"Blutschnee" und "Sahara Staub"

josef

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#1
Bergsteiger wundern sich über „Blutschnee“ in den hochalpinen Lagen des Steinernen Meeres, des Hochkönigs und der Tauern

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Wer nun im Hochgebirge des Steinernen Meeres, des Hochkönig oder der Tauern unterwegs ist, kann ins Staunen kommen. Bergsteiger diskutieren im Internet intensiv, ob die roten Flecken auf dem Schnee vielleicht Blütenstaub oder Sandstaub aus der Sahara sind? Nein, es sind Sporen von Algen, besonders robusten Schneealgen.

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Dieses auch als „Blutschnee“ beschriebene Phänomen sorgt bei Passanten für viele Fragen, weil die Hintergründe kaum jemand kennt. Oberhalb von 2.000 Meter Seehöhe liegt heuer nordseitig noch immer ziemlich viel Altschnee aus dem letzten Winter. Er ist mittlerweile ziemlich verdichtet. Der Regen hat oberflächlich viele Rillen in diesen „Sommerschnee“ gefräst. Hier rinnt dann auch das Schmelzwasser zusammen. Und diese gute Feuchtigkeit nutzen winzige Pflanzen für ihre kurze „Blüte“. Das malerisch-schmutzige Rot auf dem Schnee hat auch seine künstlerischen Qualitäten.

Es sind einzellige Algen, die sich jetzt im Hochgebirge fortpflanzen. Das tun sie schon seit vielen Jahrtausenden, seit Ende der Eiszeiten jeden Sommer. Lateinischer Name: Chlamydomonas nivalis.

Auch Fotos aus Kanada in unserer Alpen-Galerie
Insgesamt gibt es 350 Arten von Schneealgen. Sie bevölkern alle Hochgebirge weltweit, in denen es viel Schnee gibt – in den Neuseeländischen Alpen jahreszeitlich genau seitenverkehrt. In unserer Bildergalerie finden Sie auch zwei Algenbilder aus den Coast Mountains im westlichen Kanada – frisch fotografiert in den letzten Tagen von der kanadischen Berg- und Skiführerin Helene Steiner, einer gebürtigen Leogangerin aus dem Salzburger Pinzgau.

Fotostrecke
Flugbild: Gerald Lehner
Schneealgen bzw. ihre Sporen vor einer Woche im Steinernen Meer bei Saalfelden (Salzburger Pinzgau), ca. 2.100 Meter Seehöhe auf dem Hochplateau in der Nähe des Ingolstädter Hauses
Flugbild: Gerald Lehner
See auf 2.570 Meter mit Eisschollen und roten Sporen. Sie liegen auch rechts auf dem Sommerschnee unter der 3.148 Meter hohen Zillerplattenspitze. Hinteres Windbachtal bei Krimml (Salzburger Pinzgau) – gesehen von der italienischen Seite des Hauptkammes über dem Ahrntal (Südtirol)

Petra Lauscher
Abstieg vom Glödis (3.206 Meter) im Osttiroler Debanttal. Diese beiden Fotos hat uns die Tiroler Alpinistin Petra Lauscher geschickt

Helene Steiner
Weltweite Besiedelung: Coast Mountains im westlichen Kanada vor einigen Tagen, riesige Wildnis unweit von Vancouver an der Pazifikküste – in der Nähe des Skigebietes Whistler

Flugbild: Gerald Lehner
Schneealgen bzw. ihre Sporen vor einer Woche im Steinernen Meer bei Saalfelden (Salzburger Pinzgau), ca. 2.100 Meter Seehöhe auf dem Hochplateau in der Nähe des Ingolstädter Hauses

Flugbild: Gerald Lehner
Schneealgen bzw. ihre Sporen vor einer Woche im Steinernen Meer bei Saalfelden (Salzburger Pinzgau), ca. 2.100 Meter Seehöhe auf dem Hochplateau in der Nähe des Ingolstädter Hauses

