Juni 2013 - Hochwasser in Halle/Saale.

otto

... nicht mehr im Dienst.
Mitarbeiter
#1
Heute am Morgen ging der Pegel der Saale in Halle mit 8,12m auf den höchsten Stand seit 400 Jahren.
Die Stadt Halle im ausgerufenen Katastrophenalarm - Stress pur für die Saaledämme - Evakuierung der Klausvorstadt - Gimmritzer Damm droht zu brechen - Verkehrschaos ...

Aus die Schnelle einige Impressionen aus dem Stadtzentrum von Halle.

Viele Grüße
Gerd
 

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otto

... nicht mehr im Dienst.
Mitarbeiter
#2
Nachdem in Halle die Pegel von Saale und Elster in ein halbwegs verträgliches Maß gesunken sind rollt die Flutwelle weiter gen Norden. O.k., das ist nun mal physikalisch bedingt und unumkehrbar.
Viele Partnerstädte haben geholfen und helfen sich z.Zt. noch untereinander - das war auch bitter nötig. Insbesondere seien hier das TWH und die vielen Freiwilligen Feuerwehren genannt.

Nur, was man hier liest haut den Fass den Boden weg :schlecht:
Keine Hilfe in Partnerstadt
Erwitte: Ministerium verbietet Hochwasser-Einsatz
ERWITTE - Die Feuerwehr Erwitte darf nicht zum Hochwasser-Einsatz in der Partnerstadt Aken an der Elbe ausrücken. Die Einsatzkräfte hatten in der Nacht zu Sonntag alle Vorbereitungen abgeschlossen - da kam das Verbot von der Bezirksregierung.

Die Hilfeleistung für die Partnerstadt in Sachsen-Anhalt sei rechtswidrig erklärte der eigens angereiste Leitende Regierungsdirektor der Bezirksregierung, Paul Köhler. Am Wochenende hatte der Akener Feuerwehrchef einen "Hilferuf" nach Erwitte geschickt. Knapp 30 Freiwillige aus Erwitte hatten darauf Fahrzeuge und Maschinen zusammengepackt.
Quelle: Soester-Anzeiger vom 10.06.2013

Da fragt sich schon der bedarfte Bundesbürger, wie ein Herr Ralf Jäger (SPD) und seines Zeichens Innenminister von NRW das seinen Parteikollegen und Wählern erklären möchte.

Weiteres dazu unter: Retter.TV

Was sagte doch der Bundespräsident Gauck am gestrigen Tage anlässlich des Flut-Gottesdienst in der Marktkirche Halle:
“Deutschland ist ein solidarisches Land. Und wir sollten es jetzt wieder beweisen."

Anders herum - Stand 07.06.2013 - stellt sich das so dar: Pressemitteilung
600 NRW-Helfer unterstützen in Hochwassergebieten - Innenminister Jäger: Solidarische Hilfe durch Feuerwehr und Katastrophenschutz ist selbstverständlich
Pressemitteilungen, Gefahrenabwehr | 07.06.2013

Rund 600 Katastrophenschutzhelfer der Feuerwehren und Hilfsorganisationen aus den Regierungsbezirken Köln, Detmold und Arnsberg sind in den Hochwassergebieten in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt im Einsatz. „Wir können den Menschen in den Krisenregionen schnell helfen. Die Feuerwehren und Hilfsorganisationen in NRW sind gut organisiert und leistungsstark. Das NRW-Konzept der landesweiten vorgeplanten überörtlichen Hilfe kommt jetzt auch den Betroffenen in den anderen Ländern zu Gute“, sagte Innenminister Ralf Jäger heute (7. Juni) in Düsseldorf.

Die Helfer aus NRW unterstützen bei der Deichverteidigung, beim Deich- und Dammbau und pumpen die Wassermassen ab. Auch die örtlichen Krisenstäbe werden durch Experten aus NRW verstärkt. Außerdem wurden bereits rund 1,3 Millionen Sandsäcke und technisches Gerät Anfang der Woche nach Sachsen-Anhalt gebracht. Innenminister Jäger: „Ein gut funktionierender Katastrophenschutz braucht Solidarität. Wo unsere Hilfe gebraucht wird, werden wir sie leisten.“
Ja, was denn nun Herr Jäger?

Als ob das Hochwasser in den Überschwemmungsgebieten nicht schon genug Unheil für Land und Leute bedeutet - Hochwasser an der Elbe: Unbekannte drohen mit Anschlägen auf Deiche
Als hätten die Anwohner von Elbe und Saale nicht schon genug Probleme: In einem Drohbrief haben Unbekannte Anschläge auf mehrere Deiche angekündigt. Der Staatsschutz sucht fieberhaft nach den Absendern - die Helfer müssen derweil an vielen Stellen vor den Fluten kapitulieren.

