KZ – Außenlager Steyr Münichholz und die Arbeitslager von Steyr.

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Brandmeister

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#1
Hallo Geschichtsfreunde,
bin der Peter aus Steyr und forsche schon einige Jahre über die Mustersiedlung der Nationalsozialisten Steyr Münichholz. Mein Ziel ist es einmal einen Bildband über Münichholz und seine Umgebung heraus zu bringen.

Ich bin mittlerweile in Besitz von ca. 300 Fotos zur Geschichte Münichholz und auch geschichtlich schon sehr weit.
Es gibt ja schon ein Buch über Münichholz von Dr. Helmut Retzl: Münichholz ein Stadtteil im Wandel der Zeit. Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr Heft 37 – Juni 1986.
Verlag Ennsthaler. Und auch DDr. Karl Heinz Rauscher beschäftigt sich mit Münichholz ein wenig. In seinen Buch: Steyr im Nationalsozialismus; erschienen im Weishaupt Verlag.

Nur ein Thema kommt in den Büchern zu kurz das KZ Außenlager Steyr Münichholz und die Zwangsarbeiterlager.
Diese Sache scheint so auch fast 65 Jahre nach Kriegsende noch ein Tabu Thema in der Bevölkerung von Steyr zu sein.
Es sind kaum Berichte, geschweige denn Fotos vom KZ Außenlager und Arbeitslager zu bekommen.
Ich arbeite in dieser Sache auch sehr eng mit dem Mauthausen Komitee Steyr
www.mkoe-steyr.net zusammen.

Natürlich wurde in den Jahren schon einiges über die Geschichte vom KZ und die Arbeitslager in Erfahrung gebracht die ich euch auch gerne via Mail zu sende.
Nur sind es halt Bruchstücke der Geschichte und sicher noch nicht alles was es zu erforschen gibt.

Jetzt meine Frage und Bitte an Euch.
Wer weiß was zur Geschichte oder hat Fotos vom KZ Außenlager Steyr Münichholz und den Arbeitslagern 80,81,82.

Aber auch über die Stollen ( Luftschutzbunker ) in Münichholz, die von KZ-Häftlingen gebaut wurden.

Ich hoffe sehr dass mir der eine oder andere Geschichtsfreund hier weiterhelfen kann.

Mit freundschaftlichen Grüßen
Peter
 
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josef

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#2
Peter :danke für die Infos!

Habe zu den angeführten 3 Arbeitslagern einige Fragen:
- Waren alle 3 zitierten Lager (80,81,82) Zwangsarbeiter- (Fremdarbeiter-) Lager ?
- Wo waren die Standorte in Steyr ?
- Wurden die Lagerbewohner auch bei anderen Firmen als bei SDP eingesetzt ?

Vor einigen Jahren bekam ich im "Museum für Arbeitswelt" den Hinweis, dass im ehemaligen "Reithoffer-Werk" ein Zwangsarbeiterlager war. Arbeitseinsatz bei SDP und den "Hack-Werken".

lg
josef
 
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Brandmeister

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#3
Guten Morgen

Peter :danke für die Infos!

Habe zu den angeführten 3 Arbeitslagern einige Fragen:
- Waren alle 3 zitierten Lager (80,81,82) Zwangsarbeiter- (Fremdarbeiter-) Lager ?
- Wo waren die Standorte in Steyr ?
- Wurden die Lagerbewohner auch bei anderen Firmen als bei SDP eingesetzt ?

Vor einigen Jahren bekam ich im "Museum für Arbeitswelt" den Hinweis, dass im ehemaligen "Reithoffer-Werk" ein Zwangsarbeiterlager war. Arbeitseinsatz bei SDP und den "Hack-Werken".

lg
josef
Hallo Guten Morgen Josef,

zu deinen Fragen an mich.

- Wo waren die Standorte in Steyr ?
Sind am Angehängten Foto und Eingezeichnet.


- Waren alle 3 zitierten Lager (80,81,82) Zwangsarbeiter- (Fremdarbeiter-) Lager ?
Aufzeichnungen des Pfarrers von Münichholz Pater Meindl.

Im Stadtverwaltungslager rechts der Haidershofner-Str.( Hagger-Str. ) war zunächst eine Judenkolonie mit Stern untergebracht, sie sind bald verschwunden und gingen ihren schweren Weg in die Vernichtung.
Später wurden hier verschiedene Ausländer untergebracht: Griechen, Spanier, Italiener, Slawische Völker, Ostarbeiter, Dänen, Franzosen.
Glaube Er hat das KZ –Ausenlager Steyr Münichholz mit diesen Stadtverwaltungslager gemeint.

