"Die Ortswüstung Ödenkirchen" unter dem Wasser des Bernhardsthaler Teichs

Bunker Ratte

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#1
Als im Jahre 1838 die Teilstrecke der Nordbahn zwischen Hohenau und Lundenburg gebaut wurde, musste über die Niederung der Teichfläche ein Damm in durchschnittlicher Höhe von etwa 11 Meter geführt werden. Die sehr bedeutenden Mengen von Erde, die zur Aufschüttung notwendig waren, wurden aus dem Teiche selbst genommen. Bei den Grabungen stieß man auf Reste von Mauern, auf die Grundmauern einer Kirche und auf einen Friedhof "Ödenkirchen" war immer und ist bis heute noch Flurnamen für die kleine Ried am südlichen Ufer des Teiches. Dieser Name ist offenbar der letzte Rest geschichtlicher Erinnerung daran, daß dort unten in der Niederung, welche im Osten außerhalb des Ortes liegt, einmal eine Kirche verödet und ein kleiner Ort zugrunde gegangen ist. Leider hat im Jahre 1838 niemand daran gedacht bei den Ausgrabungen Funde zu bergen und die örtliche Lage von Bauresten festzuhalten.
Immerhin aber ist es bemerkenswert, dass Berhardsthal auch in dieser ältesten Anlage des Ortes schon eine Kirche hatte.
Quelle: Auszug Buch Seite 25 (Bernhardsthal von Franz Hlawati, Wien 1938)

Buch zur Quelle:
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Landkarte aus dem Buch
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Ortsplan von Berhardsthal
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geringe Erinnerungen an die Ortswüstung Ödenkirchen
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auch das Aquädukt ist im Hintergrund zu erkennen
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josef

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#2
Ergänzend zum letzten Foto des obigen Beitrages:

Sprengung der Eisenbahnbrücke im Bernhardsthal verhindert
NÖN-Mistelbach, 19. DEZEMBER 2022
Michael Pfabigan

1938: Die damals hundertjährige Ghega-Brücke über den Teich in Bernhardsthal.
FOTO: Quelle: Friedl Stratjel: die ortsbildprägende „Mittlere Bahnbrücke“ in Bernhardsthal, 2019.
1838/39 wurde die Eisenbahnbrücke über den Bernhardsthaler Fischteich von Carl Ritter von Ghega gebaut, 1945 wollten sie die SS-Nazis sprengen
1945: Die Russen kommen und die „SS Standarte Feldherrnhalle“, bis Mitte April in Bernhardsthal stationiert, befindet sich am Rückzug. Man will den Vormarsch der Kriegsgegner behindern, so gut es geht, und sprengt Brücken: „Am 17. April 1945 werden in Bernhardsthal die (Eisenbahn-)Kapellenbrücke und die (Straßen-)Bahnhofsbrücke gesprengt, die Mittelbrücke durch den Teich und die Teichstraßenbrücke bleiben nur nach Intervention des Bürgermeisters Rudolf Schultes erhalten.

Bei der Mittelbrücke handelt es sich um die durch Karl Ritter von Ghega 1838/39 errichtet Brücke über den Bernhardsthaler Teich an der (Kaiser Ferdinands) Nordbahn.

1987 stand eine Sanierung der Brücke an. Vorgesehen war eine Spritzwurfverkleidung wie bei der Teichstraßenbrücke. Bürgermeister Hans Saleschak intervenierte beim Bundesdenkmalamt um die Erhaltung des Brückenbildes samt Ziegelmauer. Die Finanzierung war mit 100.000 Schilling vom Land NÖ, 40.000 bis 50.000 Schilling von der Gemeinde und einem allfälligen Rest durch das BDA.

Der Gemeindevorstandsbeschluss vom 11. August 1987: „Der Gemeindevorstand beschließt einstimmig die Mitfinanzierung der Renovierung der mittleren Bahnbrücke (Beitrag zum Ortsbild) in der Höhe von 140.000 Schilling. 100.000 Schilling sind aus den Mitteln der Raumordnung vom Land NÖ zugesagt, der Rest wird aus dem Vorhaben Straßenbau der Katastralgemeinde Bernhardsthal bestritten.“

„Als Kind, vor 75 Jahren, wühlte ich im Schlamm vor der ‚Bruckn‘, nach der Wiederbespannung 1992 schoß ich im folgenden Jahr die ersten Fotos vom Wasser aus“, erinnert sich Gemeindehistoriker Friedl Stratjel.

Der Anblick der drei Brücken, Teichstraßenbrücke, Mittlere Brücke sowie Kapellenbrücke, und des Bahndamms hat sich seit der Elektrifizierung der Nordbahn sehr verändert. „Wegen der herabfallenden Asche von den mit Kohle gespeisten Lokomotiven und der davon ausgehenden Brandgefahr wurde der Damm früher bewuchsfrei gehalten. Trotz kahlem Damm brannte der Teich zweimal, kein Wunder, es gab eine stinkende Schwerölschicht auf dem Wasser. Er blieb wegen des Öls 10 Jahre unbespannt.“

Nun sei der Damm stark bewachsen und die auf der steilen Dammböschung wachsenden Büsche erwecken teilweise den Eindruck eines Waldes. Eschen, „Akazi“, Holler, Schlehen und Weißdorn werden in den letzten Jahren von wildem Hopfen fast zugedeckt. Die einst gerade kahle Linie ist verschwunden, weiche Linien sind entstanden, die „Bruckn“ bekam einen neuen Reiz auch als Lebensraum für viele Vögel und, in Wasserspiegelhöhe, für Bisamratte und Biber.

Es sei zu hoffen, dass das Baujuwel „Bruckn“ unverändert, noch lange das Ortsbild verschönert, sagt Friedl Stratjel.
Sprengung der Eisenbahnbrücke im Bernhardsthal verhindert
 
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