Nicht nur im Industrieviertel sondern auch in Korneuburg gab es bedeutende Textilbetriebe

josef

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Korneuburg war das Textilzentrum
NÖN Korneuburg, 05. DEZEMBER 2022
Herwig Mohsburger

Das Unternehmen der Familie Schaumann war einst riesegroß – übrig geblieben ist davon allerdings nichts.
FOTO: Museumsverein Korneuburg
Korneuburg verfügte einst über eine florierende Textilindustrie. Von Kotzen über Uniformstoffe bis hin zu ganzen Uniformen wurde alles produziert.
Kaum jemand weiß, dass die älteste Textilindustrie von Niederösterreich in Korneuburg stand. Dabei wurde die Tuch- und Kotzenfabrik Schaumann bereits 1828 vom Stockerauer Franz Schaumann und seiner Schwester Regina gegründet. Details zu dem schon längst wieder in Vergessenheit geratenem Betrieb weiß wie so oft der Obmann des Museumsvereins Korneuburg, Otto Pacher.

Das Unternehmen florierte, im Jahr 1840 waren an die 400 Arbeiter beschäftigt. Die ursprünglichen Handwebstühle wurden ab 1850 durch 32 mechanische dampfbetriebene ersetzt. Im Jahr 1854 konnten so 8.000 Bett- und 2.000 Pferdekotzen hergestellt werden. Kotzen ist ein ponchoartiger Überwurf aus grobem Wollzeug oder Loden, er wurde als Arbeitskleidung und Wetterschutz getragen. Später wurden auch grobe Wolldecken und Pferdedecken so bezeichnet. Zusätzlich wurden auch 1.500 Ballen von weißem Tuch aus Baumwolle hergestellt.

1864 wurde Franz Schaumann zum Bürgermeister gewählt und und übergab seinem ältesten Sohn Carl die Leitung der Firma. Dessen jüngerer Bruder Franz jun. trat 1870 in das Unternehmen ein.

Zwar wurde 1872 eine interne Krankenkasse eingerichtet, den Arbeitern ging es aber nicht gut. Die Arbeitszeit war Montag bis Freitag von sieben bis 19 Uhr und Samstag von sieben bis 16 Uhr. Streiks wurden unterbunden, gewerkschaftliche Tätigkeiten wurden nicht zugelassen. Durch den hohen Leistungsdruck kam es immer wieder zu schweren Unfällen. 1878 richtete man sogar eine Invalidenstiftung ein.

Brand vernichtete viele Gebäude
Ein Brand vernichtete 1885 einen großen Teil des Maschinenparks und der Gebäude, dies führte zu einer grundlegenden Erneuerung der Fabrikationseinrichtungen. Franz Schaumann jun. schied 1892 aus der Firma aus, um sich dem Amt des Bürgermeisters zu widmen.

1898 war der Betrieb imstande, jährlich 100.000 Bett-, Militär- und Pferdedecken zu liefern. Produziert wurde auch Uniformtuch für das Militär. Nach Kriegsbeginn 1914 kam es rasch zu Lieferengpässen, es wurden auch viele Mitarbeiter zum Militärdienst eingezogen.

Carl jun. übergab im Jahr 1919 den geschwächten Betrieb an eine ausländische Aktiengesellschaft. In der Folge kam es zu oftmaligen Besitzerwechseln. 1936 erfolgte die Verlegung nach Erlach/Pitten, der Korneuburger Betrieb wurde geschlossen.

Nach Schaumann gab es zeitweise auch andere Textilbetriebe. Die Textildruckerei Stern & Sachs 1948 beschäftigte bis zu 70 Personen und war mit einer modernen Filmdruckmaschine ausgestattet. Der Betrieb wurde 1965 stillgelegt.

1965 etablierte sich das Bekleidungswerk Tom & Tina. Ein Schwerpunkt der Produktion waren Uniformen, etwa für die Polizei Wien, den Flughafen Schwechat und die AUA. Rund 300 Beschäftigte stellten auch Damenoberbekleidung her. 1981 musste das Werk geschlossen werden.
Korneuburg war das Textilzentrum
 
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