Maschinenkisten und-Holzwarenfabrik Koffmahn zuletzt "ehem.Sargfabrik" in Atzgersdorf

Bunker Ratte

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#1
Mein Ziel gestern, war die Sargfabrik vormals Maschinenkisten und-Holzwarenfabrik in Atzgersdorf. Die Fabriksanlagen wurden in den Jahren 1912-1914 von der Firma M. Koffmahn K.G. errichtet und im Jahre 1967 von den Wiener Stadtwerken Städtische Bestattung erworben und ausgebaut "Zitat: Bildtafel auf Bild1". Das komplette noch bestehende Betriebsgelände ist teilweise an diverse Betriebe vermietet, der größere Teil des Geländes wird als Film-Location für Dreharbeiten genutzt. Bei betreten der Liegenschaft, traf ich eine nette Person und wir kamen ins Gespräch über die ehem. Fabriksanlage, so ergab sich die Möglichkeit, daß ich die Gebäude von innen ansehen konnte und bekam sogar eine Führung durch das noch bestehende Areal mit seinem Wasserturm. Große Teile der Anlagen leider auch das Maschinenhaus inkl. Schornstein wurden bereits vor einigen Jahren abgerissen. Das Inventar wurde nach der Schließung des zuletzt tätigen Betriebes (der Sargfabrik) 2013 verschrottet, so die Gespräche während der Besichtigung. Jedoch Teile die zu aufwendig waren um sie abzubauen befinden sich nach wie vor in den Gebäuden. Auch die Heizungsanlagen sind noch im Betrieb, teile davon wurden in den 70er und 80er Jahren erneuert, laut den Gesprächen, die mir sehr kompitent entgegenwirkten.

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Historische Aufnahme im Eingangsbereich Aufnahmedatum um 1960, laut Auskunft
Die ehemalige Maschinen, Kisten- und Holzwarenfabrik Koffmahn wurde von 1913 bis 1916 nach den Plänen des Architekten Hubert Gessner erbaut. 1967 wurden diverse technische Anlagen umgebaut.
Die langgestreckte Fabrikanlage zeigt Sichtziegel aus grauem Klinker in sachlichen Formen. Die Fabrik gliedert sich in eine Werkhalle sowie einen hohen Wasserturm mit weiteren Büro-, Wohn- und Personaltrakten mit unterschiedlichen Gebäudehöhen und einer jeweils entsprechenden Fassadengliederung nach den Funktionen. Der Verwaltungsbereich zeigt eine Attika und Rundbogenfenster. Die Werkhalle mit kräftigen Wandpfeilern mit Schließeisen und Zwischendecken zeigt quergelagerte Sprossenfenster und Fensterbänder. Der Wasserturm über einem quadratischen Grundriss hat ein auskragendes Obergeschoss mit kräftigen Konsolen. Es gibt seitlich Balkone aus Schmiedeeisen und im Hof eine Freitreppe mit Schmiedeisengeländer.
Quelle: Sargfabrik Atzgersdorf (Wiki)

Die Bestattung der Toten in Särgen war schon frühzeitig üblich. Im Lauf der Zeit erhöhte sich der Aufwand, der je nach der sozialen Schicht, der der Verstorbene angehörte, oftmals prunkvolle und künstlerische Ausgestaltungen erfuhr (insbesonders wenn die Bestattung in Grüften vorgenommen wurde; Kapuzinergruft). Als diese Entwicklung in der Barock- und Rokokozeit zu Auswüchsen führte, verordnete Joseph II. (Hofdekrete vom 23. August und 13. September 1784 [Begräbnisordnung]) eine schlichte Bestattung der Toten, konnte sich allerdings mit der von ihm dekretierten extrem einfachen Bestattung (Holzsärge für Mehrfachgebrauch, aus denen die Toten mittels Öffnen des Sargbodens in die Grabstelle gelegt werden konnten) nicht durchsetzen und musste diese Verfügung 1785 zurücknehmen. Für sich selbst ließ er einen schlichten Kupfersarg für die Kapuzinergruft herstellen. Der normale Holzsarg wurde ursprünglich vom Tischler über Auftrag hergestellt; erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts begann (mit der Erfindung der Holzbearbeitungsmaschinen) die industrielle Erzeugung (ab dieser Zeit hatten große Städte Sargmagazine). In Wien gab es im 19. Jahrhundert lediglich eine Metallsargfabrikation, wogegen die industrielle Erzeugung von Holzsärgen erst Anfang des 20. Jahrhunderts begann. Während der Grippeepidemie 1918 wurde, da die Tischler mit der Erzeugung nicht nachkamen, der städtische Bestattung ein Sargerzeugungsbetrieb angeschlossen, der am 1. Jänner 1919 die Produktion von Holz- und Metallsärgen aufnahm (ursprünglich 3, Arsenal). 1945 zerstört, erwarb das Unternehmen nach Kriegsende einen Betrieb in Wien-Atzgersdorf (stillgelegte Munitionskistenfabrik in der Brunner Straße). 1968 wurde sie auf den heutigen Standort (23, Breitenfurter Straße 176) verlegt (Produktionsbeginn 26. August 1968).

