Indonesien, Ägypten und China errichten derzeit neue Metropolen im "Nirgendwo"

josef

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#1
IM NIRGENDWO
Wo gerade Planstädte aus dem Boden gestampft werden
In Indonesien, Ägypten und China verewigen sich die Herrschenden mit Metropolen, die aus dem Nichts entstehen
In der Stadtplanung können große Versprechen auch mit großen Leerständen enden und erhoffte Prachtstraßen buchstäblich zu Irrwegen werden. Die Planhauptstadt Naypyidaw im südostasiatischen Myanmar gilt als so ein Beispiel für eine dysfunktionale Metropole. Planhauptstädte können aber auch funktionieren. Das zeigt sich in Brasília. Eingeweiht im Jahr 1960, ist die Planstadt stetig gewachsen und erfüllt sozusagen ihren Zweck als Hauptstadt Brasiliens, des größten Landes in Südamerika. Das Konzept der "autogerechten Stadt", die Brasília unbedingt sein sollte, ist aus europäischer Sicht allerdings aus der Zeit gefallen.

Die Gründe für den Bau von Planhauptstädten sind vielfältig, häufig spielt eine bessere Verteilung der Bevölkerung eine Rolle. So wird auch derzeit an neuen Millionenstädten aus dem Nichts getüftelt, etwa in Ägypten, Indonesien und China. DER STANDARD stellt zwei geplante Hauptstädte und eine geplante Trabantenstadt vor.

Ägypten: Entlastung für Kairo
Kühne Pläne lässt Ägyptens Militärdiktator Abdelfattah al-Sisi rund 60 Kilometer östlich von Kairo realisieren. Dort wird eine neue Hauptstadt für den 110-Millionen-Einwohner-Staat aus der Wüste gestampft. Die Stadt vom Reißbrett soll die Regierung, die Verwaltung und 6,5 Millionen Menschen beherbergen. Das soll der Metropole Kairo Entspannung verschaffen, denn sie platzt aus allen Nähten.

In vieler Hinsicht dürfte den ägyptischen Planern das glitzernde Dubai als Vorbild dienen. Was man bereits sehen kann: den Businessdistrikt mit seinen Wolkenkratzern sowie den noch in Bau befindlichen Iconic Tower, der mit 394 Metern das höchste Gebäude Afrikas werden soll. Dies lässt erahnen, dass es Präsident al-Sisi bei seiner Planstadt nicht nur um Wohnungen und Infrastruktur für sein Volk, sondern auch um Machtsymbole geht.

Der Grundriss der neuen Stadt lässt Stadtplaner im Westen jedenfalls den Kopf schütteln. Denn die Viertel zum Wohnen, zum Einkaufen und zum Ausgehen werden weit voneinander entfernt liegen – und die Menschen ins Auto steigen lassen. "Das ist ein Stadtkonzept, das zumindest aus europäischer Sicht längst überholt ist", sagt Stefan Kubin, Stadthistoriker an der TU Wien, zum STANDARD.

Gerade in den Wohnvierteln erinnerten ihn die ägyptischen Pläne "an die Konzepte der 'autogerechten Stadt' aus den 1950er- bis 1970er-Jahren". Kürzlich wurden übrigens auch Bilder der ägyptischen Hafenstadt Alexandria in den sozialen Medien geteilt, wo mittlerweile eine zehnspurige Stadtautobahn die Küste säumt.


Rund 60 Kilometer östlich der ägyptischen Hauptstadt Kairo entsteht eine Planstadt mitten in der Wüste.
APA/AFP/KHALED DESOUKI

"Moderne Stadtkonzepte kennt man unter Schlagworten wie '15-Minuten-Stadt' und 'Stadt der kurzen Wege'", sagt Kubin. Die neue Hauptstadt Ägyptens stehe für das Gegenteil. "Die Quartiere liegen weit auseinander und sind monofunktional", wundert sich der Stadtforscher. Dass Ägypten Investoren und Bewohner mit einer modernen Monorailbahn locken will, ändert da auch nicht viel.

Was Kubin noch aufgefallen ist: Smart ist die geplante Hauptstadt Ägyptens vor allem in Hinblick auf ihr Sicherheitskonzept für die Regierenden. Die Bilder von den Demonstranten auf dem Tahrir-Platz in Kairo waren im Jahr 2011 um die Welt gegangen. Solch breite Proteste werden in der neuen Hauptstadt wohl schon aus logistischen Gründen kaum möglich sein.

Denn die Zufahrten per Auto oder Monorail werden sich blockieren lassen. "Man kann auch die Stadtquartiere einzeln abriegeln, bevor sich Aufstände bilden und formieren können", prophezeit Kubin. Al-Sisi will mithilfe der Stadtplanung wohl auch seine Macht verfestigen.

