Sonderausstellungen im NÖ. Landesmuseum St.Pölten

josef

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#1

Aufsässiges Land

Sonderausstellung im Haus der Geschichte

Streik, Protest und Eigensinn
18. Februar 2023 – 21. Jänner 2024
Am Beispiel unterschiedlicher Protestbewegungen in Niederösterreich legt die Ausstellung dar, wie der ländliche Raum die soziale und politische Entwicklung der letzten 170 Jahre geprägt hat. Man kämpft gegen schlechte Arbeitsbedingungen, geringe Bezahlung und die Beschneidung von Rechten, aber auch gegen umweltzerstörende Maßnahmen.
Die Ausstellung wirkt einer Geschichtsschreibung entgegen, die den ländlichen Raum als politisch passiv und von Entscheidungen in den Machtzentren abhängig betrachtet.
"Aufsässiges Land" bildet ein breites politisches Spektrum sowie verschiedene Milieus mit unterschiedlichen Interessen ab: Es geht unter anderem um den "Bauernbefreier" Hans Kudlich, um Tabakarbeiterinnen in Stein, die 1886 gegen die Entlassung einer Kollegin protestieren, um die großen Streiks der Jahrhundertwende in Neunkirchen und im Traisental, aber auch um ein widerständiges Netzwerk von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern in der NS-Zeit. Zu den jüngeren Beispielen gehören einer der längsten Streiks der zweiten Republik, ausgetragen im Traiskirchner Semperit-Werk, Traktordemonstrationen gegen die Agrarpolitik der Regierung in den 1970er-Jahren und die Besetzung der Hainburger Au 1984.
Die Ausstellung wird vom Team des Hauses der Geschichte gemeinsam mit Jessica Richter vom Institut für Geschichte des ländlichen Raumes und dem Schriftsteller Martin Prinz kuratiert. Lenz Mosbacher veranschaulicht als Zeichner und Texter die historischen Ereignisse.

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Allgemeine Informationen
 

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#2
Mit Heugabel und Bauernpanzer: Ausstellung zu Protest auf dem Land
Das Haus der Geschichte Niederösterreich blickt in der Ausstellung "Aufsässiges Land. Streik, Protest und Eigensinn" auf Widerstandsformen im ländlichen Raum

Geballte Fäuste, erhobene Forke: Bäuerinnen und Bauern haben sich in der Vergangenheit mehrfach mit der Arbeiterschaft zum gemeinsamen Protest zusammengeschlossen. Etwa 1896 in Neunkirchen. Die Ausstellungsillustration stammt von Lenz Mosbacher.
Lenz Mosbacher

Wer heute an Protest denkt, hat Bilder aus den städtischen Zentren im Kopf: demonstrierende Arbeitermassen, Hausbesetzungen, Klimaaktionen, Schwurblerdemos von rechts bis links auf der Wiener Mariahilfer Straße. Die Stadt als politischer und sozialer Brennpunkt gilt spätestens seit dem 19. Jahrhundert als Motor gelebter Protestkultur. Dem ländlichen Raum hingegen haftet der Ruf an, dort würde in gelebter Passivität jeder Umstand untertänigst hingenommen. Ein Vorurteil, gegen das nun eine Ausstellung im St. Pöltener Haus der Geschichte Protest einlegt.

Es geht um die Wurst
Aufsässiges Land. Streik, Protest und Eigensinn veranschaulicht in 16 kompakten Kapiteln, dass in Sachen Aufmüpfigkeit mit der Peripherie immer zu rechnen war. Dass das Land, genauer die Bauernschaft, sogar gewissermaßen am Beginn des Revoluzzertums steht, verdeutlicht der Blick auf die mythisch umrankten Bauernkriege der Neuzeit. Mit Heugabel und Dreschflegel sollte die Befreiung aus der Leibeigenschaft erstritten werden, 1848 erreichte man das Ziel tatsächlich.