Sarganfertigung in der Sargfabrik Atzgersdorf (1953)
Quelle:Geschichte Sargfabrik

Weitere interssante Informatinen, wo man Ansichten von Schornstein und Gleisanlagen betrachten kann unter: Sargerzeugung Atzgersdorf
Jedoch bin ich über Bauzeit der Fabriksanlagen unschlüssig! Die Angaben auf der Bildtafel in (Bild 1) weisen auf eine Bauzeit von 1912-1914 hin. Den Zitirten Beitrag von Sargfabrik Atzgersdorf (Wiki) wird auf das Jahr 1913-1916 hingewiesen?

Die ersten Aufnahmen des Sichtziegelbaues:
66.jpg
 

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Bunker Ratte

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#3
Die 1.Aufnahmen vom Inneren
Auf Bild 4 sieht man noch den Originalen Brunnen im Keller der eine Tiefe von ca.3m aufweist. Bild5,6 und 7 alte Heizungesanlage für die Hallen, die nicht mehr in Betrieb ist, wurde teilweise abgebaut.
3.jpg
 

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Bunker Ratte

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#4
Die 2.Aufnahmen vom Inneren
Auf den Bildern 15 - 23 sieht man das Innere des Wasserturmes der für die Wasserversorgung und die betriebseigene Feuerwehr diente. Ein Aufstieg war Aufgrund desolater Steigeisen nicht möglich, bzw. erlaubt.
20.jpg

Bildtafel einer Gedenktafel im Stiegenhaus vom Gründer der Fabrik:
40.jpg
 

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HF130C

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#7
Großartig, vielen Dank!

Was waren das für Gleisanlagen, von denen das Kleineisen in 37 und 38 stammt? War das ein normalspuriges Anschlussbahngleis oder gar eine innerbetriebliche schmalspurige Rollbahn? Für eine Normalspurbahn schauen die Schienennägel recht klein aus, das kann aber mangels Größenvergleich täuschen ....

Interessant auch die alte Inka Nebenuhr in Bild 11! Konntest du zufällig die zugehörende Zentraluhr irgendwo entdecken? (Die Zentraluhr aus dieser Zeit sollte wie eine alte hohe Pendeluhr ausehen, entweder in einem Holzkasten oder in einem Blechkasten an der Wand befestigt).
 

Bunker Ratte

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#8
Großartig, vielen Dank!

Was waren das für Gleisanlagen, von denen das Kleineisen in 37 und 38 stammt? War das ein normalspuriges Anschlussbahngleis oder gar eine innerbetriebliche schmalspurige Rollbahn? Für eine Normalspurbahn schauen die Schienennägel recht klein aus, das kann aber mangels Größenvergleich täuschen ....

Interessant auch die alte Inka Nebenuhr in Bild 11! Konntest du zufällig die zugehörende Zentraluhr irgendwo entdecken? (Die Zentraluhr aus dieser Zeit sollte wie eine alte hohe Pendeluhr ausehen, entweder in einem Holzkasten oder in einem Blechkasten an der Wand befestigt).
Hallo HF130C herzlichen Dank;),
konkrete Aussagen kann ich diesbezüglich nicht treffen. Habe die Gleisanlagen ins Auge gefasst und diesbezüglich einige Fragen gestellt, jedoch ohne Erfolg. Es ist sehr wahrscheinlich, daß es eine innenbetriebliche Rollbahn gegeben hat, nur dürfte die in dem schon abgebauten Bereich gelegen sein. Die Gleisanlagen wurden schon vor längerer Zeit abgebaut, von welchem Gleis diese reste stammen, konnte ich nicht erfahren.

