Naturhistorisches Museum Wien: Ausstellung "Krieg"

josef

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#1
krieg. auf den spuren einer evolution
24. Oktober 2018 - 28. April 2019


Die Ausstellung, eine Kooperation mit dem Landesmuseum für Vorgeschichte Halle an der Saale, präsentiert eine archäologische Spurensuche, die über 7000 Jahre zurückreicht – zu den ältesten Nachweisen von kriegerischen Auseinandersetzungen.
Beim Menschen greifen biologische und kulturelle Evolution stark ineinander. Ironischerweise bringt die schöpferische Kraft, die aus dieser Verbindung entsteht, auch tödliche Waffen hervor. Die Entwicklung vom Werkzeug zur Waffe, vom Zweikampf zum Massenmord, vom mythischen „Helden“ zum namenlosen Soldaten, der als „Kanonenfutter“ dient, ist zentrales Thema der Ausstellung.

Dabei geht die Ausstellung anhand von historischen Belegen zahlreichen grundsätzlichen Fragen nach: Was ist Aggression? Seit wann gibt es Krieg in der Menschheitsgeschichte? Ist Krieg unausweichlich, weil menschlich? Seit wann gibt es organisierten Krieg mit eigens für Kriegszwecke entwickelten Waffen aus Metall? Seit wann führen Eliten anonyme Soldaten in die Schlacht?

Zentrales Ausstellungsobjekt und Mahnmal des Krieges ist ein Massengrab aus dem Dreißigjährigen Krieg, das in einem Block geborgen und konserviert wurde. Wissenschafter und Wissenschafterinnen haben die 47 Toten mit modernsten Techniken untersucht und Einzelschicksale sowie Todesursachen so detailliert wie möglich rekonstruiert. Auf diese Weise gelang es, den namenlosen Toten einen Teil ihrer Biografie zurückzugeben.

Auch in Österreich haben archäologische und anthropologische Forschungen wichtige Erkenntnisse über Kriegsführung und die Folgen von Kriegen von der Ur- und Frühgeschichte bis in die Neuzeit geliefert. So wurden die Skelette jener Soldaten, die 1809 im napoleonischen Krieg auf den Schlachtfeldern von Asparn und Deutsch Wagram getötet wurden, mit forensisch-anthropologischen Methoden untersucht. An den Knochen lässt sich viel über das Schicksal einzelner an der Schlacht beteiligter Menschen ablesen.

Wie nachhaltig und zerstörerisch sich Krieg auch auf viele Überlebende auswirkt, lässt sich unter anderem an „zivilen“ Objekten aus der Nachkriegszeit dokumentieren. Am Ende der Ausstellung erinnern Prothesen, die den verwundeten Soldaten das Leben erleichtern sollten und heute Bestandteil der anatomischen Sammlung des NHM Wien sind, an das Ende des Ersten Weltkriegs 1918.

Die Ausstellung ist ein Beitrag zum Europäischen Kulturerbejahr 2018 (100 Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und 400 Jahre nach Beginn des Dreißigjährigen Krieges).
Quelle und mehr Infos: Naturhistorisches Museum Wien - sonderausstellungen
 

Geist

Worte im Dunkel
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#3
Die Bezeichnung HELDEN für gefallene Soldaten (egal welchen Ranges) irritiert mich schon immer.
Das ist das Schönreden sinnloser Tode, das dummerweise ganze nachfolgende Generationen zu verklärter Verherrlichung verleitet. Am schlimmsten ist die Bezeichnung Held für Teilnehmer des Zweiten Weltkriegs österreichischer oder deutscher Herkunft. Wer sich, freiwillig oder unfreiwillig, an einem Verbrechen beteiligt, kann nie ein Held sein. Sämtliche Heldenfriedhöfe, auf denen Wehrmachtssoldaten bestattet wurden, müssen korrekterweise in "Friedhöfe für ideologische Missbrauchsopfer" umbenannt werden. Die einzigen Helden, die dieser Krieg kannte, waren auf alliierter Seite und diejenigen, die sich dem Regime entgegengestellt haben, sprich die Leute im Widerstand und die Deserteure, die ihr Leben des Friedens willen riskiert haben und keinesfalls die armen Jungs in Uniform, die ihr Leben nur für den von vornherein sinnlosen Krieg riskiert haben.

