Braunkohlentagebau in Langau-Riegersburg

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Harald 41

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#1
Hallo
Machten gestern einen Ausflug ins nördlichste Waldviertel nach Langau,da das Wetter noch einiger maßen OK war.
Hier ein paar Daten:
1910 stieß man auf dem Areal beim anlegen einer Sandgrube für die Errichtung des Bahnhofgebäudes der Lokalbahn Retz-Drosendorf in Langau auf Braunkohle.
Am 1 Mai 1912 begangen 8 Bergleute aus Mährisch Ostrau mit dem Bau eines Schachtes,dieser stürzte jedoch ein,da das Grundwasser sehr hoch lag und immer wieder nachlief.

Abbau in Langau:
Am 17 Juni 1948 wurde mit dem eigentlichen Bergbau in der Grube Austria begonnen.
der Fördermengenrekord wurde im Jahre 1956 mit 255.044 Tonnen erzielt.
Mit beginn der 60er-Jahre begann der Heizwert der abgebauten Kohle im nördlichen Abbaugebiet immer mehr zu sinken.
Hauptabnehmer war das Kraftwerk Wien Simmering

Zu dieser Zeit wurden Erdöl und Erdgas ernsthafte Alternativen.
Am 29 März 1963 war jedoch das Nordostfeld erschöpft und so konnte der vom Kraftwerk Simmering in Wien der geforderte Heizwert nicht mehr erreicht werden.
Am 31 Juli 1963 wurde der Betrieb in Langau eingestellt.

Die Bilder 4,5,6 zeigen den ehemaligen Braunkohletagebau der heute unter Wasser steht,wird als Badesee,und für verschiedene Wassersportarten verwendet,heute erinnert nichts mehr an den ehemaligen Abbau.
Ausser etwas abseit wo sich eine Firma befindet (letztes Bild) dort sind noch einige Gebäude erhalten wie der Turm ganz links im Bild,der rest ist überbaut und nicht zu betreten.

LG Harry
 

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Harald 41

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#2
Teil 2
Der Abbau in Riegersburg Daten:

1952 wurde im benachbarten Riegersburg im Waldviertel ebenfalls Braunkohle entdeckt.
Am 29 Juli 1963 wurde mit dem Abbau auf dem wesentlich kleineren Abbaugebiet in Riegersburg begonnen.
Der Transport der Kohle zur Sieberei "erstes Foto" beim Langauer Bahnhof erfolgte mit fünf LKWs.
Nach nur fünf Monaten wurde der Abbau in Riegersburg am 15 Dezember 1963 eingestellt und die Liquidierung des Bergbaubetriebs in die Wege geleitet.

Desweiteren wurde mir von einem Anreiner erzählt,daß hier Pechblende und Radeon gefunden wurde und die Grube verstrahlt sei,wie sich herausstellte konnte das nur ein Gschichtl gewesen sein da ich nicht darüber finden konnte.

Hier noch zwei Links:

http://www.fotos-geschichten.at/3Bergwerk.htm

http://de.wikipedia.org/wiki/Braunkohlentagebau_Langau-Riegersburg

LG Harry
 

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josef

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#3
Harry :danke für die Fotos!

Noch einige Ergänzungen zur Tagbaugrube "Austria" in Langau:

Das Abräumen und den Abtransport des Taubmaterials bis zum in ca. 7 - 12 m tief liegenden Grundflöz (3 - 4 m Stärke) besorgte die "Universale Hoch- und Tiefbau AG" (UHT). Dafür errichtete die UHT ab 1949 ein ca. 10 km langes Feldbahnnetz mit 900mm Spurweite. Betrieben wurde diese Abraumbahn von 13 Dampfloks und mehr als 100 Kipploren. 1960 wurde dieser Feldbahnbetrieb eingestellt und der Taubgesteinstransport auf Förderbandbetrieb umgestellt.

Auf den tieferliegenden Abbausohlen sorgte eine Feldbahn mit 600 mm Spurweite zum Abtransport der geförderten Kohle. Die mit Kohle befüllten Hunte wurden von "Jenbacher Dieselloks" zu einem Kettenaufzug gebracht. Dieser beförderte die Wagen von der Tagbausohle auf das Normalniveau zu einer Kohlenbrech- und Sortieranlage (Bereich Bild 5 von Harry). Die dort gebrochene und sortierte Kohle wurde von dort mittels einer Umlaufseilbahn zur Bunker- und Verladestation beim Bahnhof Langau befördert (Bild 1 von Harry). Dort erfolgte die Verladung der Kohle auf ÖBB-Wagen...

Nachstehend einige Fotos zum Thema, Quelle: Heft 09/2010 von "Schienenverkehr aktuell"
1. Eimerkettenbagger und Feldbahnzug der Abbraumbeseitigung Fa. UHT
2. Verkippen des Taubmaterials von einer 900 mm - Garnitur der UHT
3. Verladung der geförderterten Kohle in Hunte der 600 mm Spur Feldbahn
4. Talstation des Kettenaufzuges, dieser führte in einem Schrägschacht zum Brecher/Sortierung
5. Kohlebunker- und Bahnverladeanlage. Rechts kam die Seilbahn vom Brecher.
 