Flugbild: Gerald Lehner
See auf 2.570 Meter mit Eisschollen und roten Sporen. Sie liegen auch rechts auf dem Sommerschnee unter der 3.148 Meter hohen Zillerplattenspitze. Hinteres Windbachtal bei Krimml (Salzburger Pinzgau) – gesehen von der italienischen Seite des Hauptkammes über dem Ahrntal (Südtirol)

Flugbild: Gerald Lehner
Hochplateau des westlichen Steinernen Meeres beim Ingolstädter Haus mit dem Großen Hundstod vor einer Woche

Als zu Beginn des 19. Jahrhunderts britische Seefahrer auf der Suche nach einer Nordwestpassage den höchsten Norden Grönlands und die Baffin Bay von Kanada erkundeten, staunten auch sie über Schneefelder in „dunkler Karmesinfarbe“. Kapitän John Ross schrieb, der Schnee sei bis in eine Tiefe zwölf Fuß von dem färbenden Stoff durchdrungen. Schiffsoffiziere betrachteten Proben unter dem Mikroskop und fanden dunkelrote, samenkornartige Gebilde – die Sporen der Schneealge, wie man heute weiß. Sie ist eine Basis der Nahrungskette im Hochgebirge, dienen manchen Insekten als Futter, die wiederum für Vögel wichtig sind usw.
Heuer scheint die Vermehrung der Algen etwas stärker zu sein als in anderen Jahren. Ihre Existenz gilt unter Fachleuten als völlig natürlich. Sie sei kein Anzeichen irgendeiner Bedrohung, heißt es.

Robust, angepasst und genügsam
Dass auf Schnee überhaupt solche Lebewesen existieren können, das grenzt für menschliche Betrachter an ein Wunder. Ein extrem lebensfeindlicher Ort.
Die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht können im Sommer extrem sein. Dazu kommen die an den längsten Tagen des Jahres sehr starke UV-Strahlung und kaum Nährstoffe. Algen ernähren sich wie die meisten Pflanzen über Wasser, Kohlendioxid aus der Luft, Sonnenlicht und Mineralstoffe. Diese holen sie sich aus Staubablagerungen auf dem Schnee oder direkt aus der Luft.

Staub als gutes Futter
Es könne schon sein, dass heuer besonders viel Saharastaub als Kraftfutter für die Algen herangeweht wurde, sagte uns ein Biologe. Der Lebenszyklus von Schneealgen ist voll an die Entwicklung der Schneedecke im Hochgebirge angepasst. Den Winter überlebt die Alge in Form von roten Sporen unter dem Schnee. Beginn die Schneedecke im Frühsommer und Sommer dann auch oberflächlich stark zu schmelzen, dann löst das Wasser die Keimung der Sporen aus. Jede Spore entwickelt sich zu mehreren neuen Algen.

Das Rot kommt von den Sporen
Die Schneealgen selbst sind ziemlich unscheinbar, bei genauer Betrachtung eigentlich grün, weil sie Chlorophyll für die Photosynthese enthalten – für ihren Stoffwechsel.
Dass die Sporen rot sind, hat laut Fachleuten mit dem Wirkstoff Astaxanthin zu tun – ein Carotinoid, das auch im Lachs zu finden sei. Der Fisch frisst im Meer andere Algenarten und bekommt dadurch die Farbe seines Fleisches. In der Schneealge bewahre der Farbstoff die Photosynthese vor zu intensiver Sonnenstrahlung, sagen Botaniker. Vermutlich schütze das Rot auch das Erbmaterial der Alge vor dem extremen UV-Licht im Hochgebirge.

