.at
Ritzstein – zwischen Himmel und Unterwelt
 

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#56
Tiebelquellen: Naturjuwel mit Geschichte
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Die Tiebelquellen im Bezirk Feldkirchen gelten als in Europa einzigartiges Naturschauspiel. Von ihrem Ursprung bis zur Einmündung in den Ossiacher See gibt es viel Sehenswertes und historisch Interessantes zu erfahren. So gab es entlang des Flusses früher Dutzende Mühlen, Werke und Fabriken, die die Wasserkraft nutzten.
Online seit heute, 7.43 Uhr
Die Tiebel entspringt nicht an einem einzigen Ort sondern wird von 60 bis hundert kleinen Quellen gespeist. Diese Quellen befinden sich auf der Prekova-Höhe. „Der Name leitet sich aus dem Slowenischen ab und bedeutet Übergang. Die Prekova-Höhe ist der Übergang zwischen dem Gurktal und dem Metnitztal und ist gleichzeitig auch der Namesgeber für den kleinen Ort Prekova, oben auf der Anhöhe“, so Kärnten Guide Rotraud Jungbauer. Das Quellgebiet entstand nach der letzten Eiszeit, "als der Draugletscher bei der Prekova einen Monränenwall, also eine Schotteransammlung, hinterließ. Dies führte dazu, dass die Gurk ihre Fließrichtung änderte und die sogenannte enge Gurk bildete.

ORF
Die Tiebelquellen

Dann versickert das Wasser und kommt nach Monaten eben wieder in Form der Tiebelquellen an die Oberfläche. Laut Jungbauer kommen daraus rund 600 Liter pro Sekunde hervor: „Das entspricht ungefähr acht Badewannen voll. Die Wassermenge bleibt das ganze Jahr über annähernd gleich. Das heißt, sie ist unabhängig von Schneeschmelze, großen Niederschlägen und Trockenperioden. Das Grundwasser verweilt rund sechs Monate unterirdisch, bis es an die Oberfläche kommt. Das ist europaweit einzigartig.“

Konstant sieben Grad Wassertemperatur
Die Wassertemperatur beträgt das ganze Jahr über – Sommer wie Winter – exakt sieben Grad. „Die Tiebel friert auch an strengen Wintertagen nicht zu“, so Jungbauer. Das macht die Tiebel zu einem verlässlichen Partner in schwierigen Zeiten, so Jungbauer: „Sie ist eine der wichtigsten Bäche für die Notwasserversorgung im Kärntner Zentralraum, zum Beispiel bei einem Stromausfall.“

Nachdem sich oberhalb von Himmelberg viele kleine Bäche in einem beeindruckenden Naturschauspiel zu diesem einen Bach zusammenschließen, begibt sich das Wasser auf eine gemütliche Reise: „Es braucht drei Stunden, bis der Bach im Ossiacher See ankommt. Das ist ein Weg von gut 20 Kilometern.“

ORF
Sägewerk entlang der Tiebel

Himmelberger Sensen einst weltbekannt
Entlang des Ufers findet man noch heute ganz viel Geschichte und Geschichten: „Noch vor 120 Jahren gab es vom Ursprung der Tiebel bis zum Himmelberger Gemeindegebiet insgesamt 30 Mühlen, zehn Eisen- und Hammerwerke, zehn Sägewerke, eine Pappfabrik und ein Pulverstampfwerk.“ So schmiedete man einst hier Pfannen und Sensen. Die Himmelberger Sensen wurden im 18. Jahrhundert in ganz Europa bis an die Wolga geliefert.

