Mehrteiliger Bericht über das Stift Melk

josef

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#22
NÖN - Ausgabe Bez. Melk

NACH BRAND IN NOTRE DAME:
Stift Melk ist für Brand gewappnet
Der Sicherheitsbeauftragte im Stift, Gerhard Scheiber, gab der NÖN Einblicke ins Sicherheitskonzept.
Von Markus Glück. Erstellt am 24. April 2019







Der verheerende Brand in der Pariser Kathedrale Notre Dame sorgte auch beim Melker Gerhard Scheiber (Bild) für Kopfzerbrechen. Er ist Sicherheitsbeauftragter des Stift Melk und in seiner Funktion für die Brandsicherheit im barocken Stift Melk zuständig. „Das Stift Melk ist Identität der Region und mit seinen Verbindungen zu den Babenbergern auch die Wiege von Österreich. Natürlich macht einen so ein Brand betroffen und man hofft, dass so etwas bei uns nicht eintreffen wird“, erzählt Scheiber.

Damit ein derartiger Großbrand im Stift Melk verhindert werden kann, gab Scheiber der NÖN einen exklusiven Einblick in das umfassende Sicherheitskonzept.
So achten 23 Brandschutzwarte, darunter drei Patres, auf die Sicherheit im Benediktinerstift. Neben 230 Feuerlöschern sind mehr als 900 Brandmelder im gesamten Gebäude verteilt, die direkt mit der Bezirksalarmzentrale verbunden sind. Einmal am Tag wird zudem die Leitung zwischen Einsatzzentrale und Scheiber überprüft. Neben vier Steigleitungen für die Löschwasserzufuhr sind zwei Steigleitungen, eine davon direkt bei der Altane, vom Donaualtarm mit dem Stift verbunden. Ein 400m -Löschwasserbecken im Stift sorgt zudem für Wassersicherheit. Einmal im Jahr findet darüber hinaus eine Begehung mit allen Einsatzkräften statt. „Damit sich Polizei, Rettung und Feuerwehr im Notfall auch auskennen“, erklärt Schreiber.
Im Ernstfall gibt es für das Stift, das jährlich mehr als 550.000 Touristen anlockt, auch einen Sonderalarmplan, der im schlimmsten Fall auch die Feuerwehren St. Pölten und Ybbs miteinbezieht. Die Sicherheitsmaßnahmen im Stift sind aber nicht erst in den letzten Jahrzehnten entstanden. „Bereits in den 1740er-Jahren wurden am Dachboden 19 Feuermauern eingezogen“, erzählt Scheiber.

Besondere Vorkehrung bei Renovierungen
Besondere Sicherheitsvorkehrungen gelten im Stift bei Renovierungsarbeiten: Werden Heißarbeiten durchgeführt, müssen die Arbeiter einen Feuerlöscher sowie einen zehn Liter umfassenden Kübel mit Wasser bei sich haben. Sind die Arbeiten beendet, muss dies gemeldet werden. Nach einer gewissen Zeit wird von einem Brandschutzwart Nachschau gehalten.
Ein Einsturz wie bei der Notre Dame könnte im Stift übrigens verhindert werden. Denn Teile der Fassade verfügen, etwa bei der Stiftsbibliothek, über ein Drucksystem, bei dem das Wasser bei zu viel Wasserdruck über ein Loch in der Fassade ablaufen kann. Scheiber: „Damit können wir das Gewicht reduzieren, aber auch die Bücher in der Bibliothek schützen.“ Um die Gefahr eines Kurzschlusses zu reduzieren, werden zudem gewisse Bereiche bei Nicht-Benutzung stromlos geschaltet.
Ähnlich zur Notre Dame gibt es auch im Stift Melk einen Notfallplan für die Rettung wichtiger Kunstgüter. Ganz oben auf der Liste steht das weltberühmte Melker Kreuz, welches im Schadensfall mit einem Spezialkoffer an einen sicheren Ort gebracht wird. Für die Kulturgüterschutz-Bergung gibt es zudem eigene Laufkarten zur besseren Orientierung der Einsatzkräfte. Für die Feuerwehr sind die Schätze auch mit speziellen Schildern gekennzeichnet.
Ein Ernstfall wurde zuletzt gemeinsam mit dem Bundesheer im vergangenen Herbst geprobt. Damals lautete die Übungsannahme „Hochwasserereignis“. „Bei allen Ereignissen hat aber der Schutz der Menschen Vorrang gegenüber der Bergung von Kulturgütern“, betont der Sicherheitsbeauftragte.


