Beim Tonale-Pass im Trentino wurde ein Grab mit 12 österreichischen Soldaten aus dem 1. Weltkrieg gefunden

josef

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Leichen von zwölf österreichischen Weltkriegs-Soldaten in Italien entdeckt
Spuren eines der größten Massengräber des Ersten Weltkriegs könnten in den italienischen Alpen aufgespürt worden sein. Wichtige Informationen lieferte ein Tagebuch

Am italienischen Tonalepass stieß man dank Recherchen auf ein Massengrab aus dem Ersten Weltkrieg.
Foto: Luca Bettini / AFP / APA

Immer wieder wurden in den vergangenen Jahren Leichen von Soldaten entdeckt, die im Ersten Weltkrieg in den Alpen umkamen. Häufig gaben schmelzende Gletscher ihre Körper preis, etwa während einer Hitzewelle am Marmolada-Gletscher. Ein neuer Fund wurde aber nicht rein zufällig von Wanderern entdeckt, ihm gingen jahrelange Recherchen voraus. So wurde ein Massengrab oberhalb des Tonale-Passes im Trentino gefunden, in dem die Leichen von zwölf österreichisch-ungarischen Soldaten befanden.

Hinter den Recherchen steckt der Italiener Sergio Boem, Enkel eines Offiziers im Ersten Weltkrieg. Er hatte ein Tagebuch des Großvaters mit Informationen über ein Massengrab nahe dem Tonale-Pass mit den Leichen Dutzender Soldaten entdeckt, die anlässlich der sogenannten "Operation Lawine" am 13. Juni 1918 gefallen waren.
Dank der Beharrlichkeit von Boem konnte bewiesen werden, dass dies zutraf und dass sich in einem der Granatlöcher, die oberhalb des Tonale-Passes zu finden sind, tatsächlich die Überreste gefallener Soldaten der österreichisch-ungarischen Armee befanden. Laut Boem sollen dort noch viele andere Leichen liegen.

Universitätspapiere in der Ausrüstung
Neben den Skelettresten wurden auch Teile der persönlichen Ausrüstung der Soldaten gefunden, darunter Steigeisen, Stiefel, Gasmaskengehäuse, Werkzeuge und andere Gegenstände, wie lokale Medien berichteten. Entdeckt wurden unter anderem drei Folienbehälter, in denen Immatrikulationsbescheinigungen aus Papier aufbewahrt wurden. Ihr Zustand lässt allerdings nur eine geringe Hoffnung darauf zu, dass die Identität der Gefallenen ermittelt werden kann.

Die sterblichen Überreste, die von Archäologen der lombardischen Stadt Mantua geborgen wurden, werden derzeit von Professor Daniel Gaudio von der Universität Durham in Großbritannien anthropologisch untersucht. Sie sollen später auf einem Soldatenfriedhof bestattet werden, wie in Absprache mit dem Österreichischen Schwarzen Kreuz beschlossen wurde. Der Verein befasst sich mit der Gräberfürsorge von Kriegsopfern und Flüchtlingen.

94 Soldaten aus Österreich-Ungarn
Nach den Untersuchungen von Boem, die in dem Buch "Sui prati del Tonale 94 stelle alpine" ("Auf den Wiesen des Tonal 94 Edelweiss") veröffentlicht wurden, handelt es sich um eines der größten Massengräber des Ersten Weltkriegs. Laut dem Tagebuch sollen am Tonale 94 österreichische Soldaten, vor allem Ungarn und Rumänen, in einem Massengrab mit einem Durchmesser von mindesten zwölf Metern begraben sein.

Sein Großvater habe nicht grundlos über das Massengrab geschrieben – womöglich in der Hoffnung, jemand könne es später wiederfinden, sagt Boem: "Die Erschöpfung und das Entsetzen nach diesem Kampftag müssen groß gewesen sein, und dennoch wollte Großvater persönlich über die überstürzte Beerdigung berichten. Das hatte er noch nie getan."

Der Autor recherchiert seit Jahren, ausgehend von der Geschichte seines Großvaters Ubaldo Ingravalle und dem "Historischen Tagebuch" des Alpenbataillons Valcamonica des 5. Alpenregiments, das auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs eingesetzt wurde, darunter auch am Tonale-Pass. Ob über die zwölf Gefallenen hinaus weitere Leichen gefunden und geborgen werden können, sei derzeit ungewiss.
(APA, red, 26.8.2022)

Leichen von zwölf österreichischen Weltkriegssoldaten in Italien entdeckt
 
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