Ehemalige "Kaltenleutgebner Bahn"

josef

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#1
Die „langsamste Bahn“ der Welt
NÖN Mödling, 08. DEZEMBER 2022
Gregor Gatscher-riedl

Einer der Ski-Sonderzüge im Bahnhof Rodaun, der der Donauwörther Straße weichen musste.

Der denkmalgeschützte Bahnhof in der Feldgasse – hier auf einer Aufnahme aus der Zwischenkriegszeit – der im Rahmen des „Begleitetes Wohnen“-Projekts renoviert wurde.
2 FOTOS: Archiv Marktgemeinde, Sammlung Harald Eschenlor

Die Kaltenleutgebner Bahn brachte einstens Kurgäste von Wien-Liesing nach Kaltenleutgeben.
1883 eröffnet, 2014 mit Behördenbescheid stillgelegt, 2017 wieder in Betrieb genommen: das sind die Eckdaten der Kaltenleutgebner Bahn, einem Überrest einstiger Nebenbahnherrlichkeit im Wiener Umland, von der nicht zuletzt der heuer mustergültig renovierte, denkmalgeschützte Perchtoldsdorfer Bahnhof in der Feldgasse zeugt.
Knapp fünf Kilometer lang ist der Schienenstrang, den die Südbahngesellschaft von Liesing nach Kaltenleutgeben in die einstigen Kuranstalten und die aufstrebende Baustoffindustrie errichten ließ.

Auto stoppte den Bahn-Aufschwung
Der Großteil der Strecke liegt auf Perchtoldsdorfer Gemeindegebiet, wobei das Zentrum großräumig umfahren wird; die Gleise enden heute in der „Waldmühle“, nachdem die Verlängerung ins Zentrum des vormaligen Kurortes im „Autozeitalter“ abgetragen wurde. Durch viele Jahrzehnte war die eingleisige Bahn aber ein durchaus leistungsfähiger Verkehrsträger – etwa auch für die Heurigengäste in der Hochstraße und verbürgt ist, dass auch der als durchaus trinkfest geltende Johannes Brahms den Zug zur An- und weinseligen Abreise aus Perchtoldsdorf benützte.

Auch Mark Twain („Tom Sawyer und Huckleberry Finn“) nutzte als Sommergast in Kaltenleutgeben die Verbindung und spottete gar von der „langsamsten Bahn der Welt“.
Noch 1956 vermochte der Gleisstrang mit einer dichten Folge von Sonderzügen den Verkehr zu einem Weltcup-Skirennen in Kaltenleutgeben abzuwickeln. Bald danach wurde der Streckenabschnitt zwischen Waldmühle und Kaltenleutgeben abgetragen. Die Bahnstrecke diente sodann nur noch dem Güterverkehr zur Zementfabrik, der 2012 gänzlich eingestellt wurde.

2014 wurde die Strecke als „öffentliche Eisenbahn“ stillgelegt, ein Jahr später von der Perchtoldsdorfer Immobiliengesellschaft gepachtet und 2017 gekauft. Seitdem gilt die Strecke eisenbahnrechtlich als Anschlussbahn und wird für Sonderfahrten des Vereins „Kaltenleutgebner Bahn“ genutzt.
Die „langsamste Bahn“ der Welt
 

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Nach Einstellung des Personenverkehrs herrschte auf der kurzen Strecke noch reger Güterverkehr zur und von der Zementfabrik "Waldmühle". Nach der Betriebsschließung und Abriss des Zementwerkes legten die ÖBB 2014 die Strecke endgültig still. Durch Einsatz des bereits 2007 gegründeten Vereins "Kaltenleutgebener Bahn" gelang es 2017 der Gemeinde Perchtoldsdorf die Bahnstrecke zu erwerben.
Seitdem organisieren ehrenamtlichen Mitglieder des Vereins Nostalgiefahrten und führen Erhaltungsarbeiten durch. Dadurch ist die Bahnstrecke heute zum Verkehrsmittel zu verschiedensten Ausflugszielen, Restaurants, Heurigen und kulturellen Veranstaltungen geworden...
 
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