BRANDEREIGNISSE
In der Geschichte des Stiftes Melk gab es bereits zahlreiche Brände:
1297: Das Stift wurde fast zur Gänze vernichtet, ein Großteil der Urkundensammlung verbrannte.
1462: Ein Brand im Festungswerk forderte ein Todesopfer.
1516: Durch einen Blitzschlag brannte der Glockenturm ab.
1683: Große Brandschäden im Türkenjahr
1738: Durch einen Kaminbrand in der Konventküche wurde fast die gesamte Anlage vernichtet. Auch die Stadt Melk war davon betroffen.
1805: Brand in der Nordbastei, bei dem 300 russische Soldaten ums Leben kamen.
1976: Zimmerbrand im zweiten Obergeschoß Juvenat.
2003: Brand eines Fensterrahmens nach Renovierungsarbeiten in der Stiftsbibliothek
2010: Flurbrand am Südhang
Stift Melk ist für Brand gewappnet
 
#23
"Fluchttruhe"
Auch schon vor ein paar hundert Jahren scheuten die Mönche keine Mühen, ihre "Schäfchen" (-> Schätze...) ins Trockene zu bringen...
Im Erklärungstext wird von "solchen Truhen" (-> Mehrzahl...) berichtet! Jedenfalls sind die Schließmechanismen Kunstwerke der damaligen Schlosserzunft!

Fluchttruhe ausgestellt im Kaisertrakt:

Anhang anzeigen 69044
Die Truhe ist übrigens aus dem 17. Jh und wiegt leer ca. 100 kg
 
#24
Danke für den Beitrag und die vielen tollen Fotos. :))

Im zweiten Weltkrieg wurde das Stift nicht aufgehoben. Aber die Mönche mussten sich in ihrem Bereich aufhalten. Es existiert auch ein Foto von Hitler vor dem Brunnen im Prälatenhof. Nur so als Anmerkung am Rande.

Das gesamte Gebäude hat eine Grundfläche von 3.5 ha und über 500 Räume. Die Südseite ist von der Bastei bis zur Altane ca. 350 Meter lang.

Bei Ausgrabungen kamen vor ein paar Jahren Überreste eines Hauses im Hof bei der Altane zum Vorschein. vermutlich aus der Römerzeit.

Es gibt auch eine sehr sehenswerte Mineraliensammlung, die bei Interesse zu gewissen Zeiten zu besichtigen ist, soweit ich weiß.

Interessant auch die Tatsache, dass die Mönche nicht nur katholische Bücher gesammelt haben, so findet man in der Stiftsbibliothek beispielsweise auch einige Ausgaben vom Koran.

Ich hänge noch ein paar Bildchen an.

