Kometen, Meteoriten, Asteroiden...

josef

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#21
Größter Asteroid des Jahres raste an der Erde vorbei
Der rund 500 Meter große Brocken 2001 FO32 passierte unseren Planeten in sicherem Abstand. Forscher fieberten dem Ereignis entgegen

2001 FO32 kam unserem Planeten nicht gefährlich nahe. Nasa und Esa wollen aber in den kommenden Jahren testen, wie man Asteroiden auf Kollisionskurs ablenken könnte.
Illustration: NASA/JPL-Caltech

Der Asteroid (231937) 2001 FO32 ist am Sonntag in sicherer Distanz an unserem Planeten vorbeigeflogen. Forschern zufolge ist der Brocken mit einem geschätzten Durchmesser von 440 bis 680 Metern der größte Asteroid, der unserem Planeten in diesem Jahr nahe kommt.

Die Gefahr einer Kollision habe es nicht gegeben, hieß es von der US-Weltraumbehörde Nasa. Der Asteroid passierte die Erde demnach in einer sicheren Distanz von rund zwei Millionen Kilometern. "Der ist stabil, er ist nicht auf Risikokurs", hatte auch der Asteroidenexperte der europäischen Raumfahrtagentur Esa, Detlef Koschny, vor dem Ereignis gesagt.

Wiedersehen 2052
"Wir kennen die Umlaufbahn von 2001 FO32 um die Sonne sehr genau, seit seiner Entdeckung vor 20 Jahren haben wir ihn verfolgt", sagte Paul Chodas vom Center for Near Earth Object Studies in Kalifornien. Das Objekt, das für eine vollständige Sonnenumrundung 810 Tage braucht, flog den Angaben zufolge mit rund 124.000 Kilometern pro Stunde außergewöhnlich schnell an der Erde vorbei – und wird sich ihr erst im Jahr 2052 wieder ähnlich stark nähern.

Grund für die vergleichsweise hohe Geschwindigkeit des Asteroiden ist seine stark in die Länge gezogene, geneigte Umlaufbahn. Auf seinem um 39 Grad gegenüber dem Erdorbit geneigten Pfad kommt er der Sonne näher als der Merkur. Astronomen blickten der Annäherung gespannt entgegen, ergibt sich doch die seltene Gelegenheit, einen genaueren Blick auf ein Relikt aus der Geburtsphase des Sonnensystems zu werfen.

Ablenkungsmanöver
Nasa und Esa betreiben eigene Programme, um erdnahe Objekte zu beobachten und potenzielle Risiken einzuschätzen. 2001 FO32 wäre – wenn er denn nicht in harmloser Entfernung flöge – von der Größe her ein typischer Kandidat für den Versuch, ihn aus seiner Laufbahn abzulenken, um eine mögliche Kollision mit der Erde zu vermeiden. Ein Asteroid dieser Größenordnung könne ein ganzes Land zerstören, sagte Koschny. Zum Vergleich: Die Explosion eines 20-Meter-Brockens 2013 richtete in der russischen Millionenstadt Tscheljabinsk Verwüstungen an. Die Druckwelle verletzte rund 1.500 Menschen.

Die Esa hat in Zusammenarbeit mit der Nasa erst im vergangenen Jahr auch ein Asteroiden-Abwehr-Projekt initiiert. Dabei sollen zwei Sonden zum Doppelasteroiden Didymos geschickt werden, um zu testen, wie man solche Objekte im Gefahrenfall umlenken kann. Zunächst soll die Nasa-Sonde Dart mit dem kleineren Teil des Doppelasteroiden kollidieren, anschließend soll die Esa-Sonde Hera untersuchen, wie sich der Aufprall auf den 160-Meter-Brocken auswirkt. Experten gehen davon aus, dass die Kollision einen Krater hinterlassen und den Orbit verändern wird.
(red, APA, 22.3.2021)
Größter Asteroid des Jahres raste an der Erde vorbei
 

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#22
NEUE SIMULATIONEN
Wie uns Atombomben vor Asteroideneinschlägen bewahren könnten
Sollte doch einmal ein etwas größerer Brocken auf die Erde zurasen, bleiben uns zwei Möglichkeiten, ihn unschädlich zu machen

Simulation einer idealen Asteroidensprengung. Die Farben geben die Geschwindigkeit der Bruchstücke an, die von Blau über Grün und Gelb bis Rot immer höher wird.
Foto: Lawrence Livermore National Laboratory

Im Jahr 1998 gab es gleich zwei Hollywood-Blockbuster mit dem gleichen Thema: Sowohl in "Deep Impact" wie auch in "Armageddon" wird die Erde von einem heranrasenden Asteroiden bedroht. In der etwas populäreren Version von "Armageddon" muss eine Gruppe von Experten (angeführt von Bruce Willis) wird der Himmelskörper erst 18 Tage vor dem wahrscheinlichen Aufprall entdeckt wird. Eine Gruppe von Bohrexperten um Bruce Willis tritt an und soll im letzten Moment eine Atombombe auf dem bedrohlich sich nähernden Himmelskörper zünden.

Dieser fiktive Asteroid von "Armageddon" hätte mit seinem Durchmesser von 1.000 Kilometern in echt jedes Leben auf der Erde ausgelöscht. Doch auch jedes seiner Bruchstücke wäre fatal gewesen. Nur zum Vergleich: Der Himmelskörper, der vor 66 Millionen Jahren für den Chicxulub-Krater sorgte und den Dinos den Garaus machte, hatte einen Durchmesser von nur zehn bis 15 Kilometern.

Kleine Asteroiden, große Wirkung
Dass uns derart riesige Asteroiden auf Kollisionskurs erst so spät auffallen würden, ist ausgeschlossen. Aber es können auch sehr viel kleinere Brocken ziemlichen Schaden anrichten – so wie beim sogenannten Tunguska-Ereignis vor 113 Jahren in Sibirien: Am 30. Juni 1908 dürfte ein nur 50 bis 80 Meter großer Brocken auf einer flachen Bahn in die Atmosphäre eingedrungen und in einer Höhe von rund neun Kilometern explodiert sein. Das Resultat der Explosion, die der von 1.000 Hiroshima-Atombomben entsprach: eine verwüstete Fläche von immerhin mehr als 2.000 Quadratkilometern, also etwa der fünffachen Fläche von Wien.

Solche Einschläge könnten womöglich öfter passiert sein als bisher angenommen. Erst Ende September behauptete ein internationales Forscherteam im Fachblatt "Scientific Reports" , dass ein Meteorit von der Größe des Tunguska-Brockens die bronzezeitliche Stadt Tall el-Hammam im Jordantal zerstört haben könnte. Die Publikation ist allerdings sehr umstritten, weil sie nur wenig Evidenz vorbringt, dass es tatsächlich einen Einschlag oder eine Explosion in der Luft gegeben haben könnte.

Ablenkungsmanöver im Test
Wie auch immer: Asteroiden von rund 100 Metern Durchmesser würden völlig reichen, um immense Schäden anzurichten. Im Normalfall würde man auch solche Boliden, die unseren Heimatplaneten ins Visier nehmen, Jahrzehnte im Voraus identifizieren. Zu ihrer Abwehr würde man lange vor dem befürchteten Zusammentreffen ein unbemanntes Raumschiff mit genügend Schwung in den Asteroiden steuern, um ihn von seiner Bahn abzubringen.

Diese Strategie wird nächstes Jahr mit der Nasa-Weltraummission Double Asteroid Redirection Test (Dart) erstmals getestet. Wie das funktioniert, zeigt das folgende Video:

smallstars

Ein Asteroid, der nur noch mehrere Jahre von der Erde entfernt ist, eignet sich aber möglicherweise nicht mehr zur Ablenkung. In diesem Stadium könnte es zu spät sein, seine Flugbahn durch ein solches Manöver zu ändern. Was aber tun, wen die Zeit solcherart wirklich knapp wird? In dem Fall könnte eine Atombombenexplosion wie in "Armageddon" tatsächlich unsere letzte Hoffnung sein.

Doch ist diese Hoffnung realistisch? Das testete ein Forscherteam unter der Leitung des Physikers Patrick King (Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory), das kürzlich etliche 3D-Simulationen durchführte, um die Methode einer Atombombensprengung eines Asteroiden zu testen – allerdings nicht, um den Brocken abzulenken wie in Armageddon, sondern um ihn quasi zu vaporisieren.
Konkret steuerten die Forschenden virtuelle Asteroiden mit einer Größe von 30 Metern auf fünf verschiedenen Umlaufbahnen auf unseren Planeten zu und simulierten, was passiert, wenn die interplanetaren Eindringlinge mit Atombomben, die eine Sprengkraft von einer Megatonne besitzen, explosiv "behandelt" werden.

Die ideale Sprengung in einem Simulationsvideo.Lawrence Livermore National Laboratory

Erfolgreiche Simulationen
Die Simulationen brachten positive Ergebnisse, allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen: Die Detonation müsste zwei Monate oder mehr vor dem geplanten Einschlagstermin stattfinden, damit fast alle Asteroidenfragmente, die nach der Explosion entstehen, die Erde verfehlen würden. Jene Bruchstücke, welche die Erde erreichen, wären dann wahrscheinlich klein genug, um in der Atmosphäre zu verglühen, so Bruck Syal, einer der Mitautoren der Studie.

Die bombige Strategie ist mithin nicht ohne Risiko und benötigt gehörigen Sachverstand: Schätzt man die Energie, die man zur Zerstörung benötigt, falsch ein, können auch recht große Brocken entstehen, die dann die Erde mit erheblicher Gewalt träfen. Es ist also zu hoffen, dass uns ein atomarer Showdown à la "Armageddon" erspart bleibt.

Die Nasa schätzt allerdings, dass es 17.000 erdnahe Asteroiden mit einer Größe von zumindest 150 Metern Durchmesser gibt, die erst noch aufgespürt werden müssen. Aus diesem Grund plant die US-Raumfahrtagentur ein eigenes Teleskop, das zumindest zwei Drittel dieser Asteroiden aufspüren soll.

Für die anderen, die Kurs auf die Erde nehmen sollten, wüssten wir jetzt immerhin theoretisch, dass wir sie so wie Bruce Willis und Ko. wegsprengen könnten. Kurz vor dem prognostizierten Aufprall allerdings käme eine solche Explosion ziemlich sicher zu spät.
(Klaus Taschwer, 23.10.2021)

Originalpublikationen:
Nachlesen:
Die Apokalypse an der Steinigen Tunguska

Wie uns Atombomben vor Asteroideneinschlägen bewahren könnten
 

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#23
DART-MISSION
Testlauf für die Verteidigung der Erde gegen Asteroidenbeschuss
In wenigen Tagen soll eine Sonde losgeschickt werden, die im Oktober 2022 in einen Brocken namens Dimorphos krachen soll

Die Test-Sonde Dart soll in weniger als einem Jahr mit einem 160 Meter großen Asteroiden kollidieren.
Illustr.: NASA/Johns Hopkins APL/Steve Gribben

Im Vergleich zur turbulenten Jugend unseres Sonnensystems leben wir heute in relativ ruhige Zeiten, was die Asteroidengefahr aus dem All betrifft – für die Zukunft muss das aber nichts heißen: Derzeit kennt man zwar keinen Felsen, der in absehbarer Zeit direkt auf die Erde zurast, trotzdem kann immer noch ein bisher unentdeckter Asteroid oder Komet aus dem toten Winkel auf uns zusteuern.

An unterschiedlichen Gegenmaßnahmen wird bereits seit Jahren geforscht. Eine Möglichkeit, die Katastrophe abzuwenden, wird demnächst im Rahmen der Nasa-Mission Dart getestet: Beim Double Asteroid Redirection Test kommt ein etwa kühlschrankgroßer Raumflugkörper zum Einsatz, der von Wissenschaftern des Johns Hopkins Applied Physics Laboratory entwickelt wurde.

