Lager im Raum Spittal/Drau Kärnten

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mus microtus

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#1
Hallo Bin neu hier und bin beim herumstöbern auf diese Seite gestossen. Da ich schon lange Militaria sammle und mich die Geschichte Kärntens im 2.Weltkrieg interresiert (besonders meines Heimatortes Spittal/Drau) hoffe ich hier ein paar Antworten zu finden. Wer kann mir etwas zu den Lagern im Raum SpittalDrau sagen, wo haben sie genau gelegen, wer war in den Lagern interniert, gibt es Literatur zu dem Thema? Hoffe auf eure Hilfe!

Gruss aus Kärnten

Ich schieb´ dich mal in den Österreich-Teil. SuR
 
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josef

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#2
Hallo Gerold,

herzlich Willkommen im Forum! Hoffe auf interessante, konstruktive Beiträge aus Kärnten ;) Da wird ein "weißer Fleck" auf der österreichischen User-Landkarte geschlossen!

Vorerst kann ich nur mit einem Literaturhinweis dienen:

Hubert Speckner "In der Gewalt des Feindes - Kriegsgefangenenlager in der Ostmark 1939 - 1945" R. Oldenbourg Verlag Wien, ISBN 3-7020-0471-9

Da wird im Kapitel VI., Pkt. 7. der Lagerstandort Spittal an der Drau behandelt:

Oflag XVIII C 10.1939 - 02.1941
Stalag XVIII B 02.1941 - 10.1942
Stalag XVIII A/Z 10.1942 - Kriegsende
Ilag XVIII 10.1944 - Kriegsende

lg
josef
 
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mus microtus

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#3
Danke für die Hilfe Josef, werde mir das Buch besorgen
und hoffe das ich auch den einen oder anderen Beitrag zur "Kärntner Ecke " im Forum machen kann.

LG aus Kärnten
 

josef

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#4
Frage von @mus microtus:
Wer kann mir etwas zu den Lagern im Raum Spittal/Drau sagen, wo haben sie genau gelegen
Versuche nun die Lage des Stalag-Geländes lt. einem Lubi einer USAF-Einsatzkarte/Zieldarstellungsluftbild zur Bombardierung von Spittal an der Drau vom 29.06.1944 auf die Gegebenheiten des Stadtplanes von heute umzusetzen:

Grobe Begrenzungen:

W: Hößlgasse
N: Villacher Straße
S: Bahntrasse
O: Kann ich leider nicht genau feststellen, sicher bis zur „Übers Land“ Straße oder Gasse?

Innerhalb dieses Areals verlaufen heute lt. Plan jedenfalls die

Kapellengasse, Fridtjof Nansen Straße, Lagerstraße => diese bildete in etwa die Hauptachse des damaligen Lagers in W – O Richtung östlich der Kapellengasse mit beidseitig zur Straßenachse im rechten Winkel angeordneten Baracken. Westlich etwa der heutigen Kapellengasse bis zur Hößlgasse sind die Lagergebäude im Südteil teilweise U – förmig mit Innenhof und im Nordteil wieder parallel zueinander zu erkennen.

Jedenfalls ist dieses vorgenannte Gelände auf der Ami-Zielkarte/Lubi als „POW-Camp“ gekennzeichnet.

Außerhalb dieser „Camp-Markierung“ sind weitere Baracken zwischen Hößlgasse und Drau zu erkennen.

Das angesprochene Lubi ist auf Seite 165 bei S.Beer, St.Karner „Der Krieg aus der Luft – Kärnten und Steiermark 1941-1945“, ISBN 3-900310-38-5, zu finden.

Da Du in der Mehrzahl schreibst, sind weitere Lager im Raum Spittal bekannt?

lg
josef
 
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mus microtus

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#5
Lager Raum Spittal/Drau

Danke dir Josef für deine unfangreichen Informationen.
Die Strasse übers Land geht direkt bei meiner Wohnung vorbei dh. das Lager hat sich in unmittelbarer Nähe von mir befunden. Zu deiner Frage ob es noch Lager gegeben hat kann ich dir nichts 100% sagen, weiß aber aus Erzählungen meiner Oma das es mindestens noch ein Lager gegeben hat (Zwangsarbeiter?) aber nicht wie gross und wo. Hoffe in nächster Zeit noch etwas herrauszufinden.