Indonesien: Neue Hauptstadt im Regenwald
Auch in Indonesien plant man eine neue Hauptstadt. Sie soll Nusantara heißen, im Regenwald auf Borneo hochgezogen werden und eine smarte, klimafreundliche Metropole werden. Denn die aktuelle Hauptstadt Jakarta versinkt zusehends im sumpfigen Boden der Insel Java. Im Jänner 2022 wurde der gigantische Umzug parlamentarisch beschlossen und verkündet. Indonesien ist der bevölkerungsreichste muslimische Staat und eine der größten Demokratien der Welt.

"In Nusantara werden Menschen mit dem Fahrrad oder zu Fuß jeden Ort erreichen können, es wird null Emissionen geben", sagte Präsident Joko Widodo. Platz machen müssen für das Projekt allerdings Regenwaldflächen. Naturschützer warnen etwa, dass der Bau von Nusantara die Situation der Orang-Utans auf Borneo verschärfen werde.

Im Zentrum der Planstadt soll der Präsidentenpalast stehen. Widodo verspricht eine "neue, smarte Metropole, die ein Magnet für globale Talente und ein Innovationszentrum sein kann". Um die neue Stadt herum soll es rund 2000 Quadratkilometer Spielraum für spätere Expansionen geben.

China: Xi Jinpings Versuchslabor
Jeweils rund 100 Kilometer von Peking und der Küstenstadt Tianjin entfernt ist Xiong’an im Entstehen. Das chinesische Regime lässt über seinen Auslandssender CGTN verkünden, dass die Stadt sehr digital und sehr grün werden soll. Eine der wenigen konkreten Zahlen, die man über die Trabantenstadt zur Entlastung Pekings erfährt: In Xiong’an sind neun Millionen Bäume gepflanzt worden, jeder versehen mit einem Barcode. So sollen die Einwohnerinnen und Einwohner jederzeit per Smartphone schauen können, wie der Baum vor ihnen heißt und ob er gesund ist.

Die Planstadt gilt als urbanes Versuchslabor von Präsident Xi Jinping. Im Jahr 2017 wurde das Vorhaben verkündet. Zunächst hieß es noch, die Häuser in Xiong'an würden ausschließlich mit Erdwärme beheizt werden. Ganz so nachhaltig wurde die Stadt bisher doch nicht. Der Deutsche Stephan Kohler, der für ein erstes Gebiet von Xiong'an ein Energieversorgungssystem plante, sagte im Jahr 2019 der deutschen Tageszeitung Welt, die erhoffte Totalversorgung der Stadt mit Ökostrom scheitere schon in der Küche: "Chinesen kochen nur auf Erdgas." Statt CO2-frei soll Xiong'an daher nur CO2-arm werden.


Die chinesische Trabantenstadt Xiongan wird derzeit nahe Peking gebaut. Das Bild zeigt den Bahnhof.
imago images/Xinhua

Für Xi bedeutet Xiong’an das China der Zukunft: Branchen wie IT und Biotechnologie sollen das Leben in der Stadt prägen und den Wohlstand fördern. In einer Aussendung von CGTN ist auch von fahrerlosen Bussen die Rede. Xiong’an wird sich wohl als eine sehr "smarte" und damit auch sehr gut überwachte Stadt verstehen. (Lukas Kapeller, 22.6.2023)
Wo gerade Planstädte aus dem Boden gestampft werden
 

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#2
INDONESIEN
Neue Hauptstadt im Dschungel nimmt Form an
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Seit mehr als zwei Jahren werden im dichten Dschungel Borneos Bäume gefällt, Gruben gebaggert und Wege angelegt – schließlich soll hier die neue Hauptstadt Indonesiens entstehen. Aktuelle Satellitenbilder zeigen, wie Nusantara, so der Name der Stadt, zunehmend Form annimmt. Und Jakarta? Soll eine „internationale Handelsstadt“ werden, so ein Vorschlag, über den lokale Medien am Donnerstag berichteten.
Online seit gestern 02.05.2024, 23.51 Uhr
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Indonesien ist das viertbevölkerungsreichste Land der Welt, mehr als 30 Millionen Menschen leben derzeit in Jakarta auf der Insel Java, die Infrastruktur ist hoffnungslos überlastet, dazu kommen der sinkende Boden und der steigende Meeresspiegel. Fachleute schätzen, dass bereits 2050 ein Drittel der Stadt überflutet sein könnte.

„Was macht ein Land, wenn seine überfüllte, verschmutzte Hauptstadt im Meer versinkt? Es baut eine neue“, schrieb „Newsweek“ und verwies auf aktuelle Satellitenbilder der Retortenstadt. Auf diesen ist der Baufortschritt bereits eindeutig zu sehen. Zeigen jene Aufnahmen von April 2022 noch weite grüne Fläche, können zwei Jahre später schon eindeutig Straßennetze und erste Anzeichen von Gebäuden ausgemacht werden.



NASA Earth Observatory
Aktuelle Satellitenaufnahmen zeigen den Baufortschritt der Retortenstadt

Umzug noch dieses Jahr
Rund zwei Millionen Menschen sollen eines Tages dort leben. Bereits bis Ende des Jahres sollen die ersten Bereiche der Regierung und Verwaltung von Jakarta in die neue Hauptstadt Nusantara verlegt werden, so der Plan. Tausende Regierungsangestellte sollen in der ersten Phase bis Oktober umziehen, schrieb „Newsweek“.

