Die Sage eines "wundersamen Bründl's"

Bunker Ratte

Well-Known Member
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Nach der Habsburgwarte, besuchte ich den mystischen und magischen Ort des Agnesbründl's. Nur eine kleine Wegweiser Tafel beim Gasthaus zeigt den Weg zum Bründl an. Und schon nach wenigen Metern auf dem Weg dorthin wird es stiller und abgeschiedener. Rechts neben dem Weg fällt das Gelände steil ins Weidlingbachtal ab und es erscheint die Umgebung nicht anders als im übrigen Wienerwald.
Nach wenigen Minuten findet sich ein unscheinbarer Platz im Wald, der nur durch eine gemauerte Quellfassung und ein eher einfallslos gestaltetes Quellbecken auffällt. Ein Sitzplatz und ein metallener Papierkorb runden den bescheidenen Eindruck ab. Aus der Quelle tröpfelt es, je nach Jahreszeit, mehr oder weniger spärlich in das großteils laubgefüllte Becken.


Die unscheinbaren Wegweiser Tafeln, die zu diesem Ort führen sind der Unauffälligkeit dieses Waldfleckchens angemessen. Und trotzdem birgt dieser Platz sehr vieles, das ihn aus den unzähligen Waldgegenden des Wienerwaldes hervorhebt.
Auf einer Tafel, die neben dem wundersamen Bründl errichtet ist, wird kurz und in schlecht erhaltener Schrift die Sage dieses Ortes geschildert:

Demnach lebte einst bei dieser Quelle die schöne Waldfee Agnes, die mit dem Kohlenbrenner-Karl verlobt war. Eines Tages kam ein König vorbei und übernachtete in der Hütte. Am nächsten Morgen zog er weiter und ließ seine Rüstung an diesem Ort zurück. Mit dieser Rüstung zog der Kohlenbrenner-Karl in den Krieg gegen die Türken, aus dem er nie mehr zurückkam. Von Forstleuten und Jägern würde öfter erzählt, daß man beim Bründl, wenn es ganz still ist, noch den Waffenlärm dieses Krieges vernehmen kann.

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In dieser einfachen kurzen Geschichte ist sehr viel enthalten und das Volk hat alles hineinverpackt, was im Laufe der Zeit für die Menschen dieser Gegend Bedeutung hatte. Das schon seit je her verehrte Bründl wird durch die dort wohnende Waldfee noch zusätzlich mystifiziert. Trotz des sehr übernatürlichen Wesens dieser Fee war diese mit dem Kohlenbrenner Karl, der schon aufgrund seiner Namensgebung in die untere soziale Schicht gezählt wird, verlobt, also eine sehr deutliche Verbindung zwischen einer sehr hohen geistigen Ebene und dem Materiellen. Diese Symbolik der Verlobung finden wir auch in zahlreichen Werken der Alchemie.
Der vorbeireisende König, der die weltliche Macht repräsentiert und an diesem Ort übernachtet, wertet diesen ebenfalls auf. Und der nicht wiederkehrende Karl ist ein sentimentaler Schluß dieser Geschichte, den wir in ähnlicher Form in vielen Sagen finden. Allerdings ist der Bezug auf den Türkenkrieg eine konkrete Verarbeitung der in diesem Gebiet stattgefundenen Ereignisse der zweiten Türkenbelagerung (September 1683). Der Hinweis auf den fallweise zu hörenden Schlachtenlärm soll in der Folge bei den Eindrücken der dort nächtigenden Brünnlverehrer genauer betrachtet werden.
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Die Quelle am Fuß der Buche mit dem von
Theresia Schreckin gestifteten Marienbild
aus: Dr.Walter Hirschberg "Das Agnesbrünnl"