Die Ausstellung "Aufsässiges Land" im Haus der Geschichte Niederösterreich nimmt Protestformen im ländlichen Raum unter die Lupe.
NÖ Museum / Hinterramskogler

Danach ging es 170 Jahre lang nicht mehr unbedingt um Leib und Leben, aber immerhin noch um die sprichwörtliche Wurst: Wilderer wehrten sich ab 1849 gegen das gesetzliche Vorrecht der Großgrundbesitzer auf die Jagd. Ausgestellt sind Kuriosa wie ein "Wildererstutzen", ein Gewehr mit abgesägtem Lauf, das man gut im Mantel verstecken konnte, und eine Ledermaske, die es erlauben sollte, unerkannt dem Wild nachzustellen. Sozialromantisch in Liedern und Operetten als Robin Hoods der heimischen Wälder verklärt, lieferten sich die Wilderer schon einmal ein Gefecht mit der Gendarmerie.


Mit abgesägten Gewehren und Fallen gingen Wilderer auf die Pirsch und protestierten so gegen die neue Jagdordnung.
Foto: NÖ Museum / Hinterramskogler

Der Kampf um Lebensmittel kehrte noch einige Male wieder: Nach dem Ersten Weltkrieg etwa wehrte sich die Landbevölkerung teilweise handgreiflich dagegen, den Hunger in den Städten mit erzwungenen Abgaben zu stillen. Andererseits kam es ab dem ersten Generalstreik in Neunkirchen im Jahr 1896 auch zu Schulterschlüssen des Bauernstands mit der Arbeiterschaft. Ab 1905 gab es immer wieder pazifistisch motivierte Sabotage in Rüstungsbetrieben, im Chemiewerk Moosbierbaum formierte sich 1945 eine Gruppe, die das NS-Regime stürzen wollte und im KZ endete.

Ein Blick auf "stille" Protestformen der Dienstmägde oder Saisonarbeitskräfte aus Nachbarländern sowie auf die Resignation der Arbeitslosen aus der Marienthal-Studie zeigt, dass sich die Gruppen der Marginalisierten bis heute nicht verändert haben. Politisch kaum vertreten, war es für sie immer schon schwierig, Gehör zu finden.


Streiks und Arbeitskampf fanden nie nur in den Großstädten statt, gerade in ländlichen Industriegebieten kam es oft zu Widerstandsaktionen.
Foto: NÖ Museum / Hinterramskogler

Zum wirkmächtigsten Symbol ländlichen Protests wurde die Straßenblockade – nicht mit Klebstoff wohlgemerkt, sondern mit dem Traktor. Im März 1971 bildeten erstmals Landwirte eine Kolonne in Richtung Wien, gegen die Agrarreformder Regierung Kreisky – eine Protestform, die Schule machen sollte.

Je kürzer der jeweilige Protest zurückliegt, desto entschiedener enthält sich die Ausstellung jedem Kommentar über dessen Legitimität und Folgen – was prinzipiell richtig ist. Gerade da, wo es parteipolitisch wird, wäre aber ein gewisses Maß an Einordnung fair gewesen.

So überliefert die Ausstellung zwar den Schmunzler, Kreisky habe sich über die gegen Wien vorrückenden "Bauernpanzer" lustig gemacht, verschweigt aber, dass es doch auch seine Reformregierung war, die den Bäuerinnen und Bauern zu einer Sozialversicherung verhalf. Dass die bestürmten Weingesetze nach dem Glykolskandal oder die EU-Subventionen mehr Rettung waren als Schaden, bleibt auch unerwähnt.
Selbst wenn man sich vor Heugabeln und Traktoren gefürchtet haben sollte: Wer politische Geschichte bis in jüngste Zeit ausstellen will, darf sich nicht davor scheuen, strittige Debatten ganz durchzukauen.
(Stefan Weiss, 1.3.2023)
Mit Heugabel und Bauernpanzer: Ausstellung zu Protest auf dem Land
 

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#3
Museum Niederösterreich: Das kommt 2024
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Das Museum Niederösterreich in St. Pölten zeigt 2024 zwei neue große Ausstellungen: In „Auf der Flucht“ erzählen private Gegenstände Geschichten von Krieg und Flucht, in „Tierisch mobil“ geht es um faszinierende Leistungen aus der Tierwelt.
Online seit heute, 7.19 Uhr
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„Auf der Flucht“ präsentiert von 2. März bis 2. Februar 2025
im Haus der Geschichte „Gegenstände, die von Menschen in kritischen Situationen mitgenommen oder zurückgelassen wurden und damit Geschichten von Krieg, Flucht und Vertreibung im 20. und 21. Jahrhundert, aber auch davor erzählen“, erklärt Christian Rapp, Kurator und wissenschaftlicher Leiter des Hauses der Geschichte. Die Schau basiert auf dem Forschungsprojekt „Mobile Dinge, Menschen und Ideen. Eine bewegte Geschichte Niederösterreichs“ unter der Leitung des Instituts für jüdische Geschichte Österreichs (INJOEST).