Dazu ein Bericht im Forum: Ehem. Sensenwerk Zeilinger in Himmelberg/Kärnten

Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es in diesem Gebiert dann noch 16 Mühlen: „Bis auf eine Einzige sind alle davon verschwunden. Man findet aber entlang des Wanderweges noch ein paar Überreste, wie zum Beispiel einen alten Mühlstein, einen Holzbrunnen.“

ORF
Mühle entlang des Tiebelflusses

Flodermühle mit besonderem kulturhistorischem Wert
Die Mehlteurer Flodermühle ist die letzte noch funktionsfähige Mühle, die erhalten blieb. Laut der Geschichtsexpertin stammt sie aus dem 19. Jahrhundert und ist mit einem Floderantrieb speziell an die Wasserverhältnisse im Quellgebiet angepasst gewesen." Floderantrieb bedeutet, dass das Wasserrad im horizontal im Freien liegt. „Das Mahlwerk befindet sich in einem Raum über dem Wasserrad. Diese Bauweise gibt der Mehlteurer Mühle einen besonderen kulturhistorischen Wert“, so Jungbauer.

ORF/Petra Haas
Die Tiebelmündung im Bleistätter Moor

Darum wurde sie vor 20 Jahren abgebaut und in Tiebel exakt in ihrer ursprünglichen Form wieder aufgebaut. Sie kann nach Voranmeldung besichtigt werden.
25.09.2022, red, kaernten.ORF.at

Link:
Tiebelquellen: Naturjuwel mit Geschichte
 
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josef

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#57
Wangenitzsee im Herzen der Hohen Tauern
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Als größter Bergsee Kärntens ist der Wangenitzsee an der Grenze zu Osttirol kein Magnet für den Massentourismus geworden, sondern hat sich seine Ursprünglichkeit bewahrt. Das glasklare Wasser kommt vom kleineren Kreuzsee, das Wasser ist mit 13 Grad auch eiskalt.
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Die ruhige Wasseroberfläche mutiert zum verträumten Spiegelbild einer grandiosen Kulisse aus Dreitausendern, die ihn wie eine Perlenkette umschließen. Mit einer Größe von 21,57 Hektar und einer Tiefe von 48 Metern ist der Wangenitzsee der größte Bergsee Kärntens. Außerdem zählt er zu den größten und tiefsten Hochgebirgsseen der Ostalpen. Gemeinsam mit dem Kreuzsee bildet er auf 2.465 Metern ein imposantes Seenplateau.

Gespeist vom kleineren Kreuzsee
3,5 Millionen Kubikmeter Hochgebirgswasser speichert der Wangenitzsee. Gespeist wird er nur vom kleineren Kreuzsee direkt daneben. Entwässert wird der See über den Wangenitzbach weiter in die Möll, die dem bekannten Kärntner Bergtal den Namen gibt. Die Sonne tut sich jenseits der 2.000er Grenze schwer, den Wangenitzsee zu erwärmen. Die Sommerhöchsttemperatur liegt in den obersten Schichten meist nur um die 13 Grad. Etwa drei Viertel des Jahres, im langen Hochgebirgswinter, ist der See weitgehend von einer dicken Eisschicht überzogen.

Fotostrecke
Nationalpark Hohe Tauern/Sam Strauss
Wangenitzhütte
ORF/Bernd Radler
Sonnenuntergang am Wangenitzsee
ORF/Bernd Radler
Pusteblumen am See
ORF/Bernd Radler
Bach führt zum Wangenitzsee
ORF/Bernd Radler
Schutzhaus am Wangenitzsee
ORF/Bernd Radler
Schutzhaus am Wangenitzsee
ORF/Bernd Radler
Eine Hängebrücke verläuft über dem Wangenitzbach
ORF/Bernd Radler
Am Ufer des Wangenitzsees
ORF/Bernd Radler
Schafe weiden am Wangenitzsee
ORF/Bernd Radler
Bergwelt am Wangenitzsee