Magdeburg - Der Brief erreichte mehrere Zeitungsredaktionen in den frühen Morgenstunden. Und er versetzte die anschließend benachrichtigten Sicherheitsbehörden in helle Aufregung. In dem Schreiben drohen Unbekannte, die sich "deutschfeindlichen Antifa-Flut-Brigaden" nennen, damit, fünf Deichabschnitte zu beschädigen, "um bundesweit Menschen zu schaden".
...
Dinge, die man schwer in einer schweren Zeit zu verstehen vermag.
Gerd
 

Edgar

CN 5. Kolonne
#3
...und promt tönt es von der ultralinken Indymediaseite, dass dieses Bekennerschreiben von Rechten in Umlauf gebracht worden wäre um linke Aktivisten zu diskreditieren.

Gruß vom Edgar
 

SuR

... wie immer keine Zeit ...
Mitarbeiter
#4
...und promt tönt es von der ultralinken Indymediaseite, dass dieses Bekennerschreiben von Rechten in Umlauf gebracht worden wäre um linke Aktivisten zu diskreditieren.

Gruß vom Edgar
... und völlig ohne jede Beziehung zu indimedia hatte ich da auch schon dran gedacht. Der Text des Bekennerschreibens war sehr seltsam.
 

otto

... nicht mehr im Dienst.
Mitarbeiter
#6
Hochwasser an der Elbe: Bürokratie bremst Fluthelfer

Jetzt hat der Spiegel das Thema aufgegriffen - Stand: 13.06.2013
Die freiwillige Feuerwehr im nordrhein-westfälischen Erwitte war startklar - sie wollte der Partnerstadt Aken im Kampf gegen die Flut helfen. Doch dann stoppte die Bezirksregierung die Reise nach Sachsen-Anhalt. Der Fall beschäftigt inzwischen die Landesregierung.

Hamburg - Als am Samstag der Hilferuf aus der Partnerstadt kam, war für die Feuerwehr im nordrhein-westfälischen Erwitte sofort klar: Ab nach Aken. Die Hochwassersituation in Sachsen-Anhalt war dramatisch, Zehntausende Menschen mussten in Sicherheit gebracht werden. Bis Mitte dieser Woche hat sich daran nichts geändert. Die Einsatzkräfte kämpfen weiter gegen die Wassermassen, einige Deiche sind gebrochen, viele Ortschaften wurden überflutet. Aken im Landkreis Anhalt-Bitterfeld hat es besonders schwer getroffen, das Wasser strömt von zwei Seiten in die Stadt, von der Elbe und der Saale. Da wäre jede Hilfe willkommen gewesen.

Seit mehr als 20 Jahren verbindet Erwitte und Aken eine Städtefreundschaft. Man kennt und schätzt sich. Als die Akener am Samstag am Ende ihrer Kräfte waren, zögerten sie daher nicht, die Freunde in Nordrhein-Westfalen anzurufen. "Wir können nicht mehr, könnt ihr uns helfen?"

Die Erwitter konnten.
...
Dann kam der Anruf der Bezirksregierung.

Die Motoren wurden abgestellt, der Trupp kletterte wieder aus den Fahrzeugen. Spekulationen, der Ministerpräsident käme vorbei, machten die Runde. Stattdessen betrat wenig später der leitende Regierungsdirektor der Bezirksregierung, Paul Köhler, den Hof. Die Hilfsaktion war abgesagt. Bei Widersetzen drohten dienstrechtliche Konsequenzen. Der Regierungsdirektor zog ab, zurück blieb ein entgeistertes Helferteam. Und ein fassungsloser Bürgermeister.

"So etwas haben wir noch nicht erlebt", sagt Peter Wessel. Der Regierungsdirektor habe einen äußerst harschen Ton angeschlagen. In der Mannschaft habe nach diesem Auftritt "helles Entsetzen" geherrscht.

Die Erwitter können die vereitelte Rettungsaktion nicht verstehen. Laut Bürgermeister Wessel habe es keinen Grund gegeben, nicht nach Aken zu fahren. Der Brandschutz in Erwitte sei zu 100 Prozent gewährleistet gewesen, die Stadt habe sich nicht in Alarmbereitschaft befunden. "Doch das wollte er alles gar nicht hören", sagt Wessel. Das habe den Herrn von der Bezirksregierung nicht interessiert. "Bürokratisches Klein-Klein", schimpft der Bürgermeister. "Ob so jemand noch haltbar ist - ich weiß es nicht."