Einmal Sex und einmal Zellteilung
Die Vermehrung läuft auf zwei Arten: Die erste ist Zellteilung, die den ganzen Sommer über die Bühne geht, aber nur genetisch völlig identische „Klone“ erzeugt. Die zweite Art der Fortpflanzung ist rein auf die Zukunft des kommenden Jahres ausgerichtet – eine sexuelle zwischen verschiedenen Algen. Daraus entstehen die roten Sporen, die nun an vielen Stellen im Hochgebirge zu sehen sind. Diese Keimzellen nutzen im weiteren Lauf des Sommers wieder das verbleibende Schmelzwasser, um sich unter dem Schnee oder direkt im Boden einzunisten. Auf Gletschern lassen sie sich durch den Firn, der bis zum Herbst immer mehr zusammenschmilzt, bis auf die Eisoberflächen schwemmen, wo sie überwintern.
So überdauern die roten Sporen die kalten Monate bis zum nächsten Frühling, und der ganze Zyklus beginnt wieder.

04.07.2020, Gerald Lehner, salzburg.ORF.at
Bergsteiger wundern sich über „Blutschnee“
 

josef

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#2
Vorarlberg: Sahara-Staub färbte Himmel
Der Föhn hat am Samstag Sahara-Staub nach Vorarlberg gebracht. Der Staub färbte den Himmel gelb-rötlich. Wenn Sie Fotos gemacht haben, dann lassen Sie uns doch teilhaben und schicken Sie uns Fotos.
Online seit gestern, 18.22 Uhr
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Der Saharastaub ist der trockene Staub der Sahara, der vom Wind aufgeweht wird und als Aerosol große Distanzen in der Erdatmosphäre zurücklegen kann.
Fotostrecke
August Elsensohn
Saharastaub am Riedkopf
Günter Smodic
Omeshorn mit Gipslöcher in Lech

Marc Funda
Bodensee bei Neu-Amerika (beim "Wurzelbaum)

Franz Stoss
Lech: Blick gegen Balmalpe

Sabine Steiner
Saharastaub mit Madrisella Lift im Skigebiet Silvretta Montafon

Hannes Berthold
Saharasand am Arlberg

Tamara Hafner
Sahara-Staub

Belinda Müller
Saharastaub – Blick von Bödele, Dornbirn

Ines Haslwanter
Saharastaub färbt Himmel

Friedrich Juen
Saharastaub in Gargellen

Wir sammeln hier ein paar besonders schöne Fotos vom Sahara-Staub und präsentieren Sie der vorarlberg.ORF.at-Community. Senden doch auch Sie uns Ihr Foto.
Fotos bitte hier einsenden. (Bitte nur Fotos im Querformat und in Originalauflösung)
07.02.2021, red, vorarlberg.ORF.at
Fotoaufruf: Sahara-Staub färbte Himmel
 
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josef

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#4
HIMMEL IN GELB-ROT
Sahara-Staub überzieht Österreich
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Die aktuelle Wetterlage bringt derzeit gigantische Mengen aufgewirbelten Sahara-Staubs durch Luftströme aus Nordafrika in weite Teile Europas – auch nach Österreich. Und das ergibt ein außergewöhnliches Bild: Denn der Staub sorgt für eine spektakuläre gelb-rötliche Färbung des Himmels.
Online seit heute, 18.28 Uhr
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Die feinsten Staubkörner stammen aus Marokko und Algerien. Und der Staub wird durch Tief „Elke“ aus dem Westen nach Österreich hereingeblasen: In Spanien und auch der Schweiz war das Wetterspektakel bereits Dienstagfrüh zu sehen. In Vorarlberg schlug die Farbe des Himmels um die Mittagszeit binnen kurzer Zeit um – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.
APA/Mathis Fotografie
In Vorarlberg färbte sich der Himmel zur Mittagszeit

Sichtbar auf Autos und Gartenmöbeln
„Der Staub in der Luft kann den Himmel gelblich bis bräunlich wirken lassen und Morgen- und Abendrot deutlich verstärken. Mit Regen oder Schnee kann der Sand auch den Boden erreichen und sich zum Beispiel auf Windschutzscheiben von Autos bemerkbar machen“, hieß es seitens der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG).