Karge Gräser wachsen in der großen Höhe
Den Wangenitzsee umzieht ein etwa zwei Kilometer langer Uferstreifen, die Landschaft ist steil, nur in den flacheren Bereichen machen Schutthalden den See einfacher zugänglich. Abwechslungsreiche Botanik sucht man hier vergebens. Es ist vor allem der für die Region typische Krummseggenrasen vorherrschend, eine Sauergrasgewächs. Ebenso wie das Scheuchzer Wollgras, das vor allem an flachen Uferstellen wächst. Es wird auch Alpen-Wollgras genannt. Mit seinen weißen, bauschigen Blütenköpfen ist das Gras eine Augenweide am See und beliebtes Fotomotiv bei Wanderern. Wenngleich es wesentlich zur Verlandung alpiner Gewässer beiträgt, weil es weit in das Wasser hinein vordringen kann.

Wangenitzseehütte 1927 erbaut
Direkt am Ufer des Wangenitzsees steht die Wangenitzseehütte. Es ist am Seenplateau der bis heute weitgehend einzige bauliche Eingriff in die Natur. 1927 wurde die erste Schutzhütte an dieser Stelle eröffnet, damals gebaut von der Alpenvereinssektion Moravia in Böhmen. Kurz nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Hütte durch einen Brand komplett zerstört. Erst Jahrzehnte später errichtete die Sektion Holland im österreichischen Alpenverein ein neues Schutzhaus, 1966 wurde es eröffnet.

Die Königlich niederländische Kletter- und Bergsportvereinigung verlor aber das Interesse, deshalb ist die Hütte seit 2009 im Besitz der Sektion Lienz im Österreichischen Alpenverein. Betrieben wird die Wangenitzseehütte von Claudia und Franz Aßlaber. Mit viel Idealismus bewirtschaften sie die Schutzhütte, die auch als Ausgangspunkt für weitere Touren beliebt ist, beispielsweise auf das 3.283 Meter hohe Petzeck. Die Hütte bietet Mehrbettzimmer und Waschmöglichkeiten.

Kernzone des Nationalparks
Der Wangenitzsee liegt in der Kernzone des Nationalpark Hohe Tauern, was menschliche Eingriffe weitgehend unmöglich macht. Aber schon zuvor war die Schobergruppe, grob verortet zwischen Lienz und dem Großglockner, in einem Dornröschenschlaf. Skilifte, Straßen oder Chaletdörfer gibt es hier nicht. Seit jeher steht der Gebirgszug im Schatten seiner wesentlich berühmteren Nachbarn, der Glockner- und der Venedigergruppe.
Eine Wiener Alpenvereinssektion eröffnete 1933 den Wiener Höhenweg, ein Weitwanderweg vom Iselsberg bis zum Glocknerhaus. Er wird in der Regel in fünf Tagesetappen begangen mit Gehzeiten von vier bis sechs Stunden. Am Ende jeder Etappe wartet ein Schutzhaus. Eines davon ist die Wangenitzseehütte, die von vielen als Highlight am Wiener Höhenwegs beschrieben wird.
29.09.2022, red, kaernten.ORF.at
Wangenitzsee im Herzen der Hohen Tauern
 

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#58
Wildromantische Trögerner Klamm
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In der südlichsten Gemeinde Kärntens, in Eisenkappel-Vellach, rauscht der Trögerner Bach durch die gleichnamige Klamm. Ein schluchtartiger Einschnitt in Jahrmillionen altes Gestein. Geblieben ist ein buntes Mosaik aus kargen Felsformationen, glasklarem Wasser, einzigartiger Pflanzen- und Tierwelt sowie seltener Geologie.

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Die Schlucht ist etwa drei Kilometer lang, sie schneidet sich ein in die Vorberge der Koschuta, ein mächtiges Felsmassiv in den Karawanken. Fast unvorstellbar, dass sich in den vergangenen Millionen von Jahren der Bach etwa 600 Meter weit in den Kalkfelsen gefressen hat, Erosion und Zeit haben es aber möglich gemacht. Dadurch sind bizarre Steingebilde entstanden, die im Kontrast mit Bewuchs und Wasser ein einzigartiges Gesamtbild der Klamm ergeben. Nicht ohne Grund wurde die Schlucht im Jahr 2018 zum Europaschutzgebiet ernannt.