Das Regierungszentrum umfasse einen Präsidentenpalast, Regierungsbüros und die Infrastruktur für die ersten Beamten, hieß es weiter. Mit der finalen Fertigstellung der neuen Hauptstadt wird allerdings nicht vor 2045 gerechnet. Auch die Finanzierung des Megaprojekts ist noch nicht endgültig abgeschlossen, fehlen doch noch große Investoren. Insgesamt wird die Investitionssumme des Projekts auf bis zu 38 Milliarden Dollar geschätzt – rund ein Fünftel davon zahle das wirtschaftliche stabile und rohstoffreiche Land aus der eigenen Staatskasse.

Reuters/Willy Kurniawan
Wo heute noch Gruben und nicht asphaltierte Wege sind, soll sich bald der „zentrale Regierungsbereich“ finden

Jakarta als Shoppinghauptstadt?
Was mit den leeren Regierungsbüros nach der Umsiedelung passieren solle, war bisher noch offen. Laut einem Bericht des Newsportals Katadata schlug der indonesische Einzelhändlerverband Hippindo der Provinzregierung von Jakarta vor, diese zu Einkaufszentren umzugestalten. So könne Jakarta eine „internationale Handelsstadt“ werden.

„Ehemalige Ministerialbüros können als Handelsvertretungsbüros oder Einkaufszentren genutzt werden“, sagte der Vorsitzende von Hippindo, Budihardjo Iduansjah, im Industrieministerium in Jakarta. Doch Jakarta könne nicht nur eine Einkaufsstadt sein, sondern auch eine Stadt des Tourismus, des Handels und der Ausstellungen, so Iduansjah.

IMAGO/NurPhoto/Edi Ismail
Umweltschützer befürchten durch den Bau eine Zerstörung des Ökosystems der Region

Kritik von Umweltschützern
Nusantara, was so viel bedeutet wie „Archipel“, soll, so die Idee, gleich in vielerlei Hinsicht neu werden – nicht zuletzt auch grün, nachhaltig und klimafreundlich.

Reuters/Edgar Su
Der Präsident Joko Widodo vor einem Rendering von Nusantara

Eine Stadt, mitten in Regenwald, auf der Basis von erneuerbaren Energien und mit vielen öffentlichen Verkehrsmitteln, so die Vision des amtierenden Präsidenten und ehemaligen Bürgermeisters Jakartas, Joko Widodo. Er gilt als „Mastermind“ des Projekts.

Doch Kritik am Bau kommt vor allem von Umweltschützerinnen und Umweltschützern. Sie befürchten, dass wertvolle Ökosysteme zerstört werden könnten. Auch der „Spiegel“ schrieb nach einem Lokalaugenschein: „Die Insel ist jetzt schon bekannt für die Umweltzerstörung, die dort seit Jahrzehnten stattfand.“ Fast die Hälfte des ursprünglichen Dschungels sei bereits gerodet worden, wie Naturschützer schätzen würden.

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Nahe der Baustelle lägen zudem riesige Kohleminen. „60 Prozent der indonesischen Kohleexporte stammen von Borneo. Viele Kritiker fürchten, die neue Stadt zerstöre die Natur nur noch weiter, weil massiv Wald abgeholzt wird, um Beton hinzustellen.“

Reuters/Edgar Su
Inwiefern sich eine neue Hauptstadt einfach so aus dem Boden stampfen lässt, wird sich in den kommenden Jahren zeigen

Architekt äußert Zweifel
Die Architekten wiesen die Kritik jedoch als falsch zurück – wenn man sich an die Pläne hielte, würde mit dem Bau der Stadt sogar natürlicher Dschungel aufgeforstet werden, so das Argument. Doch selbst der Architekt und Designer der Stadt, Sibarani Sofian, sei unsicher, ob er eines Tages nach Nusantara ziehen werde, hieß es in dem Artikel.

Und weiter: „Auch er weiß nicht, ob das Herz Indonesiens je woanders liegen wird als in Jakarta.“ Wenn nicht bald ausreichend Investoren gefunden würden, sei es möglich, dass Nusantara am Ende nicht mehr sein werde als „ein Resort aus Regierungsgebäuden im Dschungel“.
03.05.2024, sita, ORF.at

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Indonesien: Neue Hauptstadt im Dschungel nimmt Form an
 

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#3
Prestigeprojekt
Indonesiens neue Hauptstadt Nusantara wird eingeweiht und bleibt dennoch im Schatten Jakartas
Zum Unabhängigkeitstag sollte der Inselstaat sein neues Regierungszentrum erhalten. Wann die "Hauptstadt der dazwischenliegenden Inseln" tatsächlich diese Funktion übernehmen kann, ist ungewiss
Nach einer nur zweijährigen Bauzeit soll es pünktlich zum indonesischen Unabhängigkeitstag am 17. August so weit sein: Indonesiens scheidender Präsident Joko Widodo will sein größtes Prestigeprojekt einweihen, die neue Hauptstadt Nusantara.