Im sogenannten Lager 80, das sich unterhalb der Haager-Str. befand, waren Kriegsgefangene untergebracht: Russen, Franzosen, Belgier, Italiener und dann auch slowakische Partisanen.

Ein Teil der Gefangenen wurde schließlich im Lager 81 untergebracht.
In einen grüngestrichenen Lager nahe dem Fluma Prüfstand waren italienische Kriegsgefangene untergebracht.
Besonders in den letzten Kriegsjahren wurden viele hunderte Ostarbeiter zunächst im Lager 81 dann im Lager 80 untergebracht.
Es waren durchwegs Frauen im Alter von 16 bis 26 Jahren.
In der Nähe der Ostarbeiterinnen war ein Männerlager für Ostarbeiter aus der Reithofferfabrik errichtet worden.

Zwischen den Anfängen der Planetta und Holzweber-Str. (Heute: Gabler und Buchholzer-Str.) wurden die letzten Baracken aufgestellt.
Sie beherbergten die längste Zeit Holländer für Arbeiten der Stadtgemeinde. Sie wurden nach den Bombenangriffen zu Aufräumungsarbeiten verwendet.

Ein großes Lager des Kriegsdienstes mit 500 Frauen war das Lager 82 ( unterhalb der heutigen Bahnhaltestelle Münichholz ). Am 2 April 1944 wurde dieses Lager von Bomben getroffen und brannte vollkommen aus.

Ein Lager für Stadtarbeiter zwischen Hammer und Bahnhof Münichholz wurde erst später errichtet und erlangte nicht mehr viel Bedeutung. Es enthielt deutschsprachige Arbeiter.


- Wurden die Lagerbewohner auch bei anderen Firmen als bei SDP eingesetzt?


Die Gefangen wurden direkt in der Rüstungsindustrie eingesetzt, in die sie jeden Morgen mit Lastzügen gebracht wurden, soweit sie nicht im nahen Wälzlagerwerk eingesetzt waren.
Sie wurden in der Produktion von Maschinengewehren, Maschinenpistolen, Flugzeugmotoren ( Flumo ), Flugzeugkabinen und Fahrgestellen von ME 109, 110 und ME 323, von LKW sowie von Kugel und Wälzlager eingesetzt.
Aber ebenso wurden die Häftlinge und Arbeiter beim Hallen und Straßenbau im Werksgelände, beim Bau von Luftschutzbunkern und Stollen für die Stadt Steyr und vereinzelt auch bei Siedlungsbauten und Natürlich auch in den Reithofferwerken eingesetzt.

So Josef ich hoffe dir jetzt ein wenig geholfen zu haben.
Gruß Peter
 

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josef

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#4
Danke Peter!
Aber ebenso wurden die Häftlinge und Arbeiter beim Hallen und Straßenbau im Werksgelände, beim Bau von Luftschutzbunkern und Stollen für die Stadt Steyr und vereinzelt auch bei Siedlungsbauten und Natürlich auch in den Reithofferwerken eingesetzt.
Wurde während der Kriegszeit in den "Reithofferwerken" wieder produziert? Glaubte, die Gummiwarenfertigung wurde dort 1933 eingestellt?

lg
josef
 
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Brandmeister

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#5
Stimmt

Danke Peter! Wurde während der Kriegszeit in den "Reithofferwerken" wieder produziert? Glaubte, die Gummiwarenfertigung wurde dort 1933 eingestellt?

lg
josef
Hallo Josef da hast du Recht. Das Werk wurde 1933 geschlossen.
Könnte ja sein das sie im diesen Hallen unter dem Krieg was erzeugt haben.
Dieser Sache werde ich noch nach gehen.

Aber eins ist Sicher auf dem Gelände des Reithofferwerkes war auch ein Lager.

Lager Reithoffer Kapazität: 4450. Ist – Belegung Aug. 1943 3499 Menschen.
Belegschaftszusammensetzung: Polen, Weißrussen, Ukrainern, Slowaken, Ungarn, Bulgaren, Italiener, Franzosen, Belgier, Holländer, Kroaten, Griechen, Portugiesen.

In Steyr gab es gesamt 17 Lager aller art.
Gruß Peter
 
B

Brandmeister

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#6
Die genaue Zahl

Hallo Peter, da das ehemalige Außenlager Dipoldsau nur 9 KM von mir entfernt ist interessiert mich dieser Beitrag sehr. Von dort aus wurden etliche Menschen nach Steyr gebracht und im Krematorium verbrannt nachdem sie für den Kraftwerksbau an der Enns zu schwach wurden,
Weis man wie viele Menschen denn wirklich in Steyr ums Leben kamen ?
Guten Morgen Maxl,
Schöne Grüße ins Ennstal.
zu deiner Frage.
Hier ein Auszug aus der Geschichte von KZ- Steyr Münichholz.