Von 23. März bis 9. Februar 2025 beleuchtet die Ausstellung „Tierisch mobil!
Natur in Bewegung“ im Haus für Natur faszinierende tierische Leistungen. „Tiere wandern auf Nahrungssuche, aufgrund des Klimas und des Wetters, auf der Suche nach Sexualpartnerinnen und -partnern oder zur Erschließung neuer Lebensräume“, erklärt Ronald Lintner, Kurator und wissenschaftlicher Leiter des Hauses für Natur, das Konzept der Ausstellung.

Fotostrecke mit 7 Bildern
Philipp Mettauer
Das Opernglas aus dem Besitz von Friederike Hacker, die mit ihrem Ehemann und ihrem Kind 1938 von Österreich nach Argentinien emigrieren musste

Stadtgemeinde Gmünd/Harald Winkler
Diese Holzkassette wurde 1916 von Geflüchteten aus der Ukraine hergestellt, als Geste der Dankbarkeit dem Leiter des Barackenlagers Gmünd gegenüber

NÖ Museum Betriebs GmbH/Andrea Thuile
Die Puppe des 1968 aus Prag nach Österreich geflohenen Mädchens Zuzana Brejcha

NÖ Museum Betriebs GmbH/Theo Kust
Das Museum als Zoo: Etwa 40 einheimische Tierarten leben im Haus für Natur in Aquarien, Terrarien und in einem Formicarium

shutterstock/Sergey Uryadnikov
Die neue Ausstellung „Tierisch mobil! Natur in Bewegung“ widmet sich den vielfältigen Aspekten kleinerer und größerer Tierwanderungen

NÖ Museum Betriebs GmbH/Theo Kus
tDer Natur auf der Spur: Flora und Fauna Niederösterreichs können im Haus für Natur hautnah erlebt werden

Klaus Pichler
„Die Dauerausstellung ist das Kernstück des Hauses der Geschichte. Sie präsentiert Geschichte spannend, zeitgemäß und stellt Bezug zu aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen her“, kann man auf der Website lesen

40.000 Jahre Menschheitsgeschichte zu erkunden
Daneben gibt es im Haus der Geschichte, das 2024 in seiner Veranstaltungsreihe „Erzählte Geschichte“ neben den Abendveranstaltungen auch einen Schwerpunkt auf Zeitzeugen- und Zeitzeuginnen-Gespräche mit Schulen legt, weiterhin 40.000 Jahre Menschheitsgeschichte zu erkunden. Noch bis 21. Jänner ist die Schau „Aufsässiges Land. Streik, Protest und Eigensinn“ zu sehen; „Zimmer frei! Urlaub auf dem Land“ läuft bis 2. Februar 2025.
Im Haus für Natur, wo es insgesamt mehr als 40 lebende Tierarten gibt, kann überdies noch bis 11. Februar die Schau „Heraus mit der Sprache! Wie Tiere & Pflanzen kommunizieren“ besucht werden. Neben vier Ausgaben des Experten- und Expertinnen-Forums „Erlebte Natur“ veranstaltet das Haus für Natur 2024 auch einen Tag der Artenvielfalt, richtet für St. Pölten die „City Nature Challenge“ aus, bietet im Sommer zwei „Fledermausnächte“ und ruft gleich zu Beginn des Jahres zur Wintervogelzählung von BirdLife Österreich auf.

Den Auftakt des Veranstaltungsprogramms bestreiten am 23. Jänner die Original Wiener Zeitenwandler Martin Haidinger und Karl Vocelka gemeinsam mit Esther-Rebecca Neumann zum Thema „Zimmer frei! Das Land als Sehnsuchtsort“. Im Jahr der Landeskulturhauptstadt St. Pölten verlängert das Museum Niederösterreich außerdem an Wochenenden und Feiertagen seine Öffnungszeiten bis 18.00 Uhr.
07.01.2024, red, noe.ORF.at/Agenturen

Link:
Museum Niederösterreich: Das kommt 2024
 
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