Buchpräsentation 01.12.2022, 18.30 - Wer war Fritz Mandl

#1
Ort: Bibliothek der Arbeiterkammer Wien - Veranstaltet durch das Institut für historische Sozialforschung

Skandale, Gerüchte und geheimnisvolle Geschichten
Fritz Mandl, erster Ehemann Hedy Lamarrs und europäischer „Patronenkönig“, war eine berüchtigte Person der Ersten Republik und stand im Zentrum zahlreicher Skandale und wilder Gerüchte. Der schwerreiche Rüstungsmagnat bewunderte Mussolini und bekannte sich zum Faschismus, exportierte Patronen nach Deutschland, Japan, Russland und Italien und förderte die Heimwehren. Aufgrund seines jüdischen Hintergrunds musste er 1938 nach Argentinien ins Exil gehen, wo er eine Zeitlang als »Nazi« inhaftiert wurde.
Ursula Prutsch erzählt diese ungewöhnlich schillernde Lebensgeschichte, in der sich exemplarisch das Zusammenspiel von Big Business mit Diktaturen widerspiegelt.
Der Vortrag wird veranstaltet vom Institut für historische Sozialforschung.
Bibliothek der Arbeiterkammer Wien
Prinz-Eugen-Straße 20-22
1040 Wien
https://ihsf.at
Eintritt frei, Anmeldung HIER erbeten. Anmeldung bis 29.11.
 
#2
Etwas verspätet der Bericht von der Buchpräsentation:

Der Vortrag war hauptsächlich dem Buch gewidmet – nämlich dem Menschen Mandl.
Das Buch ist eine Biographie und kein Roman. d.h. nur nachweisbare Tatsachen werden erzählt.

Über seine Firma Hirtenberger wird sehr wenig informiert, wie z.B. dass sie bis Ende des ersten Weltkrieges zu den 10 größten Patronenproduzenten des Kontinents zählte.

Sehr großer Platz wird für die Vorkommnisse während der „Heimwehrzeit“ und Mussolinis Involvierung darin eingenommen – auch Starhemberg wird sehr im Detail erzählt. Mandl war einer der wenigen österreichischen Industriellen, welcher seine Firma den Nationalsozialisten entziehen konnte durch „Schweizer Eigentümer“. Wiewohl musste er Europa verlassen und hatte nach dieser Zeit eine immense Reisetätigkeit aufgrund von Geschäftstätigkeiten, welche man nicht vermuten würde.

Nachdem eine seiner Frauen, Hedy Lamarr, in der letzten Zeit sehr in der Öffentlichkeit präsent war (zuletzt wurde der Kauf ihres Nachlasses zwecks Gründung eines Museums in Wien wieder rückabgewickelt), scheint er sie immer finanziell großzügig unterstützt zu haben. Dies ist so ganz anders als in all den Lamarr Berichten.

Alles in allem ein solides, interessantes Buch – welches auf einzigartiges privates Material zugreifen kann. Sehr interessant, um die damaligen Zeiten aus der Sicht eines potenten Gönners und politischen Einmischers zu verstehen (ab Weltkrieg I bis 1938). Auch interessant, wie sich Mandl versuchte ab 1938 in Südamerika zu etablieren.

Nicht so sehr für Interessierte der Firma Hirtenberger selbst oder ihrer Produkte.
Übrigens ist zur Zeit der ungarische Staat Eigentümer der Hirtenberger Patronenproduktion (wo diese produziert werden ist mir nicht bekannt). Die österreichischen Eigentümer hatten vor etlichen Jahren wegen „mangelnder Zukunftsaussicht für ein wachsendes Geschäft“ die Produktion nicht mehr forciert.
Aus heutiger Sicht aufgrund des Ukraine Krieges und der allgemeinen Aufrüstung wahrscheinlich einige Jahre zu früh……aber vielleicht auch aufgrund der österreichischen Neutralität eher schwierig.

Wie solche Restriktionen zu umgehen waren, wusste Fritz Mandl schon zu seiner Zeit - und ist im Buch interessant dokumentiert.

Besten Dank an die Autorin für die Buchpräsentation!

Das Buch: Hier
Die Autorin: Ursula Prutsch
 

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Zuletzt bearbeitet:

struwwelpeter

Well-Known Member
#3
Im Jahr 1981 in der Zeitschrift "Trend" veröffentlichter Report von Heinz F. Honies - es geht vorwiegend um die Erbschaft nach dem Tod von Fritz Mandl - aber auch eine allgemeine Übersicht über die Hirtenberger:
 

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