Das Nebenlager Steyr-Münichholz wurde am 14.3.1942 gegründet. Die Häftlinge kamen aus dem Hauptlager Mauthausen. Ihre Arbeitskraft wurde in den Steyr-Werken in der Rüstungsproduktion ausgebeutet. Für die Stadt Steyr mussten sie Strassen und Luftschutz-bunker bauen.

Die Häftlinge kamen zum Großteil aus Spanien, Frankreich, Polen, Italien, Griechenland, Russland und Tschechien, aber auch aus anderen Ländern. Die Anzahl der Häftlinge bewegte sich zwischen 1000 und 2000 Häftlingen. Im April 1945 wurde mit 3090 der höchste Häftlingsstand erreicht, da mehrere Evakuierungsmärsche aus dem KZ Wiener Neustadt über Steyr geführt wurden. Mangelhafte Ernährung, Arbeitseinsatz auch bei klirrender Kälte, fehlende Winterbekleidung, enormes Arbeitstempo und kaum vorhandene medizinische Betreuung forderten ihre Opfer. Auch bei den Luftangriffen auf die Steyr-Werke im Februar und April 1944 kamen Häftlinge um. Im Veraschungsbuch der Stadt Steyr sind 226 Häftlinge namentlich erfasst, deren letzter Aufenthaltsort das KZ Steyr-Münichholz war und die im Steyrer Krematorium verbrannt wurden. Normalerweise wurden die kranken Häftlinge in das Hauptlager zurückgeschickt und dort ermordet. Die genaue Zahl der Opfer des KZ Steyr-Münichholz ist bis heute unbekannt.

GrußPeter
 
T

Tomturbo

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#7
Kz lager münichholz

Finde es großartig das sich mal einer mit diesem Thema beschäftigt.
Da ich Beruflich sehr viel in den Kellern von Münichholz beschäftigt bin ,wollte ich Dir nicht vorenthalten das es in einem Keller auf der Buchholzerstr.noch Orginal Unterschriften von Zwangs oder Häftlingsarbeiter gibt.Habe mir die
Namen zwar mal aufgeschrieben und mit den Jährlich aufgestellten Gedenkkreuzen verglichen , aber diese Namen Gott sei DANK nicht gefunden.
Ist zwar wenig Trost -da ja jede Menge Häftlinge die Ermordet wurden nirgendwo Regiestriert sind.Foto folgt in den nächsten Tagen.
Da leider sehr viel in Vergessenheit geraten ist.Wie auch das der Stadteil Münichholz einmal zu Niederösterreich gehört hat bis zur Errichtung der Siedlung.Da ich eine alte Dame kenne , der Ihr verstorbener Gatte hat die gesamte Siedlung geplant.


Viele Grüße Tom
 
B

Brandmeister

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#8
Danke und noch eineFrage

HalloTom,
Besten dank für den Tipp,
Werde Morgen Gleich Nachschauen in der Buchholzerstr.
Aber jetzt meine Frage welche Hausnummer ??????
Die Würde mir sehr Helfen.
Gruß Peter
 
T

Tomturbo

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#9
Buchholzerstr.

Sorry !

Diese Unterschriften sind in einer Fernwärmeunterstation-
Buchholzerstr.25 und nicht Öffentlich zugänglich.
Man müßte sich einen Termin vereinbaren , oder ich Fotografiere diese Zeitdokumente.

Viele Grüße Tom
 
B

Brandmeister

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#10
Ok wie du Möchtest

Sorry !

Diese Unterschriften sind in einer Fernwärmeunterstation-
Buchholzerstr.25 und nicht Öffentlich zugänglich.
Man müßte sich einen Termin vereinbaren , oder ich Fotografiere diese Zeitdokumente.

Viele Grüße Tom
Guten Morgen Tom,
Habe eine gute Spiegelreflex Sony A 700, können uns gern einen Termin ausmachen.
Gruß Peter
 
T

Tomturbo

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#11
Termin

Guten Morgen Tom,
Habe eine gute Spiegelreflex Sony A 700, können uns gern einen Termin ausmachen.
Gruß Peter
Hallo Peter !

