Argentinien: Größtes Hagelkorn der Welt

josef

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Das größte Hagelkorn der Welt
Der über 20 Zentimeter große Eisklumpen aus Argentinien animierte Forscher dazu, die neue Kategorie des "gargantuesken Hagels" vorzuschlagen

Ein Hagelkorn wie dieses befindet sich am "extremen oberen Ende" des Größenspektrums, sagt US-Meteorologe Matthew Kumjian.
Foto: Victoria Druetta

Forscher der Pennsylvania State University haben im "Bulletin of the American Meteorological Society" einen neuen Weltrekordhalter vorgestellt, nämlich was das größte jemals entdeckte Hagelkorn anbelangt. Der Brocken, der in der argentinischen Stadt Villa Carlos Paz eingeschlagen ist, misst 18,8 mal 23,6 Zentimeter. Und ist damit zumindest ein ernstzunehmender Herausforderer für den bisherigen Rekordhalter, ein im Schnitt 20 Zentimeter großes Hagelkorn, das in der Stadt Vivian im US-Bundesstaat South Dakota gefunden wurde. Wegen der unregelmäßigen Form der Klumpen wird sich über die wahre Rangordnung trefflich debattieren lassen.

Die Forscher schlagen nun vor, für derartige Brocken eine neue Kategorie einzuführen, "gargantuesken Hagel". So zumindest die wörtliche Übersetzung – wobei jedoch einzuräumen ist, dass "gargantuesk" als blumige Umschreibung von "riesig" im Deutschen zwar existiert, aber weit weniger gebräuchlich ist als "gargantuan" im Englischen. Das Wort geht auf François Rabelais' Romanepos "Gargantua und Pantagruel" aus dem 16. Jahrhundert zurück, das sich um zwei Riesen dreht.

Nach dem Hagel kamen die Forscher
Eingeschlagen ist das seinem Namen kaum noch gerecht werdende "Korn" – zusammen mit einer großen Zahl kleinerer Artgenossen – 2018. Ein Jahr später machte sich dann ein Team um den Meteorologen Matthew Kumjian nach Villa Carlos Paz auf, um Daten zu sammeln. Es wurden Zeugen interviewt, Schäden begutachtet und vor allem jede Menge Fotos und Videos gesichtet, die die Stadtbewohner von dem Hagelschlag gemacht hatten. Die Größe des Korns wurde mittels Photogrammetrie gemessen, also anhand von Fotos.

Hagelkörner bilden sich in den unteren Schichten von sehr wasserreichen Gewitterwolken. Dabei müssen Aufwinde herrschen, damit die Eispartikel lange genug in der Luft bleiben können, um zu Körnern anzuwachsen. Zwischen Windstärke und Hagelkorngröße besteht daher ein direkter Zusammenhang. Über Villa Carlos Paz waren laut den Forschern die Kräfte eines sogenannten Superzellengewitters am Werk. In solchen Superzellen ist zumindest ein Teil der Aufwinde in ständiger Rotation begriffen und reicht weit nach oben.

Laut Kumjians Kollegin Rachel Gutierrez könnte die Geschwindigkeit dieser Rotation der entscheidende Faktor sein, ob sich kleiner, großer oder gargantuesker Hagel bildet. Das ist bislang aber nur eine Hypothese, und alles in allem lässt sich der Entstehung der Eisbrocken wesentlich schwieriger auf die Spur kommen als ihren offensichtlichen Folgen. Zweieinhalb-Zentimeter-Körner hinterlassen an einem Auto bereits Dellen, sagt Kumjian. Ihre riesigen Verwandten könnten nicht nur Hausdächer durchschlagen, sondern – je nach Bauweise – auch noch das eine oder andere Stockwerk darunter.
(jdo, 2. 5. 2020)

Abstract
Bulletin of the American Meteorological Society: "Gargantuan Hail in Argentina"

Das größte Hagelkorn der Welt - derStandard.at
 
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