Gruss Gerold
 
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Empire771

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#6
Arbeitslager bei Seebach

In Seeboden bei Seebach richtung Lieseregg gab es ein Arbeitserziehungslager mit dem Decknamen Kraut das sich beim heutigen Hellmerich befant in den 60 jahren beim abriss des Lagers wurden dort auch knochen gefunden
 
T

teurnia

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#7
Das Kriegsgefangenenlager in Spittal ist in mehreren Etappen gebaut worden:
Schon bald nach dem Anschluß die großen Baracken östlich der Kaserne und zwar bis zu einer Linie vom Maschinenbau Lindner hinunter zur Bahn;
die Baracke mit kreuzförmigem Grundriss war die Küche;
dann die Baracken zwischen Hößlgasse und Lieser (nicht Drau!),
zuletzt die Rot-Kreuz-Baracken im Innenhof zwischen den Kasernengebäuden.

Weitere kleinere Baracken wurden erst im Herbst 1945 östlich davon aufgestellt, nicht nur bis "Übers Land", sondern auch noch östlich davon. In diesen Baracken wurden Flüchtlinge aus aufgelösten Lagern und Heimatvertriebene aus dem Winter 1945/46 untergebracht, schließlich auch noch im November 1946 nochmals über 3000 Flüchtlinge aus dem aufgelösten Lager Lienz/Peggetz. Nach dem Beginn der Auswanderungen nach Argentinien, USA, Kanada etc. wurden die Baracken von Osten her Schritt für Schritt wieder abgerissen, andere wiederum vom Weltkirchenrat gründlich saniert und als Lehrwerkstätten genützt (Bereich des heutigen Altersheimes).
Eine Schulbaracke, die TBC-Baracke und ein Pfadfinderheim standen nördlich der Villacher Straße.
Die letzte Baracke brannte Mitte der 70er Jahre ab.

Entsprechende Fotos sind in unserem Familienbesitz bzw. stammen aus einem Archiv, dessen Bilder ich zu Vortragszwecken nutzen darf.

Barackenlager gab es am Nord- und Südportal des Wolfsbergtunnels.
Im Museum von Jesenice fand ich Fotos aus Krieselsdorf: Dort waren Zwangsarbeiter untergebracht, die die Autobahntrasse planierten (heute Aichforst, zwischen Molzbichl und Rothenthurn), diese Arbeiten sollten Luftaufklärer vom Flugzeugbau im Tunnel ablenken.

In Kraut bei Seeboden war ein Lager (Zwangsarbeiter für Seebach?), wobei Kraut der althergebrachte Ortsname/Flurname ist. Das ist jedoch nicht ident mit Seebach.

Das Gelände der alten Färberei und späteren Flugzeugfabrik Oberlerchner in Seebach war in den ersten Nachkriegsjahren ebenfalls Flüchtlingslager, speziell als TBC-Station.

1945 neu gebaut wurden die Flüchtlingslager in Feffernitz bzw. Kellerberg (nur durch einen Bach getrennt) und Villach/St. Martin sowie in Treffling, (nord)westlich der Burg Sommeregg.
Treffling war eher ein Aufnahme- und Durchzugslager, besonders für die Heimatvertriebenen/Ausgewiesenen;
St. Martin war Transitlager als Vorbereitung für die Auswanderung.

Oben wurde Porsche in Gmünd erwähnt.
F. Porsche sollte Stuttgart verlassen und bekam mehrere "leerstehende" Betriebe zur Auswahl. Er wählte das Werk im Maltatal, weil es am nähesten zu seinem Besitz in Zell am See lag. Von Lagern bzw. Zwangsarbeitern habe ich in diesem Zusammenhang noch nicht gehört, doch Porsche hat in Gries sogar Arbeiterwohnungen bauen lassen.

Auf den Bauernhöfen arbeiteten Zwangsarbeiter, Männer und Frauen aus Polen, Russland, ... - und nach dem Krieg viele Flüchtlinge aus den Lagern.
Aus Slowenien kenne ich Berichte von Männern, die als Jugendliche bis zu einem Jahr auf einem Bauernhof in Kärnten, Tirol, Salzburg, Bayern, ... arbeiteten, bevor sie an die Front geschickt wurden.

Zu diesem Thema gehören auch die beiden Russenfriedhöfe in Aich und Tangern. Hier liegen überwiegend Kriegsgefangene, die ab 1943 schon abgehungert und halbtot in Spittal ankamen, oft nur noch mit Schubkarren ins Lager gebracht wurden.


LG Johanna
 
#9
Ich bin beim Durchforsten eines Nachlasses auf ein Foto aus einem Kriegsgefangenen Arbeitslager gestoßen. Es ist handschriftlich beschriftet mit "Zur Erinnerung an Franzos Hembert Auguste und Hembert Jules am Arb.Kdo. in Lientsch".
Weißt du darüber vielleicht etwas, das wäre ja genau in der Region Gmünd - genau etwas oberhalb von Eisentratten!
20180713_095829.jpg
1531507090344.png

Vielen Dank
Gerhard

Bild in richtige Position gebracht,
josef
 
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#10
Hallo Leute,

Mein Grossvater war ein französicher Kriegsgefangene, der im Kriegsgefangenelager in Spittal an der Drau war (Oflag XVIII C, wahrscheinlich zwischen 09.1940 und 02.1941). Hat jmnd von euch eine Ahnung, ob ich was über ihn finden kann? Und falls ja, in welchen Archiven ich suchen soll?

