Erinnerung an die Holzknechte von Mürzsteg

josef

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Den Holzknechten über die Schulter geschaut
Sie waren wahre Virtuosen an der Säge - die Holzknechte. Einen Einblick in ihr geschichtenumwobenes Leben und ihre harte Arbeit gibt das Holzknechtmuseum in Mürzsteg von Richard Wieland.
„Der Holzknecht, das war eigentlich DER Beruf in unserer Gegend. Der Bergbau war vor 200 Jahren ja schon wieder längst vorbei. Laut Aufzeichnungen hat es nach dem Zweiten Weltkrieg ungefähr 300 Holzknechte in der Gegend gegeben, heute gibt es hier nur mehr einen einzigen hauptberuflichen Holzknecht“, schildert Richard Wieland, der einst die Idee für das Holzknechtmuseum in Mürzsteg hatte, um dem aussterbenden Beruf ein Denkmal zu setzen.

Ein Leben voll harter Arbeit
Denn was heute der präzise Schnitt einer Motorsäge ermöglicht, war einst eine ungeheuere Herausforderung für die Holzknechte: Museumsführer Franz Klopf etwa zeigt die unterschiedlichsten Werkzeuge für die Schlägerung des Holzes von Zweimann- und Einmannsägen bis hin zu Fuchsschwänzen.


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Jedes Werkzeug hat bei Klopf seine eigene Geschichte

Die Zeitreise führt dabei auch kuriose Werkzeuge vor Augen - etwa eine 16 Kilogramm schwere Säge, die es für die Knechte immerhin einen ganzen Arbeitstag lang zu bedienen galt.


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Fotos erinnern im Museum an die vergangenen Tage

Nicht minder mühsam war einst auch der Transport der Hölzer: Fotos aus noch gar nicht so langer Zeit entführen im Holzknechtmuseum Mürzsteg in eine Arbeitswelt, die heute kaum mehr vorstellbar ist. Und doch ist es gelungen, das wertvolle Holz zu ernten, auch dank des Fortschrittes in der Technik.

Arbeitsgewand für Monatsgehälter
Auch in puncto Kleidung sprechen die Experten beim Holzfällergewand über wahre Wertgegenstände: „Zu Beginn seiner Arbeit hat sich der Holzknecht einmal Schuhe machen lassen müssen. Das hat rund zweieinhalb Monatsgehälter gekostet - das muss man sich mal vorstellen!“, schildert Museumsführer Franz Klopf.


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Das Arbeitsgewand als Luxusgut zeigt Klopf im Museum

Hans Brandl blickt als ehemaliger Holzknecht zurück in die Zeit, als er noch um 4.30 Uhr mit seinen Kollegen in die Arbeit fuhr, „weil da noch keine Waldstraßen waren, sind wir zu Fuß auf den Berg gegangen und haben um 7.00 Uhr mit der Arbeit begonnen“.


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Hans Brandl erinnert sich zurück an Damals - und greift zur Säge

„Mittags haben wir in der offenen Hütte, so wie man sie hier auch sieht, Sterz gekocht. Ich war der Spurk, der Jüngste und musste deshalb schon alles für die anderen bereitstellen“, so Brandl.

„Sechs Mal Sterz“
„Ein altes Sprichwort hat geheißen: Sechs Mal Sterz - und die Woche ist aus“, erzählt Obmann Wieland beim Kochen in der museumseigenen Laftenhüte. Sie wurde von den Holzknechten aus Baumrinde gezimmert, als Koch-, Ess- und Schlafstätte - kein Luxus, keine Bequemlichkeit, nur ein Feuer, das als Wärme- und Lichtquelle sowie als Kochplatz diente und harte Pritschen, auf die der Museumsobmann hinweist.


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Richard Wieland weist auf die harten Lebensumstände der Knechte hin


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Ein Blick in das Holzknechtmuseum soll die Vergangenheit lebendig machen

Schließlich ging es für die Knechte wieder zurück ins Dorf und zur Arbeit auf ihrem kleinen Selbstversorgerhof - es waren Leben voller Mühe und Arbeit, denen das Holzknechtmuseum Mürzsteg ein Denkmal setzt und dem Besucher Respekt abringt; vor der Leistung der Holzknechte von einst.

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