Einige weitere alte Werkstätten im "Industrieviertelmuseum Wiener Neustadt"

josef

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#1
Neben den bereits vorgestellten Schauräumen wie jenen über "Luftschutz im WKII", einer "alten Kanzlei" und der "Schusterwerkstatt" gibt es noch weitere Darstellungen alter Werkstätten im "Industrieviertelmuseum WN":

Das Museum wurde in einem alten Gebäudekomplex einer ehemaligen Hammerschmiede eingerichtet:

(Alle in den Beiträgen folgenden Fotos stammen v. 15.07.2016)

1. Der unter Denkmalschutz stehende Baukörper an der Straßenseite weist im Mittelteil ein Obergeschoss mit einer Hofeinfahrt auf, während die den Hof umschließenden Werkstattgebäude ebenerdig ausgeführt sind.
2. Alte Haltestellentafel des "Kraftwagenbetriebes" der Stadt.
3.- 4. Der von den Werkstattbauten umgebene Innenhof.
5. Der Rahmen des im Hof ausgestellten Federhammers weist Beschädigungen durch Bombensplitter auf - hier gibt es schon einen Bericht dazu...
 

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josef

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#2
Buchbinder:

2 Gerätschaften einer ehemaligen Buchbinderei:

1. Buchbinderpresse
2. Eine leider im Freiluftbereich abgestellte und vor sich dahinrostende "Buchfadenheftmaschine"
3. Kurzbeschreibung zur Fadnheftmaschine
 

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josef

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#3
Tischlerei:

Die Einrichtung und Werkzeugausstattung der Tischlerei erinnert noch an die "(gute ?) alte Zeit", wo die "Handarbeit" noch im Vordergrund stand:

1. "Hobelbank" zum Einspannen der zu bearbeitenden Werkstücke
2. Alte Hobelmaschine
3. Werkzeugschrank mit verschiedenen "Stemmeisen" usw.
4. Hölzerne Schraubzwingen und Handsägen
5. - 6. Jede Menge "Handhobel"...
 

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josef

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#5
Historische Druckerei:

In einem Gewölbesaal im Hauptgebäude sind Exponate alter Druckereien in Form einer "Handsetzerei" und einer "Linotype-Setzmaschine" ausgestellt:

Ich hoffe, dass die Beschreibungen der nachfolgenden Fotos so einigermaßen stimmen, da die "Schwarze Kunst" nicht unbedingt mein Fachgebiet ist... :confused:
Bei Fehlern, falschen Bezeichnungen usw. ersuche ich um Korrektur!

1. Handsetzer an der Druckerpresse
2. Alte Linotype-Setzmaschine (betriebsfähig...)
 

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josef

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#6
Handsetzerei:
1. Szenenbild aus dem Saal einer Handsetzerei eines Zeitungsverlages.
2. Blick in den historische "Museums- Druckerei". Links die Setzmaschine, rechts Arbeitsplätze für die händische "Satzerstellung".
3. Arbeitsplatz für "Handsatz" - in den Laden sind die Letter für die verschiedensten Schriftarten und Größen gelagert.
4. Alles geordnet und griffbereit...
5. Eine druckfertig gesetzte Seite...
6. Handpresse
7. - 9. Seitenverkehrt erstellte Druckstöcke -> "Klischees" für Bilder, Logos, Stadtpläne usw. ...
10. Eine Steindruckplatte (gebrochen) zur Herstellung von "Lithografien"
 

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josef

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#7
Linotype-Setzmaschine:
Nun eine Fotoserie der historischen "Linotype-Setzmaschine", leider ist auf dem Firmenschild (Bild 9) kein Fertigungsjahr zu finden...

1. - 4. Diverse Ansichten der filigranen Maschine
5. Tastatur zur Erfassung des Textes
6. Fertig gesetzte Seite
7. Kurze Funktionsbeschreibung (mehr im oben verlinkten "Wiki-Beitrag")
8. Funktionsschema
9. Firmenschild
10. Detail der Mechanik...
 

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josef

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#8
Habe gerade beim ORF-Kärnten einen Beitrag gefunden, der zum "Druckerei-Thema" passt:

Von beweglichen Lettern bis Coldsetdruck
Der Völkermarkter Volker Rasse hat vor 40 Jahren als Buchdrucker in der Druckerei Carinthia begonnen und die technische Entwicklung vom Schriftsetzen wie zu Gutenbergs Zeiten bis zu einer der schnellsten Druckmaschinen der Welt miterlebt.