Erhoffte Ablenkung
Die Sonde soll als Impaktor dienen und einen herannahenden Asteroiden durch seinen Aufprall frühzeitig ablenken. Selbst kleinste Kursänderungen könnten dabei den entscheidenden Unterschied machen. Am 24. November soll der Flugkörper an Bord einer Falcon-9-Rakete des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX von der Vandenberg-Luftwaffenbasis (Kalifornien) starten. Die Nasa wird über die Vorbereitungen und den Start live berichten.


Überblick über die Dart-Mission.
Illustr.: NASA/Johns Hopkins APL

Ziel der rund 330 Millionen Dollar (rund 290 Millionen Euro) teure Mission ist der Asteroid Dimorphos, den die Dart-Sonde im Oktober nächsten Jahres erreichen soll. Das 160 Meter durchmessende Objekt ist eigentlich der kleinere Begleiter von Didymos, einem 800 Meter großen Asteroiden. Der Dart ist vergleichsweise einfach aufgebaut und besitzt an technischem Gerät bloß eine Kamera, einen Sonnen- sowie einen Sternsensorfür die Navigation an Bord. Nach dem Aufprall soll die rund zwölfstündige Umlaufbahn von Dimorphos um Didymos mindestens 73 Sekunden, möglicherweise aber bis zu zehn Minuten kürzer dauern.

Aus der Nähe beobachtet wird das Ereignis von LICIACube (Light Italian CubeSat for Imaging of Asteroids), einer von der italienischen Weltraumorganisation (ASI) beigesteuerte sekundäre Raumsonde, die auf Dart mitreist und sich zehn Tage vor dem Aufprall abtrennt, um Bilder zu schießen.

Hera soll die Folgen begutachten
Das etwa einen Kilometer von einander entfernte Paar ist jedoch nah genug an der Erde, um all das auch mit wissenschaftlichen Instrumenten von unserem Planeten und vom nahen Weltraum aus gut untersuchen und messen zu können. Die Mission ist so angelegt, dass der Asteroid auch nach dem Aufprall der Sonde keine Gefahr darstellen sollte. 2024 soll die ESA-Mission Hera starten, um die Auswirkungen des Aufpralls genauer zu untersuchen.

"Asteroiden sind kompliziert", sagte die an der Dart-Mission beteiligte Astronomin Nancy Chabot. "Sie sehen unterschiedlich aus, sie haben große Steine, sie haben felsige Stellen, sie haben glatte Stellen, sie haben merkwürdige Formen – all diese Sachen. Diesen echten Test an einem echten Asteroiden zu machen, dafür brauchen wir Dart."
(red, APA, 20.11.2021)

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Testlauf für die Verteidigung der Erde gegen Asteroidenbeschuss
 

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#24
PROBE FÜR DEN ERNSTFALL
Test zur Asteroidenabwehr: Der "Dart"-Pfeil ist losgeflogen
Die Nasa-Sonde Dart startete Mittwochfrüh und soll im kommenden Oktober den Asteroiden Dimorphos mit 160 Metern Durchmesser durch einen Crash ablenken

Die Falcon-9-Rakete startete im Zuge der Dart-Mission.
Foto: Bill Ingalls / NASA / AFP

Sie ist unterwegs: Erstmals hat die US-Raumfahrtbehörde Nasa eine Sonde starten lassen, die absichtlich in einen Asteroiden krachen und dadurch dessen Flugbahn verändern soll. Das Fluggerät startete Mittwochfrüh MEZ mithilfe einer Space-X-"Falcon 9"-Rakete vom US-Staat Kalifornien aus. Von der rund 330 Millionen Dollar (rund 290 Millionen Euro) teuren Mission Dart (kurz für: Double Asteroid Redirection Test) erhofft sich die Nasa Erkenntnisse darüber, wie die Erde vor herannahenden Asteroiden geschützt werden könnte.

"Asteroid Dimorphos: Wir kriegen dich", twitterte die NASA kurz nach dem Start. Mittlerweile wurden die ersten Signale des ausgesandten Flugobjekts registriert, das in den kommenden Stunden seine Sonnensegel weiter ausfahren wird. Rund zehn Monate ist Dart unterwegs zum Asteroiden, im kommenden Oktober soll die Sonde auf ihn treffen.

Dimorphos hat einen Durchmesser von rund 160 Metern und hängt mit seinem größeren Zwillingsasteroiden Didymos zusammen, der ganze 800 Meter im Durchmesser misst. Zwar wurde der Doppelasteroid als potenziell gefährlicher Asteroid klassifiziert, weil er sich relativ nah an die Erde annähern kann. Im November 2003 betrug die Distanz 0,04 AE (Astronomische Einheit), das sind etwa sechs Millionen Kilometer. Berechnungen der Nasa zufolge stellt er aktuell aber keine Gefahr für die Erde dar.

Keine unmittelbare Bedrohung bekannt
Die Mission ist so angelegt, dass der Asteroid auch nach dem Aufprall der Sonde, die nur eine Kamera an Bord hat, ungefährlich sein soll. Die Planung sieht vor, dass die rund zwölfstündige Umlaufbahn von Dimorphos nach dem Aufprall von Dart um mindestens 73 Sekunden und möglicherweise bis zu zehn Minuten kürzer sein wird. Im Jahr 2024 soll die ESA-Mission "Hera" starten, um die Auswirkungen des Aufpralls genauer zu untersuchen.

Derzeit wissen Forschende von keinem Asteroiden, der in absehbarer Zeit direkt auf die Erde zurasen könnte. Es gibt rund 27.000 identifizierte Asteroiden in der Nähe unseres Planeten, davon haben rund 10.000 einen beachtlichen Durchmesser von mehr als 140 Metern.
(APA, red, 24.11.2021)
Test zur Asteroidenabwehr: Der "Dart"-Pfeil ist losgeflogen
 

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#25
Wie sich ein katastrophaler Asteroideneinschlag abwenden ließe
Im Netflix-Hit "Don’t Look Up" bedroht ein riesiger Brocken aus dem All die Erde – und die Politik schaut zu. Was könnte im planetaren Ernstfall wirklich helfen?
Das Thema kehrt alle paar Jahre auf die Leinwand zurück: Ein riesiger Brocken aus dem All bedroht die Erde, Wissenschafter und furchtlose Draufgänger müssen die Menschheit vor der Apokalypse retten. Aktuell wirft der Netflix-Film "Don’t Look Up" einen satirischen Blick auf dieses Szenario, bei dem einem das Lachen aber leicht vergeht: Die Parodie skrupelloser Politiker, übermächtiger Tech-Milliardäre und quotengeiler Medien, die wissenschaftliche Fakten als verhandelbares Mittel zum Zweck betrachten, kommt der Realität stellenweise erschreckend nahe.


Treffer mit globalen Folgen gab es in der Erdgeschichte immer wieder. Die Wahrscheinlichkeit, dass so etwas zu unseren Lebzeiten passiert, ist aber extrem gering.
Foto: Picturedesk

Abseits der Filmstudios beschäftigen sich Wissenschafter und Weltraumagenturen seit langem mit der Frage, wie sich verheerende Einschläge kosmischer Brocken auf der Erde verhindern ließen. Asteroiden oder Kometen haben einst Bausteine des Lebens auf unseren Planeten gebracht, aber auch immer wieder große Zerstörung angerichtet. Der Einschlag des berüchtigten Zehn-Kilometer-Brockens, der vor 66 Millionen Jahren die Ära der Dinosaurier beendete, war kein erdgeschichtlicher Einzelfall.

Erdnahe Objekte
"Ereignisse dieser Größenordnung mit globalen Auswirkungen sind aber extrem selten, das kommt etwa einmal pro 100 Millionen Jahre vor", sagt Christian Möstl vom Institut für Weltraumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Doch auch viel kleinere Himmelskörper können großes Unheil anrichten. Die umfangreiche Überwachung erdnaher Objekte, die uns gefährlich werden könnten, ist daher die Grundvoraussetzung für den planetaren Schutz.

Fast 28.000 Brocken, die regelmäßig die Erdbahn kreuzen, sind inzwischen bekannt, rund 10.000 davon haben einen Durchmesser von mehr als 140 Metern. Keines dieser Objekte befindet sich in absehbarer Zukunft auf Kollisionskurs mit der Erde. Doch es gibt unzählige unentdeckte Kandidaten, die eines Tages zum Problem werden könnten. Was dann? Die Antwort hängt davon ab, wie viel Zeit zwischen der Entdeckung und dem drohenden Einschlag bliebe.


Im September 2022 soll die Nasa-Raumsonde Dart in einen Asteroidenmond krachen, um seinen Orbit zu ändern.
Illustration: Nasa/JOHNS HOPKINS APL/STEVE GRIBBEN

Raumsonde auf Crashkurs
Ein mögliches Szenario wird die US-Weltraumbehörde Nasa im neuen Jahr erstmals unter realen Bedingungen durchspielen. Im vergangenen November schickte sie eine Sonde ins All, die einen kleinen Asteroidenmond testweise rammen und dadurch dessen Flugbahn ändern soll. Dimorphos heißt das Zielobjekt der Mission Double Asteroid Redirection Test (Dart): Der 140-Meter-Brocken bildet zusammen mit seinem fast fünfmal so großen Begleiter Didymos einen Doppelasteroiden.

Die kühlschrankgroße Dart-Sonde soll im September 2022 dort ankommen und mit 22.000 km/h frontal in Dimorphos krachen, während Wissenschafter mithilfe von Teleskopen und einem kleinen Satelliten beobachten, welche Folgen das Manöver hat: Wie verändert sich der Orbit des Mondes? Zerbricht der Brocken durch den Aufprall? Jedes Detail könnte im Ernstfall über den Erfolg eines Ablenkungsversuchs entscheiden.

Der "Dart-Pfeil" auf dem Weg zu seinem Ziel.
VideoFromSpace

Klar ist aber schon jetzt: Eine Asteroidenablenkungsaktion würde viel Zeit beanspruchen – Jahre. "Weltraummissionen haben immer eine lange Vorlaufzeit. Es könnte sicher schneller gehen, indem man schon bestehende Sonden und Raketen umwidmet", sagt Möstl. Doch für eine erfolgreiche Ablenkung braucht es möglichst viele Informationen über das jeweilige Objekt und seine Eigenschaften, im besten Fall würde im Vorfeld eine Untersuchungsmission hingeschickt werden. Was, wenn die Zeit dafür nicht reicht?

Atombomben und Asteroiden
Dann bliebe wohl nur jenes brachiale Szenario, das auch in "Don’t Look Up" ins Auge gefasst wird: eine Sprengung des heranrasenden Unheilsbringers – am ehesten mit Atomwaffen, sagt Möstl. "Wenn die Verzweiflung groß ist und man schnell etwas tun muss, wäre das wahrscheinlich am sinnvollsten." Dass dabei so einiges schiefgehen könnte, darf nicht überraschen. Schätzt man etwa die benötigte Energie falsch ein oder sprengt einen Asteroiden zu nahe an der Erde, könnten immer noch gefährlich große Bruchstücke auf unseren Planeten hageln.

Simulation einer Asteroidensprengung.
Lawrence Livermore National Laboratory

Erst kürzlich legten Wissenschafter Berechnungen dazu vor, wie sich ein kleiner Asteroid durch Atombomben unschädlich machen ließe. In der Simulation wurde ein rund 30 Meter großer Brocken mit Kurs auf die Erde unter verschiedenen Bedingungen mit einer Atombombe von einer Megatonne Sprengkraft beschossen. Das Ergebnis: Die Sprengung könnte funktionieren, müsste aber zumindest acht Wochen vor dem erwarteten Einschlag stattfinden, um Chancen auf Erfolg zu haben.