Habe Heute Fotos gemacht.
Dieses Wochenende ist es bei mir sehr schlecht.
Habe große Baustelle zuhause!-
Aber vielleicht läßt Du mir Deine Telefonnummer zukommen.
Unter Private Nachrichten.Dann kann ich dich kontaktieren!

Viele Grüße Tom
 
B

Brandmeister

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#14
Danke

Hallo Peter!

Anbei die Foto aus verschiedenen Belichtungseinstellungen.
Sehr schwer zu Fotografieren.Leider ging eine Unterschrift durch Umbau verl
Viele Grüße Tom

Guten Abend Tom,
Danke für die Bilder, Hab sie an Mag. Karl Ramsmaier vom Mauthausen Komitee Steyr weiter gegeben ob er was über diese Menschen weiß.
Gruß Peter
 
C

Cor Rieken

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#16
Zwangsarbeit in Steyr und umgebung.

Halo Peter,

Mein Nahme ist Cor Rieken und ich lebe in die Niederlande.
Ich bin zeit einige tagen Mitglied von das Forum und so ich lese ihren Bericht jetzt heute.

Vielleicht interessant für dich, ich untersuche die Geschichte meines Vaters in Zweiten Weltkrieg wen er als Zwangsarbeiter auch in Steyr und Molln gewesen ist.
Er was in ein Lager untergebracht und letztes Jahr, wen ich in Steyr war, habe ich entdeckt, zusammen mit Raimund Locicnik, das die Platz von das Lager die alte Fabrik von Reithoffer war. Von daraus musst er arbeiten beim Steyrwerke doch auch in die Kugellager Fabrik, das heutige SKF.
In Mai komm ich wieder nach Steyr und Molln und dann präsentiert Raimund sein neues Buch was geht über die Zwangsarbeit und Zwangsarbeiters in Steyr und Umgebung.
Raimund brauchte dabei einige Information aus die Resultaten von mein Forschung.
Die Präsentation ist 3 Mai um 19.00 Uhr in das Museum Arbeitzwelt. Die Präsentation ist öffentlich.
11 Mai ist in das Museum ein Öffnung von ein Exposition, auch spezial über die Zwangsarbeit.
Noch ein kleine Tatsache, er hat auch ein kurze Zeit in Münichholz gewesen.

Gruß,

Cor Rieken
 

josef

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#17
Zwangsarbeiterlager ehem. Reithoffer-Werk

...Er was in ein Lager untergebracht und letztes Jahr, wen ich in Steyr war, habe ich entdeckt, zusammen mit Raimund Locicnik, das die Platz von das Lager die alte Fabrik von Reithoffer war. Von daraus musst er arbeiten beim Steyrwerke doch auch in die Kugellager Fabrik, das heutige SKF...
Soweit ich eruieren konnte, war das Zwangsarbeiterlager in einem der 2 erhaltenen größeren Objekte der 1933 stillgelegten Gummiwerke Reithoffer:

1. Auf der AK (Luftbild) des ehemaligen Werkes sind die beiden Gebäude links vom hohen Schlot zu erkennen.
2. Foto aus dem Amtsblatt Steyr 10/2007, leider ist das 2. Gebäude rechts nicht ganz im Bild...
 

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Cor Rieken

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#18
Hallo Josef,

Dank für die Bilder und Antwort. Von das 2e Gebäude hab ich letztes Jahr einige Bilder gemacht. Weise Sie ob das Gebäude noch immer da ist?
(P.S.: Wie kann ich Bilder mitsenden?)
 

josef

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#20
VERGANGENHEITSBESEITIGUNG
Statt Denkmal: Spuren des KZ-Nebenlagers restlos beseitigt
Nach jahrzehntelangen Diskussionen über eine Nutzung zur Aufklärung oder als Gedenkort wurden die letzten Überreste des KZ-Nebenlagers Steyr-Münichholz zerstört


1993 wurde die letzte Baracke des Lagers abgerissen, Simon Wiesenthal war damals entsetzt.
Foto: APA/MAUTHAUSEN KOMITEE STEYR


Jetzt ist von dem Ort, an dem tausende Häftlinge interniert und zur Zwangsarbeit eingesetzt wurden, gar nichts mehr übrig.
Foto: APA/MAUTHAUSEN KOMITEE STEYR

Bereits 1993 zeigte sich Simon Wiesenthal entsetzt, als die damals noch letzte bestehende Baracke des KZ-Nebenlagers Steyr-Münichholz in einer Nacht- und Nebelaktion abgerissen wurde. Jetzt ist es mit der Chance auf ein Denkmal endgültig vorbei. "Nun wurden auch die letzten Reste des KZ-Nebenlagers Steyr-Münichholz beseitigt", teilte das Mauthausen Komitee Steyr in einer Aussendung mit.

