Geschichte des individual- und öffentlichen Verkehrs in Wien

josef

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#1
In den Straßen von Wien zu Beginn des 20. Jahrhunderts
Unterwegs mit der Straßenbahn
Öffentliche Verkehrsmittel waren schon vor mehr als 100 Jahren ein prägendes Thema im innerstädtischen Wiener Nahverkehr. Folgen wir daher einer Straßenbahnfahrt durch die Straßen von Wien. Ein herrliches Zeitdokument aus dem Jahr 1906. Guy Jones hat dem Stummfilm aus dem Filmarchiv Austria einige Umgebungsgeräusche hinzugefügt und eine Korrektur der Geschwindigkeit vorgenommen.

Auffällig ist die Vielzahl an Straßenbahnwaggons, die sich auf den Geleisen bewegen, darüberhinaus bekommt der Betrachter einen interessanten Einblick in das Straßenleben in Wien zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Pferdekutschen queren im letzten Moment die Geleise, eine Dame mit Sonnenschirm läuft mit weiten Schritten über das Kopfsteinpflaster, die Seitenflächen der Pferdetransporte bieten Werbung für Schichtseife und Odol-Mundwasser. Es gibt jede Menge Details zu entdecken. Und am Ende der Fahrt heißt es: "Nicht aussteigen".
guy jones
Nur wenige Jahre später hat sich das Straßenbild doch recht bemerkenswert verändert.

Der zweite Film aus dem Jahr 1911 zeigt, dass sich das Automobil auch in Wien langsam durchzusetzen beginnt. Erste Taxis sind am Opernring ebenfalls schon unterwegs und es herrscht geschäftiges Treiben auf der Ringstraße.
Filmarchiv Austria

Mehr als 100 Jahre später hat sich zwar einiges im Straßenbild geändert, so geruhsam wie in den Videos kurven die Autos nicht mehr durch die Gassen. Aber heute wie damals traben die Pferde an ihren Fiakern durch die Stadt und eine Fahrt mit der "Bim" über die Ringstraße steht für viele Wien-Besucher noch immer auf der To-do-Liste. (Kurt Tutschek, 25.5.2018)
derStandard.at
 

HF130C

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#2
Es ist immer wieder interessant, Filme über das alte Wien anzusehen, vielen Dank fürs Einstellen.

Das im Begleittext erwähnte knappe Queren von Fußgängern und Kutschen ist keine Besonderheit der damaligen Zeit, sondern einem gewissen Teleeffekt der aufnehmenden Kamera geschuldet, wobei die starre Montage auf dem Straßenbahnwagen ihren Teil dazu beiträgt. Deutlich wird das im 1. Film bei der Szene mit dem Gleisarbeiter, der für den Betrachter praktisch überfahren wird.

Misslungen ist jedoch beim ersten Fim die Nachvertonung:
Der eigene Straßenbahnwagen fährt weitgehend geräuschlos, Umgebungsgeräusche sind jedoch hörbar. Die zu hörenden Straßenbahnglocken und gelegentliche Fahrgeräusche stammen aus der "Konserve" aber sicher nicht aus Wien. Das eingespielte Pferdegetrappel wirkt künstlich und zu laut.
Die Bemühung zur Nachvertonung kann man anerkennen, gelungen ist aber anders.
Dem Original entsprechendere Geräusche hätte man aus späteren Tonfilmen ebenso gewinnen können wie auch durch Aufnahme von, der Zeit entsprechenden Fahrzeugen aus dem Wiener Museumswagenfundus.
Es gibt ähnliche Filme aus anderen Städten, wo die Nachvertonung gelungen und durchaus ein Gewinn ist. Leider ist das hier nicht der Fall. Schade!
 

josef

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#3


Von der Pferdebahn zur elektrischen „Bim“
Die Wiener Straßenbahnen sind seit dem 19. Jahrhundert fester Bestandteil des Stadtbildes. Ein Buch blickt nun auf das öffentliche Verkehrsmittel im Wandel der Jahrhunderte zurück: von der Pferdebahn zur elektrischen „Bim“.
Begonnen hat alles mit zwei Pferden und 15 Passagieren: Ab den 1850er-Jahren wurden Wiener in Pferdestraßenbahnen transportiert. Zwanzig Jahre lang bewährte sich diese Methode, vor allem große Steigungswinkel der Straßen wurden jedoch zunehmend zur Herausforderung. Den Schwierigkeiten sowie den damit verbundenen Lösungsansätzen widmet sich Peter Wegenstein in dem Buch „Wege aus Eisen in den Straßen von Wien“. Bereits in der Vergangenheit schrieb er zum Thema „Wiener Eisen“ und befasste sich unter anderem mit dem Zugverkehr.


Sammlung Wegenstein

Wegenstein erzählt die Geschichte der Wiener „Bim“:
Von der Dampf- zur elektrischen Straßenbahn
So beschreibt er in seinem neuen Buch auch den Versuch der 1870er-Jahre, Dampflokomotiven im Stadtraum einzusetzen. Aufgrund der wirtschaftlichen Belastung entschied man sich jedoch für das kostengünstigere Modell der Dampfstraßenbahn.