Meine Familie hat vor kurzem ein Heft von ihm gefunden, wo er Gedichte geschrieben hat :)

Danke im Vorraus :)

Charles
 
#11
Hallo,
hab gesehen, dass es hier SpittalerInnen gibt, die sich für dieses Lager - Stalag XVIII B u.a. - interessieren.
Das tu ich auch! Könnten wir uns vl zusammenschließen? Da gibt es 2 Massengräber mit je 4000 Toten... Unfassbar.
Bitte meldet euch!
 
#12
Das Kriegsgefangenenlager in Spittal ist in mehreren Etappen gebaut worden:
Schon bald nach dem Anschluß die großen Baracken östlich der Kaserne und zwar bis zu einer Linie vom Maschinenbau Lindner hinunter zur Bahn;
die Baracke mit kreuzförmigem Grundriss war die Küche;
dann die Baracken zwischen Hößlgasse und Lieser (nicht Drau!),
zuletzt die Rot-Kreuz-Baracken im Innenhof zwischen den Kasernengebäuden.

Weitere kleinere Baracken wurden erst im Herbst 1945 östlich davon aufgestellt, nicht nur bis "Übers Land", sondern auch noch östlich davon. In diesen Baracken wurden Flüchtlinge aus aufgelösten Lagern und Heimatvertriebene aus dem Winter 1945/46 untergebracht, schließlich auch noch im November 1946 nochmals über 3000 Flüchtlinge aus dem aufgelösten Lager Lienz/Peggetz. Nach dem Beginn der Auswanderungen nach Argentinien, USA, Kanada etc. wurden die Baracken von Osten her Schritt für Schritt wieder abgerissen, andere wiederum vom Weltkirchenrat gründlich saniert und als Lehrwerkstätten genützt (Bereich des heutigen Altersheimes).
Eine Schulbaracke, die TBC-Baracke und ein Pfadfinderheim standen nördlich der Villacher Straße.
Die letzte Baracke brannte Mitte der 70er Jahre ab.

Entsprechende Fotos sind in unserem Familienbesitz bzw. stammen aus einem Archiv, dessen Bilder ich zu Vortragszwecken nutzen darf.

Barackenlager gab es am Nord- und Südportal des Wolfsbergtunnels.
Im Museum von Jesenice fand ich Fotos aus Krieselsdorf: Dort waren Zwangsarbeiter untergebracht, die die Autobahntrasse planierten (heute Aichforst, zwischen Molzbichl und Rothenthurn), diese Arbeiten sollten Luftaufklärer vom Flugzeugbau im Tunnel ablenken.

In Kraut bei Seeboden war ein Lager (Zwangsarbeiter für Seebach?), wobei Kraut der althergebrachte Ortsname/Flurname ist. Das ist jedoch nicht ident mit Seebach.

Das Gelände der alten Färberei und späteren Flugzeugfabrik Oberlerchner in Seebach war in den ersten Nachkriegsjahren ebenfalls Flüchtlingslager, speziell als TBC-Station.

1945 neu gebaut wurden die Flüchtlingslager in Feffernitz bzw. Kellerberg (nur durch einen Bach getrennt) und Villach/St. Martin sowie in Treffling, (nord)westlich der Burg Sommeregg.
Treffling war eher ein Aufnahme- und Durchzugslager, besonders für die Heimatvertriebenen/Ausgewiesenen;
St. Martin war Transitlager als Vorbereitung für die Auswanderung.

Oben wurde Porsche in Gmünd erwähnt.
F. Porsche sollte Stuttgart verlassen und bekam mehrere "leerstehende" Betriebe zur Auswahl. Er wählte das Werk im Maltatal, weil es am nähesten zu seinem Besitz in Zell am See lag. Von Lagern bzw. Zwangsarbeitern habe ich in diesem Zusammenhang noch nicht gehört, doch Porsche hat in Gries sogar Arbeiterwohnungen bauen lassen.

Auf den Bauernhöfen arbeiteten Zwangsarbeiter, Männer und Frauen aus Polen, Russland, ... - und nach dem Krieg viele Flüchtlinge aus den Lagern.
Aus Slowenien kenne ich Berichte von Männern, die als Jugendliche bis zu einem Jahr auf einem Bauernhof in Kärnten, Tirol, Salzburg, Bayern, ... arbeiteten, bevor sie an die Front geschickt wurden.