Allen Widrigkeiten und Verzögerungen zum Trotz hielt "Jokowi" am Montag gemeinsam mit seinem gewählten Nachfolger, dem Verteidigungsminister Prabowo Subianto, eine erste Kabinettssitzung im neuen Garuda-Präsidentenpalast ab. Das auf einem Hügel errichtete zentrale Monumentalgebäude gehört zu den am weitesten fortgeschrittenen in Nusantara und überragt die künftige Stadt. Es hat die Form eines Garuda, des mythologischen Wappenadlers Indonesiens.


"Jokowi" flanierte am Montag mit seinen Regierungsmitgliedern durch das neue Regierungsviertel. Links im Bild ist Verteidigungsminister und "Jokowis" designierter Nachfolger Prabowo Subianto, rechts Vizepräsident Ma'ruf Amin.
EPA/MUCHLIS JR HANDOUT


Der Präsidentenpalast soll einen riesigen Garuda darstellen, den mythologischen Wappenvogel Indonesiens.
via REUTERS/ANTARA FOTO

"Jokowi" berichtete nach der Kabinettssitzung von privaten Investitionen in der Höhe von rund 3,2 Milliarden Euro in das Hauptstadtprojekt. Diese kämen von 55 verschiedenen Unternehmen aus unterschiedlichsten Wirtschaftssektoren, darunter die Bereiche Bildung, Gesundheit, Einzelhandel, Logistik, Hotels, Energie, Transport, Banken, Büros, Wohnbau und Medientechnologie.


Die erste Kabinettssitzung im neuen Garuda-Palast. Die Pflanzendekoration in Sandhaufen erscheint improvisiert.
via REUTERS/ANTARA FOTO

Lange Tische gibt es auch im Garuda-Palast.
EPA/MUCHLIS JR HANDOUT

Jakarta versinkt
Schon unter der Herrschaft Sukarnos, des ersten Staatspräsidenten Indonesien, gab es Überlegungen, die Hauptstadt von Jakarta auf der dichtbesiedelten Insel Java an einen anderen Ort des Inselreiches zu verlegen, auch unter den nachfolgenden Regierungen war eine Übersiedelung immer wieder Thema. Einer der Hauptgründe dafür ist die Tatsache, dass Jakarta versinkt: Um fünf bis zwanzig Zentimeter pro Jahr senkt sich der Boden unter der Metropole ab. Rund vierzig Prozent der Stadt liegen unter dem Meeresspiegel, was dazu führt, das einzelne Viertel im Rhythmus der Gezeiten teilweise unter Wasser stehen. In den vergangenen Jahren häuften sich dazu katastrophale Überflutungen. Unter dem Namen Batavia war die Stadt jahrhundertelang der wichtigste Handelsplatz der Niederländischen Ostindien-Kompanie und sodann Hauptstadt Niederländisch-Indiens. Dank der wunderschönen Architektur galt Batavia als "Königin des Ostens". Nach der indonesischen Unabhängigkeitserklärung durch Sukarno und Mohammad Hatta am 17. August 1945 wurde Jakarta Hauptstadt der Republik Indonesien. Im folgenden Unabhängigkeitskampf musste die Regierung nach Yogyakarta und Bukittinggi ausweichen, um schließlich 1949 nach Jakarta zurückzukehren, das seither die Rolle der Hauptstadt beibehielt.


Eine Replik der Unabhängigkeitserklärung von 1945 wurde am vergangenen Samstag für die kommenden Feierlichkeiten von Jakarta nach Nusantara gebracht. Begleitet wurde sie voneiner Replik der Bendera Pusaka, der "Erbstückflagge", die von Sukarnos Frau Fatmawati für die Proklamation der Unabhängigkeitgenäht wurde.
AFP/YASUYOSHI CHIBA

Im Jahr 2019 machte "Jokowi" nach seiner Wiederwahl Ernst und trieb die Planung rasch voran. Die künftige Heimat der indonesischen Regierung befindet sich auf der Insel Borneo und liegt damit mehr im Zentrum des mehr als 17.500 Inseln umfassenden Staates. Nahe der Stadt Balikpapan in der Provinz Kalimantan Timur wurde ein Areal von mehr als 2500 Quadratkilometern auserkoren, das in Zukunft den Regierungssitz beheimaten soll.


Von Balikpapan aus erreicht man Nusantara über eine neue Straße, dabei passiert man auch die Balang Island Bridge.
AFP/STR

Verbaut werden sollen jedoch nur rund zwanzig Prozent der Fläche, während der Rest für Naturschutzgebiete und landwirtschaftliche Nutzung vorgesehen ist. Vorgebliche Zielsetzung ist die Errichtung einer nachhaltigen und grünen "Smart City" mit Flugtaxis als Transportmittel. Ob dies tatsächlich in dieser Form auch ungesetzt wird, ist fraglich. Die Fläche der neuen Hauptstadt umfasst hauptsächlich Gebiete, die bisher bewaldet waren oder als Plantagen genutzt wurden. Allerdings wurde auch berichtet, dass infolge des Projekts zahlreichen Bewohnern ihr Land ohne angemessene Entschädigung genommen wurde. Naturschützer sehen durch die Bauarbeiten und die kommende Massenmigration in die neue Stadt auch eine Gefahr für ein sensibles Ökosystem: Im Dschungel der Region leben zahlreiche gefährdete Tier- und Pflanzenarten – unter anderem beheimatet die Region einige der letzten wildlebenden Orang-Utans.


