Hab mich mal wieder etwas mit der Sache beschäftigt. Mittlerweile habe ich Folgendes noch erfahren:
1. In Mehltheuer gibt es heute noch mindestens eine dieser Baracken - allerdings ist diese quasi jetzt schon aus 3. Hand, denn die wurde vor etlichen Jahren mal umgesetzt.
2. Das Waldwerk war den Mehltheurern bekannt, allerdings war das natürlich Sperrbezirk. Den Wald zu betreten oder auch nur über die Vorgänge da zu reden, konnte den Tod bedeuten.
3. Es gab auf Höhe des Eingangs zur Bundesstrasse ein Feuergefecht zwischen den Amerikanern und einer Wachmannschaft, bei der diese getötet wurde. Noch Jahre später standen an dieser Stelle Kreuze. Evtl. wurden die getöteten Wachsoldaten vor Ort bestattet und vor einigen Jahren umgesetzt (unbestätigt). Die Amerikaner zogen jedoch weiter, ohne in den Wald zu gehen. Nach dem Durchzug haben die Einwohner bereits Sachen aus dem Waldwerk geplündert, unter Anderem grosse Mengen Leder. Die Rede war von großen Hallen aus Wellblech.
4. Der Direktor der Tüllfabrik Gustav Strobach weigerte sich zunächst, seine Produktion einzustellen und für die Vomag zu produzieren - geholfen hat es nicht. Zumindest schaffte er den Zwangsarbeiterinnen erträgliche Lebensumstände - was ihm später in der DDR-Zeit zugute kam. Seine Tochter Elfriede Strobach starb vor einigen Jahren. (Hatte sie noch kennengelernt, allerdings da noch keine Kenntnis der ganzen Vorgänge)
Die Frage, die sich noch stellt - wurden alle Zwangsarbeiterinnen in Mehltheuer befreit (Zahlen?), oder gab es noch einen Todesmarsch der ERLA-Beschäftigten?
5. Zu der Sache vom Bunkersachse mit dem Gefangenenlager für französiche Kriegsgefangene; Hab durch Zufall eine interessante Geschichte gefunden:
Hier schreibt ein Franzose über die Todesumstände seines Vaters, das deckt sich mit den Sachen, die ich erfahren habe. Am Nachmittag nach der schlimmsten Bombardierung Plauens durch die RAF, dem 11.04.45 gab es einen weiteren Angriff durch die USAAF. Schlimmstes fürchtend flüchteten einige Mehltheurer in den Wald Richtung Bernsgrün. Dort sahen sie, daß es jedoch kein Bombenangriff sondern ein Aufklärungsflug war, der die Schäden dokumentieren sollte. Die Flieger beschossen bei der Gelegenheit einen Zug, der gerade zwischen Bernsgrün und Mehltheuer unterwegs war. Daß es ein Flüchtlingszug war, mit dem wohl ausgerechnet die Franzosen aus Syrau unterwegs waren, ist wohl die bittere Ironie des Krieges.
Das eine Bild zeigt übrigens die Fertigungsstrecke der Charge 32-33000 der Bf109 (G-6) des ERLA-Werkes Leipzig vom Herbst '43. Das Waldwerk kann wohl kaum solche Ausmasse gehabt haben, allerdings zeigt es schon, daß ein Mindesmaß an Platz schon vorhanden gewesen sein muß.