Anstelle der Oberleitung wurden an diesen Stellen - unter anderem die Mariahilfer Straße und Lothringerstraße - unterirdische Stromzuführungen gebaut. Dafür wurde unter der linken Fahrschiene ein 78 Zentimeter tiefer Kanal mit zwei Stromschienen errichtet.

Nummerierungssystem seit 1907
Wegenstein erklärt die Geschichte und Entwicklung der einzelnen Linien vom Pferd zur Elektrik und erklärt auch, woher die Linienbezeichnungen stammen. Entwickelt wurde das System bereits 1907: Linien, die rund um die Stadt fahren, haben Nummern zwischen eins und 20, jene, die vom Stadtzentrum Richtung Stadtrand fahren, die Nummern 21 bis 82.

Die Nummerierung beginnt dabei beim Julius-Raab-Platz in der Inneren Stadt mit 21 und steigt entgegen dem Uhrzeigersinn an. In diesem System werden heute auch die Buslinien nummeriert, sie erhalten zusätzlich jedoch einen Buchstaben.


Sammlung Wegenstein

Auch das Nummerierungssystem der Linien wird erklärt:
Größenmarkierung für Kinder
Auch einige Kuriositäten werden in „Wege aus Eisen in den Straßen von Wien“ erwähnt. So herrscht bei den Straßenbahnen seit 19. September 1938 zwar Rechtsverkehr, an einzelnen Haltestellen, wie etwa der Kennedybrücke, gibt es aber auch heute noch Linksverkehr.

Ein Kapitel des Buches widmet sich auch den eingesetzten Fahrkarten im Verlauf der Zeit. Diese bestanden von Beginn an aus Papier und wurden zu einem Block zusammengeklebt. Mit einer Lochzange wurden sie entwertet. Kinder wurden vorrangig an ihrer Größe identifiziert. Im Waggon wurde dafür eine Markierung bei 1,50 Metern angebracht. Wer größer war und keinen Kinderausweis bei sich hatte, musste eine Fahrkarte bezahlen.

Melanie Gerges, wien.ORF.at

Links:
Publiziert am 03.09.2018
Literaturhinweis
Wege aus Eisen in den Straßen von Wien: Zur Geschichte der Wiener Straßenbahnen. Edition Winkler-Hermaden, 120 Seiten. Das Buch erscheint am 28. September 2018
1897 fuhr erstmals eine elektrische Straßenbahn durch Wien. Der Erfolg des neuen Modells führte zur Umstellung des gesamten Netzes. Einige Straßen, die die Kaiserfamilie regelmäßig befuhr, bekamen auf Befehl des Kaisers keine Oberleitung. Offiziell wurde diese Entscheidung damit begründet, dass die Architektur in diesen Gegenden geschützt werden sollte.


Von der Pferdebahn zur elektrischen „Bim“
 

josef

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#4
Wiener Öffis feiern 120-jähriges Bestehen
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Vor 120 Jahren übernimmt die Stadt Wien den bisher von Privatunternehmen geführten öffentlichen Verkehr und läutet damit eine neue Ära ein. Heute wird im Resselpark der Öffi-Jubiläumsgeburtstag gefeiert.

Online seit heute, 6.03 Uhr
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Der Bau der U-Bahn, die erste Fahrgastinformationssäule, die Einführung der Nacht-U-Bahn, der Ausbau U2xU5 sowie das Essensverbot sind nur einige wenige Meilensteine aus 120 Jahren Öffi-Geschichte. Seit jeher leisten Busse, Straßenbahnen und U-Bahnen einen Beitrag zur Stadtentwicklung Wiens sowie zum Klimaschutz. Im Zuge der ganztägigen Veranstaltung im Resselpark präsentieren die Wiener Linien im Rahmen einer Sonderausstellung die Meilensteine ihres 120-jährigen Bestehens.

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Wiener Linien
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Im Überblick
  • 9. September
  • 10.00 Uhr – 21.00 Uhr
  • Resselpark am Karlsplatz, 1040 Wieden
  • Gratis Eintritt
  • Am Öffi-Tag gratis mit den Wiener Linien mit dem Sonderfahrschein (auf der Webseite oder bei Info- und Ticketstellen erhältlich)
  • Mit dem Code OEFFITAG kann das WienMobil Rad 2x30Minuten gratis genutzt werden
Innovationen als Programm
Das neue Fahrgastinformationssystem des X-Wagens, der Gebärdenavatar für gehörlose Informationsvermittlung und eine Virtual Reality-Brille sind nur einige der Programmhighlights der Veranstaltung. Auch ein Wasserstoff-Testbus kann besichtigt werden.

Die Wiener Linien geben zudem Einblicke in den neuen Bahnsteig der U2-Station Karlsplatz. Dieser wird eine Sicherheitswand vor der Bahnsteigskante erhalten. Zudem sind bei den dortigen Bauarbeiten kuriose Funde zutage getragen worden. Für die musikalisches Unterhaltung am Fest sorgen die U-Bahn-Stars.

Wiener Linien suchen Personal
Die Wiener Linien benötigen bis zum Jahr 2031 7.000 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in verschiedensten Fachbereichen. Interessierte können sich direkt bei der Veranstaltung über mögliche Ausbildungswege und Jobmöglichkeiten informieren und sich bewerben.
09.09.2023, Astrid Seitelberger, wien.ORF.at

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Wiener Öffis feiern 120-jähriges Bestehen
 
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