Die Nusantara-Baustelle am 8. März 2023. Noch ist das Gelände zum großen Teil von Vegetation überzogen.
AP

Zahlreiche historische Vorbilder
Es ist aus historischer Sicht kein außergewöhnlicher Vorgang, dass sich ein Staat eine Hauptstadt neu errichtet. Eines der frühesten Beispiele ist Achetaton, das sich der reformfreudige Pharao Amenophis IV. vor 3370 Jahren nach seiner Umbenennung in Echnaton inmitten der Wüste am linken Nilufer errichten ließ. Dieses frühe Beispiel ist gleichzeitig auch eines für die Tatsache, dass der Prozess der Errichtung einer neuen Hauptstadt aus ideologischen Motiven manchmal kein nachhaltiger und dauerhafter ist: Nur rund zwölf Jahre nach dem Baubeginn wurde Achetaton wieder verlassen und fiel wie Echnaton der damnatio memoriae und dem Vergessen anheim.


Nusantara am 1.4.2022 vom All aus gesehen.
AFP/NASA Earth Observatory/HANDO

22 Monate später, am 1. Februar 2024, ist die enorme Ausdehnung der Bauarbeiten deutlich sichtbar.
AFP/NASA Earth Observatory/HANDO

Andere Beispiele zeugen von einer erfolgreicheren und nachhaltigeren Planung: Bereits im 16. Jahrhundert errichtete sich der Malteserorden nach der osmanischen Belagerung von Malta mit Valletta im Norden der Insel eine als Festung ausgebaute neue Hauptstadt. Im Jahr 1800 wiederum zog die Regierung der jungen USA in die neu gebaute Hauptstadt Washington am Potomac im eigens eingerichteten District of Columbia. Australien baute sich im frühen 20. Jahrhundert die neue Hauptstadt Canberra – ausgerichtet nach Achsen und geometrischen Mustern. Eines der berühmtesten Beispiele für eine Planhauptstadt ist Brasília. Brasiliens 1960 eingeweihte Hauptstadt ist vom Architekten Lúcio Costa mit zwei sich kreuzenden Achsen konzipiert worden, deren Form an ein Flugzeug erinnert. Im Bereich des "Cockpits" liegt die Praça dos Três Poderes, der "Platz der drei Gewalten", wo mit dem Präsidentenpalast, dem Nationalkongress und dem Obersten Gerichtshof die Exekutive, Legislative und Judikative angesiedelt sind. Brasília diente dem haitianischen Diktator François "Papa Doc" Duvalier als Vorlage für seine eigenen größenwahnsinnigen Hauptstadtpläne. "Duvalierville" kam jedoch über die Planungsphase nicht wirklich hinaus, lediglich ein Kino und eine Hahnenkampfarena wurden errichtet.

Gigantomanie
In manchen Fällen bildeten Naturkatastrophen die Grundlage für einen Umzug einer Hauptstadt: So wurde in Belize nach dem Hurrikan Hattie der bisherige Regierungssitz Belize City aufgegeben und bis 1970 Belmopan im Landesinneren errichtet. Auf Montserrat wiederum wurde die Hauptstadt Plymouth 1995 bei einem Ausbruch des Vulkans Soufrière Hills verschüttet, wobei der gesamte Südteil der Insel aufgegeben werden musste. Die Regierung bezog temporäre Quartiere in Brades und baut sich aktuell eine neue Hauptstadt namens Little Bay. In der jüngeren Vergangenheit übersiedelte Myanmars Militärjunta von Yangon in das neuerrichtete Naypyidaw. Und auch Ägypten arbeitet zurzeit an der Fertigstellung der "neuen Verwaltungshauptstadt" nahe Kairo. Das noch namenlose Projekt der ägyptischen Militärdiktatur ist drauf und dran, die Bauwerke der Pharaonen an Gigantomanie zu übertreffen – auch wenn die kulturelle und architektonische Leistung bescheiden bleibt. Die Errichtungskosten belaufen sich jedenfalls mittlerweile auf mehrere Dutzend Milliarden Euro.

"Hauptstadt des Archipels"
In dieser Preisklasse wird sich letztlich auch "Jokowis" Prestigeprojekt bewegen. Im Jänner 2022 wurde die Übersiedelung von Jakarta nach Nusantara vom indonesischen Parlament offiziell beschlossen und mit einem Budget von rund 31 Milliarden Euro bedacht. Die Bezeichnung Nusantara stammt aus dem Altjavanischen und bedeutet in etwa "dazwischenliegende Inseln". Im Indonesischen wird der Begriff für den indonesischen Archipel verwendet. "Jokowi" wählte den Namen unter mehrere Dutzend Vorschlägen aus, da er die Position des Staates zwischen Asien und Australien gut beschreibt. Der volle Name lautet Ibu Kota Nusantara, "Hauptstadt des Archipels".