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Harald 41

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#4
Hallo Josef;
Super:danke für diese alten Fotos,auf deinem dritten Foto sieht man das die Grube eigentlich sehr tief für damalige Zeiten war,über die Universale Bau steht auch ein kleiner Bericht in dem Link die kannte ich aber nur aus Strasshof beim Dulag,dürfte in Österreich mehr vertreten gewesen sein.
Und über die Eisenbahn und Feldbahnen bist Du sowieso bestens informiert,auch über die nördlichste Ecke des Waldviertels.:D

Nur verstehe ich nicht das die Leute ab 17. Juni 1948 wo die Grube Austria mit dem eigentlichen Abbau begann mit nur 15 Mann 1353 Tonnen Kohle im ersten Jahr händisch abbauten,und in der Sortieranlage beim Bahnhof ebenfalls von Hand aussortierten.
Gab es damals Kriegsbedingt keine Maschinen,dass war sicher kein Honiglecken.

LG Harry

PS:In einem anderen Bericht habe ich noch von einem Kaolin-Abbau in der nähe gelesen,den gibt es glaube ich auch nicht mehr.
 

josef

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#8
gibt es zufällig Informationen über den Verbleib des 600 mm Feldbahnmaterials ?
Dazu Textauszug aus Kapitel 4. "Die Feldbahnen des Kohlenbergbaus Austria in Langau" bei
Manfred Hohn; Feldbahnen in Österreich; Klagenfurt 1987
Als 1964 der Bergbau Austria in Langau den Betrieb einstellte, begann eine große Verschrottungsaktion. Nach Auskunft der Beschäftigten gelangte nur ein kleiner Teil der Wagen und Lokomotiven zu anderen Bergbaubetrieben, aber diese Angaben sind vage.
Soweit auf Seite 28 des Buches über das 600 mm Feldbahnmaterial.

Auf Seite 25 ist zum Ende der 900 mm UHT-Abraumbahn zu lesen:
Als im Sommer 1959 einige Maschinen der HT-Feldbahn untauglich wurden und auch schon das Ende des Bergbaubetriebs abzusehen war, beschaffte die UHT keine Triebfahrzeuge mehr, sondern stellte die Bahn ein. Schaufelradbagger und Förderbänder übernahmen die Aufgaben der Feldbahn, deren Lokomotiven bis 1960 abgestellt waren und dann in zwei Partien verschrottet wurden.
lg
josef
 

josef

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#9
Noch ein Foto aus dem vorhin genannten "Feldbahn-Buch" von M. Hohn und eine Ansichtskarte aus den 1950iger Jahren, leider in schlechter Bildqualität...

1. Der gar nicht so kleine Betriebsbahnhof der Universale (UHT) mit Lokschuppen und Werkstätten.

2. Ansichtskarte der Tagbaugrube. Links Brecher- u. Sortiergebäude mit Station der Umlaufseilbahn zum Bahnhof Langau, in der Mitte ist die Abbausohle erkennbar und am rechten Grubenrand ist ein Abraumzug unterwegs.
 

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Harald 41

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#10
:danke Josef für die alten Fotos,jetzt kannn ich mir wenigstens vorstellen wie es damals in Langau ausgesehen hat.
Heute ist fast nichts mehr erhalten,ausser ein paar Gebäude und Schienen und nicht zu vergessen die Tagebau-Grube liegt aber unter Wasser.

LG Harry

PS: Der Bahnhof war ja riesig für den kleinen Ort.
 

josef

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#11
Betriebsbahnhof Universale HT AG

Der Bahnhof war ja riesig für den kleinen Ort.
Hat mit dem Ort Langau eigentlich nichts zu tun! Der für den Ort zuständige "Normalspurbahnhof" der ÖBB liegt einige Kilometer vom Aufnahmestandpunkt entfernt. Am Bild ist der ehemalige Betriebsbahnhof der Universale Hoch-und Tiefbau AG zu ehen! Das war die vorher schon beschriebene Feldbahn mit 900 mm Spurweite und Dampflokbetrieb zur Abbeförderung des Abraumes.

lg
josef
 

josef

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#14
Vielleicht noch für Eisenbahn- (Feldbahn-) Freaks von Interesse:

Im Dezember 1950 kam es bei einer Dampflok Spurw. 900 mm der Abraumbahn (BJ. 1919 bei Krauss/Linz, Fabr.Nr. 1175, Achsfolge Bt) zu einer Kesselexplosion. Lokführer und Heizer überlebten schwerverletzt, die Lok grub sich in der Sturzhalde ein und wurde total zerstört.

Foto (leider wieder schlechte Qualität) aus:
Manfred Hohn; Feldbahnen in Österreich; Klagenfurt 1987
 

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Harald 41

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#15
Hallo Josef;
:danke für die Fotos,die hat sich schön eingegraben.

Von mir kommt heute auch noch einen Bericht (hoffentlich):D auf dem Liegen auch zwei Gleise nebeneinander,eventuell weisst Du da mehr dazu.

LG Harry
 
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Zelli

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#16
Weiters findet man noch im Gebüsch bei der Braunkohlesieberei die Reste von Prellböcken. Ist vielleicht nicht wirklich interessant, aber eben auch eine der vielen kleinen Spuren.
BTW: Ich verfolge hier mit Interesse hauptsächlich die eisenbahnbezogeneren Beiträge. Vor Jahren bin ich mit meinem Vater ziemlich viel in NÖ unterwegs gewesen um die Spuren sämtlicher Eisenbahnen zu erforschen bzw. hat er diese auch dokumentiert.
 

josef

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#17
Hallo Hannes,
herzlich willkommen im Forum! In den hier behandelten Themenbereichen gibt es immer wieder Berührungspunkte mit der "guten alten Eisenbahn"... :D

lg
josef
 
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Harald 41

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#18
Hallo;
Auch von mir ein herzliches Willkommen hier im Forum,wünsche Dir viel Erfolg, was Eisenbahnen betrifft ist @Josef sowieso der richtige Ansprechpartner auf diesen Seiten.:)

LG Harry
 
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