Muna Kambachsmühle

#1
Mit der aufstrebenden Kaliindustrie in Süd-Westthüringen, kam es auch zum bau von mehreren Pulverfabriken in der Region zwischen Bad Salzungen und Eisenach. Bekannt sind hier in erster Linie Leimbach - Kaiseroda, Abterode und Kambachsmühle.

Die alte Fabrik ist ziemlich in der Mitte des kleinen Straßendorfes Kambachsmühle zu finden. Heute sind in der Fabrik Wohnungen.
 

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#2
Mit Hochdruck wurde natürlich während der beiden Kriege dort gearbeitet.
Heute findet man im näheren Umfeld der Fabrik noch einige Relikte wie z.B. diese Splitterschutzzellen.
 

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#3
Die fertige Munition und die fertigen Granaten konnte man natürlich nicht im Ort lagern - im falle eines Falles wäre von den paar Häusern nichts mehr übrig geblieben.
So baute man etwa 1km weiter westlich in einem Waldstück das eigentliche Depot. Heute ist es stark verwachsen aber man kann die die zahlreichen Bunker noch gut erkennen. Der Wall um den Bunker ist etwa 6 - 8 m hoch, jeder Bunker hat zwei Einfahrten, die gesamte Zufahrt erfolgte über eine sehr gut ausgebaut Pflasterstraße.
 

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#4
Ganz zu Anfang der Bunker findet man einen halbfertigen BUnker, hier fehlt die komplette Frontpartie inklusive der beiden Eingänge.
Im unteren Teil der ehem. Anlage, die seit Kriegsende nicht mehr in Betrieb ist, befinden sich einige Relikte bei denen die Zuordnung sehr schwer fällt.
Bei der einbetonierten Eisenbahschiene sieht man deutlich wieviel Schotter als Füllmasse mit verarbeitet wurde. Aber auf Grund des relativ hohen Zementgehaltes, hält das Stück noch heute. Keine Aussage kann ich zu dem Wasserdurchlauf machen.
uwe
 

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hebbel

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#6
Das ist ja ein richtiges Kleinod. Danke für den Bericht und die Bilder.

Gruß
Dieter
 

kps

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#7
War die Muna primär für Heer oder Luftwaffe und hatte sie eine Bezeichnung?
War die Fertigung an eine andere Muna angegliedert und was wurde eigentlich gefertigt?

LMuna Crawinkel hatte z.B. 1/IV = 1. Muna im Luftgau IV

MfG
kps
 
H

hebbel

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#8
Auf die Schnelle:
Munitionsanstalt kann natürlich sein. Produktion ebenso -> J.F. Eisfeld GmbH, Pulver- u. Pyrotechnische Fabriken, Werk Kieselbach [klb]

"Bereits 1930 begann in Kooperation mit den Firmen Wolff & Co, DAG, WASAG und J.F. Eisfeld die Entwicklung von militärischen Raketen, die als Geschoßträger in der Feldartillerie eingesetzt werden sollten. Dieses im Auftrag des Oberkommando des Heeres durchgeführte Unternehmen führte später zu der "Dornberger-Munition" für Raketenwerfer."

Gruß
Dieter
 
#9
Über die Muna ist nicht mehr sehr viel bekannt, selbst Einheimische kennen oft nicht mehr die Geschichte der Kambachsmühle.
Die Muna war in Privathand, das grüne Dach der Villa ist die Villa des ehem. Besitzers.

uwe
 
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hebbel

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#10
Nun ja. Was die Eigentumsverhältnisse und Gründung des Betriebes angeht, hätte vermtl. nicht mal Nostradamus durchgeblickt. :D Das scheint ein typischer Fall von MONTAN (Verwertungsgesellschaft für die Montanindustrie), die für Planungen und Bau von neuen Anlagen der Rüstungsindustrie verantwortlich zeichnete und die verschleiert und getarnt konzipiert und ausgeführt wurden, zu sein.

Unter MONTAN-Betreiberfirmen und deren Gesellschafter findet man:
Betreiberfirma: Kieselchemie GmbH [Das ist selbst eine verschleiernde Bezeichnung.]
Gesellschafter: Pyrotechnische Fabrik J.F. Eisfeld GmbH
Konzernverbindung: I.G. Farben AG

In der Übersicht über die MONTAN-Werke im "Dritten Reich" steht:
Werk-Nr.: 84
Werk-Name: Kambachsmühle
Betreibergesellschaft: Kieselchemie
Beschäftigte vor der Besetzung: 81

Die Firma J.F.Eisfeld, Silberhütte, Post Harzgerode [sht?, kum?], mit Zweigwerken in Dörnten [Werk Kunigunde, kun?, später WASAG], Güntersberge [gtb?] und Kieselbach [klb?], Fabrik für Sprengstoffe und pyrotechnische Artikel, bildete den Stammbetrieb für den späteren "VEB Pyrotechnik Silberhütte".