Die Otorita Ibu Kota Nusantara, eine neue Behörde für die Verwaltung der neuen Stadt, wurde eingerichtet, und im März 2022 führten Präsident "Jokowi" und die 34 Provinzgouverneure Indonesiens eine Grundsteinlegungszeremonie durch. Erde und Wasser aus allen Provinzen wurden in einer großen Vase am Mittelpunkt Nusantaras deponiert, ein symbolischer Akt, mit dem die Einheit des Vielvölkerstaates hervorgehoben werden sollte.


"Titik Nol Nusantara" ("Ground Zero Nusantara") vor Beginn der Bauarbeiten. Hier wurde im März 2022 die Gründungszeremonie der Stadt abgehalten.
APA/AFP/BAGUS SARAGIH

Bis zum geplanten Einweihungstermin blieben damit nicht einmal zweieinhalb Jahre zur Errichtung, entsprechend hoch war der Druck auf die Projektverantwortlichen. Immer wieder wurde über Verzögerungen berichtet und über eine mögliche Verschiebung der Einweihung spekuliert. Es handelt sich dabei um keine lapidare Angelegenheit. Schließlich steht am 20. Oktober die Angelobung Prabowos als Präsident an, und diese hat eigentlich in der offiziellen Hauptstadt des Landes zu erfolgen. Würde Nusantara vorzeitig zur gesetzlichen Hauptstadt erklärt, hätte dies also gravierende Folgen für die Regierungsgeschäfte. Außerdem wirkt sich die Unsicherheit auf das Vertrauen internationaler Investoren aus.

Rücktritte kurz vor Einweihung
Anfang Juni, keine elf Wochen vor dem geplanten Termin, traten überraschend der Chef der OIKN und sein Stellvertreter zurück, was die Spekulationen weiter befeuerte. Der künftige Präsident Prabowo werde das Projekt nicht weiterhin priorisieren wie sein scheidender Vorgänger, wurde über die Hintergründe der Rücktritte gemunkelt. Mit dem gemeinsamen Auftritt Jokowis und Prabowos in Nusantara am Montag scheint diese Vermutung obsolet geworden zu sein. Prabowo erklärte jedenfalls, er werde die Arbeit fortsetzen und wenn möglich derjenige sein, der sie abschließt. Er habe erkannt, dass es sich dabei um keine kurze Aufgabe handle. Er sei jedoch zuversichtlich, dass Nusantara in den kommenden drei bis fünf Jahren als neue Hauptstadt funktionieren könne. Bezüglich seines künftigen Amtssitzes erklärte er zweideutig, der Präsident müsse sein Büro in der Hauptstadt des Landes haben: "Was die Hauptstadt betrifft – ja, der Präsident ist in der Hauptstadt", sagte Prabowo am Montag indonesischen Medienberichten zufolge.


Jokowi bei einem Baustellenbesuch in Nusantara am 5. Juni. Ein Sicherheitshelm wäre als präsidentielle Dienstkleidung eher ungewöhnlich, eine Führung der Amtsgeschäfte von der neuen Hauptstadt aus im damaligen Baustadium also kaum möglich.
AFP/INDONESIAN PRESIDENTIAL PALA

Aufgabe für Jahrzehnte
Ende Juli übernachtete Präsident Jokowi erstmals im neuen vom indonesischen Architekten I Nyoman Nuarta entworfenen Präsidentenpalast – offensichtlich ein Versuch, die Bedenken über die schleppenden Fortschritte zu zerstreuen. Jokowi zufolge seien die Arbeiten im Plan, und die Residenz des Präsidenten verfüge über Wasser, Strom und Internet. Gut geschlafen habe er dennoch nicht, gab er zu. "Das ist eine große Aufgabe. Sie kann 10, 15, 20 Jahre dauern", sagte der Präsident zu mitgereisten Journalisten. "Dies ist keine Aufgabe, die ein oder zwei Jahre dauert", deutete Jokowi an, dass mit einem tatsächlichen Wechsel der Hauptstadt noch geraume Zeit nicht gerechnet werden könne.