Für den Astronomen Möstl steht fest, dass Forschungsprojekte zu erdnahen Objekten wichtig und wissenschaftlich sehr interessant sind, er sieht die Gefahr einer Katastrophe wie im Netflix-Film in der öffentlichen Wahrnehmung jedoch stark überschätzt: "Es ist ein typisches Beispiel dafür, wie Menschen sehr geringe Wahrscheinlichkeiten schlecht einschätzen." Gibt es aus wissenschaftlicher Sicht sonst Kritik an dem jüngsten Katastrophenfilm? "Es gab offenbar eine gute wissenschaftliche Beratung, vieles ist sehr realistisch gemacht. Aber dass der Orbit des Kometen an der Tafel ausgerechnet wird, ist lustig. Das macht man schon sehr lange nicht mehr so."
(David Rennert, 30.12.2021)
Wie sich ein katastrophaler Asteroideneinschlag abwenden ließe
 

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#26
ENTWARNUNG
2052 wird die Erde doch nicht von einem Asteroiden getroffen
Jüngste, spektakulär schwierige Beobachtungen zeigen: Der im Vorjahr entdeckte, über 50 Meter große Felsen 2021 QM1 wird uns verfehlen

2021 QM1 wird am 2. April 2052 an unserem Planeten vorüberziehen. Die Folgen eines Treffers hätten zumindest über bewohntem Gebiet durchaus katastrophal sein können.
Illustr.: Nasa/red

Am 28. August 2021 identifizierten Forschende auf Bildern des Mount Lemmon Observatory nördlich von Tucson, Arizona, einen bis dahin nicht bekannten Asteroiden. Zunächst war die Entdeckung keine große Sache, immerhin wird jede Nacht ein gutes Dutzend größerer und kleinerer erdnaher Weltraumfelsen registriert, nicht zuletzt dank automatisierter Beobachtungen durch Anlagen rund um den Globus.

Routinemäßige Folgebeobachtungen erkannten in dem Brocken mit der Bezeichnung 2021 QM1 einen Angehörigen der sogenannten Apollo-Gruppe und grenzten seinen wahrscheinlichen Durchmesser auf 50 bis 80 Meter ein. Apollo-Asteroiden umkreisen die Sonne in einem Abstand, der sie die Erdbahn kreuzen lässt.

Immer gefährlicher
Dies ist auch bei 2021 QM1 der Fall – aber nicht nur das: Je länger der Asteroid mit einer Umlaufzeit von 691 Tagen unter Beobachtung stand, desto mehr kristallisierte sich heraus, dass er in naher Zukunft auf unserem Planeten einschlagen könnte. "Wir konnten aus den Daten seine künftigen Bahnen um die Sonne prognostizieren, und daraus ergab sich, dass der Asteroid im Jahr 2052 der Erde gefährlich nahe kommen würde", berichtet Richard Moissl, Leiter der planetaren Abwehr bei der Europäischen Weltraumagentur ESA.

Die errechneten Bahnprojektionen zeigten, dass sich 2021 QM1 der Erde im Jahr 2038 stark annähert, was seine Flugbahn in einer Weise verändern würde, die eine Kollision mit ihm am 2. April 2052 durchaus wahrscheinlich erscheinen ließ – zumindest nach astronomischen Maßstäben. Die Chancen dafür waren auf 1 zu 3.322 geschätzt worden, was 2021 QM1 einen Spitzenplatz in der Liste jener Himmelskörper eintrug, die für unseren Planeten eine potenzielle Bedrohung darstellen.


Der Asteroid 2021 QM1 musste vor einem Hintergrund aus Tausenden von Sternen entdeckt werden. Sein Pfad über den Nachthimmel ist hier mit roten Kreuzen markiert.
Foto: ESO/O. Hainaut

Doppelt so groß wie der Tscheljabinsk-Asteroid
Und bedrohlich wäre der Einschlag eines solchen über 50 Meter großen Brockens über bewohntem Gebiet durchaus: Jener Asteroid, der am 15. Februar 2013 dreißig Kilometer über der russischen Stadt Tscheljabinsk explodierte, war mit einem Durchmesser von 22 Metern weniger als halb so groß. Damals richtete der größte bekannte Meteor seit über 100 Jahren Schäden an über 3.000 Gebäuden an. 1.500 Personen wurden bei dem Ereignis verletzt, hauptsächlich durch umherfliegendes Glas.

Einen solchen potenziellen Treffer muss man also sehr ernst nehmen. Da die Risikobewertung von 2021 QM1 zunächst auf den Ergebnissen nur weniger Beobachtungsnächte basierte, benötigten die Astronominnen und Astronomen zusätzliche Daten, um den Gefährdungsgrad exakter bestimmen zu können. Dies stellte sich jedoch als schwierige Aufgabe heraus: Weil sich 2021 QM1 auf seiner Bahn von der Erde aus gesehen der Sonne näherte, waren die Forschenden zu einer mehrmonatigen Beobachtungspause gezwungen.

Kosmische Nadel im Heuhaufen
Erst im Mai 2022 hatte sich der Brocken wieder weit genug von der Sonne entfernt, um zumindest theoretisch wahrgenommen werden zu können. Zu diesem Zeitpunkt betrug die scheinbare Helligkeit des Asteroiden 27 – damit war er gut 250 Millionen Mal weniger hell als jene Sterne des Nachthimmels, die gerade noch mit bloßem Auge erkennbar sind. Zu allem Überfluss erstreckte sich im Hintergrund von 2021 QM1 das helle Band der Milchstraße. Die Forschenden standen also vor der schier unlösbaren Aufgabe, einen winzigen, fast unsichtbaren Punkt vor einem Meer aus Zehntausenden viel helleren Sternen zu identifizieren – die kosmische Nadel im Heuhaufen schlechthin.


Das VLT-Bild von 2021 QM1 entstand in der Nacht zum 24. Mai 2022 und ist im Grunde eine Kombination mehrerer Aufnahmen, bei der zudem die Hintergrundsterne herausgerechnet wurden.
Foto: ESO/O. Hainaut

2021 QM1 verschwindet von der Risikoliste
Dem Einsatz des Very Large Telescope (VLT) der Europäischen Südsternwarte ESO in Chile, eines der mächtigsten irdischen Teleskope, ist es zu verdanken, dass dieses Kunststück gelang und 2021 QM1 tatsächlich fotografiert werden konnte. Der Aufwand und das Warten haben sich letztlich gelohnt, denn die neuen Daten ermöglichten es den Astronomen, die Umlaufbahn des häusergroßen Asteroiden mit der notwendigen Exaktheit zu berechnen – mit einem beruhigenden Ergebnis: Die Wahrscheinlichkeit, dass uns 2021 QM1 auf den Kopf fällt, geht nun gegen null, der Brocken wird uns 2052 mit ziemlicher Sicherheit verfehlen und wurde deshalb wieder von der Liste der potenziell gefährlichen Asteroiden gestrichen.

Das muss jedoch nicht für all die bisher noch unbekannten Asteroiden in unmittelbarer Erdnähe gelten. Trotz ausgefeilter Technik bleiben viele dieser Brocken unentdeckt, bis sie knapp an uns vorbeizischen. 2018 etwa lagen zwischen der Entdeckung eines bis zu 110 Meter großen Asteroiden und seinem Vorüberflug in weniger als 200.000 Kilometern Abstand (das ist die Halbe Distanz zwischen Erde und Mond) gerade einmal 21 Stunden – und dabei kam das Objekt noch nicht einmal aus Richtung der Sonne, was seine frühzeitige Entdeckung erst recht unmöglich gemacht hätte.
(tberg, 5.7.2022)

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2052 wird die Erde doch nicht von einem Asteroiden getroffen
 

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#27
MYSTERIÖSER EINSCHLAG
Zweiter Asteroid könnte zum Aussterben der Dinosaurier beigetragen haben
Forschende entdeckten einen mysteriösen Krater im Ozean, der neues Licht auf jenes Ereignis wirft, das zu einem Massensterben auf der Erde führte

Ein Asteroideneinschlag vor 66 Millionen Jahren führte zum Aussterben der Dinosaurier. Nun zeigt sich: Es könnten gleich zwei Brocken die Erde erreicht haben.
Illustration: imago/Leemage/ron miller

Es war ein Zufallsfund: Eigentlich wollte der schottische Geowissenschafter Uisdean Nicholson neue Erkenntnisse zu Erdbeben zutage fördern, als er gut 400 Kilometer vor der Küste Westafrikas am Meeresboden eine große Vertiefung entdeckte. "Als ich die Daten auswertete, bemerkte ich diese sehr ungewöhnliche, kraterförmige Vertiefung, wie ich sie noch nie in dieser Form gesehen hatte", wird Nicholson von CNN zitiert.

Wie sich herausstellte, ist der Krater acht Kilometer breit und wurde vermutlich durch den Einschlag eines Asteroiden verursacht, der einen Durchmesser von 400 Metern gehabt haben dürfte. "Wir haben andere Möglichkeiten in Betracht gezogen, die einen solchen Krater hätten bilden können, wie etwa der Einsturz eines Unterseevulkans oder einer Salzsäule unter dem Meeresboden. Auch eine explosionsartige Freisetzung von Gas unter der Oberfläche hätte eine Ursache sein können", schreiben die Forschenden. Wie die Datenanalyse zeigte, ist ein Asteroideneinschlag aber die wahrscheinlichste Ursache.


Der Chicxulub-Asteroid, der vor 66 Millionen Jahren die mexikanische Halbinsel Yucatán traf, war möglicherweise kein Einzelgänger.
Illustration: Imago/Leemage/Novapix/Don Dixon

Tsunamiwellen mit einem Kilometer Höhe
Interessant an dem Fund ist aber nicht nur die Größe, sondern vor allem das Alter. Denn der Einschlag ereignete sich gemäß der Studie, die nun im Fachblatt "Science Advances" erschienen ist, vor 66 Millionen Jahren – und damit just in jenem Zeitraum, als der Chicxulub-Asteroid die Erde auf der mexikanischen Halbinsel Yucatán traf und ein Massensterben auslöste, dem schließlich auch die Dinosaurier zum Opfer fielen.

Mit einem Durchmesser von zehn Kilometern war der Chicxulub-Asteroid viel größer als der Brocken, der den nun entdeckten sogenannten Nadir-Krater verursacht haben dürfte. Doch auch der Einschlag durch den "kleinen Bruder" hatte es in sich: Der Nadir-Asteroid dürfte den Forschenden zufolge ein heftiges Erdbeben und Tsunamiwellen mit einem Kilometer Höhe ausgelöst haben.

Bemerkenswerter Doppeleinschlag
Wenn die beiden Asteroiden tatsächlich gleichzeitig auf der Erde niedergegangen sind, wäre das eine neue Facette jenes fatalen Ereignisses, das zum letzten Massensterben auf unserem Planeten geführt hat. Bei einer Zeitspanne von 66 Millionen Jahren ist die Datierung freilich nicht völlig exakt. Es wäre durchaus denkbar, dass Nadir die Erde eine Million Jahre früher oder später als Chicxulub erreicht hat – die zeitliche Nähe ist dennoch bemerkenswert.

Denkbar wäre auch, dass es sich bei Nadir und Chicxulub ursprünglich um denselben Asteroiden gehandelt hat. Beim Eindringen in die Erdatmosphäre könnte er in zwei oder mehr Stücke zerbrochen sein. Eine andere Möglichkeit wäre, dass den Einschlägen eine Kollision im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter vorausgegangen ist. Durch diese Kollision könnten mehrere Gesteinsbrocken in Richtung Erde geschleudert worden sein.
(trat, 20.8.2022)

Studie:

Science Advances: "The Nadir Crater offshore West Africa: A candidate Cretaceous-Paleogene impact structure"

Zweiter Asteroid könnte zum Aussterben der Dinosaurier beigetragen haben
 

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#28
MIT SONDE
NASA „beschoss“ absichtlich Asteroiden
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In einem lange vorbereiten Weltraumrettungsexperiment hat die US-Raumfahrtbehörde NASA in der Nacht auf Dienstag erstmals eine Sonde absichtlich mit einem Asteroiden kollidieren lassen. Dadurch sollte getestet werden, ob es möglich ist, die Flugbahn eines Asteroiden auf diese Weise zu ändern.
Online seit heute, 6.19 Uhr
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Die Bedrohung der Erde durch einen Asteroiden wurde bereits in Hollywood-Filmen wie „Armageddon“ thematisiert. Abseits der Fiktion wissen Astronomen derzeit von keinem bedrohlichen Asteroiden. Dennoch möchte die NASA vorbereitet sein. „Wir brechen jetzt in eine neue Ära der Menschheit auf, in der wir die Möglichkeit haben könnten, uns gegen den Einschlag eines Asteroiden zu schützen“, sagte NASA-Managerin Lori Glaze nach der gelungenen Mission.