Zu diesem Thema gehören auch die beiden Russenfriedhöfe in Aich und Tangern. Hier liegen überwiegend Kriegsgefangene, die ab 1943 schon abgehungert und halbtot in Spittal ankamen, oft nur noch mit Schubkarren ins Lager gebracht wurden.


LG Johanna
Weißt du mehr über das Lager Stalag 18 B in Spittal? LG Dionysia
 
#14
Danke, Josef, für deine Ausführungen. Werd mir das Gelände mal anschauen und es abgehen.
Bist du aus der Gegend? Ich finde es unerträglich, dass da so wenig bekannt ist über das Lager und vor allem über die beiden Massengräber. Ich hab die Namen von 806 im Lager gestorbenen russischen Kriegsgefangenen zusammengestellt.
Ich bin beim Materialsammeln zum Lager Stalag XVIII B. LG
 
#15
Hallo Leute,

Mein Grossvater war ein französicher Kriegsgefangene, der im Kriegsgefangenelager in Spittal an der Drau war (Oflag XVIII C, wahrscheinlich zwischen 09.1940 und 02.1941). Hat jmnd von euch eine Ahnung, ob ich was über ihn finden kann? Und falls ja, in welchen Archiven ich suchen soll?

Meine Familie hat vor kurzem ein Heft von ihm gefunden, wo er Gedichte geschrieben hat :)

Danke im Vorraus :)

Charles
Hallo Charles,
das finde ich ja großartig! Gedichte aus dem Gefangenenlager! könntest du mal eines online stellen? Ich forsche zu dem Lager in Spittal, das ja verschiedene Verwendungszwecke und Namen hatte; sollte ich was zum Oflag 18 C finden, melde ich mich.
Du könntest beim Stadtarchiv in Spittal anfragen: stadtarchiv.spittal@aon.at
LG!
 
#16
Weißt du mehr über das Lager Stalag 18 B in Spittal? LG Dionysia
Auch ich empfehle das Spittaler Stadtarchiv, wo es diverse Berichte gibt. Ich habe lange Namenslisten aus den Jahren 1944/45 gesehen, die die Zwangsarbeiter, vermutlich im Wolfsbergtunnel, betrafen. Was nicht die Briten mit nach London mitgegenommen haben, müßte in Berlin liegen. Online werden in den letzten Jahren Archivbestände (meist Karteikarten) diverser Hilfsorganisationen bereitgestellt, eingescannte Aufenthaltsbestätigungen, Ausreiseanträge, Schulzeugnisse, Röntgenbilder, … - da betrifft sowohl Kriegsgefangene als auch Flüchtlinge.

Mein Vater kam im Juni1945 als Flüchtling ins Spittaler Lager, meine Mutter zuerst ins Lager Peggetz und im November 1946 nach Spittal. Mein Schwerpunkt liegt also in der Geschichte des Lagers/der Lager nach dem Krieg, Flüchtlinge und Heimatvertriebene. Ich sammle in erster Linie Zeitzeugenberichte aus Zeitungen, Radio und Fernsehen. Biographien und Monographien sind fast ausschließlich im Ausland erschienen.
Ich achte sehr darauf, ob die Erlebnisse aus der Kriegs- oder aus der Nachkriegszeit stammen, denn sie berichten alle vom Leben "im Lager": Arbeitsdienst, Zwangsarbeiter, Strafgefangene, Soldaten, Heimkehrer, Flüchtlinge und Heimatvertriebene. Oder gar die Nachnutzung der Baracken in den 60er und 70er Jahren.
Speziell in der unmittelbaren Nachkriegszeit, bevor die große Auswanderungswelle nach Amerika begann, lebten im Spittaler Flüchtlingslager an die 6000 Menschen aus 15 Nationen. In den letzten Jahren hielt ich gemeinsam mit meiner Mutter Vorträge zu diesem Thema.
Diesmal biete ich einen Rundgang an:

1591696156394.png
 
#17
Спасибо, Йозеф, за комментарии. Я осмотрю местность и пройдусь.
ты из района? Я нахожу невыносимым, что так мало известно о лагере и особенно о двух братских могилах. Я составил имена 806 русских военнопленных, погибших в лагере.
Собираю материалы для лагеря Stalag XVIII B. LG
Guten Abend Dionysia. Ich habe gelesen, dass Sie Materialien über das Lager Stalag 18B sammeln. Ich weiß, dass mein Großvater in diesem Lager war. Er starb im Januar 1942. Vielleicht wissen Sie etwas mehr über dieses Lager. Bitte teilen Sie mir diese Informationen mit. Die Erinnerung an meinen Großvater liegt unserer Familie sehr am Herzen. Mit freundlichen Grüßen Irina Born
 

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