Hinweis: Sollte mein Beitrag politische Diskussionen zur Folge haben, wird er und alle nachfolgenden Beiträge gelöscht.
 
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Senator74

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#4
Das ist das Schönreden sinnloser Tode, das dummerweise ganze nachfolgende Generationen zu verklärter Verherrlichung verleitet. Am schlimmsten ist die Bezeichnung Held für Teilnehmer des Zweiten Weltkriegs österreichischer oder deutscher Herkunft. Wer sich, freiwillig oder unfreiwillig, an einem Verbrechen beteiligt, kann nie ein Held sein. Sämtliche Heldenfriedhöfe, auf denen Wehrmachtssoldaten bestattet wurden, müssen korrekterweise in "Friedhöfe für ideologische Missbrauchsopfer" umbenannt werden. Die einzigen Helden, die dieser Krieg kannte, waren auf alliierter Seite und diejenigen, die sich dem Regime entgegengestellt haben, sprich die Leute im Widerstand und die Deserteure, die ihr Leben des Friedens willen riskiert haben und keinesfalls die armen Jungs in Uniform, die ihr Leben nur für den von vornherein sinnlosen Krieg riskiert haben.

Hinweis: Sollte mein Beitrag politische Diskussionen zur Folge haben, wird er und alle nachfolgenden Beiträge gelöscht.
Klare Worte! Danke! Vor allem ist es die Wahrheit!
 
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josef

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#5
...Die einzigen Helden, die dieser Krieg kannte, waren auf alliierter Seite und diejenigen, die sich dem Regime entgegengestellt haben, sprich die Leute im Widerstand und die Deserteure, die ihr Leben des Friedens willen riskiert haben und keinesfalls die armen Jungs in Uniform, die ihr Leben nur für den von vornherein sinnlosen Krieg riskiert haben...
Dazu passt der heutige Artikel im Standard:
"Niemals vergessen – seid wachsam" steht über der Gedenktafel im ehemaligen Hinrichtungsraum des Wiener Straflandesgerichts...

Wiens Todeskammer im Straflandesgericht: "Seid wachsam"

Im Wiener Straflandesgerichts wurden in der NS-Zeit mindestens 1.210 Menschen geköpft. Ein Großteil von ihnen, weil sie politischen Widerstand leisteten
Wien – Das erste Mal fiel das Fallbeil im Erdgeschoß des Wiener Straflandesgerichts am 6. Dezember 1938. Die Guillotine war gerade aus Berlin geliefert worden, der kleine Hinrichtungsraum neu eingerichtet: rot gekachelter Boden, eine Ecke verfliest mit Wasseranschluss und Schlauch, ein Fenster mit Milchglasscheiben, in der Mitte stand die Köpfmaschine. Mindestens 1.210 Menschen wurden hier während der NS-Zeit enthauptet. Viele wegen kleinster Vergehen, fast die Hälfte aufgrund ihres Widerstands gegen die Nazis.
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foto: matthias cremer
Eingang zur heutigen Gedenkstätte im Wiener Straflandesgericht.


Eine der Verurteilten war Hedy Urach. Ihr Todesurteil wurde 1943 im Wiener Landgericht, wie es damals bezeichnet wurde, vollstreckt. Da war sie 33 Jahre alt. Ihr Vergehen: eine aktive Kommunistin zu sein. Ein anderer war Jakob Kastelic, Gründer der "Großösterreichischen Freiheitsbewegung". Er wurde 1944 wegen Hochverrats zum Tode verurteilt.

Prozesse waren eine "Farce"
Urach und Kastelic sind zwei der 619 Namen, die heute in der ehemaligen Todeskammer des Straflandesgericht an der Wand zu lesen sind. Inzwischen wird der Raum genutzt, um der Verbrechen des Unrechtregimes zu gedenken – damit all jene Menschen nie vergessen werden, die an diesem Ort, an dem heute Recht gesprochen wird, von staatlicher Hand getötet wurden. Ihre Prozesse seien eine Farce gewesen, sagt Friedrich Forsthuber, Präsident des Straflandesgerichts.