Bild 1: Ansicht Stift Melk von der Ostseite bei Sonnenuntergang.
Bild 2: Handschrift aus der Bibliothek
Bild 3: Blick hinter Geheimtür in der Bibliothek (integriert ins Bücherregal)
Bild 4: Kirche bei Nacht (Orgel)
Bild 5: Wendeltreppe von Bibliothek in die Kirche von unten nach oben fotografiert
Bild 6: Mineraliensammlung
 

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#25
Auch in den Klöstern ging es um 1300 nicht so prüde zu, als man heute vielleicht denkt... :):eek:

Älteste Version von Sexgedicht in Stift entdeckt
In der Klosterbibliothek des Stifts Melk in Niederösterreich hat eine Wissenschaftlerin ein Fragment der bisher ältesten Version eines mittelalterlichen Sexgedichts gefunden. Das Stück wurde als Einband verwendet.
„Dass so ein Text in einer Klosterbibliothek gefunden wurde, ist natürlich interessant“, sagte Christine Glaßner vom Institut für Mittelalterforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) im Gespräch mit der APA. Darüber, ob es sich bei dem Melker Fund um ein gerade im Kontext der Stiftsbibliothek unpassendes und daher quasi geschreddertes Exemplar handle, könne man laut der Wissenschafterin „wirklich nur sehr mutmaßen“.

Denkbar sei ein deutlich pragmatischerer Ansatz: Nämlich, dass auf den Inhalt des Textes des als Bindematerial verwendeten Pergaments überhaupt nicht geachtet wurde. Die Wissenschafterin stieß in der Stiftsbibliothek Melk (Niederösterreich) auf einen unscheinbaren Pergamentstreifen, der als Teil eines Einbandes eines jüngeren dort auf Latein geschriebenen theologischen Buches diente.

Eine Jungfrau im Gespräch mit ihrer Vagina
Dabei handelte es sich einst um eine gängige Methode, um wertvolles Pergament wiederzuverwenden. Die ursprüngliche Seite wurde dafür zerschnitten. „Auch so kleine Reste können aber sehr interessant sein, wie sich das auch hier gezeigt hat“, sagte Glaßner.


APA/Stift Melk

Das Fragment des „Rosendorns“ wurde in der Stiftbibliothek von Melk als Teil eines Einbands verwendet
Eine Jungfrau („junkfrouwe“), die im Zwiegespräch mit ihrer Vagina („fud“) darüber streitet, welche der beiden von Männern bevorzugt wird - das ist der Inhalt des mittelalterlichen Gedichts „Rosendorn“. Die älteste Version dieses freizügigen Dialogs fanden Forscher nun im Stift Melk. Den Analysen zufolge wurde der Text um das Jahr 1300 geschrieben und damit bis zu 200 Jahre früher als vermutet.

Trennung und Wiedervereinigung
Mit seinem offenherzigen Umgang mit dem Thema Sexualität passt das Gedicht, von dem bisher zwei Fassungen - der „Codex Dresden“ und der „Karlsruher Codex“ - bekannt waren, so gar nicht in die heutigen landläufigen Vorstellungen über das Mittelalter. Kurz gefasst geht es in dem Text, der tiefenpsychologisch vermutlich Bände füllen kann, um eine „junkfrouwe“, deren „fud“ plötzlich sprechen kann, wie es in der Dresdner Version heißt.

Sie hält der Jungfrau dann vor, zu viel auf ihr Aussehen zu geben, wo doch eigentlich sie es sei, die die Männer begehren. In der Folge gehen beide getrennte Wege, was wiederum keine der beiden glücklich werden lässt, und so kommt es am Schluss zur Wiedervereinigung. So bizarr der Text auch erscheint, „im Kern ist die Geschichte auch unheimlich klug. Es wird vorgeführt, dass man die Person sozusagen nicht von ihrem Geschlecht trennen kann“, so Glaßner.

Freier Umgang mit Sexualität
Bisher gingen Mittelalterexperten davon aus, dass ein derartiger Umgang mit Sexualität erst zum Ende des Mittelalters, nämlich in der städtischen Kultur des 15. Jahrhunderts aufkam, wie die für das Projekt verantwortliche Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz am Mittwoch mitteilte. Der Fund aus dem Stift Melk stellt diese Einordnung allerdings auf den Kopf, da diese Zeilen laut den Forschern schon um das Jahr 1300 geschrieben wurden. „Das ist natürlich bedeutend für die Interpretation dieser kleinen Geschichte“, so Glaßner.

