Ebensee: Stollenanlage Rindbach

#22
Ich persönlich stimme dem Kommentar des Museumsinhabers zu.

Wenn ich etwas für mein Geld erworben habe, kann ich es im gesetzlichen Rahmen verwerten.
In diesem Fall wird wahrscheinlich eine Betriebsstätte zu genehmigen sein.
Die oben angeführten Gründe reichen wahrscheinlich rechtlich nicht aus, um einen negativen Bescheid zu erwarten.
Daher wird hier auch der angebliche "Zusatzverkehr" als Vorwand genommen, um das Projekt zu verhindern.
Also bitte, dieser genannte Zusatzverkehr sind ja schon die normalen Touristenfahrten am Wochenende oder in den Ferien in dieser Gegend - und dies kann man sowieso schlecht verbieten - man denke dabei nur an Hallstatt.

Es ist halt sehr einfach, gut situiert in einer sehr schönen Umgebung zu wohnen, und alles was nicht "in meine Wohlfühlwelt" passt, versuchen zu verhindern.

Mir fällt hier nur die "Seegrotte" bei Mödling ein.
Hier haben nachgewiesen KZ-Arbeiter Kriegswaffen produziert und auch die vorhandenen Stollensysteme trockengelegt und erweitert.
In unmittelbarer Umgebung des Eingangs wurde auch einige erschossen.
Nach dem Krieg wurden Jahrzehnte hier Geschäfte mit der Besichtigung gemacht.
 
#23
Das ganze Vorhaben ist immer noch besser, als die übliche österreichische Methode zur Vergangenheitsbewältigung: Zuschütten und sagen "da war nix". Natürlich müssten die Gäste ausführlich informiert werden wo sie da sind und wieviel Leid das gekostet hat, um diese Anlage zu erschaffen! Ob sich die Patienten danach noch "wohl fühlen" werden, wird man dann sehen!
 

josef

Administrator
Mitarbeiter
#24
NACHNUTZUNG VON NS-RELIKT
Künftig kein Luftkurort im Ebenseer KZ-Stollen
Betreiber hat Pläne auf Eis gelegt und Antrag auf eine Betriebsanlagengenehmigung bei der Bezirkshauptmannschaft zurückgezogen

Durchatmen heißt es jetzt vor allem für die zahlreichen Gegner des Projekts: Der geplante Klimastollen wird in seiner ursprünglichen Form nicht realisiert.
Foto Putz

Linz – Ein heikles Projekt in Ebensee ist jetzt vom Tisch: Der Plan einer ortsansässigen Unternehmerfamilie, einen in den Kriegsjahren 1944/45 von Insassen des KZ Ebensee in den Berg getriebenen Stollen im Ortsteil Rindbach zum "Klimastollen" umzufunktionieren, wird in seiner ursprünglichen Form nicht realisiert werden. Ein bereits bei der Bezirkshauptmannschaft Gmunden eingebrachter Antrag auf eine Betriebsanlagengenehmigung wurde von dem Initiator Anton Putz und dessen Sohn überraschend zurückgezogen – und ein neuerlicher Antrag bis dato nicht eingebracht.

Offene Detailfragen
Auch die Gemeinde Ebensee erhielt über einen Anwalt die Nachricht der Familie Putz, dass man das besagte Stollenprojekt in seiner ursprünglich geplanten Variante "nicht mehr verfolge".

Es habe im Juli eine entsprechende gewerberechtliche Verhandlung am Gemeindeamt gegeben, erläutert die Ebenseer Bürgermeisterin Sabine Promberger. "Diese wurde aber unterbrochen, da wir als Gemeinde noch detaillierte Angaben zu dem geplanten Projekt haben wollten", so die Gemeindechefin. Die angeforderten Details blieb man schuldig, vielmehr folgte überraschend der totale Rückzug. Vonseiten der Familie Putz wollte man auf Anfrage "keine Stellungnahme" zu den Planänderungen abgeben.

"Historisches Zeugnis"
Das 382 Meter lange Stollensystem war ursprünglich von den Nazis als Pumpenstollen zur Wasserversorgung der Stollenanlage A (Hatschek-Steinbruch) in Ebensee vorgesehen. Für Wolfgang Quatember, Leiter des Zeitgeschichte-Museums Ebensee, ist das besagte Stollensystem "eines der letzten historischen Zeugnisse der Häftlingszwangsarbeit in Österreich".

Im KZ Ebensee als Außenlager des KZ Mauthausen sind zwischen 1943 und 1945 rund 8500 Menschen zu Tode gekommen. Die Häftlinge mussten Stollenanlagen mit einer Fläche von mehr als 40.000 Quadratmetern in den Berg treiben. Es sollte ein Stollennetz errichtet werden, das für die vor Luftangriffen sichere Unterbringung der vom Heereswaffenamt betriebenen Raketenversuchsanstalt im norddeutschen Peenemünde vorgesehen war.

Massive Proteste
Im Frühjahr 2019 erwarb dann Anton Putz den Berg samt Stollen. Und präsentierte seine Pläne für ein Projekt für Patienten mit Atemwegserkrankungen. Was aber letztlich lokal, national und international zu massiven Protesten führte.

Trotz aller Bedenken blieb die Unternehmerfamilie damals bei ihrem Vorhaben. Und die Planung war schon durchaus weit fortgeschritten. Selbst einer vom Mauthausen-Komitee geforderten, begleitenden historischen Aufarbeitung stand man durchaus offen gegenüber.

Der architektonische Vorentwurf stammte von der Linzer Künstlerin und Architektin Isa Stein und trug den Titel "Atmen". In dem modern gestalteten Eingangsbereich sollte die "Historie des Ortes" an die Wände projiziert werden. Gesamt war ein anregendes "Spiel mit Erde, Luft, Wasser" angedacht. Konkret: "gehen, den Ort eratmen, sich wahrnehmen, hören".
(Markus Rohrhofer, 3. 11. 2021)
Künftig kein Luftkurort im Ebenseer KZ-Stollen
 
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