Alte Schusterwerkstätten

josef

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#2
Schusterwerkstatt

Hätte dazu auch eine Frage (kein Rätsel...):

Habe aus Kindertagen noch eine solche Werkstätte aus dem hinteren Pielachtal bei Frankenfels in Erinnerung, da werkte der alte Meister in der kleinen Werkstatt auf einem Holzpodest. Auch in einigen Museen sowie im Urlaub heuer in Gr.Gmain, sah ich immer wieder diese niedrigen Holzpodeste in den Schusterwerkstätten, wo der Hauptarbeitsplatz des Schusters eingerichtet war...

Was steckt da dahinter, was hat das für eine Bedeutung...?

lg
josef
 

kallepirna

Well-Known Member
#3
Hat vielleicht was damit zu tun das die Fußböden, damals nicht so wärmegedämmt waren wie heute. Auf dem Podest saß der Schuster nicht direkt auf dem Fußboden, sondern erhöht und hatte somit warme Füße. Meine Erklärung dazu. Mfg.kallepirna
 

josef

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#4
... Auf dem Podest saß der Schuster nicht direkt auf dem Fußboden, sondern erhöht und hatte somit warme Füße. Meine Erklärung dazu...
Könnte sein ?

Habe mir das Foto nochmals genauer angesehen und eine andere Vermutung:
Am "normalen" Fußboden steht ein Stockerl, gegenüber am Podest ein Dreibein-Hocker. Bei diesem Hocker sind die 2 Füße kürzer die oben am Podest stehen und der Dritte, "zu ebener Erde", also am normalen Boden stehende, ist länger. So interpretiere ich zumindest das Foto, habe es "vor Ort" damals verabsäumt, die Angelegenheit genauer zu beäugen...

Beim Maß nehmen für neues Schuhwerk saß der Meister am tieferen Stockerl und der Kunde oben am Hocker und stellte den zu vermessenden Fuß auf die Podestkante. So konnte der Meister im Sitzen ohne größere Verrenkungen und Verbeugungen seiner Tätigkeit "am Fuß" des Kunden nachgehen...?

Bin gespannt, welche Theorien und Thesen noch auftauchen bzw. was die richtige Lösung ist...?

lg
josef
 

kallepirna

Well-Known Member
#5
Dann sind wie mal gespannt, Deine Idee hat auch was. Der kleinere Hocker kann auch dazu dienen das der kunde seinen Fuß darauf stellt, somit braucht sich der Schuster auch nicht soweit zu bücken. Ich sehe schon, da wird es noch einige Möglichkeiten geben. Schönes Wochenende noch und fals ich es vergesse einen guten Rutsch. mfg.kallepirna
 

josef

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#9
Das Schuhhandwerk mit Leder und Loden
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Schuster, bleib bei deinen Leisten – sagt der Volksmund. Ganz wörtlich nimmt das Josef Zaisenberger aus Pichl-Kainisch im steirischen Salzkammergut: Er ist Schuhmacher aus Leidenschaft und auch mit 87 Jahren noch jeden Tag in seiner Werkstatt.
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Die Leidenschaft für dieses besondere Handwerk hat Josef Zaisenberger wahrlich schon von Kindesbeinen an, wie er erzählt: „Eigentlich habe ich das als Kind schon gern getan. Während der Schule war ich schon beim Dorfschuster da bei uns, da habe ich schon gewerkelt, und da bin ich hängen geblieben.“

Handgenähte Schuhe aus Leder und Loden
Gemeinsam mit seiner Tochter Sonja hat sich Josef Zaisenberger auf die Herstellung von Maß-, aber vor allem Trachtenschuhen aus Leder und Loden spezialisiert. „Ich liebe es, es ist schön. Man macht einfach was Handwerkliches, und man hat ein Produkt am Ende des Tages in der Hand. Man sieht, was man macht, und man kann jegliche Kreativität ausleben“, so Sonja Grill.