Bezüglich der INKA Uhr, die leider nicht mehr funktioniert, konnte ich keine weiteren hinzugehörigen Komponenten finden, leider!

Es gibt eine Aufnahme von einem Anschlussgleis dieser Quelle: Sargerzeugung Atzgersdorf


Lg
Michi
 
#10
Die Sargfabrik macht von ausserhalb einen optischen Eindruck wie ein KZ (auf das Bild klicken, um es zu vergrößern)
Der Wasserturm könnte glatt als ein Wachturm gehalten werden, das große Tor und die Architektur.

Quelle: Wiki
Breitenfurter_Straße_176_Sargfabrik_1.jpg
 
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#11
Was man im Internet so liest: die Kosten für die Sargproduktion waren zu hoch.
Kein Wunder, war doch eine "geschützte Werkstätte" der Gemeinde Wien.

Dafür sind andere Mitbewerber groß geworden, wie z.B.
Sargfabrik
Die produziert so ungefähr 100.000 Särge im Jahr (davon ca. 40.000 in Österreich)

Todesfälle in Wien sind so ca. 20.000 im Jahr/ca. 50 pro Tag
Wien Todesfälle

Weiters fürchten sich viele Anrainer, dass noch mehr neue Wohnungen gebaut werden. Anscheinend gibt es sehr viele Neu-Errichtungen in der Gegend (z.B. ehemalige Kuner/Mayonnaise Fabrik) und die Infrastruktur wie Verkehr, Versorgung, Ärzte usw. bleibt unverändert.
 
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josef

Administrator
Mitarbeiter
#12
...Was waren das für Gleisanlagen, von denen das Kleineisen in 37 und 38 stammt? War das ein normalspuriges Anschlussbahngleis oder gar eine innerbetriebliche schmalspurige Rollbahn? Für eine Normalspurbahn schauen die Schienennägel recht klein aus, das kann aber mangels Größenvergleich täuschen ....
Jedenfalls gab es eine normalspurige Anschlussbahn (zur Südbahn...) deren Gleis lt. Stadtplan bis zur Breitenfurterstraße reichte - siehe GE-Bild:
 

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#14
Hallo
Als erstes möchte ich mal sagen das ich es total lustig finde den Beitrag zu lesen

Mein bester Freund hat in der Fabrik gewohnt weil sein Vater dort gearbeitet hat demnach kannte ich die Fabrik natürlich in und auswendig wir finden es absolut schade das er ausziehen musste obwohl die Wohnung nicht abgerissen wurde und wir haben ca 2 Jahre unserer Freizeit nur auf den Firmen Gelände verbracht Partys gefeiert mit den Mopeds durch die Hallen gefahren usw war eine schöne Zeit als die Firma noch komplett stand
Angeblich wird dort demnächst der nächste Wohnbau hingebaut nur die Wand zur Breitenfurter Straße muss stehen bleiben weil sie unter Denkmalschutz steht
 
#15
Die Sargfabrik macht von ausserhalb einen optischen Eindruck wie ein KZ (auf das Bild klicken, um es zu vergrößern)
Der Wasserturm könnte glatt als ein Wachturm gehalten werden, das große Tor und die Architektur.

Quelle: Wiki
Anhang anzeigen 62571
Das Bild muss schon ziemlich alt sein im Hintergrund sieht man noch die Türken Disco die 2014 abgerissen wurde wen ich mich nicht täusche
 

Bunker Ratte

Well-Known Member
#16
nur die Wand zur Breitenfurter Straße muss stehen bleiben weil sie unter Denkmalschutz steht
Eher unwarscheinlich, es wurde das Maschinenhaus inkl. Schornstein westlich des Areals und nördlich ein Teil der Fabrikshallen abgebaut, der Rest bleibt so wie es ist und steht unter Denkmalschutz! Im Gegenteil, es wird von Sanierungsmaßnahmen gesprochen, seid dem Abbau der westlich und nördlich gelegenen Trakte gibt es Probleme mit der Dichtheit der Außenmauern. Aus welcher Quelle stammt diese Information?
Angeblich wird dort demnächst der nächste Wohnbau hingebaut
Ja, das ist Richtig! Auf der freien Fläche westlich werden Wohnhäuser entstehen. Das Areal wird von (f23.wir.fabiken) für kulturelle Zwecke, Filmlocations usw. verwaltet.
Hinweise zu diesem Thema: Zukünftiger Eigentümer Sargfabrik
 
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