Der Hermannskogel war schon immer von Sagen und geheimnisvollen Erzählungen umgeben. Trotz seiner Höhe, seiner Mythen und seiner leichten Erreichbarkeit ist er eigentlich nie wirklich so populär geworden, wie die anderen Hausberge Leopoldsberg und Kahlenberg. Viele, die regelmäßig die Jäger- wiese besuchen, wissen kaum um den Hermannskogel an dessen Fuß sie sich befinden. Aber wahrscheinlich ist es gerade diese etwas mystische Stimmung, die von diesem Berg ausgeht, die den emotionellen Zugang etwas schwieriger macht.
Die Sagen und Legenden um Agnes haben vor allem im Gebiet zwischen dem 19. Bezirk und Klosterneuburg ihren Niederschlag gefunden. Straßen – und Flurnamen beziehen sich auf Agnes.
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Kohlezeichnung von Agnes ursprgl. im Gasthaus "Zur Agnes",
1190 Wien, Sieveringerstraße


Sie diente immer schon als Mittelpunkt der Sagen, die von der bewegten Geschichte dieser Region geprägt waren. Einmal tritt sie in den Geschichten als Waldfee auf, ein anderes Mal ist sie ein einfaches Mädchen. Eigentlicher Kern dieser Sagen ist aber wohl Agnes, die Frau des Gründers von Klosterneuburg, Markgraf Leopold III. Dieser steht, nicht zuletzt auch als Landespatron von Niederösterreich, nach wie vor in großer Popularität, der auch heute noch in Klosterneuburg ihm zu Ehren stattfindende Leopoldikirtag (Landesfeiertag in Niederösterreich, Faßlrutschen) zählt zu den beliebtesten Festen des Landes. Kaum ein Wiener weiß, daß der Wiener Landespatron Clemens Maria Hofbauer ist und nicht, wie allgemein angenommen, Leopold. Über die Markgräfin Agnes weiß man im Volk, abgesehen von der Schleierlegende (die Gründungslegende von Klosterneuburg), kaum etwas, auch wenn ihre historische Bedeutung durchaus belegt und in größerem Umfang bekannt ist.
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Sogar der (eher unbekannt gebliebene) Marsch für Zither "Auf zur Agnes" wurde komponiert.

Wasser stand als das lebensnotwendigste Gut neben der notwendigen Nutzung im Alltag auch immer im Mittelpunkt sakraler Handlung und Brauchtum. Um die meisten Quellen ranken sich Sagen und Mythen, manche dieser Quellen entwickelten sich zu bedeutenden Anziehungspunkten (Wallfahrtsorte), jedoch fielen auch viele wieder der Vergessenheit anheim. Frisches Wasser, das früher oft eine Seltenheit war, stand in besonderem Ansehen und seine kühlende Wirkung vor allem bei Waschungen der Augen war von Vielen oft wie eine Heilung empfunden.
Das Brünnl fand, wie auch unzählige andere Quellheiligtümer, sicher schon vor langer Zeit Verehrung. Allerdings ist der Kult um das Agnesbrünnl erst in neuerer Zeit belegt. Der geheimnisvolle Hermannskogel und das Agnesbrünnl stellen aus Sicht der mythologischen Betrachtung und des Volksglaubens eine sehr passende Einheit dar. Die in das Weidlingbachtal abfallende nördliche Hangseite des Hermannskogels ist von zahlreichen mehr oder weniger starken unterirdischen Wasserführungen geprägt. Das Agnesbrünnl ist nur eine von vielen, in diesem Fall tritt das Wasser auf halber Höhe zutage.
Wasseradern, Erdstrahlen, Verwerfungen etc. haben verschiedene Auswirkungen auf den Menschen und die Natur. Im Bereich des Agnesbrünnls ist eine sehr enge Dichte mehrerer Wasseradern und anderer Strahlungszonen feststellbar, was zweifellos dem Ort eine besondere energetische Qualität verleiht, wodurch die Empfindung und das Spüren des genius loci für viele Menschen sehr deutlich wird und das Empfinden, anders als an anderen Orten, von der Umgebung geprägt ist.
Quelle: Das Agnesbründl

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