Diese Abschrift mache eben deutlich, „dass man schon viel früher so frei mit Sexualität umgegangen ist“. Derartige Texte wurden also bereits vor 1300 gedichtet und möglicherweise szenisch aufgeführt. Allerdings wurden sie offenbar selten aufgeschrieben und haben noch seltener die vielen Jahrhunderte überdauert.

Fragment des „Rosendorns“
Bei einem wissenschaftlichen Workshop am Stift wurde der schmale Streifen, der pro Zeile nur wenige Worte oder Wortteile zeigt, von Nathanael Busch von der Universität Siegen (Deutschland) als Fragment des „Rosendorns“ identifiziert - für Glaßner eine „ganz außerordentliche Leistung“. Beschrieben wurde der aufsehenerregende Fund im Rahmen des deutschen Projekts „Handschriftencensus“, das sich um die Erhaltung des kulturellen Erbes bemüht.

religion.ORF.at/APA

Links:
Publiziert am 24.07.2019
Älteste Version von Sexgedicht in Stift entdeckt - religion.ORF.at
 

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#26
Wenn historische Bücher Hilfe brauchen
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Das Benediktinerstift Melk startet eine zehn Jahre dauernde Sanierung der barocken Bibliothek. Dabei werden die 100.000 Schriften auf Schäden untersucht und kartiert. Tausende Werke müssen aufwändig restauriert werden.
Online seit gestern, 20.16 Uhr
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Die barocke Bibliothek, die 1735 in der markanten und durch unzählige Fotos berühmten Stirnseite des Benediktinerstift Melk eingerichtet wurde, ist in die Jahre gekommen. So schön die großen Fenster auch sind, so gefährlich sind sie mittlerweile für die aufgestellten Bücher. Einerseits sind sie undicht und sorgen so für eine zu hohe Luftfeuchtigkeit, die technisch aufwändig ausgeglichen werden muss, andererseits ist der Lichteinfall zu groß. Das UV-Licht setze den historischen Werken ebenfalls stark zu, erklärte der Baumeister des Sanierungsprojektes, Peter Griebaum.

„Wir werden die Fensterrahmen sanieren, aber auch die Fenstergläser gegen UV-Licht-schluckende Scheiben ersetzen, um die Lichtbelastung zu minimieren“, ergänzte Baumeister Griebaum bei der Besichtigung mit noe.ORF.at. Der beinahe alltägliche Besuch der Bibliothek durch Touristen hat ebenfalls Spuren hinterlassen. Die Böden müssen saniert, die Deckenfresken gereinigt werden. Die Regale sind verblasst und müssen neu lackiert werden.

ORF
Die barocke Stiftsbibliothek in Melk wird saniert

Sanierung bei laufendem Bibliotheksbetrieb
„Die Bibliothek umfasst zur Zeit insgesamt ungefähr 100.000 Bände, darunter ca. 1.800 Handschriften und 750 Inkunabeln. Im großen und im kleinen Saal der Bibliothek sind etwa 16.000 Bände zu sehen“, zählte Bibliothekar Johannes Deibl auf. Sie alle werden im Zuge der Bibliothekssanierung gereinigt, auf Schäden untersucht und – mit Kommentaren versehen – kartiert.

Seit dem 18. Jahrhundert wurden weitere Magazinräume im Erdgeschoß und Obergeschoß eingerichtet und mit der zentralen Wendeltreppe verbunden. Die Bibliothek ist kein Museum, sondern nach wie vor eine „lebendige“ Bibliothek, für deren Bücherschätze sich Forscher und Forscherinnen aus aller Welt interessieren und die immer wieder Gegenstand von Recherchen und Forschungsprojekten ist. Die Frage, wie die Sanierung bei laufendem Betrieb stattfinden kann, stellt die Organisatoren vor große Herausforderungen. Derzeit werden verschiedene Optionen geprüft.

