In Kleinhadersdorf (Bezirk Mistelbach) wurden Reste einer 7.000 Jahre alten Besiedelung entdeckt

josef

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#1
AUSGRABUNGEN
Kleinhadersdorfer Spuren aus der Steinzeit
In Kleinhadersdorf wurden Reste einer 7.000 Jahre alten Besiedelung entdeckt.
NÖN Mistelbach, von Werner Kraus. Erstellt am 09. September 2020



In Kleinhadersdorf wurden Reste einer 7.000 Jahre alten Besiedelung entdeckt. Foto Werner Kraus

Unter der Leitung von Wolfgang Neubauer sind Archäologiestudenten der Uni Wien und Wissenschaftler des Ludwig-Boltzmann-Instituts in der Gemeinde eingetroffen: Sie untersuchen auf insgesamt 1.101 Quadratmetern einen Bereich der jungsteinzeitlichen Siedlung in der Flur Marchleithen bei der Einfahrt in den Mistelbacher Wald.
2017 und 2018 wurde auf etwa fünf Hektar eine geophysikalische Prospektion, eine Art Bodenradar, durchgeführt. Die Ergebnisse zeigten zahlreiche Spuren einer rund 7.000 Jahre alten Besiedelung.

In einem dreijährigen Forschungsprojekt werden nun durch gezielte Grabungen Fragen zu den individuellen Hausstrukturen und der Gesamtausdehnung der Siedlung geklärt. Die wesentlichen Forschungsfragen beschäftigen sich mit der wirtschaftlichen Grundlage der Siedlung und warum gerade dieser Siedlungsplatz ausgewählt wurde.

Die zahlreichen gefundenen Reibplatten könnten eine Antwort darauf geben: Die aus lokalem Gestein hergestellten Platten dienten zum händischen Mahlen von Getreide und wurden bereits in den Grabungen von Johannes Wolfgang Neugebauer (1987 bis 1992) im angrenzenden Gräberfeld gefunden.

„Der Zusammenhang der Ausgrabungen im Siedlungsbereich und dem zugehörigen Gräberfeld bietet die Möglichkeit auf einmalige Aufschlüsse zur Gesellschaftsstruktur der ersten Bauernkultur Mitteleuropas“, betont Wissenschaftler Wolfgang Neubauer den Wert.
Kleinhadersdorfer Spuren aus der Steinzeit
 

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#2
„Fabrik“ aus der Steinzeit ausgegraben
Bei Kleinhadersdorf wurden vor 7.000 Jahren Mahlsteine produziert.
NÖN-Mistelbach, von Werner Kraus. Erstellt am 15. September 2021

Wolfgang Neubauer, vom Ludwig Boltzmann Institut, erforscht ein Jahrtausende altes Siedlungsgebiet bei Kleinhadersdorf, wo Mahlsteine produziert wurden: Karl Wilfing, Hanna Pietsch, Wolfgang Neubauer und Thomas Grießl.
Foto Werner Kraus

Das Gräberfeld Kleinhadersdorf liegt auf einer erhöhten Kuppe nahe des Waldes, anschließend daran befindet sich die Siedlung. Eine ungewöhnliche Paarung für die Zeit der Linearbandkeramik. „Artesische Quellen in direkter Nachbarschaft haben die Wasserversorgung gewährleistet, und auch der fruchtbare Lössboden bot ideale Voraussetzung für eine Besiedelung“, erklärt Forscher Wolfgang Neubauer die Hintergründe.

Der Rohstoff Glaukonit-Sandstein könnte ein wichtiger Grund für die Ansiedelung sein: Aus diesen Steinen wurden Mahlsteine (Läufer und Reibplatten) hergestellt die es zuhauf hier zu finden gibt. Erste Grabungen gab es bereits 1931, nachdem beim Pflügen immer wieder Fundstücke an die Oberfläche befördert wurden. In den 80er-Jahren untersuchte der Archäologe Johannes-Wolfgang Neugebauer 21 Bestattungen, den Großteil des Gräberfeldes.

In den Jahren 2017 und 2018 gelangt es Wolfgang Neubauer und seinem Team vom Ludwig Boltzmann Institut, durch die archäologisch-magnetische Prospektion von 32,3 Hektar Fläche, ohne Grabung auch die verschiedensten Phasen der Besiedelung zu erforschen. Der Archäologe erkannte sehr rasch, dass es sich hier um einen außergewöhnlich geschichtsträchtigen Ort handelt, der zu den ältesten Besiedelungen der Bauernkultur in Österreich zählt.

Siedlungen könnten über 7000 Jahre alt sein
Gesprochen wird von Siedlungen, welche 5200 vor Christus existierten. Linienverzierte bombenförmige Keramikgefäße sind typisch für die Linearbandkeramik-Zeit. Ungefähr 3000 vor Christus dürfte es nochmals eine Besiedelung gegeben haben.