Das geschriebene Wort übte auf Volker Rasse schon immer eine große Faszination aus. Der heute 60-jährige Betriebsleiter ging durch alle möglichen Stationen im Druckergewerbe. Er erinnert sich, dass bei der Aufnahmsprüfung rund 120 Bewerber dabei waren, 20 Lehrlinge seien aufgenommen worden. „Ich war beim Rechtschreiben laut meiner Noten nicht gerade eine Koryphäe und hatte mir gar keine Chancen ausgerechnet.“


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Volker Rasse ist Herr über die schnellste Zeitungsdruckmaschine Europas

„Schriftsetzer waren die ‚Sirs‘“
Er sei aber nicht als Schriftsetzer, sondern als Buchdrucker genommen worden. Dabei habe er in der Druckerei die Materialien lernen müssen. In der Sparte gebe es für alles eigene Bezeichnungen. So gebe es keine metrische Einheit, sondern Punkte. Ein Punkt ist 0,376 Millimeter. Nach einigen Wochen sei sein Ausbilder gekommen und habe ihm gesagt, er habe das Talent zum Schriftsetzer. „Früher war das unter den Lehrlingen fast so etwas wie ein Konkurrenzkampf. Die Schriftsetzer waren die ‚Sirs‘, die mit dem Mantel herumgelaufen sind und nie so dreckig wie die Buchdrucker in ihrer Montur waren.“

Daraufhin habe er sich gesagt, dass Dreckige sei nicht so Seines und habe den Lehrberuf gewechselt, so Volker Rasse. Er habe dann Schriftsetzer gelernt. „Das war wie zu Gutenbergs Zeiten mit beweglichen Lettern aus 1450. Es hat sich bis 1886 nichts verändert, bis die ersten Setzmaschinen erfunden wurden. Bis in die 70er-Jahre hat man mit beweglichen Lettern produziert, Buchstabe für Buchstabe.“


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Die fertige Zeitung wird auch gleich gelesen, 1989

Zwei Jahre für die Gutenbergbibel
In einer Stunden werden heute in der Druck Carinthia St. Veit 45.000 Zeitungen gedruckt. Damit sei die Maschine die schnellste Zeitungsdruckmaschine. Man könne nur Zeitungspapier verarbeiten, das zu 95 Prozent aus Recyclingpapier bestehe. Für die Gutenbergbibel brauchten 20 Setzer zwei Jahre. Als er 1972 zu lernen begonnen habe, so Rasse, arbeiteten 80
Setzer an einer Zeitung. Den Aufwand könne man sich nicht mehr vorstellen, heute machen das ein paar Redakteure am Computer. Der Berufsstand der Setzer und Drucker war angesehen, man habe bis heute das Privileg, einen Degen zu tragen. Das durfte damals nur der Adel und die Buchdrucker, so Rasse.

Lehrlinge wurden „getaucht“
„Es hat auch keine Abschlussfeier, sondern die Gautschfeier gegeben. Das ist heute noch Bestandteil von der Lehre, dass die Lehrlinge von Sünden reingewaschen wurden. Sie werden in einen tiefen Trog reingetaucht. Je schlimmer sie während der Lehrzeit waren, desto tiefer wurden sie getaucht.“


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Rein ins Wasser mit den ausgelernten Burschen, 1976

Ein besonders Werk, das er gesetzt habe, sei das Carinthia II gewesen, ein wissenschaftliches Werk. Es sei wenig bekannt, aber eine Herausforderung beim Setzen gewesen. Oder auch die Messekataloge, die es heute so nicht mehr gebe, erinnert sich Rasse. Die seien monatelang vorbereitet worden. Bei Rechtschreibfehlern sei den Lehrmeistern schon einmal die Hand ausgerutscht, so Rasse. Er habe einmal einen Tritt in den Allerwertesten bekommen, weil er ein Wort fälschlicherweise mit einem stummen H geschrieben habe. „Das habe ich mir ein Leben lang gemerkt und nie mehr falsch geschrieben. Es war das Wort ‚persönlich‘“.


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Volker Rasse arbeitet mit Fotosatz, der Text wird eingegeben

Meilenstein Fotosatz
Jedes Werk, das gesetzt wurde, sei von etlichen Korrektoren und Lektoren gelesen und korrigiert worden, bis hin zu jedem Beistrich. Dazu habe man heute keine Zeit mehr, so Rasse. 1978 sei der große Bruch mit dem Fotosatz gekommen. Von der beweglichen Letter aus Blei hin zu Papierbahnen. Während der Umstellung haben die Setzer ein halbes Jahr lang in einem Bierzelt im Hof der Carinthia gearbeitet, oft mit Temperaturen bis 40 Grad. 1987 habe es dann die nächste Weggabelung für ihn gegeben, so Rasse. Viele Kollegen seien in die Redaktionen gegangen und machten Layout. Er sei dann in den Offsetdruck gegangen und habe es mit 35 neu gelernt. Damit sei seine Karriere rasch losgegangen.


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1. Zeitungsrolle 1992


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1992

Täglicher Stress
Bis heute arbeite man unter Stress und Druck. Die Maschine habe fünf mal mehr Elektronik als ein Jumbo Jet, wenn da ein Fehler passiere, könne man die Verspätung nie mehr einholen. Die Zeitung komme dann später. Die Austräger müssen dann per SMS verständigt werden, damit sie nicht in der Kälte warten müssen. In 45 sei es aber nicht passiert, dass die Zeitung überhaupt nicht erschienen sei, so Volker Rasse.

Publiziert am 22.04.2017
http://kaernten.orf.at/news/stories/2838629/
 
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