100.000 Werke werden begutachtet
Der Besuch bei der renommierten Papierrestauratorin Bettina Dräxler in ihrem Wiener Atelier verdeutlicht, wie umfangreich und zeitraubend die Restaurierung des Schriftenbestandes ist. Vor ihr liegt ein lexikalisches Kräuterbuch aus dem Jahr 1556, das sich in den vergangenen Jahrhunderten viel in Verwendung befand und nun stark abgenutzt ist. Das Buch, das in dickes Schweinsleder gebunden ist, weist zudem einen starken Wasserschaden an den unteren Seitenkanten auf.

ORF
Bettina Dräxler restauriert Bücher, die mehrere hundert Jahre alt sind

Doch entscheidend für den schlechten Zustand des Kräuterbuches sind die gut gemeinten Restaurierungen der Buchseiten im 19. Jahrhundert. Da wurde säurehaltiges Papier auf die schadhaften Stellen geklebt. Die Säure tritt aber aus dem Papier aus und dringt langsam durch die Blätter des gesamten Werkes. Diese Klebestellen müssen durch säurefreies Material aus heutiger Zeit ersetzt werden.

Der gesamte Buchbestand der Stiftsbibliothek wird in den nächsten Jahren auf Schäden kontrolliert. Pro Jahr sollen einige hundert Bücher von einem Team an Spezialisten restauriert werden.

24.03.2022, red, noe.ORF.at

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Wenn historische Bücher Hilfe brauchen
 

josef

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#27
Stift Melk: Historische Bücher werden restauriert
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Ungeziefer, Feuchtigkeit und Sonneneinstrahlung haben Teile der Melker Stiftsbibliothek stark in Mitleidenschaft gezogen. Um historische Räume und Bestände zu erhalten, wird bis 2032 restauriert. Das kostet zwölf Millionen Euro.
Online seit heute, 14.40 Uhr
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Der Bestand der 1735 eingerichteten Stiftsbibliothek umfasst mehr als 100.000 Bände, davon 1.800 Handschriften und 750 Inkunabeln aus der Frühzeit des Buchdrucks zwischen etwa 1470 und 1500. Das älteste Werk stammt von Anfang des 9. Jahrhunderts und beschäftigt sich mit Naturkunde. Pro Jahr werden nun unter Leitung von Papierrestauratorin Bettina Dräxler etwa 10.000 Bände gereinigt, mit der Inventarliste abgeglichen und auf Schäden untersucht. „Das Ziel ist, bis zum Jahr 2032 einige Tausend Bücher zu restaurieren“, sagt Dräxler.

Am meisten wird der Holzwurm gefürchtet
In den für Besucherinnen und Besuchern zugänglichen Bibliotheksräumen mit großem und kleinem Saal ist nur ein Bruchteil der Bestände zu sehen. Der Rest ist auf mehrere Stockwerke verteilt und über eine Wendeltreppe erreichbar. Beim Blick auf die Regale entdeckt man immer wieder Bücher ohne Einband. Manche Mängel sind weniger offensichtlich und offenbaren sich erst bei genauerer Betrachtung, wie etwa Schimmel. Auf dem Boden vor den Bücherregalen platziert sind Fallen für ein Schädlingsmonitoring. „Der Holzwurm ist am meisten gefürchtet“, sagte Dräxler.

APA/Helmut Fohringer
Vom Holzwurm durchlöcherte Bücher, Schimmel und fehlende Einbände: Für die Restauratorinnen und Restauratoren gibt es in den nächsten Jahren im Stift Melk viel Arbeit

Ungefähr zehn Prozent des Bestandes dürften beschädigt sein und könnten restauriert werden, schätzt die Expertin. Wichtig für die Bücher sind laut Dräxler konstante Temperaturen und eine Luftfeuchtigkeit unter 60 Prozent. „Wegen der guten Lagerung sind nur ganz wenig Bücher von Schimmel betroffen“, sagt die Papierrestauratorin. Mitunter haben auch „gut gemeinte Reparaturen“, etwa wenn unsachgemäße Verklebungen geklebt wurde, größere Schäden verursacht.