"Bis vor wenigen Tagen war auf dem Privatgrundstück an der Haagerstraße in Münichholz noch der gemauerte Keller der ehemaligen Küchenbaracke zu sehen. Damit wurden die letzten noch sichtbaren Spuren des Nebenlagers Steyr zerstört", schrieb das Komitee.
"Gerade in einer Zeit, in der rechtsextreme Parteien und Gruppierungen in ganz Europa einen enormen Zulauf haben, wäre die Erhaltung dieses letzten Restes von großer geschichtlicher und politischer Bedeutung gewesen", erklärte der Mauthausen-Komitee-Steyr-Vorsitzende Karl Ramsmaier. Im Mauthausen Komitee Steyr gab es Überlegungen, wie man die Relikte erhalten und zugänglich machen könnte. Angesichts der Tatsache, dass das Grundstück in Privatbesitz ist, zeichnete sich aber seit langem keine Lösung ab.

Denkmalamt untätig
Bereits im März 1993 hatte das Mauthausen Komitee Steyr das Bundesdenkmalamt ersucht, die letzte Baracke des KZ-Nebenlagers Steyr-Münichholz unter Denkmalschutz zu stellen. Die Stadt Steyr sollte den Grund kaufen und darin eine "Zeitgeschichte-Werkstätte" für junge Besucher einrichten. Daraufhin sei die Baracke vom damaligen Besitzer einfach abgerissen worden, erklärte das Komitee. Es gab Proteste in lokalen und internationalen Medien, das Internationale Mauthausen Komitee CIM äußerte sich empört über den Abriss. Nach der Zerstörung des Gebäudes hätte das Bundesdenkmalamt die Unterschutzstellung der übrig gebliebenen Reste nicht weiter verfolgt.

1995 wurde das Grundstück an die aktuelle Besitzerin verkauft. Einige Zeit wurde das Gelände dann von einem Autohändler genützt. Ob das Grundstück zukünftig als Parkplatz verwendet oder ob ein neues Gebäude errichtet wird, sei derzeit unklar, teilte das Mauthausen Komitee Steyr mit. 1993 hatte der schließlich 2005 verstorbene Leiter des Jüdischen Dokumentationszentrums in Wien, Simon Wiesenthal, erklärt: "Ich bin schockiert. Ich fühle mich durch solche Vorfälle in meiner vier Jahrzehnte dauernden Arbeit weit zurückgeworfen. Wenn unsere Generation einmal gestorben ist, dann wird man wahrscheinlich alles niederreißen, was an die Nazi-Verbrechen erinnert."

Tödliche Zwangsarbeit
In dem Lager waren von März 1942 bis Mai 1945 jeweils zwischen 1.500 und 3.000 KZ-Häftlinge untergebracht. Zunächst wurden im Jänner 1942 300 republikanische Spanier aus Mauthausen in der Waffenindustrie der Steyr-Werke und zum Aufbau des KZ-Nebenlagers Steyr-Münichholz eingesetzt. Ab 14. März 1942 wurde Steyr offiziell als Außenlager des KZ Mauthausen geführt. Die Häftlinge wurden in der Produktion von Maschinengewehren, Flugzeugmotoren, Lastkraftwagen und Kugellagern eingesetzt. Sie mussten auch Hallen und Straßen im Werksgelände und Luftschutzbunker für die Zivilbevölkerung der Stadt Steyr bauen. Bei Außenarbeiten kam es zu Misshandlungen und Erschießungen.
Der Ukrainer Wladimir Maximowitsch Berimez, selbst Häftling im Lager Steyr, beschrieb 2002 das Lager Steyr so: "Das Lager war mit Stacheldraht in zwei Reihen eingezäunt, und zwischen diesen Reihen befanden sich Windungen mit Stacheldraht. An jeder Ecke des Lagergeländes gab es Wachtürme mit Scheinwerfern für die Wachposten, die mit Maschinengewehren ausgerüstet waren. Hinter dem Lagergelände befanden sich die Baracken für die Lagerwache. Dort waren auch die Lagerbestände für Lebensmittel und Munition untergebracht. Zum Lager führte eine Zugverbindung, die Eisenbahntrasse führte weiter nach Steyr. Jeden Tag wurden Leichen weggebracht."
(APA, red, 13.8.2019)

Link
Mauthausen Komitee Steyr

Statt Denkmal: Spuren des KZ-Nebenlagers restlos beseitigt - derStandard.at
 
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