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foto: matthias cremer Wasseranschluss für die Reinigung des Bodens nach der Enthauptung.

Es hat bis 1968 gedauert, bis Österreich ein umfassendes Verbot der Todesstrafe in der Verfassung verankert hat. Zwischen Kriegsende und der letzten Hinrichtung hierzulande am 24. März 1950 wurden noch 43 Todesurteile im heutigen Wiener Straflandesgericht vollzogen. Mittlerweile wird in allen europäischen Staaten außer Weißrussland die Todesstrafe geächtet.

Direkt neben der Hinrichtungskammer in Wien fanden sich in der NS-Zeit fünf sogenannte Abgangszellen. Acht Stunden vor ihrer Köpfung wurden die Häftlinge dort hineinverfrachtet. Hier konnten sie noch Briefe an ihre Angehörigen schreiben. Unmittelbar vor der Hinrichtung wurde den Verurteilten dann mitgeteilt, dass "keine Begnadigung erfolgt" sei. Eine solche hätte nur Adolf Hitler persönlich aussprechen können. Das kam bloß selten vor, Schätzungen zufolge in fünf von hundert Fällen.

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foto: matthias cremer Der Abfluss für das Blut der Hingerichteten in der heutigen Gedenkstätte.

An manchen Tagen wurden in Wien mehr als 30 Hinrichtungen im Dreiminutentakt vollstreckt. Das Blut floss in einen Abfluss im hinteren Teil des Raumes. Danach wurde mit dem Wasserschlauch einmal über den Boden gespritzt. "Man hat sie direkt sterben hören", ist von einem Gefängnisinsassen überliefert.

Leichenteile im Anatomischen Institut
Die Leichenteile vieler Hingerichteter wurden in das Anatomische Institut gebracht. Sie wurden für wissenschaftliche Zwecke untersucht und benutzt oder von Studenten seziert. Danach gab man sie an den Zentralfriedhof ab, wo sie in Schachtgräbern formlos bestattet wurden.


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foto: matthias cremer Der Gang, durch den die Verurteilten den Hinrichtungsraum betreten hatten, wurde inzwischen zugemauert.

Forsthuber erklärt, dass die Geschichten dieser Menschen damit aber oft noch nicht abgeschlossen waren. Die Angehörigen der Widerstandskämpfer seien manchmal noch viele Jahre später für ihre Verwandten geächtet und als Saboteure oder Feiglinge diskreditiert worden. "Die Moral der Gesellschaft ist nicht mit Kriegsende gekippt", sagt der Gerichtspräsident.

Im Straflandesgericht soll heute vor allem an den Mut der Widerstandskämpfer erinnert werden, sagt Forsthuber. Er betont aber auch, dass Rechtsstaat und Medienfreiheit selbst in "gefestigten Demokratien" unterwandert werden können – derzeit etwa in der Türkei. "Niemals vergessen – seid wachsam" steht über der Gedenktafel im Hinrichtungsraum. (Katharina Mittelstaedt, 26.10.2018)

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foto: matthias cremer Das Straflandesgericht Wien nimmt das Gedenkjahr 2018 zum Anlass, den Widerstand gegen das NS-Regime zu würdigen. Die Namen der 619 hingerichteten Widerstandskämpfer wurden an Tafeln angebracht.

Hinweis: Die Gedenkstätte kann jeden ersten Dienstag im Monat um 15 Uhr im Rahmen einer Führung besucht werden. Treffpunkt ist die Landesgerichtsstraße 11.
Wiens Todeskammer im Straflandesgericht: "Seid wachsam" - derStandard.at
 
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Senator74

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#7
Ich kenne persönlich die "Helden"friedhöfe von Redipuglia (WK1) und Monte Cassino (WK2).
Es geht einem kalt über den Rücken, ähnlich wie beim Besuch vom KZ Mauthausen.
(Und es gibt keine Gewissheit, dass nicht mal wieder Ähnliches passiert.)
 
