In deinem Interessensgebiet muss man sich noch persönlich körperlich anstrengen, um etwas zu erreichen, um überhaupt zum Ausgangspunkt zu gelangen.
Verschieden. Aber ich muss mich meistens mehr anstrengen als der Grundbesitzer, der über die Forststraßen hinfahren darf und direkt aus dem Anhänger seinen Müll ablädt.
Und wer überwindet sich wirklich, in ein dunkles Loch hinabzusteigen?
Wer überwindet sich, an der Fassade in den zweiten Stock eines Hauses hinaufzuklettern und dort durch ein Fenster einzusteigen? Es gibt sowohl bei Höhlen als auch bei Lost Places leichter und schwerer zugängliche.
Bei den Lost Places fährt man möglichst nahe hin und schaut nach.
Soweit ich weiß, gibt es unter Urbexern einen Ehrencodex, nichts zu beschädigen und nichts mitgehen zu lassen (sogar wenn klar ist, dass der Besitzer froh ist, wenn es wegkommt). Vielleicht sogar noch mehr als unter Höhlenforschern. Wenn ein Lost Place verwüstet ist, kann man davon ausgehen, dass es kein Urbexer war und dass er dementsprechend auch nicht über Urbex-Foren den Ort entdeckt hat.
Dürfte auch dir bekannt sein (Hüttenbesuche), bei allem was schnell zu erreichen ist, kommt auch viel "Unangepasstes".
Schutzhütten/Wirtshäuser? Dazu kann ich nichts sagen. Ich habe keine Zeit um dort einzukehren.
Du argumentierst damit, dass Lost Places geheim gehalten werden müssen, weil sie so leicht zugänglich sind. Unter dieser Prämisse lassen sie sich aber gar nicht geheim halten, weil sowieso jeder Einheimische sie kennt.
Spreche hier aus eigener Erfahrung wie bekannt gemachte Lost Places rapide verschmiert, vermüllt und demoliert werden (z.B. Feichtenbach).
Ich schätze mal, dass auch dort die Einheimischen (Piestingtaler) es waren. Ich war in den Gebäuden nie drinnen, aber soweit ich weiß, wurde die Anlage wie viele andere von Immobilienspekulanten dem Verfall preisgegeben. Genauso wie auch die ganze Umgebung (Wanderwege usw.) total heruntergekommen ist. Wenn Jugendliche da eindringen und ihre Parties feiern, ist das kein Auslöser des Verfalls, sondern eine Folge davon.
Ein anderer Grund sind die Eigentümer, die ja oft physikalische Personen sind bei LOST PLACES und auch für was haften. Die können auch mit Strafen, Anzeigen etc. reagieren.
Du hast grad Feichtenbach als Beispiel gebracht, wo die Eigentümer bekannterweise keine physischen Personen sind, sondern laut Wikipedia eine "deutsche Holding Gesellschaft". Privatpersonen könnten sich so eine Immobilie gar nicht leisten, oder sie würden sich mehr darum kümmern.
Auch die meisten Luftschutzstollen gehören keinen Privatpersonen, sondern den Gemeinden, der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) usw.
Haftung hat aber sowieso nichts damit zu tun, ob es eine Privatperson, Gesellschaft oder Behörde ist. Bei der Behörde spricht man von Amtshaftung.
Genauso hat die Haftung des Eigentümers nichts damit zu tun, ob er Besucher wegen Besitzstörung verklagt.
Ich selbst (bin nicht der Forenbetreiber) wurde von einer Schloßbesitzerin aufgefordert, mein Post zu entfernen. Naja, man soll nicht alles tun, was andere fordern - aber all diese Sachen sind unangenehm und erfordern auch rechtliches Basiswissen.
Ich wurde auch schon mehrmals von Grundbesitzern und sogar einem Anwalt aufgefordert, Daten aus OSM rauszulöschen oder anders zu taggen. Bis auf einen Fall, wo ich den Besitzer persönlich kannte und ich ohne ihn das Objekt gar nicht erst gefunden hätte, und einen Fall mit irreführender Beschilderung hab ich ihnen immer nur geschrieben, dass ich nach bestem Wissen und Gewissen kartiere und sie keinen Einfluss nehmen können. Wenn man Infos ins Web stellt, gibt es immer Leute, die das mögen, und Leute, die es nicht mögen. Damit muss man leben.
In deinem Fall, bei Höhlenerkundungen oder von tausenden Eintragungen in eine Karte ist es meist egal - weil der Eigentümer der Staat, die Bundesforste, die Gemeinde Wien etc. sind, welche ganz einfach andere Maßstäbe haben. Da läuft es auch oft unter "Sehenswürdigkeit", "Schutz der Tiere", es gibt ja auch ein öffentliches Höhlenkataster, woran man seit hundert Jahren arbeitet.
Also grad bei Stollen sind die öffentlichen Eigentümer überhaupt nicht an einem Schutz interessiert, ganz im Gegenteil, sie sprengen oder betonieren die Eingänge zu oder verfüllen sogar die ganze Stollenanlage mit Beton. Auch Naturhöhlen haben Behörden schon auf dem Gewissen (in den letzten Jahren z.B. Herminenhöhle und Heuloch).
Der Höhlenkataster ist NICHT öffentlich, und das ist genau der Grund, warum ich seit 12 Jahren die Höhlen in OSM kartiere: um sie öffentlich zu machen.
So oder so verstehe ich nicht, warum du Höhlen und Lost Places gegenüberstellst, vor allem im Kontext dieses Threads, in dem es doch um Luftschutzbunker/-stollen geht. Siehst du die als Lost Places? Ich assoziiere unter dem Begriff ein verlorenes Paradies, nicht einen vergessenen Ort des Schreckens. Man darf nicht übertreiben, das Piestingtal war nicht gerade der Hotspot der Bombenopfer, aber es war eine schwierige Zeit und die Bunker sind neben ihrer Bedeutung als Biotope vor allem auch Stätten der Erinnerung. Als solche können sie nur dann genutzt werden, wenn sie bekannt sind. Je mehr etwas geheim gehalten wird, desto mehr geht die Erinnerung verloren. Selbst wenn sie physisch erhalten bleiben, gehen doch alle Überlieferungen verloren, wenn sie nicht weitergegeben werden.
Ja, JOA verließ das Forum - er macht großartige Fotos und strukturierte Geschichten und man kann mit ihm gut reden - aber irgendwie hat er manchmal Probleme in einigen Foren - so auch hier.
Normalerweise verstehen sich Leute gut, wenn sie einander ähnlich sind. Bei "Alphatieren" ist es aber umgekehrt. Joa agiert in seinem eigenen Forum genauso wie die Betreiber hier, indem er andere User vertreibt und auf Geheimhaltung bedacht ist. Er teilte mir mit, dass er seine Berichte eigentlich nur für sich selber schreibt.