"Georgi-Stollen" ehem. Eisenerzbergbau in Pitten

Bunker Ratte

Well-Known Member
#1
Auf den Spuren der Vergangenheit an der Wr.Neustädterstrasse, eine Gedenkstätte mit Erinnerungen an den ehemaligen Bergbau in Pitten.

Die ersten Erzschürfe liegen im Dunkeln. Als die Erzvorkommen am Schlossberg im Jahre 1786 an die Grafen Hoyos verliehen wurden, fand man Reste eines vielleicht 100jährigen Bergbaues. 1787 erhielt Christine Hoyos die Bewilligung zum Bau eines Hochofens. Der Bergbau war durch Wirtschaftskrisen oft stillgelegt und erlebte einige Besitzerwechsel. 1804 ließ Graf von Pergen den Erbstollen (Georgi-Stollen) zur Lösung des Schlossbergerzfeldes ansetzen. Von 1853-1860 wurden 432.490 Zentner Erz gefördert und im Ort verschmolzen. 1866 kam die "Pittener Eisengewerkschaft" in den Besitz der Sigl'schen Lokomotivfabrik zu Wiener Neustadt. Der Tiefbau mit dem Abteufen des Josefi-Schachtes beginnt. 1869-1870 baute man eine neue Hochofenanlage. Zwischen 1887 und 1897 betrug die Förderung 500.000 Meterzentner Erz. Unter dem Besitzer Chaudoir wurden 1897 der Bergbau und die Eisenhütte stillgelegt. Erst 1924 begann eine Aktiengesellschaft wieder mit dem Tiefbau. Der Schachtröstofen an der Bahnlinie in Brunn ging 1924 in Betrieb. Die Rösterze wurde in die CSSR geliefert. Die Fördemenge betrug 1930 34.700 Tonnen. Nach der Einstellung 1930 nahmen die Oberschlesischen Hüttenwerke 1940 den Betrieb wieder auf. 1943 wurden 27.298 Tonnen und 1944 noch 19.375 Tonnen gefördert. Am 1. April 1945 erfolgte die endgültige Einstellung des Bergbaues. Das Spateisenvorkommen liegt in linsenförmigen Erzgängen. Der Abbau in den alten Bauen betrug 2 bis 3 m, im Tiefbau war er geringer. Heute erinnern uns noch die Straßennamen wie: "Auf der Schmelz", "Werksgasse" und Grubenhausweg" sowie am Schlossberg der "Rauchfangwald" und die Grabtafeln der Eisenwerksverweser bei der Bergkirche an die Blütezeit des Bergbaues von Pitten.
Nach Kriegsende wurden in den Stollen rund 130.000 Tonnen Donarit eingelagert, das zwischen Mai 2001 und Juni 2002 mit einem Kostenaufwand von rund 3.270.000,- Euro ausgeräumt und umweltgerecht entsorgt wurde.
Quelle: Marktgemeinde Pitten Chronik und eine Info über Sanierte Altlast N8: St. Georgi Stollen

einige Aufnahmen:
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Anhänge

#3
auch dieser Stollen dürfte mit dem Eisenerzbergbau in Pitten zu tun haben:
Der Heuwegstollen ein wenig abseits eines Wanderweges in Pitten ist geschätzt 350m lang. Am Ende des Stollens sieht es wie eingebrochen aus? Vielleicht weis jemand mehr darüber?

ein kleiner Textauszug aus Wiki
Im 18. Jahrhundert wurde begonnen, in Pitten Eisenerz abzubauen, das sich durch große Reinheit und hohen Gehalt an Mangan auszeichnete. Ab 1789 wurde das Erz auch im Ort verhüttet. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die Roheisenproduktion auf 300 bis 400 Zentner pro Woche gesteigert; die Verarbeitung erfolgte in einer ebenfalls im Ort gelegenen Gießerei. Nach einem Eigentümerwechsel wurde das Roh- und Gusseisen im Walzwerk der neuen Besitzer in Lilienfeld verarbeitet.

die Emma hat das Mundloch gefunden:D;):
und nimmt die Fährte auf;)
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josef