Auch auf Möbelstücken im Freien wird sich der Staub sichtbar ablagern – und das auch im Norden und Osten des Landes. Infolge des erwarteten Niederschlags sollte der Staub in der Früh dann auch in Wien sichtbar werden. Die Dimensionen sind gewaltig: Insgesamt sollten am Dienstag etwa 100 Tonnen Sand ins Land geblasen werden.

„Relativ starkes Ereignis“
Sahara-Staub über Österreich ist nicht ungewöhnlich. „Das aktuelle Ereignis ist aber relativ stark und eines der stärksten der vergangenen Jahre. Bei bestimmten Wetterlagen wird Sahara-Staub im Norden Afrikas von starken Winden aufgewirbelt und in höhere Luftschichten verfrachtet“, hieß es von der ZAMG.

„Kann über weite Strecken verfrachtet werden“
„In die höheren Luftschichten aufgewirbelt kann er (der Staub, Anm.) mit der entsprechenden großräumigen Luftströmung über weite Strecken verfrachtet werden“, informierte die ZAMG. Der an sich ungefährliche Staub kann bei vorbelasteten Personen gesundheitliche Folgen für die Atemwege haben. Zudem trägt das Phänomen zur lokalen Luftverschmutzung bei.

APA/AP/Keystone/Urs Flueeler
Die Schweiz erreichte der Sahara-Staub schon früher – hier ein Bild aus Luzern

15.03.2022, red, ORF.at/Agenturen

Himmel in Gelb-Rot: Sahara-Staub überzieht Österreich
 

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#5
Vorarlberg: Sandskifahren – Sahara-Staub macht es möglich
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Der Sahara-Staub hat Vorarlberg weiter fest im Griff: Außergewöhnlich sind die großen Mengen an Sand, die dieses Mal aus Afrika kommen. Besonders skurril sieht es in den Skigebieten aus – dort ist derzeit „Sandskifahren“ möglich.
Online seit heute, 7.42 Uhr
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Wer derzeit auf Vorarlbergs Pisten unterwegs ist, hat das Gefühl – in eine andere Welt zu tauchen. Der Saharastaub hinterlässt auch auf dem Schnee seine Spuren. Für die Skifahrerinnen und Skifahrer ein ungewöhnliches Erlebnis.

Fotostrecke
Karin Reith
Sandskifahren in Lech
Karin Reith
Karin Reith
Karin Reith

Das Naturschauspiel ist für viele faszinierend: Manche fühlen sich, als würden sie auf dem Mond oder in der Wüste Skifahren, für andere sieht der Schnee aus wie Eiweiß-Baiser. Auf jeden Fall ist dieses Wetterphänomen in dieser Stärke nur selten zu sehen.

Laut Wetterprognose wird der Saharastaub noch bis Freitag Vorarlberg mit Sand „versorgen“. Dann sollte der Himmel wieder klarer werden. Ab Samstag macht es dann auch endlich Sinn, sein Auto zu waschen – mehr dazu in Saharastaub – rentiert sich die Autowäsche? (vorarlberg.ORF.at).
Das Wetterphänomen ruft auch viele Hobbyfotografen auf den Plan – solche Landschaftsaufnahmen sind nur selten möglich.

Fotostrecke
Anja Degiorgio
Bürserberg Farregglift Bergstation
Mathis Fotografie
Wie ein romantisches Gemälde von Caspar David Friedrich…
Mathis Fotografie
…wirkt die Ruine Neuburg im unwirklichen Licht…
Mathis Fotografie
…das entsteht, weil feinster Saharastaub in der Atmosphäre das Sonnenlicht bricht…
Mathis Fotografie…und so den Himmel gelb-rötlich verfärbt.

Angela Ganthaler, vorarlberg.ORF.at
„Sandskifahren“ – Sahara-Staub macht es möglich
 
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