Am 28. Juli reiste Jokowi zur ersten Übernachtung in Nusantara an. Dabei inspizierte er auch ein fertiges Teilstück der neuen Mautstraße nach Balikpapan.
AFP/Indonesia's Presidential Pal


Die Verbindungsstraße am 12. Juli – von Fertigstellung kann nicht die Rede sein.
AFP/YASUYOSHI CHIBA

Mitte Juli werden hier noch große Erdmassen bewegt.
AFP/YASUYOSHI CHIBA

Der Garuda-Präsidentenpalast am 11. Juli.
AFP/YASUYOSHI CHIBA

Ein Überblick über das künftige Regierungsviertel Nusantaras, ebenfalls am 11. Juli 2024.
AFP/STRINGER

Zumindest Wegweiser sind in dem unfertigen Stadtzentrum bereits vorhanden.
AFP/YASUYOSHI CHIBA

Hier sollen künftig Minister untergebracht werden.
AFP/YASUYOSHI CHIBA

Noch drei Wochen zuvor beklagte sich der Präsident jedoch über massive Missstände, die seine Übersiedelung verunmöglichten: Er sei informiert worden, dass die grundlegende Infrastruktur noch nicht fertig sei. "Ist das Wasser bereit? Ist der Strom bereit? Ist der Ort bereit? Wenn alles bereit ist, werden wir umziehen", sagte Jokowi am 8. Juli. Die offizielle Erklärung Nusantaras zur Hauptstadt Indonesiens könne jedoch auch später von Prabowo durchgeführt werden. "Der Präsidentenerlass könnte vor oder nach Oktober verfügt werden. Wir beurteilen die Situation vor Ort. Wir wollen nichts erzwingen, was noch nicht bereit ist", erklärte der Präsident.

Die Feierlichkeiten zum Unabhängigkeitstag werden am Samstag jedenfalls sowohl in Nusantara als auch in Jakarta abgehalten werden.
(Michael Vosatka, 13.8.2024)
Indonesiens neue Hauptstadt Nusantara wird eingeweiht und bleibt dennoch im Schatten Jakartas
 

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#4
Nusantara
Indonesien weiht neue Hauptstadt ein
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Am indonesischen Nationalfeiertag hat das viertbevölkerungsreichste Land der Welt seine neue, auf dem Reißbrett entworfene Hauptstadt eingeweiht. Nusantara auf der Insel Borneo ist noch eine riesige Baustelle, doch die Regierungsgeschäfte werden künftig von hier aus abgewickelt. Nötig wurde der Hauptstadtwechsel, weil die bisherige Hauptstadt Jakarata jährlich um bis zu 20 Zentimeter weiter ins Meer sinkt.
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Seit Samstagmorgen (Ortszeit) werden die Hauptfeierlichkeiten zum Unabhängigkeitstag des Inselstaats erstmals in Borneo abgehalten, wo die als futuristische Smart City geplante Stadt gerade am Rande des Dschungels entsteht.

Bereits vor mehreren Tagen hielt die Regierung ihre erste Sitzung in Nusantara ab. Auf Wunsch des Präsidenten Joko Widodo reisten für die Sitzung Dutzende indonesische Beamte in die neu gebaute Stadt. „Nicht alle Staaten haben die Möglichkeit und die Fähigkeit, bei null anzufangen und ihre Hauptstadt neu zu bauen“, betonte Widodo.

Politische Elite lobt neue Hauptstadt
Am Samstag erläuterte Widodo erneut seine Vision: „Nusantara wird nach dem Konzept einer Waldstadt entwickelt, einer Stadt voller Grün, nicht einer Stadt aus Beton oder Glas.“ Es handle sich aber auch um eine intelligente Stadt voller Technologie, in der er sich angenehm leben lasse, betonte er. So sollen den Plänen zufolge auch fliegende Taxis die Lüfte erobern.

Reuters/Willy Kurniawan
Nusantra wird dem Präsidenten Joko Widodo zufolge nach dem Konzept einer Waldstadt entwickelt

Neben Widodo nahm auch sein gewählter Nachfolger Prabowo Subianto, der im Oktober sein Amt aufnimmt, an der Feier zum Unabhängigkeitstag teil. „Wir können sehen, wie prachtvoll die Hauptstadt Nusantara ist“, sagte ein Sprecher im Fernsehen, wo die Zeremonie live übertragen wurde. Vor allem der neue Präsidentenpalast in Form eines riesigen Adlers – der Garuda Palace – sei nicht nur „gewaltig, sondern auch wunderschön“.
Die bisherige Hauptstadt Jakarta ist überbevölkert und droht zunehmend im Meer zu versinken. Fehlende ausländische Investitionen, Landstreitigkeiten und Verzögerungen lassen es aber unwahrscheinlich erscheinen, dass ab nun tatsächlich vom auf dem Reißbrett entworfenen Nusantara aus das Gros der Regierungsgeschäfte erledigt wird.

IMAGO/Xinhua/Zulkarnain
Arbeiter vor im Bau befindlichen Wohnhäusern für Beamte

Das umgerechnet rund 32 Milliarden Euro teure Projekt ist das Vermächtnis des scheidenden Präsidenten Widodo. Dessen Nachfolger Subianto erklärte, er werde das Vorhaben fortführen. „Ich glaube, in drei, vier, fünf Jahren kann die Hauptstadt funktionieren“, sagte Prabowo.

Umzug Tausender Beamter im September
Bis zum Jahr 2045 sollen nach dem Willen der Regierung 1,9 Millionen Menschen des Landes, das insgesamt eine Bevölkerung von rund 276 Millionen zählt, dort leben und damit auch industrielle Aktivitäten nach Borneo bringen. Tausende Beamte werden voraussichtlich im September in die neue Stadt ziehen. Umweltschutzorganisationen warnen, dass die Planstadt die Entwaldung in einem der größten tropischen Regenwaldgebiete der Welt beschleunigt.