Entstanden aus Meeresorganismen
Die Trögerner Klamm besteht zu großen Teilen aus Schlerndolomit. Er bildete sich vor etwa 250 Millionen Jahren aus den Resten kalkhaltiger Organismen am Meeresboden, vermutlich in ruhigeren Gewässern einer Lagune, im Meer zwischen Europa und Asien. Erst durch die Aufschichtung der Alpen kamen die Gesteine an ihren heutigen Platz. Ersichtlich ist das auch an der teils speziellen geologischen Schichtung in der Schlucht, wo teilweise weißer Schlerndolomit senkrecht neben schwarzem Flaserkalk und rotem Grödner Sandstein zu sehen ist.

Fotostrecke
ORF/Bernd Radler
Trögerner Klamm
ORF/Bernd Radler
Wanderung entlang des Baches in der Klamm

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Bach durch die Klamm

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Bach durch die Trögener Klamm

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Auch Baden ist im Bach möglich

ORF/Bernd Radler
Wanderweg durch die Trögerner Klamm

ORF/Bernd Radler
Bach durch die Trögerner Klamm

Auch die Steine im drei bis sechs Meter breiten Bachbett sind besonders. Durch Erosion wird ständig neues Gestein eingespült und über die Jahre zu Schotter rund geschliffen. Besonders ist hier die Tarviser Brekzie, die den Besucherinnen und Besuchern sofort ins Auge sticht. Es sind fossile Gesteinsbrocken, mehrfarbig – rot, braun und weiß. Auch dieser Schotter ist schon 250 Millionen Jahre alt. Ebenso sind Fossilien, versteinerte Muscheln oder Schnecken hier keine seltenen Funde.

Auch baden möglich
Der Trögerner Bach schlängelt sich glasklar und in leuchtendem Türkis durch die Klamm. Nur nach Gewittern ist das Wasser oft tagelang trüb. An heißen Hochsommertagen wird darin gerne gebadet, vorwiegend in den beckenartigen Strudeltöpfen, die Gumpen genannt werden. Hier tummeln sich auch Bach- und Regenbogenforellen. Teils im Verborgenen haben noch viele andere, teils geschützte Tiere ihren Lebensraum. Vor allem Käfer und Spinnen, aber auch Frösche und Libellen. Gleich unterhalb des Parkplatzes am Eingang zur Klamm ist das Silberbründl zu finden. Eine Quelle mit künstlerischem Ausfluss über Holz-Leitungen.

Einzigartige Pflanzenwelt
Auch die Pflanzen in der Trögerner Klamm sind teils einzigartig. Besonders auffällig sind die Schwarzkiefer-Bestände. Die Bäume wachsen sehr selten und sind an den kargen Kalksteinflanken der Schlucht sehr verbreitet. Einst wurde das Holz geschlägert und bis nach Venedig transportiert. Denn Teile der Lagunenstadt wurden auf den Südkärntner Schwarzkieferstämmen errichtet. Auch für den Bühnenbau ist das Holz beliebt, weil es nicht knarrt. Typisch für die Höhenlage und die Schluchtenlandschaft sind Buchen- und Grauerlenwälder.

Barrierefreie Wanderung möglich
Seit 1925 ist die Trögerner Klamm vollständig von einer Straße erschlossen, Asphaltiert und gut befahrbar. Auch, wenn sich eine Wanderung durch die Klamm per Fuß empfiehlt, verläuft sie ohne nennenswerte Steigungen und ist auch mit Kinderwagen, Gehhilfen oder dem Rollstuhl gut zu schaffen. Von der Straße aus ergeben sich traumhafte Ein- und Ausblicke in die Klamm.

