Funde am Areal der Grazer Burg zeigen, dass Graz in der Bronzezeit und davor die größte Siedlung in der heutigen Steiermark gewesen ist

josef

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SPANNENDE ARTEFAKTE
Archäologische Schätze aus mehreren Jahrtausenden unter Grazer Burg entdeckt
3.000 Jahre altes Urnengrab, Schmuckfragmente und Scherben ergeben neues Bild der Grazer Besiedelungsgeschichte

Die archäologischen Ausgrabungen unter der Grazer Burg brachten zahlreiche faszinierende Funde aus mehreren Jahrtausenden ans Licht.
Foto: Universalmuseum Joanneum

Die im Zuge des Revitalisierungsprojektes der Grazer Burg durchgeführten Grabungen haben archäologisch hoch interessante Ergebnisse gebracht. Unter anderem lässt sich aus den Funden am Areal des Sitzes der Steiermärkischen Landesregierung schließen, dass Graz in der Bronzezeit und davor eine der größten Siedlungen in der heutigen Steiermark gewesen sein muss.

3.000 Jahre altes Urnengrab
Marko Mele, der Leiter der am 1. November begonnenen und am 10. Dezember abgeschlossenen Ausgrabungen, präsentierte einige der zahlreichen Einzelfunde. Zu den Highlights zählen das Segment eines Armreifens und ein rund 3.000 Jahre altes Urnengrab. Letzteres gehört laut Mele zu den ältesten gefundenen Brandgräbern in der Steiermark. Es wurde im Block von der Fundstelle geborgen und soll nun genau untersucht und nach Möglichkeit restauriert werden.


Das rund 3.000 Jahre alte Urnengrab soll nach der Bergung genauer untersucht werden.
Foto: Universalmuseum Joanneum

Durch diese und zahlreiche weitere Funde aus den insgesamt 17 im Burgareal durchgeführten archäologischen Schnitten präsentiert sich laut Mele, der auch als Chefkurator beim Universalmuseum Joanneum tätig ist, erstmals das Bild einer zusammenhängenden prähistorischen Besiedelung der Grazer Stadtkrone vom Schloßberg über den Karmeliterplatz bis zur heutigen Burg.

Bisher ging man davon aus, dass der Kern des Grazer Stadtgebietes erst im Frühmittelalter zusammenhängend dicht besiedelt worden war. Zur Zeit der Kelten und der Römer gab es auf heutigem Grazer Stadtgebiet keine Siedlung mit größerer Bedeutung.

Rätselhafte Gebäudereste
Das Archäologenteam um Mele fand in den drei Burghöfen und bei den Grabungen innerhalb der Burggebäude auch interessante Artefakte aus dem Frühmittelalter – neben zahlreichen Tonscherben beispielsweise einen halbmondförmigen Ohrring mit Glaseinlagen. Hinzu kommen einige rätselhafte aus der Neuzeit stammende Bautenreste, die bisher vollkommen undokumentiert waren.


Zu den Highlights zählen das Segment eines Armreifens (links) und ein halbmondförmiger Ohrring mit Glaseinlagen.
Fotos: Universalmuseum Joanneum

Die Archäologen wollen im Jänner dem Bundesdenkmalamt einen umfassenden Bericht über die Grabungsergebnisse vorlegen. Erst danach wird entschieden, ob weitere Grabungen bei den geplanten baulichen Maßnahmen im Zuge der "Revitalisierung Grazer Burg" vorgenommen werden müssen.

Architekturwettbewerb
Hinsichtlich der Umgestaltung des Burgareals soll im zweiten Quartal 2022 ein europaweiter Architekturwettbewerb ausgeschrieben und ein Siegerprojekt bis nach dem Sommer gekürt werden. Ein museales Konzept für die getätigten Funde und deren Dokumentation muss erst erstellt werden.
(red, APA, 26.12.2021)

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Universalmuseum Joanneum: Archäologischer Schatz unter der Grazer Burg
Archäologische Schätze aus mehreren Jahrtausenden unter Grazer Burg entdeckt
 
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