Bei Rheinmetall Defense findet sich in der Firmengeschichte zu "Pyrotechnik Silberhütte":

1928: Max Valier führt Versuche mit düsengetriebenen Schienenfahrzeugen durch. Der erste Test der "Eisfeld-Valier-Rocket I" findet am 26. Juli statt. Das neuartige Raketenfahrzeug erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 253 km/h, springt allerdings während des dritten Laufes aus der Schiene und wird komplett zerstört.

1939: Während des Zweiten Weltkrieges stellt die Firma militärisch genutzte Produkte her, unter anderem zur Gefechtsfeldbeleuchtung und Signalgebung.

1968: Erweiterung der [des VEB :D] Pyrotechnik Silberhütte durch einen Firmenverbund mit Freiberg, Berlin und Uftrungen. Die Zahl der Angestellten wächst bis auf 1.350 Mitarbeiter.

1991: Privatisierung im Jahr 1990 und Verkauf an NICO Pyrotechnik (zu 2/3) und Umarex Sportwaffen GmbH (zu 1/3).

2004: Das Gesellschaftskapital des Unternehmens wird von der Rheinmetall-DeTec-Gruppe erworben. 100-prozentige Eingliederung in die Rheinmetall Waffe Munition GmbH.

In der Stadtteil-Geschichte zu Dessau-Ziebigk findet sich folgendes:

1929: Auf der Elbe am "Kornhaus" startet das 1. Mal ein Junker-Wasserflugzeug mittels Unterstützung einer Feststoffrakete der Firma Eisfeld, Silberhütte.

Dieses "unter anderem" in der Rüstungsproduktion während des WKII hinsichtlich des vorhandenen Know-How bei kleineren Feststoffrakten würde mich mal interessieren.

Gruß
Dieter
 
H

hebbel

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#13
Über die Muna ist nicht mehr sehr viel bekannt, selbst Einheimische kennen oft nicht mehr die Geschichte der Kambachsmühle.
Die Muna war in Privathand, das grüne Dach der Villa ist die Villa des ehem. Besitzers.
Mit Stand vom 31.3.1945 befand sich die Kieselchemie GmbH im Besitz der Fa. J.F. Eisfeld. Die "Montan" hielt keine Anteile (mehr). Der Herstellercode "klb" für J.F. Eisfeld, Werk Kieselbach scheint zu stimmen (Wenn man den vielfältigen Nennungen glauben möchte :D). Leider habe ich bisher kein Produkt gefunden, welches man hier zuordnen könnte. Ich gehe mal von Leucht- bzw. Signalmunition aus.
@Uwe
Munitionsanstalten waren öffentlich-rechtlich organisiert. Das Grund- und Anlagevermögen sowie die Betriebsführung lagen in den Händen des Deutschen Reichs, das durch die Teilstreitkräfte vertreten wurde. Ich denke mal, daß es sich dort aus Sicherheitsgründen um das Ein- und Ausgangslager des Betriebes handelte, wenn das Gelände nicht doch noch einer anderen Nutzung zugeführt werden sollte. ("Umwidmung" in den letzten Kriegsmonaten.)

Literatur zu Montan und IVG -> Hier

Gruß
Dieter
 
#15
Danke Dieter,

bekannt ist noch, daß der Vorstand der Fabrik Kambachsmühle mit den Ami´s Thüringen verlassen hat und und Kambachsmühle nicht wieder als Munitionsfabrik genutzt wurde.


@kps
Was ist für Dich eine Muna im "wörtlichen" Sinne? Munition ist Munition egal ob sie für Gewehr, Geschütz oder als Signalpatrone zur Anwendung kommt.

uwe
 

kps

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#16
Naja - so wie es Dieter schon geschrieben hatte. Muna steht als Abkürzung für s.g. Munitionsanstalten - mehr nicht. Ich interessiere mich einfach für diese Munas und daher fragte ich nach, ohne mich selbst in jedes Thema tief einarbeiten zu müssen.

DANKE Dieter
 
H

hebbel

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#18
Die hier haben sich aus juristischen Gründen mit der Abgrenzung Produktion - Munitionsanstalt beschäftigt. (Mitte S. 35 bis 1. Drittel S. 36)

Gruß
Dieter
 
#19
Bei Gelegenheit kommen noch ein paar Bilder nach, auch bei Eisenach gibt es oberhalb der alten Panzerwerkstatt (jetzt Straßenmeisterei Abf. West - ein geiles Gebäude) die Übereste einer alten Muna, schön im Wald gelegen und auch sehr groß.

uwe
 
#20
Habe mir noch mal den kleinen Bunker angesehen der etwas abseits steht.
Ursprünglich dachte ich an eine Art Splitterschutzzelle aber das war es wohl nicht. Auch der Träger links erinnert an eine Leitungstrasse. Diese Art Träger gibt es auch oberhalb der offenen Munibunker.
Vielleicht hat man es als Kabelhalterungen genutzt.
 

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