Talos-Two soll die Streitkräfte Europas mit einer wirksamen Abwehrwaffe gegen Drohnen ausstatten.
Cilas
Laserwaffen gelten als Zukunftshoffnung in der Abwehr von Drohnen, Raketen und Granaten: Sie sind leistungsstark und vor allem günstig im Betrieb. Jetzt will Europa eigene Laserwaffen entwickeln, um nicht mehr von den USA abhängig zu sein. Bis 2030 soll eine europäische Laserwaffe zur Verfügung stehen.
Ziel des von der Europäischen Union finanzierten Projekts "Tactical Advanced Laser Optical Systems" (Talos) ist die Entwicklung eines Lasers der 100-Kilowatt-Klasse. Damit wäre das europäische System am oberen Ende der Leistungsskala und würde sich eine Kategorie mit dem Iron Beam aus Israel teilen. Die USA experimentieren aktuell mit 50-Kilowatt-Lasern auf Stryker-Kampffahrzeugen. Auch der britische Dragonfire fällt in diese Leistungsklasse. Die Leistungsklasse chinesischer Laser auf Kriegsschiffen ist nicht eindeutig eruierbar: Die Angaben schwanken zwischen 30 und 100 Kilowatt für das Silent Hunter getaufte System.
Europäische Souveränität
Außerdem umfasst das Projekt die Entwicklung von zwei 1-μm-Hochleistungslaserquellen. Außerdem soll eine europäische Versorgungskette für Komponenten zum Bau der Laserwaffen aufgebaut werden. Ziel ist einmal mehr, die europäischen Streitkräfte von den USA unabhängig zu machen.
An dem Projekt sind 21 europäische Rüstungsunternehmen und Forschungseinrichtungen aus acht Ländern beteiligt. Das Konsortium umfasst die drei führenden Entwickler solcher Energiewaffen: Leonardo aus Italien, Rheinmetall aus Deutschland, die Compagnie Industrielle des Lasers (Cilas) aus Frankreich übernimmt die Projektleitung. Mit an Bord ist auch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, das Fraunhofer-Institut sowie die europäischen Rüstungskonzerne MBDA und Thales.
"Das Ziel von Tales-Two ist, die Souveränität der Laserkomponenten für die EU-Streitkräfte zu gewährleisten und innovative europäische Lösungen für die Laser-Architekturen der zukünftigen LDEW-Systeme (Laser directed-energy weapon) sicherzustellen", heißt es in der
offiziellen Mitteilung von Cilas.
Wie der Name Talos-Two schon andeutet, ist es nicht das erste Projekt der European Defence Agency (EDA). Das erste Talos-Programm wurde 2018 gestartet und befasste sich mit der Entwicklung von Lasern der 30-Kilowatt-Klasse. Zwei Demonstratoren wurden im Rahmen des Projekts entwickelt.
Egal welche Leistungsklasse Hochenergiewaffen haben, ihr Zweck ist immer gleich: Sie sollen Drohnen, Raketen und anfliegende Mörsergeschoße abwehren. Dazu müssen die Laser aber mehrere Sekunden auf das Ziel ausgerichtet werden, was bei einem Ziel in einem Kilometer Entfernung mit nicht immer exakt vorhersehbarer Flugbahn schon eine technische Herausforderung ist.
Viele Probleme mit Laserwaffen
Dazu kommt das Problem des enormen Energiebedarfs und der Kühlung. Hochenergielaser haben einen Wirkungsgrad von etwa 50 Prozent, was wiederum bedeutet, dass eine enorme Menge an Abwärme entsteht, mit der die Systeme erst einmal umgehen müssen. Das heißt wiederum: Neben leistungsstarken Generatoren brauchen die Laser auch große Kühlanlagen, die wiederum mehr Energie benötigen. Das ist auch der Grund, warum Laserwaffen so schwierig in Kampffahrzeuge zu integrieren sind, hier werden meist Batterien eingesetzt, die irgendwann wieder geladen werden müssen, wie der Sicherheitsforscher Iain Boyd von der University of Colorado
in The Conversation beschreibt.
Aktuell werden die meisten Laser deshalb auf Schiffen verwendet, aber selbst hier gibt es Einschränkungen: So sind die Generatoren der meisten älteren Schiffe der US Navy gar nicht stark genug, um ausreichend Energie für Laserwaffen zur Verfügung zu stellen.
Laserwaffen sind darüber hinaus bei Schlechtwetter, Nebel oder Dunst nicht so effektiv wie bei klaren Verhältnissen.
Bei all den Problemen kann aber eine immer wieder gerne gebrachte Erzählung ins Reich der Mythen verbannt werden: Ein auf Drohnen montierter Spiegel würde sämtliche Laserwaffen zunichtemachen. Die
US-Streitkräfte experimentieren zwar mit verspiegelten Beschichtungen für Drohnen, diese funktionieren aber nur für gewisse Wellenlängen. Dazu kommt, dass die Spiegelschicht nahezu perfekt sauber gehalten werden muss. Unter Gefechtsbedingungen nahezu unmöglich, vor allem, weil die Drohnen selbst Staub und andere Partikel aufwirbeln.
Ein anderes Problem von Laserwaffen soll Talos-Two aber lösen: Das System soll den Gefahrenbereich rund um das abzuschießende Ziel darstellen können. So sollen Kollateralschäden minimiert werden.
(pez, 5.3.2025)