Das Domizil, der Dichterweg des englischen Schriftstellers W. H. Auden und des österreichischen Lyrikers Josef Weinheber in Kirchstetten

Bunker Ratte

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#1
Der angloamerikanische Lyriker Wystan Hugh Auden (1907-1973) erwarb 1957 das heutige „Audenhaus“ in Hinterholz und verbrachte dort die Sommer von 1958 -1973. Diese Zeit wird als seine „deutsche Periode“ bezeichnet. Auden war im englischen Sprachraum einer der bedeutendsten Lyriker des 20. Jahrhunderts und Gewinner des Pulitzer-Preises. Im Film „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ wird eines seiner Gedichte vorgetragen. Das Arbeitszimmer und ein Dokumentationsraum können besichtigt werden. (Tel. 02743/8989 oder 02743/8696). Das Grab W. H. Audens im alten Friedhof in Kirchstetten kann jederzeit besichtigt werden.
Quelle: Wienerwald Info

Hier in Kirchstetten in diesem Haus verbrachte der Schriftsteller die letzten Jahre seines Lebens. Das Erdgeschoss wird bewohnt, der Dachausbau dient als Museum und gibt ein paar Einblicke des Schriftstellers Leben.

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Bunker Ratte

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#4
Josef Weinheber in Kirchstetten:
JOSEF WEINHEBER – DIE ENTERBUNG EINES DICHTERS
Am 8. April 1945, als die Rote Armee schon gegen Wien vorrückte, dämmerte Josef Weinheber (1882–1945) ohne Bewusstsein in den Tod. Vom jahrelangen Alkoholmissbrauch geschwächt, waren das Herz, die Leber und die Nieren des Dichters dem eben verabreichten Morphium nicht mehr gewachsen. Nach seinem einsamen, traurigen Tod hinterließ Weinheber ein lyrisches Werk, dessen Bedeutung weit über die österreichische Literatur hinausreicht – und zugleich einen üblen Leumund. Vor allem spätere Kritiker haben über den Metzgersohn aus Ottakring, der zu einem der populärsten Künstler seiner Generation herangewachsen war, den Stab gebrochen: Eine kurze Phase der Sympathie für das Dritte Reich bewirkte einen bis heute anhaltenden Bannstrahl, welcher den mit überbordendem Talent gesegneten Dichter weit hinter den ebenso kurzsichtigen wie kurzzeitigen politischen Menschen stellte. Ein leichtfertiger Umgang mit dem Erbe eines Künstlers, der mit jeder Faser und jedem Federzug der Heimat verbunden war und dessen schöpferische Kraft gerne festgefügte Formate und Vorgaben sprengte. Jeder Wiener sollte Weinhebers Gedichtband Wien wörtlich (1935) gelesen haben: Teils in mundartlicher Dichtung verfasst, eine Vielzahl von Schattierungen nachzeichnend und Tonhöhen durchwandernd, ist das schmale Heft eine zeitlose Liebeserklärung an die Stadt.

So ist er am schönsten:
Wenn mit blauern Lasuren winters der Abend beginnt, wenn zwischen Himmel und grauen Mauernweiße Dächer die Grenzen sind.
Wenn sanft im Zwielicht die nebligen Sonnender hohen Bogenlampen aufgehnund aus den Fenstern, gelb und verronnenzögernde Lichter herübersehn.
Wenn aus der Härte der Welt entglitten,mit Formen, himmlisch und ungenau,die schlanke Mariensäule inmittenaufragt, ein schwarzes Zepter im Grau:
Dann wird der Platz ganz Traum, und am Endeverschwimmt er in seltsam gestrigem Licht,indes überm Düster der Buden und StändeSchnee fällt – weiß und leise und dicht ...
Quelle: Vitalis Verlag JOSEF WEINHEBER – DIE ENTERBUNG EINES DICHTERS


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#5
Kirchstetten feiert mit Poesiefestival W. H. Auden
Kirchstetten feiert den Lyriker und Essayisten Wystan Hugh Auden anlässlich seines 50. Todestags am 29. September mit einem mehrtägigen Fest. Das Auden Poesiefestival wird am Freitag auf Schloss Totzenbach eröffnet. Auden ist auf dem Gemeindefriedhof begraben.
Online seit heute, 8.11 Uhr
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Der im englischen York geborene Autor (1907-1973), der 1946 die amerikanische Staatsbürgerschaft annahm, fand in dem nahe Neulengbach gelegenen Ort eine Wahlheimat, einen Rückzugsort. Im Oktober 1957 kaufte er mit dem Preisgeld des Premio Feltrinelli ein malerisch am Waldrand gelegenes Haus in Kirchstetten, in dem er 15 Jahre lang mit seinem Lebens- und Arbeitspartner Chester Kallman die Monate von April bis September verbrachte, arbeitete und Gäste wie Hans Werner Henze, Golo Mann oder Friedrich Heer empfing. Dem Haus widmete er seinen Gedichtzyklus „Thanksgiving for a Habitat“ (1965), in dem jedem Raum ein Gedicht zueignet war.

Das Land Niederösterreich erwarb 1988 den in Kirchstetten verbliebenen Teilnachlass des in Wien verstorbenen Schriftstellers, 1995 wurde erstmals eine Gedenkausstellung im Obergeschoß seines einstigen Hauses zugänglich gemacht, 2015 wurde sie überarbeitet. Nun kommt mit einer Garagen-Installation von Peter Karlhuber auf dem Gelände des Bahnhofsparkplatzes, in deren Mittelpunkt Audens letztes Auto, ein VW Käfer des Baujahrs 1971, steht, ein zweiter Gedenkort hinzu. Die Eröffnung findet am Samstag um 11.00 Uhr statt.


dpa
Lyriker und Essayist Wystan Hugh Auden (1907-1973)

Spazierung, Lesung und Musik
Beim Festivalauftakt am Freitag sind neben Dichter Ferdinand Schmatz die Dichter Christoph W. Bauer, Raphael Urweider und Armin Senser sowie der Oud-Musiker, Sänger und Poet Marwan Abado angesagt. Helmut Neundlinger moderiert. Am Samstag steht u.a. ein gemeinsamer Spaziergang zu Friedhof und Auden-Haus sowie eine Lesung von Anja Zag Golob zu Musik von Natascha Gangl auf dem Programm, am Sonntag die Eröffnung von „Auden heute? Heute: Auden!“, u.a. mit Armin Senser und Simone Hirth.

W. H. Auden, der 1966 mit dem Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur ausgezeichnet wurde, wurde nicht nur mit seinen Gedichten, sondern auch als Liedtexter und Librettist für Benjamin Britten, Igor Strawinsky oder Hans Werner Henze bekannt. Im vergangenen Sommer erregte in der Fachwelt der Fund einer unbekannten Fassung des Hochzeitsgedichts „Epithalamium“ Aufsehen. Mit 3D-Technik wurde ein fast unsichtbarer Text durch die Österreichische Akademie für Wissenschaften rekonstruiert.

Bei der Digitalisierung des Briefwechsels W. H. Audens mit der Schriftstellerin Stella Musulin wurden auf zwei Blättern Eindruckstellen festgestellt, die durch das Abtippen des Gedichts auf einem anderen Papier in der Schreibmaschine entstanden sind. Mithilfe von sogenanntem „Photometric Stereo“ gelang mit dem Computer Vision Lab der TU Wien die Rekonstruktion des Getippten.
26.09.2023, red, noe.ORF.at/Agenturen

Kirchstetten feiert mit Poesiefestival W. H. Auden
 
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