Eine Buchrestaurierung kann bis zu 10.000 Euro kosten
Gemeinsam mit vier Praktikanten wird im Zuge der Restaurierung jeweils im Sommer der Bestand gesichtet und gereinigt. Dazu werden zuerst die Bände einzeln von Staub befreit. Anschließend werden die Bücher mit einem Latexschwämmchen außen von allen Seiten abgewischt.

Fotostrecke
APA/Helmut Fohringer
Der Bestand der 1735 eingerichteten Stiftsbibliothek umfasst mehr als 100.000 Bände, davon 1.800 Handschriften und 750 Inkunabeln aus der Frühzeit des Buchdrucks zwischen etwa 1470 und 1500
APA/Helmut Fohringer
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Wird Schimmel – meist aufgrund eines Wasserschadens – entdeckt, wird der Band desinfiziert. Besteht die Gefahr, dass Seiten oder der Einband verloren gehen, wird das Werk in einen Kartonumschlag gegeben. Geprüft werden Papierqualität und Bindung sowie, ob die Werke von Ungeziefer befallen sind. Schäden werden erfasst.

Anhand der Schadenskartierung wird entschieden, welche Bücher restauriert werden – diese Aufträge werden an Spezialfirmen vergeben. Es handelt sich um ein zeitaufwendiges und kostspieliges Unterfangen: Fehlt zum Beispiel der Einband, muss mit mindestens 500 Euro gerechnet werden. Eine Restaurierung kann aber auch bei großem Zeitaufwand mit bis zu 10.000 Euro zu Buche schlagen.

Restaurierung soll auch Wissenschaftsstandort stärken
Der größte Teil der Investitionskosten entfällt allerdings auf bauliche Maßnahmen in der Stiftsbibliothek als Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Die Restaurierung umfasst u.a. die Sanierung der Türen und Fenster samt UV-Schutzverglasung, das Raumklima soll verbessert werden. Eingebaut wird auch ein Brandschutz, der Feuer mit Wassernebel ersticken soll.

APA/Helmut Fohringer
Ungefähr zehn Prozent des Buchbestandes der Stiftsbibliothek dürften beschädigt sein und könnten restauriert werden. Wichtig für die Bücher sind konstante Temperaturen und eine Luftfeuchtigkeit von unter 60 Prozent.

Außerdem werden die Bibliotheksräume erweitert und eine neue Handschriftenkammer sowie ein Archiv eingerichtet. Erneuert wird die Fußbodenkonstruktion der Altane – dem Balkon, von dem Besucher auf das Donautal und die Stadt Melk blicken. Zudem wird die Fassade des Bibliothekstrakts saniert. Die Arbeiten erfolgen bei laufendem Betrieb.

Bei der Restaurierung gehe es darum, „das Gebäude für kommende Generationen zu schützen und Verschleißerscheinungen entgegenzuwirken“, erläutert Deibl. Das Know-how, um alte Bücher zu schützen, – beispielsweise durch UV-Schutzglas – werde immer größer. Bei den Arbeiten setze man vor allem auf hausinterne Handwerker und Anbieter aus der Nähe. Man komme dem Auftrag aus der Klostergründung im Jahr 1089 nach, für die Region zu sorgen und als Bildungszentrum zu fungieren. Die Restaurierung stärke auch den Wissenschaftsstandort, so Deibl.
Die Kosten für die erste Sanierungsetappe betragen 500.000 Euro, 47 Prozent davon trägt das Stift. 25 Prozent kommen vom Land, 15 Prozent vom Bund und drei Prozent von der Stadt Melk. Der Förderverein „Ex litteris immortalitas“ („Durch Bücher unsterblich“) – benannt nach der Inschrift am westlichen Eingang zur Stiftsbibliothek – will zehn Prozent der Gesamtkosten beitragen.


