Eine bei Schweinfurt in Bayern gefundene ca. 3.000 Jahre alte Figurine gibt Rätsel auf

josef

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#1
WASSERGOTTHEIT?
Fast 3.000 Jahre alte einzigartige Statue gibt Rätsel auf
Vergleichbare Funde aus der Hallstattzeit waren den Forschenden bisher unbekannt

Handelt es sich bei der in Niederbayern entdeckten Figurine um eine Wassergottheit?
Foto: Axel König/StMWK

Eine bei Schweinfurt im Norden Bayerns entdeckte Statue bereitet Fachleute erhebliches Kopfzerbrechen. Die einzigartige fast 3.000 Jahre alte Tonfigurine könnte eine Wassergottheit darstellen, mutmaßen die Expertinnen und Experten. Dafür spricht unter anderem ihr Fundort.

Archäologinnen und Archäologen haben die Keramikfigur in einer vorgeschichtlichen Rinne entdeckt. Die Stelle diente den Bewohnern einer nahegelegenen hallstattzeitlichen Siedlung zwischen dem 8. und 6. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung in der Nähe des Unkenbachs im heutigen Mönchstockheim vermutlich zur Wasserentnahme, so die Wissenschafter.

Fein modelliertes Gesicht
Aktuell befindet sich die 19 Zentimeter große, filigran gearbeitete Figur zu genauen Untersuchungen im Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, wo sie schonend per Airbrush-Wasser-Technik gereinigt und getrocknet wurde. Auffallend ist das merkwürdige, sehr fein modellierte Gesicht der Skulptur: Augenhöhlen, Nase, Lippen und Kinn sind deutlich zu erkennen.


Ursprünglich war die Figur wohl rund 30 Zentimeter lang.
Foto: BLfD

Im ursprünglichen, vollständigen Zustand dürfte die Statuette etwa zehn Zentimeter länger gewesen sein. Da die Beine nur noch ansatzweise vorhanden sind und die Vorderfläche des Oberkörpers fehlt, gibt die Körperform keinen Aufschluss über das Geschlecht. Die mit Löchern versehenen Seiten des Kopfs könnten eine mit Metallringen verzierte Haube darstellen. Ein derartiger Kopfschmuck wird Frauen zugeschrieben.

Scherben und merkwürdiger Stempel
"Denkbar ist, dass die Menschen damals diese besondere landschaftliche Lage als heiligen Ort betrachteten und die kleine Statuette ihnen als rituelle Opfergabe diente oder sie ihr gar magische Kräfte zuschrieben", vermutet Generalkonservator Mathias Pfeil, Leiter des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege.

Die geplanten Ausgrabungen hatten im Vorfeld von Bauarbeiten für die Ortsumgehung von Mönchstockheim an der Staatstraße 2275 stattgefunden. Am Fundort konnte das Archäologenteam nicht nur die kleine Tonfigur, sondern auch zahlreiche Scherben, Töpferwerkzeuge aus Knochen und einen gut erhaltenen, ebenfalls sehr ungewöhnlichen Tonstempel bergen.

Da seine Druckfläche nach innen gewölbt ist, gehen die Expertinnen und Experten davon aus, dass er genutzt wurde, um organische Materialien zu verzieren – etwa Brotteig. Entsprechende Experimente, die die Wissenschafterinnen und Wissenschafter mit einer Replik durchgeführt haben, sprechen ebenfalls dafür.


Der Stempel könnte für Brotteige verwendet worden sein.
Foto: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege

Viel Raum für Interpretationen
Dass die Keramikfunde durch das Wasser nicht stärker beschädigt waren, spricht dafür, dass sie nicht an ihren Fundplatz geschwemmt worden waren. Die Forschenden vermuten vielmehr, dass sie bewusst in den einstigen Graben gelegt worden sind. Darüber hinaus zeugen Kalkausfällungen von einer ehemaligen Quelle in unmittelbarer Nähe. Die gefundenen Gefäßfragmente konnten eindeutig der Hallstattzeit zugeordnet werden. Für die Statuette existieren bisher keine Vergleichsfunde aus dieser Gegend.

Aus Ton gefertigte Figuren ähnliche Art seien beispielsweise aus der westlichen Schwarzmeerregion bekannt und würden bis ins 5. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung zurückreichen, meint Stefanie Berg vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege. "Jedoch deuten die weiteren Funde auf eine wesentlich jüngere Datierung der Statuette hin. All dies gibt viel Raum für zukünftige Interpretationen", so die Archäologin.
(tberg, red, 24.7.2022)

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