Auf den von der Kamera der Sonde zur Erde übertragenen Bildern wurde der Asteroid Dimorphos erst rund eine Stunde vor dem Einschlag als heller Punkt sichtbar, wurde dann immer größer und war schließlich mit Oberflächendetails und Schattierungen zu sehen – bis die Kamera beim Einschlag zerstört wurde und das Bild eine rote Störung anzeigte.

Im NASA-Kontrollzentrum herrschte Erleichterung. Die mit 6,6 Kilometern pro Sekunde fliegende Sonde war in den letzten Minuten im Autopilot unterwegs, und es war nicht ganz klar, ob sie den Asteroiden auch wirklich treffen würde.

Ablenkung statt Zerstörung
Bei der 325 Millionen Dollar teuren DART-Mission (Double Asteroid Redirection Test) stand für die NASA die „zukünftige Sicherheit der Erde“ auf dem Spiel. Es sei das erste Mal, dass mit einem direkten Experiment ein gefährliches Objekt aus dem Weg gestoßen wurde, sagte NASA-Wissenschaftsdirektor Thomas Zurbuchen im Vorfeld. Die DART-Sonde war vergangenen November mit einer „Falcon 9“-Rakete aus dem US-Bundesstaat Kalifornien gestartet.

Reuters/NASA
Der Asteroid Dimorphos wenige Sekunden vor dem Aufprall der Sonde

Durch den Aufprall mit knapp 23.000 Stundenkilometern sollte die Flugbahn des Asteroidenmondes Dimorphos um den Asteroiden Didymos leicht verändert werden. Es gehe um die Ablenkung eines Asteroiden und nicht um seine Zerstörung, sagte die Leiterin des Missionsteams, Nancy Chabot. Ob sich durch die Kollision tatsächlich die rund zwölfstündige Umlaufbahn verändert, wird in nachfolgenden Untersuchungen geklärt.

Experiment ohne Gefahr
Bei dem Experiment bestand keine Gefahr. Dimorphos mit einem Durchmesser von rund 160 Metern und der mit 780 Metern größere Asteroid Didymos, der von Dimorphos umkreist wird, waren mindestens rund elf Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Hätte das Raumfahrzeug den Asteroidenmond verfehlt, hätte das Raumfahrzeug noch ausreichend Treibstoff gehabt für einen zweiten Versuch in zwei Jahren.

APA/AFP/Jim Watson
Die NASA wollte mit dem Weltraumrettungsexperiment auf mögliche für die Erde gefährliche Asteroiden vorbereitet sein

Die DART-Mission wurde von Teleskopen auf der Erde sowie vom James-Webb-Weltraumteleskop und auch von Kameras an Ort und Stelle begleitet. Das eigene Kamerasystem der Sonde sendete Bilder von Dimorphos zur Erde bis zum Aufprall. Danach sollte ein Satellit in der Größe eines Toasters übernehmen, der vor einigen Wochen von der DART-Sonde abgedockt war, an der Kollisionsstelle vorbeifliegen und Nahaufnahmen liefern. Bis die Bilder die Erde erreichen, werden aber noch einige Wochen oder Monate vergehen. Dann wird auch erst sicher feststehen, ob sich die Umlaufbahn tatsächlich verändert hat.

27.000 Asteroiden in Erdnähe
2024 wird die Europäische Weltraumorganisation (ESA) die Sonde Hera auf eine zweijährige Reise schicken, um den Ort der Kollision und die Oberfläche von Dimorphos genauer zu untersuchen. Für die kommenden 100 Jahre sehen Wissenschaftler keinen für die Erde bedrohlichen Asteroiden. Wenn man lang genug warte, werde es ein Objekt geben, meinte Zurbuchen. Die Wissenschaft identifizierte rund 27.000 Asteroiden in der Nähe der Erde, rund 10.000 von ihnen haben einen Durchmesser von mehr als 140 Metern.

Vorgekommen ist ein Asteroideneinschlag bereits. Vor 66 Millionen Jahren schlug im heutigen Mexiko der rund zehn Kilometer große Chicxulub-Asteroid ein, der für einen Dauerwinter sorgte und mit dem Aussterben der Dinosaurier in Verbindung gebracht wird.
27.09.2022, red, ORF.at/Agenturen

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Mit Sonde: NASA „beschoss“ absichtlich Asteroiden
 

josef

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#29
ASTEROIDEN-BESCHUSS
Dart-Einschlag verlieh Dimorphos einen 10.000 Kilometer langen Schweif
Beim planetarischen Verteidigungstest am 26. September schlug die Nasa-Sonde Dart eine Menge Material aus der Oberfläche des Asteroiden
Vor mehr als einer Woche krachte die Nasa-Sonde Dart in den Asteroiden Dimorphos. Der Zusammenstoß in rund elf Millionen Kilometern war kein Unfall, sondern vielmehr der vorläufige Schlusspunkt eines historischen Experiments. Der Versuch sollte Antworten auf die Frage liefern, ob ein herannahender Asteroid auf Erdkurs mit einem künstlichen Flugkörper von unserem Heimatplaneten weggelenkt werden kann.

Fontäne nach dem Aufprall
Ob es gelungen ist Dimorphos, ein etwa 160 Meter durchmessender Begleiter des fünfmal so großen Asteroiden Didymos, ein wenig aus der Bahn zu schubsen, steht noch nicht fest. Immerhin haben zahlreiche Bilder von erdgebundenen und Weltraumteleskopen inzwischen die Wucht verdeutlicht, mit der die Dart-Sonde mit 22.000 Kilometern pro Stunde auf den Asteroiden traf: Oberflächenmaterial war wie eine Fontäne von dem Brocken weit ins All hinaus geschleudert worden.


Die Aufnahme mit dem SOAR-Teleskop in Chile zeigt die Wolke und einen langen Schweif aus Staub und Trümmern, die von der Nasa-Sonde Dart beim Einschlag von der Oberfläche des Asteroiden Dimorphos gesprengt wurde.
Foto: CTIO/NOIRLab/SOAR/NSF/AURA/T. Kareta (Lowell Observatory), M. Knight (US Naval Academy)

Eine besonders spektakuläre Aufnahme dieser Trümmerwolke, die Dimorphos nun hinter sich herzieht wie einen Kometenschweif, haben Forschende am Inter-American Observatory auf dem Cerro Tololo im Norden Chiles eingefangen. Das mit dem Southern Astrophysical Research Telescope (SOAR), das 4,1 Meter im Durchmesser misst, geschossene Foto entstand zwei Tage nach dem Einschlag und zeigt eine deutliche Staubfahne, die sich vom Asteroiden bis zum rechten Rand des Sichtfelds erstreckt.

Solarer Strahlendruck
Die mehr als 10.000 Kilometer lange Struktur gleicht nicht nur äußerlich einem Kometenschweif, sie kommt auch aufgrund derselben Mechanismen zustande: Das Material wird hauptsächlich vom Strahlungsdruck der Sonne fortgerissen, wie Matthew Knight vom US Naval Research Laboratory (NRL) erklärte. Das Team erwartet, dass sich der Schweif noch deutlich weiter ausbreiten wird, bis er so ausdünnt, dass er nicht mehr nachweisbar ist.


Auch das Hubble-Weltraumteleskop hatte Dimorphos nach dem Einschlag im Blick: Diese Aufnahmen entstanden 22 Minuten, fünf Stunden und etwas mehr als acht Stunden nach dem Impakt.
Fotos: NASA, ESA, Jian-Yang Li (PSI); image processing: Alyssa Pagan (STScI)

"Zu diesem Zeitpunkt wird sich das Material von Dimorphos nicht vom restlichen Staub unterscheiden", sagte Knight. "Es ist erstaunlich, wie gut wir die Struktur und das Ausmaß der Nachwirkungen in den Tagen nach dem Einschlag erfassen konnten", ergänzter Teddy Kareta, Astronom am Lowell Observatory in Flagstaff, Arizona.

Materialanalyse aus der Ferne
Inzwischen läuft die nächste intensive Arbeitsphase für das Dart-Team, das einen wachsenden Berg von Daten und Beobachtungen von Observatorien rund um den Globus analysieren muss. Unterdessen wird Dimorphos auch weiterhin im Visier der Astronominnen und Astronomen bleiben.


Dies ist das letzte vollständige Bild vom Asteroiden Dimorphos, ehe Dart zwei Sekunden später daran zerschellte.
Foto: NASA/Johns Hopkins APL

"Weitere Untersuchungen mit SOAR werden es uns ermöglichen, neue Erkenntnisse über die Beschaffenheit der Oberfläche von Dimorphos zu gewinnen", sagte Knight.

So sollen die Beobachtungen Anhaltspunkte dafür liefern, wie viel Material durch die Kollision ausgeworfen wurde, wie schnell es ausgeworfen wurde und wie es um die Partikelgrößen in der sich ausdehnenden Staubwolke bestellt ist.
(tberg, 6.10.2022)

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#30
DART-MISSION ERFOLGREICH
NASA lenkte Asteroiden aus der Bahn

1665555535204.png Die erste absichtlich herbeigeführte Kollision einer Raumsonde mit einem Asteroiden war laut Angaben der US-Weltraumagentur NASA ein Erfolg: NASA-Chef Bill Nelson sagte am Dienstag, durch den Einschlag der DART-Sonde im September sei die Umlaufbahn des Asteroidenmondes Dimorphos verkleinert worden.
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Brauchte Dimorphos bisher elf Stunden und 55 Minuten für eine Umrundung seines großen Bruders Didymos, seien es jetzt elf Stunden und 23 Minuten. „Wir haben der Welt gezeigt, dass die NASA ein ernsthafter Verteidiger dieses Planeten ist“, sagte Nelson.

Die Weltraumsonde DART war am 26. September mit einer Geschwindigkeit von mehr als 23.000 Stundenkilometern in den Himmelskörper gerast. Es war das erste Manöver im All überhaupt, mit dem die Abwehr eines die Erde bedrohenden Asteroiden getestet werden sollte. Um im Ernstfall einen gefährlichen Asteroiden an der Erde vorbei zu lenken, wären bei einem frühzeitigen Eingreifen auch nur minimale Kursänderungen nötig.

Ziel übertroffen
Als Ziel hatte die NASA ausgerufen, die Umlaufbahn von Dimorphos um bis zu zehn Minuten zu verkürzen. Dieses Ziel wurde nun deutlich übertroffen: Die Verkürzung beträgt 32 Minuten.

Ähnliche Missionen hatte man bisher nur – Stichwort „Armageddon“ – aus dem Kino gekannt. Abseits der Fiktion wissen Astronomen derzeit von keinem bedrohlichen Asteroiden. Dennoch wollte die NASA vorbereitet sein. „Wir brechen jetzt in eine neue Ära der Menschheit auf, in der wir die Möglichkeit haben könnten, uns gegen den Einschlag eines Asteroiden zu schützen“, sagte NASA-Managerin Lori Glaze nach dem Manöver.

