Ehemalige Berufe der historischen Schifffahrt auf der Donau

josef

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#1
Schiffmeister:
Die Schiffmeister waren die eigentlichen Herrscher auf der Donau, vergleichbar mit heutigen Reedereien und Logistikunternehmen. Sie waren die Eigentümer einer großen Anzahl von Schiffen der verschiedensten, damals gebräuchlichen, hölzernen Bauformen, waren Besitzer von Lagerplätzen und Lagerhäusern sowie meistens auch von Wirtshäusern entlang des Stromes.
Sie transportierten nicht nur Waren aller Art, sondern handelten auch damit. Sie beschafften Ladungen und Gegenladungen und waren Arbeitgeber für die Schiffsleute und Pferdeknechte sowie Halter einer großen Anzahl von Pferden für den Schiffszug…

Nauführer:
Die durch die Strömung angetriebene Talschifffahrt war die „Naufahrt“ und die nach heutigem Sinne „Kapitäne“ waren die „Nauführer“. Zur Erlangung des nötigen Patents war die Ablegung von Prüfungen erforderlich.
Die stromaufwärts durch den „Pferdezug“ betriebene Schifffahrt nannte man „Gegenzug“.

Fasszieher:
Die „Fasszieher“ waren nach heutigem Sinne Transportunternehmer. Sie brachten die per Schiff zu transportierenden Waren zur Verladestelle bzw. vom Schiff zum Empfänger…

Schiffs- und Rossknechte (Schiffsreiter):
Für den Betrieb der „Naufahrt“ (stromabwärts) und des „Gegenzuges“ (stromaufwärts) benötigte man, je nach Anzahl und Typ der Schiffe, eine größere Zahl an Schiffsknechten und besonders beim Gegenzug, Rossknechte oder auch Schiffsreiter genannt, zur Führung der Zugpferde.

1. Abfahrt einer „Naufahrt“: Bild ohne Datierung, Aufnahmeort dürfte die ehemalige Holzumschlagslände bei Luberegg sein. Siehe dazu auch hier - > Beiträge #4 u. #5.

2. Beginn eines „Gegenzuges“

Fotos aus Schifffahrtsmuseum Spitz
 

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#2
Schopper

Als „Schopper“ bezeichnete man im deutschsprachigen Donauraum die Holzschiffbauer. Der „Schoppermeister“ führte einen Gewerbebetrieb und baute im Auftrag der „Schiffsmeister“ die hölzernen Wasserfahrzeuge, von der kleinen Zille bis zum über 30 m langen Transportschiff. Der Name „Schopper“ kommt vom Abdichten der Fugen zwischen den Bootsplanken. Diese wurden mit Moos ausgestopft -> „geschoppt“!

Bilder Teil 1: (aus Schifffahrtsmuseum Spitz)1.u. 2. Skizze und Erklärung zum Holzschiffbau an der Donau.

3. Ein aus einem Stück (Stamm- oder Wurzelholz) herausgearbeiteter Spanten -> „Naturkipfen“.

4. Diverse Holzbearbeitungswerkzeuge der Schopper.

5. Erklärung der Abdichtung der Schiffsplanken -> „Schoppen“.


6. Detail eines (bereits ausgetrockneten) geschoppten Bugteiles…
 

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#4
Als Ergänzung zu Beitrag #1 gab es noch die

Vorreiter:
Diese führten den Schiffszug am Treppelweg an und befehligten die Schiffsreiter (...Knechte). Ihr Pferd war nicht am Zugseil "eingespannt". Sie ritten vor den Zug und prüften mit einer Messlatte die Wassertiefe, wenn Seitenarme durchfurtet werden mussten usw. . Daher nannte man sie auch "Stanglreiter" (Latte -> Stange).

Auflieger:
Die gingen zu Fuß vor den Pferdezug her und achteten darauf, dass das Zugseil nicht an Sträuchern, Bäumen, Steinen usw. an der Uferböschung hängenblieb.
 
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