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Mindestens zwei Tage dauert es, bis ein handgenähter Schuh fertig ist. Das Handwerk sei nicht vergleichbar mit der Massenware aus dem Schuhgeschäft, sagt Zaisenberger: „Das eine ist industriegefertigt mit der Maschine, überwiegend aus Kunststoff, und das kann man nicht vergleichen.“

„Für mich ist der Beruf keine Belastung“
Wie in vielen anderen Branchen haben auch die Schuhmacher Nachwuchssorgen – gerade einmal zwei Lehrlinge gibt es aktuell in der Steiermark. „Es war vor kurzem eine Dame da, die es gerne einmal probiert hätte – sie hat geglaubt versuchen zu müssen, einen zwiegenähten Schuh zu machen. Naja, das geht ja nicht so schnell“, so Zaisenberger.

Für seine Schuhe hat der 87-Jährige bereits etliche Preise gewonnen – und ans Aufhören denkt er noch nicht: „Solange ich die Kraft besitze und es noch geht – ich tue es ja auch nicht ungern. Für mich ist der Beruf keine Belastung."
27.01.2021, red, steiermark.ORF.at
Das Schuhhandwerk mit Leder und Loden
 

josef

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#10
Güssing: Letzter Schuster geht in Pension
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Einst gab es in jedem Dorf mindestens einen Schuhmacher. Heute sind sie selten geworden – so auch in der ehemaligen Schuhmachermetropole Güssing. In der Hochblüte gab es dort bis zu 15 Schuhmacherbetriebe. Heute gibt es nur mehr einen – und jetzt schließt auch dieser seine Pforten.
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Beim Besuch des letzten Schuhmacherbetriebs in Güssing glaubt man, die Zeit sei stehen geblieben. Moderne Maschinen sucht man hier vergeblich, es wird noch mit traditionellem Werkzeug gearbeitet. Alt aber gut ist hier das Motto. „Der Schustertisch ist über 100 Jahre alt, den habe ich von meinem Onkel. Und der hat den von seinem Onkel, dem Bani-Schuster bekommen, und der steht jetzt schon 100 Jahre da und ist noch immer stabil und hält alles aus“, erzählte Franz Jost, der letzte Schuhmacher von Güssing.

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Handwerk liegt in der Familie
Jost stammt aus einer Schuhmacher-Dynastie: „Ich hab den Betrieb von meinem Onkel übernommen. Der hat im 57er-Jahr angefangen, konnte aber in Güssing kein Geschäft aufmachen, weil es schon so viele Schuhmacher gab – zehn, 15. Der musste nach Mogersdorf hinüber, dort waren keine. Und als dann in Güssing ein paar aufgehört haben, hat er erst hinüber können und hier weiterarbeiten können.“

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Fabrikschuhe veränderten Markt nachhaltig
Die Zeiten, als das Schuhmacherhandwerk noch goldenen Boden hatte, sind längst vorbei. „Als ich begonnen habe, war viel Arbeit, man hat viele Menschen kennengelernt, die Arbeit hat Spaß gemacht. Es war auch einfacher, weil die Materialien einfacher zu kleben waren. Am Anfang haben wir noch handgemachte Schuhe gemacht. Und als dann die Fabrikschuhe aufgekommen sind, ist der Handgemachte dann weggekommen.“

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Leben in der Pension genießen
Jost hat sich deshalb auf Reparaturarbeiten spezialisiert. Heute lebt er vor allem von Stammkunden. Neben der Werkstatt betreibt Jost auch einen kleinen Schuhhandel, doch bald wird alles Geschichte sein: „Also ich bin jetzt 45 Jahre Schuhmacher und heuer gehe ich in Pension, und da möchte ich etwas leiser treten und mein Leben noch genießen.“ Einen Nachfolger hat Jost nicht – mit ihm stirbt somit das Schuhmacherhandwerk in Güssing aus.
30.01.2022, Kurt Krenn, burgenland.ORF.at
Güssing: Letzter Schuster geht in Pension
 

josef

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#11
Bei einem der letzten Schuhmachermeister
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Anton Sobe hat vor 40 Jahren im Schusterhandwerk seinen Traumberuf gefunden. Er ist einer der drei letzten Schuhmachermeister in Klagenfurt und betreibt ein winziges Geschäft samt Werkstatt. Sie ist wie ein kleines Museum. Sobe ist stolz auf sein Handwerk, sieht es aber aussterben. China überschwemmt mit Billigschuhen den Markt.
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Profifußballer wäre für den jungen Anton einst noch eine Alternative gewesen, doch schon an zweiter Stelle kam Schuhmacher als Wunschberuf: „Meine Tante lebte in Wien und ich machte bei ihr immer Urlaub. Wir gingen die Thaliastraße entlang – sie ging in ein Hutgeschäft und ich schaute in die Auslage eines Schuhmachers gleich daneben.“ Beim Betreten des Geschäfts habe ihn der Geruch des Leders und der Kleber beinahe „hypnotisiert“, sodass für ihn sein künftiger Berufswunsch sofort klar gewesen sei. Irgendwann schaffte er es, seine Familie zu überzeugen, das Schusterhandwerk erlernen zu dürfen.