Reuters/NASA
Der Asteroid Dimorphos wenige Sekunden vor dem Aufprall der Sonde

NASA-Chef sieht Wendepunkt
„Diese Mission zeigt, dass die NASA versucht, auf alles vorbereitet zu sein, was das Universum uns entgegenwirft. Die NASA hat bewiesen, dass wir die Verteidigung des Planeten ernst nehmen“, sagte der Chef der Weltraumbehörde, Bill Nelson. Er nannte den Erfolg der Mission einen „Wendepunkt“ für den Schutz der Menschheit vor dem Einschlag eines Asteroiden. In den kommenden Wochen und Monaten werde die Wirkung der Kollision nun weiter untersucht. 2024 soll zur noch genaueren Erforschung die ähnliche Mission „Hera“ der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) starten.

Erleichterung schon am Tag der Mission
Auf den von der Kamera der Sonde zur Erde übertragenen Bildern wurde der Asteroid Dimorphos erst rund eine Stunde vor dem Einschlag als heller Punkt sichtbar, wurde dann immer größer und war schließlich mit Oberflächendetails und Schattierungen zu sehen – bis die Kamera beim Einschlag zerstört wurde und das Bild eine rote Störung anzeigte.

Im NASA-Kontrollzentrum herrschte damals Ende September Erleichterung. Die mit 6,6 Kilometern pro Sekunde fliegende Sonde war in den letzten Minuten im Autopilot unterwegs, und es war nicht ganz klar, ob sie den Asteroiden auch wirklich treffen würde.

Ablenkung statt Zerstörung
Bei der 325 Millionen Dollar teuren DART-Mission (Double Asteroid Redirection Test) stand für die NASA die „zukünftige Sicherheit der Erde“ auf dem Spiel. Es sei das erste Mal, dass mit einem direkten Experiment ein gefährliches Objekt aus dem Weg gestoßen wurde, sagte NASA-Wissenschaftsdirektor Thomas Zurbuchen im Vorfeld. Die DART-Sonde war vergangenen November mit einer „Falcon 9“-Rakete aus dem US-Bundesstaat Kalifornien gestartet.

Experiment ohne Gefahr
Bei dem Experiment bestand keine Gefahr. Dimorphos mit einem Durchmesser von rund 160 Metern und der mit 780 Metern größere Asteroid Didymos, der von Dimorphos umkreist wird, waren mindestens rund elf Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Hätte das Raumfahrzeug den Asteroidenmond verfehlt, hätte es noch ausreichend Treibstoff für einen zweiten Versuch in zwei Jahren gehabt.

APA/AFP/Jim Watson
Die NASA wollte mit dem Weltraumrettungsexperiment auf mögliche für die Erde gefährliche Asteroiden vorbereitet sein

Die DART-Mission wurde von Teleskopen auf der Erde sowie vom „James Webb“-Weltraumteleskop und auch von Kameras an Ort und Stelle begleitet. Das eigene Kamerasystem der Sonde sendete Bilder von Dimorphos bis zum Aufprall zur Erde. Danach sollte ein Satellit in der Größe eines Toasters übernehmen, der vor einigen Wochen von der DART-Sonde abgedockt war, an der Kollisionsstelle vorbeifliegen und Nahaufnahmen liefern.

27.000 Asteroiden in Erdnähe
2024 wird die ESA die Sonde „Hera“ auf eine zweijährige Reise schicken, um den Ort der Kollision und die Oberfläche von Dimorphos genauer zu untersuchen. Für die kommenden 100 Jahre sehen Wissenschaftler keinen für die Erde bedrohlichen Asteroiden. Wenn man lange genug warte, werde es ein Objekt geben, meinte Zurbuchen. Die Wissenschaft identifizierte rund 27.000 Asteroiden in der Nähe der Erde, rund 10.000 von ihnen haben einen Durchmesser von mehr als 140 Metern.

Vorgekommen ist ein Asteroideneinschlag bereits. Vor 66 Millionen Jahren schlug im heutigen Mexiko der rund zehn Kilometer große Chicxulub-Asteroid ein, der für einen Dauerwinter sorgte und mit dem Aussterben der Dinosaurier in Verbindung gebracht wird.
12.10.2022, red, ORF.at/Agenturen

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DART-Mission erfolgreich: NASA lenkte Asteroiden aus der Bahn
 

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#31
TÖDLICHER IMPAKT
Valera, der Kuhkiller aus dem All, schlug vor 50 Jahren zu
Tödliche Meteoritentreffer sind höchst selten: Bisher konnte noch kein menschlicher Todesfall dokumentiert werden. Vor fünfzig Jahren war jedoch eine venezolanische Kuh zur falschen Zeit am falschen Ort
Potentielle Planetenkiller wie jenen Impaktor, der vor 66 Millionen Jahre einen Großteil aller Arten auf der Erde inklusive der Nichtvogeldinosaurier ausgelöscht hat, wird die Menschheit in Zukunft möglicherweise von ihrem zerstörerischen Kurs auf unseren Planeten abbringen können. Das zeigte zuletzt die Nasa-Mission Dart (Double Asteroid Redirection Test), indem durch den Beschuss mit einer Sonde die Umlaufbahn des Asteroiden Dimorphos um seinen Kollegen Didymos um rund eine halbe Stunde reduziert wurde.

Die schlechte Nachricht lautet: künftig wird ein menschliches Eingreifen vielleicht das globale, nicht aber das individuelle Risiko senken können, dass einem der Himmel auf den Kopf fällt – denn tagtäglich ist die Erde einem Beschuss aus dem All ausgesetzt.

Deswegen muss man aber noch lange nicht mit sorgenvollem nach oben gerichtetem Blick herumgehen: bis heute hat es noch keinen Nachweis dafür gegeben, dass ein Mensch durch einen Meteoriteneinschlag ums Leben gekommen ist. Der einzige dokumentierte Meteoritenfall, der nachweislich für ein höheres Lebewesen tödlich endete, ereignete sich vor genau fünfzig Jahren in Venezuela. Am Abend des 15. Oktober 1972 beobachteten Arbeiter auf der Farm El Tinajero bei Valera in Trujillo im Westen Venezuelas ein helles Licht, begleitet von einem lauten Knall. Am nächsten Tag fand der Arzt und Besitzer der Farm, Argimiro Gonzales, gemeinsam mit seinem Gast Juan Dionico Delgado eine tote Kuh auf seinem Grund. Hals und Schlüsselbein des Tieres waren zertrümmert, daneben lagen drei Bruchstücke eines merkwürdigen Steines, zusammen rund 50 Kilogramm schwer.


Eine venezolanische Kuhherde aus der Meteoritenperspektive. Vor fünfzig Jahren war eine Kuh auf der Farm El Tinajero zur falschen Zeit am falschen Ort.
Foto: REUTERS/Leonardo Fernandez Viloria

Gonzales zog zwar die richtigen Schlüsse aus dem Szenario, nämlich dass ein außerirdischer Eindringling seine Kuh getötet hatte. Doch er sah keine Veranlassung für weitere Schritte, abgesehen von einem ungeplanten Rindersteak zum Abendessen. Er ging davon aus, dass Todesfälle bei Meteoritenfällen regelmäßig vorkommen würden. Die Hauptmasse des Meteoriten blieb lange Zeit der Witterung in Freien ausgesetzt, ein anderes Teil wurde als Türstopper verwendet.

Erst mehr als ein Jahrzehnt später wurde der Valera-Meteorit wissenschaftlich untersucht. Der Stein weist eine bunte Matrix auf, in die metallische Körner eingebettet sind. Es handelt sich dabei um einen gewöhnlichen Chondriten der Kategorie L5 – weit mehr als 8.000 Meteorite dieser Klassifizierung sind der Forschung mittlerweile bekannt. So gesehen handelt es sich um keine große Rarität, doch es ist die Provenienz, die den Marktpreis in die Höhe treibt.

Wertsteigernde Umstände
Meteoriten, die Objekte wie Häuser oder Autos getroffen haben, erzielen weitaus höhere Preise als solche, die einfach nur auf die Erdoberfläche gestürzt sind. Als "Kuhkiller" sind Exemplare des Valera-Meteoriten gesuchte Sammlerstücke. Im April 2016 brachte ein 160 Gramm schweres Stück bei einer Auktion von Christie's 5.250 Pfund, im Februar 2022 erhielt ein ebenso großes Exemplar bei 5.040 Dollar den Zuschlag.

In der größten ausgestellten Sammlung von Meteoriten – dem Meteoritensaal des Naturhistorischen Museums – sucht man ein Exemplar des Valera aus diesem Grund ohne Erfolg. Zwar habe er in den vergangenen Jahren versucht, ein Exemplar für die Sammlung zu erwerben, sagt der zuständige NHM-Kurator, der Impaktforscher Ludovic Ferrière: "Er ist auf meiner Wunschliste". Doch solche Summen seien nur mit Hilfe von Sponsoren zu stemmen.


Das Naturhistorische Museum verfügt zwar über kein Exemplar des Valera-Meteoriten. Dennoch befindet sich zumindest ein 0,2 Gramm leichtes Stück in Wien, und zwar in der Sammlung des Autors.
Foto: Michael Vosatka

Verdampfter Hund
Eine weitere Geschichte eines tödlich getroffenen Tieres dürfte hingegen im Reich der Legenden anzusiedeln sein. 1911 fielen nördlich von Kairo Teile eines Meteoriten auf mehrere Siedlungen. Ein Stück des Nakhla genannten Meteoriten soll dem Bericht eines Bauern zufolge einen Hund getroffen haben. Dieser sei auf der Stelle verdampft. Ob dem Augenzeugen bei seiner Aussage die Phantasie durchgegangen ist oder nicht, spielt im Falle von Nakhla aber keine Rolle: der Meteorit ist auch so eine Rarität, schließlich handelt es sich dabei um einen echten Marsianer. Es ist darüber hinaus der erste Marsmeteorit, bei dem Spuren nachgewiesen werden konnten, die auf die Präsenz von flüssigem Wasser auf dem roten Planeten hindeuten.

Personenschäden
Auch wenn bisher kein menschlicher Todesfall dokumentiert ist, kommen durch Meteoriten auch immer wieder Personen zu Schaden, wie der Fall des Chelyabinsk-Meteoriten im Jahr 2013 dramatisch vor Augen führte: durch die Druckwelle des Superboliden wurden rund 1.500 Menschen verletzt, zum überwiegenden Teil durch gesplittertes Glas, aber auch durch herabfallende Dachziegel. Aber auch sonnenbrandartige Verletzungen der Haut und der Augen mussten damals behandelt werden.

Doch auch von Treffern auf Menschen gibt es Berichte. In Mbale in Uganda soll bei einem Meteoritenschauer am 14. August 1992 ein Bub von einem drei Gramm schweren Exemplar am Kopf getroffen worden sein – zu seinem Glück war das Stück von den Blättern einer Bananenstaude abgebremst worden. Insgesamt regneten mindestens 150 Kilogramm außerirdisches Gestein auf die Umgebung herab. Zum Teil wurden die Meteoriten – gewöhnliche Chondriten vom Typ L5/6 – von der Bevölkerung zerrieben und als Heilmittel gegen Aids konsumiert.

Auf dem Sofa getroffen
Am 30. November 1954 wiederum überlebte eine Frau in Oak Grove bei Sylacauga im US-Bundesstaat Alabama den Treffer eines rund 3,8 Kilogramm schweren Meteoriten. Ann Elizabeth Fowler Hodges lag auf ihrem Sofa, als der Sylacauga-Meteorit ihr Dach durchschlug, ein Radiogerät traf und von diesem auf sie abprallte. Sie kam mit einem gewaltigen Hämatom auf der Hüfte davon.