Tatsächlich werden sei mehr als zwei Jahren im dichten Dschungel Borneos Bäume gefällt, Gruben gebaggert und Wege angelegt. Satellitenbilder von April zeigten, wie Nusantara zunehmend Form annimmt.

APA/AFP
Blick auf den Präsidentenpalast in Nusantara

Jakarta hoffnungslos überlastet
Indonesien ist das viertbevölkerungsreichste Land der Welt, mehr als 30 Millionen Menschen leben derzeit in Jakarta auf der Insel Java, die Infrastruktur ist hoffnungslos überlastet, dazu kommen der sinkende Boden und der steigende Meeresspiegel. Fachleute schätzen, dass bereits 2050 ein Drittel der Stadt überflutet sein könnte.

„Was macht ein Land, wenn seine überfüllte, verschmutzte Hauptstadt im Meer versinkt? Es baut eine neue“, schrieb „Newsweek“ und verwies auf aktuelle Satellitenbilder der Retortenstadt. Auf diesen ist der Baufortschritt bereits eindeutig zu sehen. Zeigen jene Aufnahmen von April 2022 noch weite grüne Fläche, waren zwei Jahre später schon eindeutig Straßennetze und Gebäude sichtbar.

Finanzierung noch offen
Das Regierungszentrum umfasst einen Präsidentenpalast, Regierungsbüros und die Infrastruktur für die ersten Beamten. Mit der Fertigstellung der neuen Hauptstadt wird allerdings nicht vor 2045 gerechnet. Auch die Finanzierung des Megaprojekts ist noch nicht endgültig abgeschlossen, fehlen doch noch große Investoren.

Reuters/Willy Kurniawan
Wo im April noch Gruben und nicht asphaltierte Wege waren, soll sich bald der „zentrale Regierungsbereich“ finden

Jakarta als Shoppinghauptstadt?
Was mit den leeren Regierungsbüros in Jakarta nach der Übersiedelung passieren soll, ist noch offen. Laut einem Bericht des Newsportals Katadata schlug der indonesische Einzelhändlerverband Hippindo der Provinzregierung von Jakarta vor, diese zu Einkaufszentren umzugestalten. So könne Jakarta eine „internationale Handelsstadt“ werden.

„Ehemalige Ministerialbüros können als Handelsvertretungsbüros oder Einkaufszentren genutzt werden“, sagte der Vorsitzende von Hippindo, Budihardjo Iduansjah, im Industrieministerium in Jakarta. Doch Jakarta könne nicht nur eine Einkaufsstadt sein, sondern auch eine Stadt des Tourismus, des Handels und der Ausstellungen, so Iduansjah.

IMAGO/NurPhoto/Edi Ismail
Umweltschützer befürchten durch den Bau eine Zerstörung des Ökosystems der Region

Versprechen ökologischer Hauptstadt im Dschungel
Nusantara, was so viel bedeutet wie „Archipel“, soll, so die Idee, gleich in vielerlei Hinsicht neu werden – nicht zuletzt auch grün, nachhaltig und klimafreundlich. Eine Stadt mitten im Regenwald, auf der Basis von erneuerbaren Energien und mit vielen öffentlichen Verkehrsmitteln, so lautet die Vision des scheidenden Präsidenten und ehemaligen Bürgermeisters Jakartas, Widodo. Er gilt als „Mastermind“ des Projekts.

Reuters/Willy Kurniawan
Der indonesische Präsident Joko Widodo (r.) und sein gewählter Nachfolger Prabowo Subianto (l.) in der neuen Hauptstadt

Kritik von Umweltschützern
Doch Kritik am Bau kommt vor allem von Umweltschützerinnen und Umweltschützern. Sie befürchten, dass wertvolle Ökosysteme zerstört werden könnten.

Nahe der Baustelle liegen zudem riesige Kohleminen. „60 Prozent der indonesischen Kohleexporte stammen von Borneo. Viele Kritiker fürchten, die neue Stadt zerstöre die Natur nur noch weiter, weil massiv Wald abgeholzt wird, um Beton hinzustellen“, so der „Spiegel“ in einem Bericht im Frühjahr.

Die Architekten wiesen die Kritik jedoch als falsch zurück – wenn man sich an die Pläne halte, werde mit dem Bau der Stadt sogar natürlicher Dschungel aufgeforstet werden, so das Argument. Doch selbst der Architekt und Designer der Stadt, Sibarani Sofian, sei unsicher, ob er eines Tages nach Nusantara ziehen werde, hieß es im „Spiegel“.
17.08.2024, red, ORF.at/Agenturen

Links:
Katadata-Artikel
Nusantara (Wikipedia)
„Newsweek“-Artikel

„Spiegel“-Reportage

Nusantara: Indonesien weiht neue Hauptstadt ein
 
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