#8
Das ist das Schönreden sinnloser Tode, das dummerweise ganze nachfolgende Generationen zu verklärter Verherrlichung verleitet. Am schlimmsten ist die Bezeichnung Held für Teilnehmer des Zweiten Weltkriegs österreichischer oder deutscher Herkunft. Wer sich, freiwillig oder unfreiwillig, an einem Verbrechen beteiligt, kann nie ein Held sein. Sämtliche Heldenfriedhöfe, auf denen Wehrmachtssoldaten bestattet wurden, müssen korrekterweise in "Friedhöfe für ideologische Missbrauchsopfer" umbenannt werden. Die einzigen Helden, die dieser Krieg kannte, waren auf alliierter Seite und diejenigen, die sich dem Regime entgegengestellt haben, sprich die Leute im Widerstand und die Deserteure, die ihr Leben des Friedens willen riskiert haben und keinesfalls die armen Jungs in Uniform, die ihr Leben nur für den von vornherein sinnlosen Krieg riskiert haben.

Hinweis: Sollte mein Beitrag politische Diskussionen zur Folge haben, wird er und alle nachfolgenden Beiträge gelöscht.
Meine Sichtweise dazu: dieses Statement stellt jedenfalls einen politischer Beitrag dar, daher ist es ein wenig fragwürdig die Löschung im Fall einer politischen Diskussion (was auch immer damit gemeint ist) in Aussicht zu stellen.

Zum Inhalt wäre einzuwenden, dass es auch in verbrecherischen Kriegen und auf der falschen Seite "Helden" nach dem üblichen Sprachgebrauch geben kann. Das "heldenhafte" an den Taten eines Menschen im Krieg kann auch darin bestehen, dass er oder sie sich für andere Menschen einsetzt oder im Extremfall aufopfert. Das kann natürlich auch dann getan werden, wenn man auf der falschen Seite kämpft. Der Begriff "Heldenfriedhof" ist für viele Menschen nachvollziehbar irritierend. Der Versuch seiner Verdrängung aus dem Sprachgebrauch ist m.E. aber ungefähr ähnlich sinnvoll wie "Fahrerlaubnis" statt "Führerschein".
 
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Senator74

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#9
Meine Sichtweise dazu: dieses Statement stellt jedenfalls einen politischer Beitrag dar, daher ist es ein wenig fragwürdig die Löschung im Fall einer politischen Diskussion (was auch immer damit gemeint ist) in Aussicht zu stellen.

Zum Inhalt wäre einzuwenden, dass es auch in verbrecherischen Kriegen und auf der falschen Seite "Helden" nach dem üblichen Sprachgebrauch geben kann. Das "heldenhafte" an den Taten eines Menschen im Krieg kann auch darin bestehen, dass er oder sie sich für andere Menschen einsetzt oder im Extremfall aufopfert. Das kann natürlich auch dann getan werden, wenn man auf der falschen Seite kämpft. Der Begriff "Heldenfriedhof" ist für viele Menschen nachvollziehbar irritierend. Der Versuch seiner Verdrängung aus dem Sprachgebrauch ist m.E. aber ungefähr ähnlich sinnvoll wie "Fahrerlaubnis" statt "Führerschein".
Mit deinem Statement rennst du mir "offene Türen" ein.
(Meine Vermutung, was @Geist vermieden wissen will, ist, dass hier etwas breit getreten wird, was der Sache des Forums nicht dienlich ist.)
 
#10
Ja, vermutlich.

Mich hat nur ein wenig irritiert, dass die Durchsetzung sprachlicher Deutungshoheit mit Mitteln der Forenmoderation angekündigt wurde ("... wird er und alle nachfolgenden Beiträge gelöscht."). Das ist in einem Forum, das sich (auch) mit zeitgeschichtlichen Vorgängen beschäftigt, naja, …
 
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Senator74

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#11
Ja, vermutlich.

Mich hat nur ein wenig irritiert, dass die Durchsetzung sprachlicher Deutungshoheit mit Mitteln der Forenmoderation angekündigt wurde ("... wird er und alle nachfolgenden Beiträge gelöscht."). Das ist in einem Forum, das sich (auch) mit zeitgeschichtlichen Vorgängen beschäftigt, naja, …
Es wird nichts so heiß gegessen, wies gekocht wurde...
 
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