Damit war ihr Glück aber offenbar aufgebraucht. Der Stein, der durch ihr Dach krachte, wurde zunächst von der Polizei beschlagnahmt und den Luftstreitkräften übergeben. Danach stritt sie sich mit ihrer Vermieterin um die Besitzrechte an dem H4-Chondriten, für den zunächst Beträge über 5.000 Dollar geboten wurden. Nach einem Jahr behielt Hodges den Stein schließlich gegen eine Zahlung von 500 Dollar an die Besitzerin des Hauses. Doch zu diesem Zeitpunkt war das öffentliche Interesse an dem Zwischenfall erloschen und sie fand keinen Käufer mehr. Deswegen überließ sie den Meteoriten 1956 dem Alabama Museum of Natural History – für nur 25 Dollar. Ein Bauer aus der Nachbarschaft machte ein weitaus besseres Geschäft. Einen Tag nach dem Impakt fand er ein zweites, mit 1,7 Kilogramm weitaus kleineres, Fragment des Meteoriten auf einem Feldweg. Er verkaufte dieses an das Smithsonian, für den Erlös konnte er eine kleine Farm und ein gebrauchtes Auto erwerben. Ann Hodges hingegen musste nach einem Zusammenbruch aufgrund der Ereignisse in Spitalsbehandlung. Ihre Ehe wurde 1964 geschieden, sie starb vor fast genau fünfzig Jahren am 10. September 1972 im Alter von nur 52 Jahren.

2009 wurde ihr und dem Meteoriten in Sylacauga ein Denkmal gesetzt. Die "Falling Star" betitelte Skulptur wurde aus Marmor aus einem lokalen Steinbruch gefertigt. Der Kuh von Valera wurde bisher jedoch noch kein Denkmal gewidmet.
(Michael Vosatka, 15.10.2022)
Valera, der Kuhkiller aus dem All, schlug vor 50 Jahren zu
 

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#32
EIN BIS ZWEI KILOMETER GROSS
Neu entdeckter riesiger Asteroid kreuzt die Erdumlaufbahn
2022 AP7 ist mit 1,1 bis 2,3 km Durchmesser der größte "potenziell gefährliche Asteroid" seit acht Jahren. Unmittelbare Gefahr besteht durch ihn aber nicht

Das Observatorium am Cerro Tololo im Norden Chiles, wo der große Brocken mit dem Vier-Meter-Teleskop Blanco entdeckt wurde. Im Hintergrund die Milchstraße.
Reidar Hahn/Fermilab VMS/PA

Der Film "Don’t Look Up" und die erfolgreiche Dart-Mission, bei der ein Asteroid leicht aus seiner Bahn abgelenkt wurde, haben zuletzt wieder daran erinnert, dass für die Erde Gefahr aus dem All lauert. Bevor der Mensch den Planeten in mehr oder weniger ferner Zukunft schlecht bewohnbar macht, könnte der Aufprall eines Asteroiden schon sehr viel früher dafür sorgen. Kandidaten sind dafür zum Glück nicht in Sicht – und die Kontrolle durch die Astronomie scheint auch recht gut zu klappen.

Mehr oder weniger überraschende Entdeckungen kommen aber immer wieder vor. Von der jüngsten berichten Scott Sheppard (Carnegie Institution for Science in Washington) und seine Kolleginnen und Kollegen im "Astronomical Journal". Sie haben mit dem Vier-Meter-Teleskop Blanco der Sternwarte Cerro Tololo in Chile drei "ziemlich große" Asteroiden gefunden, von denen einer – 2022 AP7 – die Erdbahn kreuzt, was ihn zu einem potenziell gefährlichen Asteroiden (Potentially Hazardous Asteroid, PHA) macht.

Beeindruckender "Planetenkiller"
Mit einem Durchmesser von etwa 1,1 bis 2,3 km ist 2022 AP7 der größte PHA, der seit 2014 entdeckt wurde. Er gehört wahrscheinlich sogar zu den fünf Prozent der größten jemals gefundenen Asteroiden. "Jeder Asteroid mit einer Größe von mehr als einem Kilometer gilt als Planetenkiller", sagte Sheppard im Interview mit dem "Guardian" und fügte hinzu, dass der Einschlag eines solchen Objekts auf der Erde verheerende Auswirkungen auf das Leben, wie wir es kennen, hätte. Und dies nicht nur am unmittelbaren Ort des Impact: Staub und Schadstoffe würden in die Atmosphäre aufgewirbelt, wo sie jahrelang verblieben.

"Die Erdoberfläche würde sich wahrscheinlich stark abkühlen, da kein Sonnenlicht mehr auf den Planeten trifft. Es wäre ein Massenaussterben, wie es auf der Erde seit Millionen von Jahren nicht mehr stattgefunden hat", sagte der Astronom. Die Entdeckung von 2022 AP7 mag zwar an den Asteroiden Armageddon aus dem Film "Don't Look Up" erinnern. Doch die Studie gibt fürs Erste Entwarnung. "Er hat derzeit keine Chance, die Erde zu treffen", sagte Sheppard und wies darauf hin, dass 2022 AP7 derzeit die Erdbahn kreuzt, wenn sich die Erde auf der anderen Seite der Sonne befindet.

Weitere erdnahe Objekte
Der Astronom fügte aber hinzu, dass der Asteroid mit der Zeit beginnen wird, die Erdumlaufbahn näher an unserem Planeten zu kreuzen. Aber, so Sheppard, "das liegt noch Jahrhunderte in der Zukunft, und wir kennen die Umlaufbahn von 2022 AP7 nicht genau genug, um viel über die von ihm ausgehenden Gefahren in Jahrhunderten zu sagen."

Ein Problem bei den Berechnungen besteht darin, dass die Bahn des Asteroiden allmählich durch die Gravitationskräfte der Planeten verändert wird. Sheppard sagte, das Team erwarte in den nächsten ein bis zwei Jahren mithilfe des Blanco-Teleskops in Chile "einige weitere" erdnahe Objekte von einem Kilometer Größe oder mehr zu finden.

Keine schlaflosen Nächte
Eigentlich wurde das Instrument entwickelt, um Dunkle Materie zu erforschen, doch nun erhellte es auf einem anderen Gebiet den Kenntnisstand. Wobei gerade die "Erhellung" der Grund war, weshalb 2022 AP7 erst jetzt gesichtet wurde: Wer ihn sehen will, muss in Richtung Sonne blicken – was in etwa vergleichbar ist mit dem Versuch, eine winzige Fliege zu erkennen, während man direkt in das grelle Licht einer riesigen Schreibtischlampe starrt.

Damit tun sich reguläre Teleskope schwer, weshalb sich dieser Asteroid bisher verborgen halten konnte. Fachleute gehen aber davon aus, dass abgesehen von 2022 AP7 die meisten Asteroiden ähnlicher Größe schon entdeckt wurden. Aktuell befindet sich der "Neue" im Bereich zwischen Erde und Venus und umrundet im Laufe von etwa fünf Erdenjahren die Sonne, konnte das Forschungsteam feststellen.

Unserem Planeten kommt er dabei aber maximal mehrere Millionen Kilometer nah. Jay Tate, der Direktor des National Near Earth Objects Information Centre in Wales, sagte dem "Guardian", dass er wegen 2022 AP7 keine schlaflosen Nächte habe, und fügte hinzu, dass die Erde eigentlich ein sehr kleines Ziel sei. "Im Moment ist die Einschlagswahrscheinlichkeit jedenfalls ziemlich gering. Ich würde nicht sagen, vernachlässigbar, aber ziemlich gering."

Mehrere Darts nötig
In Sachen interplanetarer Abwehr stellt das Jahr 2022 bisher einen Höhepunkt dar: Im September startete die Nasa ihre Dart-Mission, bei der eine Raumsonde in einen Asteroiden einschlug, um diesen aus seiner Umlaufbahn abzulenken. Die Mission war ein Versuch, eine Technologie zu testen, die später zur Bekämpfung von Weltraumfelsen eingesetzt werden könnte, die eine Bedrohung für die Erde darstellen. Im vergangenen Monat bestätigten die Fachleute, dass Dart ein Erfolg war: Die Umlaufzeit des Asteroiden Dimorphos um den größeren Gesteinsbrocken Didymos wurde um 32 Minuten verkürzt. Es war das erste Mal, dass die Menschheit die Bewegung eines Himmelskörpers absichtlich abgelenkt hat.

Könnte eine ähnliche Intervention auch dafür sorgen, den neu entdeckten 2022 AP7 umzulenken? Tate schätzt, dass ein Ansatz wie Dart angesichts der Größe des Asteroiden möglicherweise nicht geeignet sei, dass es aber andere mögliche Methoden gäbe. Es könne etwa möglich sein, mehrere Dart-ähnliche Einschläge zu nutzen, um die Bahn des Asteroiden nach und nach zu verändern. "Abgesehen davon haben wir jede Menge Zeit", sagte der Astrophysiker.
(tasch, sic, 2.11.2022)

Hinweis: Der Artikel wurde um 17.45 Uhr geändert und die Angabe der Umlaufbahn korrigiert.
Originalstudie
Astronomical Journal:
"A Deep and Wide Twilight Survey for Asteroids Interior to Earth and Venus"

Neu entdeckter riesiger Asteroid kreuzt die Erdumlaufbahn
 

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#33
VORBEIFLUG
Asteroid kommt der Erde Donnerstagnacht ungewöhnlich nah
Der Gesteinsbrocken 2023 BU dürfte die Erde verfehlen, ihr dabei aber so nah wie kein anderer Asteroid kommen. Was geschähe, wenn er in die Atmosphäre gelangen würde?

Die Route des Asteroiden 2023 BU (rot) führt näher als jene von GPS-Satelliten (hellgrün) an die Erde heran. Durch die Gravitationskraft der Erde wird seine Flugbahn in eine Kurve umgelenkt.
Bild: AP / NASA / JPL-Caltech

"Look up!", heißt es für Asteroidenfans, die in der Nacht von Donnerstag auf Freitag länger aufbleiben wollen: Gegen 1.27 Uhr mitteleuropäischer Zeit (MEZ) soll 2023 BU an der Erde vorbeirauschen, genauer gesagt, über die Südspitze Südamerikas. Die Alternative zum Hinaufschauen bieten der Astronom Gianluca Masi, der bei hoffentlich unbewölktem Himmel seinen Blick durch das Teleskop live ins Netz übertragen will, und ein Video-Livetracker, der die Position des Asteroiden angibt.


Das Besondere daran ist, dass der Asteroid der Erde ungewöhnlich nah kommt – so nah, dass er den Rekord des nähesten aufgezeichneten Vorbeiflugs bricht. Er wird bei seinem geringsten Abstand nur 3.600 Kilometer von der Erdoberfläche entfernt sein. Das ist nicht nur wesentlich näher als der Mond (rund 380.000 Kilometer), sondern auch näher als GPS-Satelliten um die Erde kreisen (etwa 20.000 Kilometer). An die Internationale Raumstation (ISS) in etwa 400 Kilometer Höhe kommt er allerdings nicht heran.

Was wäre, wenn?
Das Risiko eines Einschlags besteht laut der US-Weltraumorganisation Nasa nicht. 2023 BU hat einen Durchmesser von etwa 3,5 bis 8,5 Metern, ist also ungefähr so groß wie ein Lieferwagen. Damit zählt er zu den kleineren Vertretern seiner Art. Deshalb geht die Nasa davon aus, dass er selbst im sehr unwahrscheinlichen Fall, dass er in die Erdatmosphäre einträte, beinahe vollständig als Feuerball verglühen würde. Übrig bleiben und auf die Erdoberfläche fallen könnten also maximal kleine Gesteinsreste.


Im Vergleich mit dem Mondorbit (hellgrau) schaut der Asteroid 2023 BU (rot) wesentlich näher bei uns vorbei. Die engere Umlaufbahn um die Erde beschreibt wieder die Höhe von GPS-Satelliten.
Bild: AP / Nasa / JPL-Caltech

Entdeckt durch Borissow
Den Himmelskörper entdeckt hatte der Amateurastronom Gennadi Borissow vor einigen Tagen am Margo-Observatorium auf der Krim. Borissow machte sich bereits 2019 einen Namen, als er mit einem selbstgebauten Teleskop einen Kometen entdeckte, der auf seiner Reise aus der Tiefe des Weltraums unser Sonnensystem durchkreuzte. Der Komet 2I/Borisov erregte damals weltweites Interesse unter Astronominnen und Astronomen, die seine Beobachtungen bestätigten.