APA/Helmut Fohringer
Der größte Teil der Investitionskosten entfällt auf bauliche Maßnahmen in der Stiftsbibliothek als Teil des UNESCO-Weltkulturerbes
APA/Helmut Fohringer
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Pro Jahr werden unter der Leitung der Papierrestauratorin Bettina Dräxler etwa 10.000 Bände aus der Stiftsbibliothek gereinigt
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Bei der Restaurierung gehe es darum, „das Gebäude für kommende Generationen zu schützen und Verschleißerscheinungen entgegenzuwirken“, so Bibliothekar Johannes Deibl
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Täglich 1.000 Besucher weniger als vor der Pandemie
Das Wachauer Barockstift mit seiner weltberühmten Bibliothek verzeichnet indes seit dem Ausbruch der Pandemie deutlich niedrigere Touristenzahlen. Heuer wurden etwa seit Mai jeweils circa 30.000 Besucher monatlich weniger als in den Jahren vor der Pandemie verzeichnet. Im Juli waren es beispielsweise um die 47.500 Gäste statt durchschnittlich 78.000 vor der Pandemie. Einen starken Rückgang gebe es bei asiatischen Reisegruppen, teilte Pater Ludwig Wenzl, Leiter der Bereiche Kultur und Tourismus im Stift Melk, auf Anfrage mit.

Bei den für das Stift wichtigen Flusskreuzfahrtgästen spielen laut Wenzl eine eingeschränkte Reisemöglichkeit auf der Donau durch den Ukraine-Krieg und das derzeitige Niederwasser eine Rolle. Nur langsam erholt sich der Markt mit Busgästen, dazu kommen kurzfristige Stornierungen von Gruppen aus Österreich und den Nachbarländern.

Von einer Normalität wie „vor Corona“ gehe man nicht aus, hieß es. Das Virus habe ganz stark das Reiseverhalten verändert, dazu kommen u.a. die derzeitige Weltwirtschaftslage, der Ukrainekrieg, Preissteigerungen und Personalknappheit. „Wir denken, dass wir uns auf eine neue Realität einstellen und unser Angebot an diese neue Realität anpassen müssen, was man aber durchaus auch als Chance sehen sollte“, blickt man dennoch optimistisch in die Zukunft.
13.08.2022, red, noe.ORF.at/Agenturen

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Stift Melk: Historische Bücher werden restauriert
 

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#28
Neue Räume für 100.000 historische Bücher
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Die Bibliothek des Stiftes Melk zählt mit ihren 100.000 historischen Büchern zu den bekanntesten Bibliotheken des deutschsprachigen Raumes. Jetzt werden nicht nur die Bücher selbst einer Generalsanierung unterzogen, sie bekommen auch ein neues Zuhause.
Online seit heute, 6.07 Uhr
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Es seien mehr als 100.000 Bücher, die in den kommenden Jahren noch zu bearbeiten sind, erklärt Stiftsbibliothekarin Bernadette Kalteis. Jedes einzelne Buch werde zur Hand genommen und geprüft, ob es nur abgestaubt oder im schlechtesten Fall renoviert werden müsse. Diese Arbeit macht jeweils in den Sommermonaten ein Team aus Expertinnen und Experten zusammen mit Schülerinnen und Schülern des Stiftsgymnasiums.

„Sie schaffen in der Regel 10.000 Bücher pro Jahr“, so Kalteis. Die Fertigstellung ist für das Jahr 2032 avisiert. Parallel dazu laufen die Sanierungsarbeiten am Gebäude. In den historischen Mauern wird hochmoderne Technik eingebaut, damit die Bücher, wenn sie in ihr endgültiges Zuhause übersiedelt sind, dort eine stabile Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit vorfinden.