Immer wieder besteht die Möglichkeit, über die steile Böschung bis zum Wasser hinabzusteigen. Etwas oberhalb der Trögerner Klamm am Ende der Straße steht eine kleine Bergkirche samt Friedhof. Der Blick zum Koschutamassiv ist beeindruckend.
Stein des Lebens

Glaubt man einer alten Sage, so ist irgendwo in der Trögerner Klamm der Stein des Lebens zu finden. Einst stürzte ein Jäger im Herbst in eine Grube und überlebte den ganzen Winter lang in einer Grotte ohne Nahrung, weil ihn eine Schlangenkönigin an besagtem Stein schlecken ließ. Als der Jäger dann im Frühling nach Hause kam und sein Versprechen brach, niemandem vom winterlichen Wunder zu erzählen, fiel er tot vom Pferd in dem Moment, als er mit Gesellen den Stein suchen wollte.
01.10.2022, red, kaernten.ORF.at
Wildromantische Trögerner Klamm
 

josef

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#59
Als St. Veit die Hauptstadtwürde verlor
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St. Veit war rund 400 Jahre lang Landeshauptstadt von Kärnten. 1131 wurde St. Veit erstmals urkundlich als „Ville sancti viti“ (Stadt des Schutzpatrons St. Veit) erwähnt. Jahrhunderte später wurde den St. Veitern der Landeshauptstadttitel mit einem Trick wieder weggenommen, und Klagenfurt wurde Hauptstadt von Kärnten.
Online seit heute, 6.18 Uhr
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Die Spuren führen zurück auf die Türkeneinfälle und die Zeit der Bauernaufstände, so Kärnten Guide Helga Tripp: „Der Adel und die hohe Geistlichkeit haben das Land für den Kaiser verwaltet. Die Landstände haben schon lange darauf gepocht, Klagenfurt als Landeshauptstadt auszubauen. Sie sind zu Kaiser Maximilian nach Innsbruck geeilt und haben ihn gebeten, ihnen die Stadt zu überlassen.“ Das tat der hochbetagte Kaiser auch, aber mit der Auflage, die Stadt gegen die Türken auszubauen, denn die Stadt sei in Schutt und Asche gelegen.

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Hauptplatz St. Veit mit Rathaus

Kurze Zeit verarmte St. Veit
Mit einem Vorwand überlistete man auf diese Art Kaiser Maximilian. St. Veit zog den Kürzeren und Klagenfurt wurde die neue Landeshauptstadt. Die Herzogstädter gaben aber nicht auf suchten neue Wege und gelangten zu Reichtum durch das Niederlagsrecht des Norischen Eisens aus Hüttenberg. Aber auch das wurde ihnen genommen, so Tripp: „Dieser Reichtum hat gedauert, bis Josef II es der Stadt im Zuge seiner Reformen weggenommen hat. Die Stadt ist langsam verarmt, hat sich durch Spargelzucht, Bierbrauereien und Holzwirtschaft über Wasser gehalten, bis Mitte des 19. Jahrhunderts die Kronprinz Rudolf Bahn von Kaiser Franz Josef eröffnet wurde.“
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Blick über St. Veit

Neue Türen öffneten sich
So zeigte St. Veit schon damals, wenn eine Tür zugeht, geht eine andere auf und wurde durch diesen Bau zur Eisenbahnerstadt: „St. Veit hat sich immer verteidigten müssen, um Privilegien zu halten, die ihnen auch wieder genommen wurden. Aber auch die Tiefschlage haben sie überwunden.“ Dass sich St. Veit immer gegen Einflüsse von außen verteidigen musste, zeigen noch heute einige Bauten, Gebäude und auch die Gassen von St. Veit, sagte Tripp: „Die Gässchen sind gebogen, geschwungen, alles auf Verteidigung ausgerichtet.“
Raul de Chissota/gemeinfrei
Die nördliche Stadtmauer mit dem ehemaligen Wassergraben