Auch Borissows jüngste Entdeckung nahmen internationale Sternwarten umgehend ins Visier, um die Umlaufbahn von 2023 BU und damit mögliche Risiken für die Erde zu ermitteln. Eine Bedrohung durch den Asteroiden konnte dann schnell ausgeschlossen werden, wie Nasa-Wissenschafter Davide Farnocchia erläuterte.

Üben für den Ernstfall
Forscherinnen und Forscher haben rund 27.000 Asteroiden in der Nähe der Erde identifiziert, davon rund 10.000 mit einem Durchmesser von mehr als 140 Metern. Es ist keiner bekannt, der in absehbarer Zeit direkt auf unseren Planeten zurasen könnte.

Für den Fall, dass doch einmal ein extraterrestrischer Gesteinsbrocken der Erde gefährlich werden könnte, führte die Nasa im vergangenen Oktober erstmals einen Praxistest durch. Bei der Dart-Mission wurde der Asteroid Dimorphos quasi seitlich angeschossen, die Raumsonde zerschellte auf seiner Oberfläche. Damit veränderte sich seine Umlaufbahn – sogar stärker als erwartet: Nun umkreist er seinen Mutterasteroiden Didymos um 32 Minuten schneller.
(sic, APA, 26.1.2023)
Asteroid kommt der Erde Donnerstagnacht ungewöhnlich nah
 

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#34
LEUCHTEND GRÜN
„Neandertaler-Komet“ sagt Erde Hallo
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Das letzte Mal ist er vor 50.000 Jahren der Erde nahe gekommen – zu einer Zeit, als in unseren Breiten die Neandertaler lebten. Jetzt schaut C/2022 E3 (ZTF) – so der wissenschaftliche Name des Kometen – wieder auf ein Rendezvouz vorbei. In der Nacht auf Mittwoch erreicht er seinen erdnächsten Punkt. Bereits seit Tagen ist der grün leuchtende Himmelskörper sogar mit freiem Auge zu sehen.
Online seit heute, 14.58 Uhr
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Haben Neandertaler in den Nachthimmel geschaut? Eine Antwort darauf fällt bestenfalls in den Bereich der anthropologischen Vermutung. Doch wenn dem so war, dann hätte ihn vielleicht auch mancher Urmensch gesehen: jenen Kometen, der dieser Tage nach rund 50.000 Jahren der Erde wieder Hallo sagt – und dabei sogar ohne Fernrohr zu sehen ist; vorausgesetzt, es ist dunkel genug, und keine Wolken versperren die Sicht.

Wer Komet C/2022 E3 (ZTF) beobachten möchte, sollte sich also einen Ort mit möglichst wenig Hintergrundbeleuchtung suchen – und dann seinen Blick Richtung Nordhimmel richten. Zwischen Kleinem und Großem Bären sollte dann ein schwaches grünes Schimmern zu sehen sein – der Komet mit seiner Gashülle. Diese ist für das Leuchten und damit die Sichtbarkeit verantwortlich.

Weil sie im Falle von C/2022 E3 (ZTF) besonders hell leuchtet, kann man diesen derzeit eben vergleichsweise gut sehen; obwohl der Komet selbst auf seinem erdnächsten Punkt noch immer mehr als 42 Millionen Kilometer von uns entfernt ist – das ist etwas mehr als ein Viertel des Abstands von Sonne und Erde.

Molekül sorgt für grünes Leuchten
Der Komet selbst ist nur einen bis wenige Kilometer groß. Doch die ihn umgebende Hülle aus Gas und Staub misst ein Zehntausendfaches. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nennen diese Wolke Koma. Sie entsteht, wenn der Kometenkern durch die Sonne erwärmt wird – und an der Oberfläche zu verdampfen beginnt.

Die Teilchenhülle dehnt sich aus und beginnt durch die Sonnenstrahlung zu leuchten. Weil ein Teil der Teilchen durch die Sonne (zum einen durch ihren Strahlungsdruck, zum anderen durch Sonnenwinde) weggeblasen wird, entsteht überdies der für Kometen so typische Schweif.

Reuters/Dan Bartlet
Solch beeindruckende Aufnahmen entstehen nur mit Langzeitbelichtung

Im Fall von Komet C/2022 E3 (ZTF) leuchtet die Koma in einem bläulichen Grün. Die wissenschaftliche Erklärung dafür liegt in der chemischen Zusammensetzung des Kometen. So dürfte der Himmelskörper zweiatomigen Kohlenstoff (C2) enthalten. Wenn dieser verdampft, beginnt das Gas unter Einwirkung des UV-Lichts grün zu leuchten. Zugleich sorgt die Strahlung aber dafür, dass das C2-Molekül in kurzer Zeit in zwei Kohlenstoffatome aufgespalten wird. Das würde auch erklären, warum zwar die Koma grün, der Schweif aber weiß leuchtet.

Erst vor einem Jahr entdeckt
Zwar zieht C/2022 E3 (ZTF) schon seit vielen tausend Jahren seine Bahn in unserem Sonnensystem. Entdeckt wurde er aber erst vergangenes Jahr im März, an der Zwicky Transient Facility (ZTF) am Palomar Observatory in Kalifornien. Daraus ergibt sich auch sein sperriger Name. Wurden Kometen früher nach ihren Entdeckerinnen und Entdeckern benannt, bekommen sie inzwischen eine Codierung, die sich aus dem Zeitpunkt der Entdeckung und dem beteiligten Forschungsprogramm zusammensetzt.

In den vergangenen Monaten haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Flugbahn des Kometen errechnet. So wissen sie inzwischen, dass er für eine „Runde“ von den Rändern des Sonnensystems in dessen inneren Raum und zurück rund 50.000 Jahre benötigt. Ob der Komet nach seinem jetzigen Besuch in ferner Zukunft noch einmal an der Erde vorbeikommt, ist aber offen. Es könnte auch sein, dass sich seine elliptische Bahn öffnet – und er in die Tiefen des Alls entwischt.

Wer den Kometen noch selbst sehen will, sollte also auf jeden Fall die Chance nützen. Wenngleich in den kommenden Tagen der Mond (am 5. Februar ist Vollmond) Kometenschauern einen Strich durch die Rechnung machen könnte: In der zweiten Februar-Woche sollte die Sicht dann wieder weniger getrübt sein.
31.01.2023, mars, ORF.at/Agenturen

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leuchtend grün: „Neandertaler-Komet“ sagt Erde Hallo
 

josef

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#35
DIESMAL KEIN UFO
Asteroid verglüht in feurigem Schauspiel über Ärmelkanal
Nur wenige Stunden zuvor war der einen Meter große Brocken entdeckt worden, was Forschenden die seltene Gelegenheit gab, den "Airburst" live zu verfolgen
Nur wenige Stunden nachdem seine Annäherung erstmals bemerkt worden war, explodierte in der Nacht auf Montag gegen drei Uhr früh ein Asteroid über dem Ärmelkanal. Der etwa einen Meter große Brocken mit der Bezeichnung Sar2667 verglühte beim Eintritt in die Erdatmosphäre und sorgte dabei für ein prächtiges Feuerwerk, das von Südengland und Wales bis nach Paris in Frankreich zu beobachten war.

Premiere für die Meteorforschung
Unter anderem hatte die International Meteor Organisation die bevorstehende Lichtshow angekündigt. Es war erst das siebente Mal, dass Forschende vorhersagen konnten, wann und wo sich der sogenannte Airburst eines heranrasenden Asteroiden ereignen würde. Eine echte Premiere war, dass dies nun über bewohntem Gebiet mit ausreichender Vorwarnung geschehen sei, um Daten zu erhalten, wie der amerikanische Physiker Mark Boslough vom Los Alamos National Laboratory gegenüber dem Onlinemagazin "Wales Online" erklärte. Normalerweise treten Airbursts dieser Größe zwar mehrmals im Jahr auf, sagte der Experte, aber sie würden "selten im Voraus entdeckt".

"Großartiges" Spektakel
Zeugen beschrieben das Ereignis unter anderem auf Twitter als farbenfrohe Leuchtspur am Nachthimmel, begleitet von einem hörbaren Knall. Eine Beobachterin aus Brighton sagte der britischen Nachrichtenagentur PA, das Spektakel sei "das Großartigste, was ich je gesehen habe".

Entdeckt worden war Sar2667 am Abend des 12. Februar von einem ungarischen Amateurastronomen, als der Brocken weniger als 233.000 Kilometer von der Erde entfernt war und sich damit bereits innerhalb der Mondbahn befand. Krisztián Sárneczky meldete den Fund an das Minor Planet Center (MPC), die offizielle Organisation für die Sammlung, Auswertung und Veröffentlichung von Daten über Kleinplaneten und Kometen.

Video: Sar2667 zieht über Brighton hinweg.
The Times and The Sunday Times

Tscheljabinsk-Jahrestag
Der Feuerball über dem Ärmelkanal ereignete sich beinahe genau am zehnten Jahrestag des Meteors von Tscheljabinsk: Am 15. Februar 2013 explodierte dreißig Kilometer über der russischen Stadt Tscheljabinsk ein Asteroid mit einem Durchmesser von 22 Metern. Damals richtete der größte bekannte Meteor seit über 100 Jahren Schäden an über 3.000 Gebäuden an. 1.500 Personen wurden bei dem Ereignis verletzt, hauptsächlich durch umherfliegendes Glas.

Die meisten Asteroiden unseres Sonnensystems kreisen in einem Gürtel zwischen Mars und Jupiter. Sie können aber durch unterschiedliche Effekte auch in das innere Sonnensystem und so auch in die Nähe der Erde gelangen. Sogenannte Near Earth Objects (NEO) gelten daher als eine latente Gefahr für unseren Planeten. Mittlerweile kennt die Wissenschaft weit über 30.000 erdnahe Asteroiden.

Kein Riese auf Kollisionskurs
Potenziell gefährliche stehen unter Beobachtung, aber unter jenen, die ausreichend groß genug wären, um tatsächlich Schaden anzurichten, befindet sich aktuell keiner auf Kollisionskurs. Allerdings komme der rund 370 Meter große Asteroid Apophis "demnächst" der Erde ziemlich nah. Er fliege am Freitag, dem 13. April 2029, in nur 31.000 Kilometer Entfernung an unserem Planeten vorbei. Viele Satelliten sind weiter entfernt.
(tberg, red, 13.2.2023)

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IMO: 2023 CX1 -7th predicted Earth impact!

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josef

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EINSCHLAGSGEFAHR 2046?
Nasa macht auf neu entdeckten Asteroiden aufmerksam
Die Wahrscheinlichkeit für eine Kollision mit dem 50-Meter-Brocken 2023 DW liegt bei 0,16 Prozent, Tendenz sinkend
Das Wichtigste zuerst: Niemand muss sich fürchten. Seit die Nasa in einem Tweet über einen neuen Asteroiden berichtet hat, macht ein Einschlagsszenario für den Valentinstag in 23 Jahren die Runde. Es bestehe die "sehr kleine Möglichkeit", dass der Brocken 2046 auf der Erde einschlagen könnte, verkündete die US-Raumfahrtbehörde.

Die bisher verfügbaren Fakten freilich sprechen gegen einen akuten Anlass zur Sorge: Der Asteroid 2023 DW war am 26. Februar 2023 von den beiden Astronomen Georges Attard und Alain Maury mit robotischen Teleskopen in San Pedro de Atacama entdeckt worden. Zu diesem Zeitpunkt befand er sich rund zehn Millionen Kilometer von der Erde entfernt und flog von uns weg.

Sein Herannahen – und das ist vielleicht noch das Beunruhigendste an der Geschichte – war den Himmelsbeobachtern völlig entgangen. Das lag vor allem daran, dass sich 2023 DW von der Sonne her näherte. Den sonnennächsten Punkt seiner Umlaufbahn (Perihel) hatte er am 26. November 2022 erreicht. Am 18. Februar 2023 zog er in einer Entfernung von etwa 8,7 Millionen Kilometern an der Erde vorbei.