Elfjährige Restaurierung
Ebenfalls eingebaut werde eine so genannte „Hochdruckvernebelungsanlage“, erklärt der Bauleiter, Baumeister Peter Griebaum: „Damit soll im Brandfall vermieden werden, dass die Bücher nass werden wie bei einer herkömmlichen Sprenkleranlage. Diese Anlage zerstäubt das Wasser unter Hochdruck und soll den Brand in Kürze ersticken. Ein Fall, der aber hoffentlich nie eintritt.“

ORF NÖ
Die Sanierungsarbeiten starteten 2022 und dauern elf Jahre
Im Jahr 2022 begann die erste Etappe der elfjährigen Restaurierung der Stiftsbibliothek. Diese ist nun abgeschlossen. Neben der Fensterrestaurierung in der Bibliothek und der teilweisen Fassadensanierung fand der erste Abschnitt der Bücherreinigung und der Schadenskartierung statt. Zudem wurde die Raumschale saniert und die Hochdruckvernebelungsanlage geplant.

Im zweiten Abschnitt geht es nun an die Sanierung des Bücherarchivs, von Lagerräumen im Erdgeschoss, den Ausbau der Hochdruckvernebelungsanlage, der Fortführung der Schadenskartierung, der Büchersanierung, der Fassadensanierung und der Restaurierung des Hammerflügels sowie von zwei Ölbildern. Das wurde in der zweiten Kuratoriumssitzung unter dem Vorsitz von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner besprochen.

NLK Burchhart
Bei der Kuratoriumssitzung wurde die weitere Sanierung besprochen

Insgesamt wird die Renovierung zwölf Millionen Euro kosten. Eine Investition, die – wie Abt Georg Wilfinger betont – das Stift „niemals alleine zu stemmen im Stande wäre“. Als Unterstützer fand sich neben der Landeshauptfrau als Kuratoriums-Vorsitzende auch der Chef von Raiffeisen Niederösterreich-Wien, Erwin Hameseder. Hameseder ist Präsident des aus diesem Anlass gegründeten Fördervereines „Ex litteris immortalis“.
Das ist der Spruch, der am Eingang der barocken Bibliotheks-Schauräume auf der Decke zu finden ist, zu deutsch „Durch Bücher unsterblich“. Hameseder will über den Förderverein eine Million Euro für die Renovierung aufbringen. „Bücher sind die wichtigsten Kulturgüter von uns Menschen. Dem Verein liegt es ganz tief am Herzen, dass wir in diesen Jahren alles tun, damit alle Bücher restauriert werden können“, so Hameseder.

Behelfsbrücke wird gebaut
Kuratoriumsvorsitzende Mikl-Leitner berichtete von einem Budget von 550.000 Euro für das erste Jahr, das eingehalten worden sei, für das zweite Jahr seien 1,6 Millionen Euro veranschlagt. Ein Viertel der Kosten trägt das Land. „Wir wollen damit einen nachhaltigen Beitrag zur Sanierung leisten. Denn es ist unsere Verantwortung und Verpflichtung, dieses Erbe zu sichern. Melk und das gesamte Weltkulturerbe ist uns ein großes Anliegen“, sagt Mikl-Leitner.

Die prachtvolle barocke Bibliothek ist übrigens von den Sanierungsarbeiten noch nicht betroffen. Besucherinnen und Besucher können sie nach wie vor besichtigen und werden dabei auch Zeugen der Bauarbeiten im Hof vor der Altane, die selbst auch im Laufe der nächsten Jahre generalüberholt wird. Dann werden Fenster aus der Bibliothek und dem gegenüber liegenden Marmorsaal ausgebrochen und eine Behelfsbrücke für die Besucher über dem Hof gebaut, während die Altane saniert wird.
16.06.2023, Robert Salzer, noe.ORF.at
Neue Räume für 100.000 historische Bücher
 
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