Administrator
Mitarbeiter
#5
Bei
Andreas Kusternig, "Bergbau in Niederösterreich", Vorträge und Diskussionen des 6. Symposions des NÖ. Institutes für Landeskunde, Pitten 1.-3. Juli 1985
fand ich einen Saiger- und Grundriss der Pittener Eisenerzbergbau-Felder:
1640710212647.png
Leider ist darauf keine Bezeichnung "Heuwegstollen" zu finden. Aber in den "Schlossberg- und Eichwaldfeldern" gibt es oberhalb des "Georgi-Stollen" im Schlossberg-Feld weitere unbenannte Sohlen.
Hoffe, die Einträge und Bezeichnungen sind auf der gescannten schlechten "Kopie einer Kopie" einigermaßen zu lesen...
Der Heuwegstollen ein wenig abseits eines Wanderweges in Pitten ist geschätzt 350m lang
Ist der Stollen tatsächlich über 300 m weit befahrbar? Irgendwo in den Weiten des Netzes ist eine Länge von ca. 112 m angeführt (ohne weitere Hinweise...).
 

josef

Administrator
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#7
Weitere Ergänzungen zum ehemaligen Bergbau- und Hüttenstandort Pitten:

In der im Beitrag #5 erwähnten Literatur gibt es weitere Bilder und Planskizzen,
so ein (eher schlechtes) Foto von Pitten aus Ende des 19. Jahrhunderts...
1640973411737.png

Schloss mit Schlossberg samt Bergkirche mit vorgelagertem Hüttenwerksensemble (Bildquelle: Andreas Kusternig, "Bergbau in Niederösterreich" )

...sowie ein Lageplan aus der Zeit um 1860...
1640722850217.png
(Bildquelle: Andreas Kusternig, "Bergbau in Niederösterreich" )

...und noch ein Versuch einer Darstellung der Örtlichkeiten lt. den diversen Hinweisen auf GE:
1640722963532.jpeg
Legende:
1. Bereich ehemaliger Hüttenwerksstandort mit Erzlager, Röstofen, Kohlenbarren, Hochofen, Gießerei und sonst. Nebenanlagen. Das Erz zur Beschickung des Hochofens (-> Neuerrichtung 1870) wurde aus den verschiedenen Abbaufeldern über die Grubenbahn des "Georgistollens" ausgebracht und über die obertägig weiterführende Erzbahn zur Röstanlage bei der Hütte gebracht. Durch Konkurs der Betreibergesellschaft wurde der Gesamtbetrieb (Bergbau und Hütte...) 1897 eingestellt.

2. 1924 wurde die Erzförderung im Grubenbau wieder aufgenommen. Da die Hüttenanlagen samt Röstofen damals bereits abgetragen waren, errichtete man an der Aspangbahn bei der Haltestelle Pitten-Brunn eine neue Schachtofen-Röstanlage mit Bahnanschlussgleis. Das Erz verlor durch den Röstvorgang Gewicht, was die Transportkosten zum Hauptabnehmer in der Tschechoslowakei erheblich senkte. Zur Anlieferung des Roherzes zur neuen Röstanlage wurde eine von der alten Erzbahntrasse abzweigende Strecke neu gebaut. Die Wirtschaftskrise erzwang 1930 eine neuerliche Schließung der Grube. Der durch die Kriegsrüstung bedingte enorme Erzbedarf veranlasste die “Oberschlesischen Hüttenwerke-AG“ 1940 zur Wiederaufnahme des Bergbaues. Mit Einmarsch der "Roten Armee" im Gebiet von Pitten endete mit 1. April 1945 endgültig die Bergbautätigkeit...

3. Liegenschaft der hier von @Bunker Ratte beschriebenen ehemaligen Papierfabrik Hamburger. Das "neue" Werk der Hamburger-Gruppe liegt heute südlich des Ortes Pitten...
 

Viruz

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#11
Witzig dass, bei dem Stollen eine Höhlenkatasternummer angebracht wurde (2872/4), welche zwar das Katastergebiet richtig angibt, aber trotzdem nichts mit dem Stollen zu tun hat. Die aufgemalte Nummer gehört nämlich zur Excentriqueshöhle( Luftlinie ca 1,8km entfernt). In der Höhlendatenbank, ist hier gar nichts verzeichnet. (Schon klar, dass Bergbauten in der Datenbank nicht aufgenommen sind, trotztem komisch, dass die Katasternummer da ist.)
 

fkv

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#12
@Viruz Welche Höhlendatenbank meinst du? Der aufgemalten Katasternummer steht ein K (für: künstliches Objekt) voran: K2872/4 (alias 2872/K4). Eine falsche Katasternummer aufgemalt ist beim Linsbergstollen.
 
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