Nach den Beobachtungen handelt es sich bei 2023 DW um einen erdnahen Asteroiden der Aten-Gruppe mit einem Durchmesser von rund 50 Metern. Das bedeutet, der sonnennächste Punkt seiner Umlaufbahn liegt innerhalb der Erdbahn, der sonnenfernste jedoch außerhalb. Solche Erdbahnkreuzer können zumindest theoretisch mit der Erde zusammentreffen.

Unwahrscheinliches Zusammentreffen
Das trifft zwar auch auf den neu entdeckten Asteroiden zu, sehr wahrscheinlich ist ein solches Szenario aber nicht: Die genaue Flugbahn des Asteroiden ist auf Basis der bisherigen Messungen noch nicht mit absoluter Sicherheit vorherzusagen, doch eine gewisse Vorstellung hat man bereits. So dürfte 2023 DW die Sonne einmal in 271 Tagen umkreisen und der Erde dabei in den kommenden beiden Jahrzehnten weitgehend fern bleiben. Die nächste für uns relevante Annäherung ereignet sich erst am 14. Februar 2046.


Die Nasa-Illustration gibt freilich ein Fantasiegebilde wider. Abgesehen von seiner ungefähren Größe, weiß man noch recht wenig über das Aussehen von 2023 DW.
llustr.: Nasa

Die Wahrscheinlichkeit, dass die Erde dabei getroffen wird, ist zwar äußerst gering, aber immerhin höher als in den Jahren davor: Laut Esa ist die Chance für eine Kollision mit 2023 DW im Jahr 2046 etwa eins zu 625 oder 0,16 Prozent. Dieser Wert, vor allem aber die noch bestehenden Lücken in den Daten zur Umlaufbahn qualifizieren den Asteroiden für einen Spitzenplatz auf der elfteiligen Torino-Skala (0–10): Aktuell ist er auf dieser Messlatte für Einschlagsgefahr der einzige Kandidat der Stufe 1, wobei 0 keine Gefahr bedeutet und 10 der sichere Untergang.

Weiter unter Beobachtung
Auf der zweiten wichtigen Near-Earth-Gefahrenskala, der Palermo-Skala, steht 2023 DW bei -2,18. Das bedeutet, dass die Einschlagswahrscheinlichkeit für dieses Datum 151-mal geringer ist als die durchschnittliche Hintergrundgefährdung durch Asteroiden. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass sich ein Gefahrenpotenzial mit schwindenden Unklarheiten bei den Bahndaten verringert, das wird wohl auch bei 2023 DW zutreffen

"Wenn neue Objekte zum ersten Mal beobachtet werden, braucht es oft mehrere Wochen an Daten, um die Unsicherheiten zu reduzieren und ihre Umlaufbahnen für die nächsten Jahre angemessen vorherzusagen", erklärte die Nasa. Die Forschenden wollen 2023 DW jedenfalls vorerst nicht aus den Augen lassen.

Vor zehn Jahren
Und was, wenn doch ...? Welche Folgen ein theoretischer Treffer durch den 50-Meter-Brocken haben könnte, lässt sich zurzeit kaum vorhersagen. Zu viele Faktoren wie Geschwindigkeit, Einschlagswinkel und Zusammensetzung des Asteroiden spielen dabei eine Rolle, und die wenigsten davon sind bereits bekannt.

Eine gewissen Vorstellung könnte der Meteor von Tscheljabinsk liefern: Am 15. Februar 2013 explodierte 30 Kilometer über der russischen Stadt Tscheljabinsk ein Asteroid mit einem Durchmesser von rund 25 Metern. Damals richtete der größte bekannte Meteor seit mehr als 100 Jahren Schäden an über 3.000 Gebäuden an. 1.500 Personen wurden bei dem Ereignis verletzt, hauptsächlich durch umherfliegendes Glas.
(tberg, 14.3.2023)

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Nasa macht auf neu entdeckten Asteroiden aufmerksam
 

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#39
AUSSERIRDISCHER URSPRUNG
Älteste Hinweise auf einen Meteoriteneinschlag entdeckt
In einer der ältesten Gesteinsformationen der Welt wurden Glaskügelchen gefunden. Sie stellen die bisher ältesten Belege für Meteoriteneinschläge dar
In der Frühzeit der Erde, kurz nach ihrer Entstehung vor etwa 4,5 Milliarden Jahren, waren Meteoriteneinschläge viel häufiger als heute. Doch die noch nicht erkaltete Erdkruste bewahrte keine Spuren der teils extremen Ereignisse. Vor 3,5 Milliarden Jahren war die Erdoberfläche schließlich kühl genug, dass flüssiges Wasser existieren und sich zu Ozeanen sammeln konnte.

Die ältesten heute erhaltenen Gesteinsschichten sind etwa vier Milliarden Jahre alt. Aus dieser Zeit wären also Spuren von Einschlägen zu erwarten. Doch bislang galt der australische Yarrabubba-Krater mit 2,23 Milliarden Jahren als älteste Impaktstruktur.


Einige Glaskügelchen aus Gesteinsschichten in Westaustralien konnten als Überreste eines Meteoriteneinschlags vor 3,48 Milliarden Jahren identifiziert werden.
Bild: MARHARYTA MARKO/Getty Images/iStockphoto

Nun hat ein Team um den Wiener Impaktforscher Christian Köberl Spuren eines Einschlags nachgewiesen, der mehr als eine Milliarde Jahre älter ist. Wie der Geochemiker kürzlich bei einer Konferenz in den USA berichtete, deuten sogenannte Impaktkügelchen, die in einer uralten Gesteinsformation in Westaustralien gefunden wurden, auf einen Einschlag vor 3,48 Milliarden Jahren hin.

Die Erde wurde in jungen Jahren, im Zeitraum von rund 4,5 bis 2,5 Milliarden Jahren, häufig von teils großen Asteroiden und Kometen bombardiert, was ihre geologische und atmosphärische Entwicklung prägte. Über Stärke und Dauer dieses Bombardements wird schon lange diskutiert. Allerdings lassen sich auf der Erde keine direkten Spuren wie Einschlagskrater mehr davon finden, da kaum noch Gesteine aus dieser Zeit an der Oberfläche existieren.

Kondensierter Gesteinsdampf
Seit einiger Zeit liefern auch spezielle Überbleibsel von Asteroideneinschlägen Hinweise auf Impakte: Beim Aufprall großer Asteroiden oder Kometen auf die frühe Erde wurde Gesteinsmaterial der Erdkruste geschmolzen und verdampft. Sobald dieser Gesteinsdampf kondensierte und sich verfestigte, entstanden runde, glasartige und nur Millimeter große Teilchen. Diese Impaktkügelchen fielen weltweit wieder auf die Erde zurück, lagerten sich ab und bildeten mehrere dünne sogenannte Spherulen-Lagen in der Erdkruste.

In den vergangenen Jahren wurden in Bohrkernen und Aufschlüssen zahlreiche derartige Schichten identifiziert. Die ältesten werden auf 3,47 Milliarden Jahre datiert und stammen aus der westaustralischen Region Pilbara. Dort findet sich auch die rund 3,48 Milliarden Jahre alte sogenannte Dresser-Formation mit einigen der ältesten, am besten erhaltenen und nur schwach veränderten Sedimentgesteinen der Erde. Sie enthält übrigens auch die ältesten bekannten Makrofossilien in Form von Stromatolithen.


Die Pilbara-Region in Westaustralien enthält einige der ältesten Gesteinsformationen der Welt.
Foto: REUTERS/David Gray/File Photo

In 2019 entnommenen Bohrkernproben aus dieser archaischen Dresser-Formation hat Michaela Dobson von der University of Auckland (Neuseeland) mehrere Lagen mit Impaktkügelchen nachgewiesen, die zwischen 0,2 bis acht Millimeter dick sind. Die meisten Kügelchen haben Durchmesser von 0,3 bis 0,6 Millimeter.


Außerirdischer Ursprung
Analysiert hat diese Impaktkügelchen Christian Köberl, Professor für Impaktforschung und Planetare Geologie an der Universität Wien. Die Ergebnisse hat er bei der Lunar and Planetary Science Conference im texanischen Houston vorgestellt. Demnach belegen die Häufigkeit der Platinmetalle und die Osmium-Isotope eine extraterrestrische Komponente in dem Material. "Alle bisherigen Untersuchungsergebnisse deuten darauf hin, dass die drei Spherulen-Lagen in den Bohrkernen aus der Dresser-Formation von einem Einschlag herrühren und damit der älteste Nachweis für einen Impakt in den geologischen Aufzeichnungen der Erde darstellen", sagt Köberl.

Allerdings könnten die drei Lagen mit Kügelchen auch von mehreren Einschlägen stammen, sagt Köberl. "Das ist sehr schwierig herauszufinden", betont der Forscher. (APA, rkl, 23.3.2023)

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Gewaltige Meteoriteneinschläge dürften die Kontinente geformt haben

Älteste Hinweise auf einen Meteoriteneinschlag entdeckt
 

josef

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#40
BIS ZU 100 METER GROSS
Asteroid nähert sich am Samstag der Erde
Der Steinbrocken könnte größenmäßig eine Stadt auslöschen, wird aber gefahrlos mit nur etwa 170.000 Kilometern Abstand an der Erde vorbeifliegen


Der Pfeil zeigt auf das im Februar entdeckte Flugobjekt.
Foto: Gianluca Masi / Virtual Telescope Project / AP
Hinaufschauen ist am Samstagabend angesagt – vorausgesetzt, man besitzt ein Fernglas oder Teleskop. In nur 168.000 Kilometern Höhe passiert ein Asteroid die Erde, wie die europäische Weltraumorganisation Esa mitteilte. Der Mond ist ungefähr doppelt so weit entfernt. Ein seltenes Ereignis, das nur etwa einmal in zehn Jahren stattfinde, heißt es vonseiten der US-Weltraumagentur Nasa. Eine Gefahr soll von dem Vorbeiflug allerdings nicht ausgehen.

Der Asteroid mit dem Namen "2023 DZ2" ist ungefähr 40 bis 100 Meter groß. Erst Ende Februar wurde er mithilfe des Isaac-Newton-Teleskops, das auf der kanarischen Insel La Palma steht, entdeckt und von rumänischen Astronomen identifiziert. Es handelt sich um den größten Asteroiden, der seit 2019 so nah an der Erde vorbeifliegt.

Erst wird "2023 DZ2" am Samstag den Mond in mehr als 500.000 Kilometern Abstand passieren und sich anschließend der Erde nähern. Dabei kommt er auf ein Tempo von rund 28.000 Kilometer pro Stunde, wie Fachleute berechneten.

Doch kein Einschlag
Zunächst zogen Fachleute einen Einschlag im Jahr 2026 in Betracht, zumindest mit einem Impaktrisiko von 1 zu 430. Würde er einschlagen, könnte er größenmäßig eine ganze Stadt auslöschen. Schätzungen zufolge hätte er eine Luftexplosion in der oberen Atmosphäre produzieren können, die etwa 4,5 Megatonnen TNT-Sprengstoff entspräche – oder 214 Atombomben wie jene, die 1945 von den USA auf die japanische Stadt Nagasaki abgeworfen wurde.

Doch auch diese Gefahr ist vom Tisch: "Es besteht keine Chance, dass dieser 'Stadtkiller' die Erde trifft, aber seine Annäherung bietet eine großartige Gelegenheit für Beobachtungen", sagte der Leiter der Esa-Abteilung für Planetenverteidigung, Richard Moissl. Neuen Simulationen zufolge wird "2023 DZ2" nochmals am 3. April 2026 vorbeischauen, ist dann aber wahrscheinlich mindestens drei Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Das "Virtual Telescope Project" will das Ereignis am Samstagabend live übertragen.
(sic, 24.3.2023)

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