Der Grund für die verhinderte Rettungsaktion liegt tatsächlich in der Bürokratie. Für die Bezirksregierung Arnsberg nimmt Sprecher Christoph Söbbeler Stellung. "Es gibt eine feste Organisationsstruktur", so Söbbeler. Das betroffene Bundesland stellt einen Antrag, dann wird geschaut, wer wo Kapazitäten hat, wer in Rufbereitschaft ist. Rein theoretisch können die Erwitter also immer noch ins Krisengebiet gerufen werden. Aus dem Innenministerium in NRW kommen ähnliche Erklärungen. Hilfskräfte aus dem Kreis Arnsberg seien für den Einsatz in Niedersachsen eingeplant.

Der Brandschutz gewährleistet, die Sachen gepackt - kann man da denn keine Ausnahme machen? "Nein", sagt Söbbeler. "Da bildet sich schnell eine Eigendynamik, die die koordinierte Hilfe um ein Vielfaches erschwert." Bei der Jahrhundertflut 2002 habe man schlechte Erfahrungen gemacht, Kräfte seien zum Teil verpufft. "Wir sehen uns hier erneut einer Katastrophe von gigantischem Ausmaß gegenüber. Deswegen haben wir in diesem Fall so darauf gedrungen." Man wolle das Engagement der Erwitter auf keinen Fall in Abrede stellen. "Die Enttäuschung ist menschlich zutiefst verständlich."
...
Die Bezirksregierung kann den rauen Umgangston zumindest nicht dementieren. "Das war natürlich eine sehr sensible und hochemotionale Situation", sagt Söbbeler. Dass es da Verletzungen gegeben haben könnte, will er nicht bestreiten. "In Zukunft werden wir noch mehr darauf achten, eine solch problematische Botschaft mit mehr Feingefühl zu vermitteln."

Bürokratie hin, fehlende Empathie her - einmal mehr wird das Hochwasser zum Politikum. Das Verbot in Erwitte soll auf Antrag der FDP Thema der Fragestunde im NRW-Landtag werden. Die CDU fordert eine Entschuldigung von Innenminister Ralf Jäger (SPD), der dem Abgeordneten Werner Lohn zufolge wegen dieser "unsäglichen Entscheidung" in der Nacht zum Sonntag aus dem Bett geklingelt worden sein soll.

Das alles ist in Erwitte nur zweitrangig. Schlimmer wiegt die Nachricht, die sie in die Partnerstadt entsenden mussten. "Wir kommen nicht, wir haben ein Verbot von der Bezirksregierung bekommen", sagte Wessel seinem Kollegen in Aken, Hans-Jochen Müller. Da sei es ganz still am anderen Ende der Leitung geworden. Bist du noch da, habe Wessel gefragt. Ja, habe der Akener Bürgermeister geantwortet. "Ich überlege, wie ich es meinen Jungs sagen soll."
Quelle & vollständiger Beitrag: Spiegel online.
Einen Überblick in Bildern dazu gibts bei: Spiegel online in der Fotostrecke.

Gruß
Gerd
 

Varga

Mann aus den Bergen
Mitarbeiter
#7
Meine Meinung:
Das ist Kadavergehorsam.
Manchmal muss man sich über Befehle hinwegsetzen können.

Gruss
Varga
 

Joe

Fehlerkramrumschlager a. D. :)
Mitarbeiter
#9
In einer Behördenstruktur zu arbeiten ist manchmal gar nicht so leicht. Es soll auch in Behörden tatsächlich Menschen geben, die noch selber denken können.
Das ist wirklich nicht immer leicht auszuhalten. Manchmal gelingt es aber, die entsprechenden Vorschriften auch ins Gegenteil zu verkehren ohne sie zu mißachten.
In dem Fall oben wäre es ein leichtes gewesen, die Feuerwehr entsprechend in Marsch zu setzen. Nur hätte sich dann der Verantwortliche Paul Köhler darum kümmern müssen, die entsprechenden Stellen zu informieren, damit der Einsatz in die Pläne übernommen wird. Wer sich als Chef durch die Bürokratie soweit einengen lässt, dass er in solchen Situationen nicht mehr menschlich handeln kann, sollte vielleicht besser seinen Hut nehmen und gehen.

Gruß
Joe
 

Edgar

CN 5. Kolonne
#11
Na ja, ich muss zugeben dass ich noch nicht in die knifflige Lage gekommen bin, einen Befehl verweigern zu müssen.

Natürlich muss ich mir meiner Sache ganz sicher sein und evtl. einen höheren Vorgesetzten hinter mir wissen.

Trotzdem: Recht haben und Recht bekommen sind zweierlei Dinge!

Gruß vom Edgar
 
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