Tore nach Richtungen benannt
Aber auch die Stadttore, bzw. was noch davon übrig ist, sind besondere Zeitzeugen. Im wahrsten Sinn des Wortes waren sie richtungsweisend: „Vom Friesacher Tor zum Weitensfelder Türlein in Richtung Gurktal. Und das Klagenfurter Tor, oder heute die Klagenfurter Straße und das Villacher Tor mit Aussicht auf eine gotische Bautengruppe.“ Diese richtungsweisenden Tore gaben den Herzogstädtern neben den Stadtmauern aber auch Schutz und Sicherheit. Heute kann man mit der Gewissheit, dass man viel erreicht und viel verloren hat ganz gut leben. Der Stachel der Geschichte sitzt aber immer noch tief, so Tripp.
03.10.2022, red, kaernten.ORF.at
Als St. Veit die Hauptstadtwürde verlor
 

josef

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#60
Leonhardikirche - Bad St.Leonhard

Kommt man nach Bad St. Leonhard, fällte einem auf dem Hügel über dem Ort ein ungewöhnlicher, Burgähnlicher Bau auf. Der Ursprung der Leonhardi-Kirche reicht bis ins frühe 12 Jahrhundert. Das gotische Gotteshaus, das letzte Mal vor 50 Jahren renoviert, muss jetzt dringend runderneuert werden. Heuer ist erst einmal das Dach dran. Kostenpunkt: 500.000 Euro und eine Baustelle in Luftiger Höhe.
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So wie die Leonhardikirche heute dasteht wurde sie im ersten Drittel des 14 Jahrhunderts gebaut. Die bröckeligen Schieferplatten auf dem Dach müssen ersetzt werden, weil ihnen die Witterung stark zusetzte. Eine Ostiroler Spezialfirma bekam den Auftrag, das gesamte Kirchendach, 750 Quadratmeter, zu erneuern.

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Die bröckelnden Schieferplatten kommen weg, sagt Kirchendach-Restaurator Johannes Mietschnig: „Der hellere Naturschiefer hat nicht so eine lange Lebensdauer wie der Alte. Er ist schon faul und undicht geworden. Die Bauabteilung der Diözese und das Bundesdenkmalamt haben sich auf einen Ziegel geeinigt, der in den gleichen Farben beschichtet wurde, wie es der Naturschiefer war.“

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Kran als einfachstes Transportmittel
Von oben sieht man besonders gut das Muster. Ungewöhnlch, ist, dass hier ein großer Baukran zum Einsatz kommt. Normalerweise kommen die Ziegel anders aufs steile Dach, sagt Mietschnig: „Mit einem Schrägaufzug ist das schon eine brutale Höhe, um damit die Arbeiten erledigen zu können. Die große Masse an Ziegeln an Ort und Stelle zu bringen ist mit dem Kran einfacher.“

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Selbst die Werkstatt der Restauratoren ist im Kirchturm und auch die Spenglerarbeiten werden gleich vor Ort im Dachstuhl gemacht. In vier Wochen will man fertig sein.
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Auch Fassade weist „Schönheitsfehler“ auf
Außen, vor allem auf der Nordseite der Leonhardikirche, sind die Schäden deutlich zu erkennen. Die Fenster und Mauerwerk sollen 2023 saniert werden, kündigte Dechant Martin Edlinger an: „Die Kirche ist schon sehr abgewittert und manche der Fenster sind schon undicht. Teilweise stammen sie aus dem 14. Jahrhundert. Sie sollen wieder renoviert werden.“

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Die Leonhardikirche von innen
Bis 2025 soll auch der Innenraum mit
Hilfe von Spenden erneuert werden. Da feiert man 700 Jahre Bad. St Leonhard und 900 Jahre Leonhardikriche.
06.10.2022, red, kaernten.ORF.at
Leonhardikirche wird runderneuert
 
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