Nach Grabungen im Vorjahr, wird heuer seit dem 16. August geforscht und für das Jahr 2022 ist ein Grabungszyklus geplant: „Ein Haus wurde zur Hälfte angeschnitten und die sehr interessante Geschichte der Mahlstein Produktion verhärtete sich“, betont Neubauer.

Durch die digitale Vorarbeit kann gezielt gearbeitet werden, um weitere Erkenntnisse zu erhalten, denn das Scanning bietet ein Gesamtbild dazu, was unter der Erde verborgen liegt. Mit den Grabungen werden diese Erkenntnisse bestätigt und verstärkt. Eine nachgelagerte wissenschaftliche Auswertung der Funde wird das Alter der Besiedelung noch genauer konkretisieren.

Dann wird auch die Frage geklärt, ob es sich um Österreichs älteste Besiedelung handelt. Eines ist bereits klar: Es gab mehrere Besiedelungen, denn die Häuser weisen große Unterschiede auf.
„Fabrik“ aus der Steinzeit ausgegraben
 

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#3
7.000 JAHRE ALT
Archäologen graben Ringwallanlage im Mistelbacher Wald aus
NÖN-Mistelbach, 30. MAI 2023
Michael Pfabigan

14 Quadratmeter einer frühbronzezeitlichen, vielleicht sogar älteren Ringwallanlage werden derzeit im Mistelbacher Wald archäologisch untersucht.
FOTO: NÖN

Der Bereich des Mistelbacher Waldes ist eine der ältesten Siedlungsflächen: Am kleinhadersdorferseitigen Waldrand wurden in den vergangenen Jahren ein Dorf aus der Zeit vor 5.200 Jahren ausgegraben. Unweit davon entfernt laufen derzeit die archäologischen Grabungen an einer neolithischen Wallanlage aus etwa dieser Zeit.

Dass sich in den kleinen Tal auf der Flur Schlossleiten am südlichen Ende eines Hügelzuges etwas befindet, vermutete Mistelbacher Michael Sklensky schon länger, 2020 konnte er Archäologen von einer Begehung der birnenförmigen Anlage mit einem maximalen Durchmesser von 132 Metern überzeugen. Der Erdwall ist heute an keiner Stelle höher als maximal zwei Meter und hat eine Kronenbreite von bis zu drei Metern. Bei einer archäologischen Prospektion mit Geomagnetik wurden mehrere „Anomalien“ entdeckt, die sich die Forscher nun genauer ansehen wollen.

Einige werden aufgrund der Bilder des Bodenradars als Gruben gedeutet, vermutlich sind auch die Grundreste eines Hauses mit dabei. Geomagnetisch zeigten sich auch Spuren einer Holzkonstruktion für eine innere Wallbefestigung sowie einer Vorwallkonstruktion. „Aufgrund der Datenlage durch die Messung und der der im Zuge der Feldarbeiten beobachteten Funde kann die Anlange als einfache, wahrscheinlich frühbronzezeitliche Wall-Grabenanlage angesprochen werden“, sagen die Forscher. Die datiert um das Jahr 2.000 vor Christus.

Deutlich ältere Spuren wurden allerdings bei Grabungen, die derzeit von einer privaten Initiative interessierter Laien unter Leitung des Bundesdenkmalamtes gefunden: Das Ergebnis bis jetzt sind mehrere Pfostenlöcher, die zur Bebauungsstruktur der Anlage gehörten, eine Anzahl unterschiedlich großer Keramikstücke sowie ein großes Stück eines verkohlten Balkens, mit dem eine C-14-Untersuchung durchgeführt werden soll, so dass anschließend ziemlich genau das Alter dieses Balkens feststeht. „Aber das dauert noch, bis wir da das Ergebnis haben“, sagt Michael Sklensky. Dort gefunden Keramik und eine bearbeitete Feuersteinknolle deuten für ihn auf die Jungsteinzeit hin.



Bürgermeister Erich Stubenvoll und Hobbyarchäologe Michael Sklensky.
FOTO: Stadtgemeinde Mistelbach

Warum initiierte der begeisterte Hobbyarchäologe die Grabung? „Ich kenne die Anlage seit meiner Kindheit da sind wir immer mit dem Rad her gefahren“, erzählt er. Und niemand habe ihm sagen können, was das da im Boden sei. Auf alten Karten aus den 1950er-Jahren war in diesem Bereich der Schlossleiten eine Awarenringwall eingezeichnet, Gewissheit gab es nie. Durchaus möglich, dass die alte Anlage auch von den Awaren (5. bis 9 Jahrhundert nach Christus) genutzt wurde. Im Zweiten Weltkrieg gab es eine MG-Stellung hier, Granatsplitter wurden ebenfalls ausgegraben.

„Das besondere für mich ist, dass wir es hier mit einer jungfräulichen Wallanlage zu tun haben. Wenn wir jetzt nicht damit beginnen, nach Antworten zu suchen, werde ich keine mehr bekommen“, sagt Sklensky.

Archäologen graben Ringwallanlage im Mistelbacher Wald aus
 
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