16 Quadratmeter voller Schuhmachertradition
Wer an seinem eigenen Geschäft in Klagenfurt in unmittelbarer Nähe zum Stadttheater vorbeikommt, muss wissen, dass dort ein Schuster arbeitet. Denn die kleine Auslagenscheibe und eine Tür lassen zunächst nicht darauf schließen. 16 Quadratmeter groß ist die Werkstatt. „Das reicht vollauf“, sagte Sobe. Als Ausweiche dient eine kleine Werkstatt bei ihm zu Hause, wo er Oberteile für neue Schuhe fertigt: „Dazu muss man Ruhe haben.“
In einer Ecke steht eine Maschine, die auch nach 85 Jahren noch funktioniert. Sobe nutzt sie ausschließlich für Reparaturen. Auch an die 200 Leisten lagern bei dem Schustermeister auf Regalen, die nach wie vor in Verwendung sind: „Für jeden, für den ich einmal Schuhe hergerichtet habe, gibt es auch noch den Leisten.“

Fotostrecke
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Eine alte Singer-Nähmaschine
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Der Meister fädelt einen Faden in die Singer Nähmaschine ein
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Ein Bogen Leder
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Alte Leisten
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Schuhe hängen von der Decke
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Alte Schuhe und ein Skelettmodell eines Fußes
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Der Meister in seiner Werkstatt

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Alte Schuhleisten

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Ein sehr altes Paar leisten

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Werkzeug eines Schuhmachers

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Zettel mit der Aufschrift: „Die Ruhe ist dem Menschen heilig, nur die Dummen habens eilig.“

Maßanfertigungen immer seltener
Den größte Teil seines Umsatzes machen Reparaturen aus. Es gilt das Motto: Aus Alt mach wieder halbwegs neu und tragbar. In Zeiten, in denen asiatische Schuhe aus Kunststoff und Pappendeckel manchmal nur ein paar Euro kosten, wurden Maßanfertigungen sehr selten. „Du musst jährlich mindestens zwei Paar machen, sonst kommst du aus dem Schuss. Die werden aber auch gemacht“, sagte Sobe.

Die Pandemie habe dazu geführt, dass viele Kunden alte Schuhe wieder aus den Tiefen ihrer Schränke hervorgeholt hätten: „Einige haben Schuhe ausgegraben, die 20 Jahre im Keller lagen und die sie gerne wieder tragen möchten. Sie sagen, sie kaufen keine Schuhe aus China, sondern wollen nur diese Schuhe wieder haben.“ Darunter sind auch Anfertigungen von Sobe selbst.

Handarbeit braucht Zeit
Die Arbeit erfolgt zwischen alten Nähmaschinen, einer Lederspalt- und Schärfmaschine und anderen Gerätschaften, die sich in den vergangen hundert Jahren kaum veränderten. Manche Arbeitsschritte werden mittlerweile elektrisch gemacht. Doch ein echter Schuh ist für Meister Sobe Handarbeit. An die 40 Stunden braucht man für eine Maßanfertigung, dazu komme noch das Maßnehmen, das Zuschneiden und das Herrichten der Oberteile. „In drei bis vier Monaten kannst du die Schuhe haben“, sagt der Experte.

Einer der Letzten seiner Zunft
Kärntenweit gibt es laut Wirtschaftskammer noch sieben Schuhmacher, die dieses Handwerk erlernten. Viele Branchenkollegen gaben mittlerweile auf. Anton Sobe hingegen blieb im wahrsten Sinn des Wortes bei seinen Leisten – mit Relikten und Erinnerungen an bessere Zeiten für das Schuhmacherhandwerk. In den ersten 20 Jahren habe er so viel Arbeit gehabt, dass er alleine fast nicht zurecht gekommen wäre.

Viele Kunden „vergessen“ ihre Schuhe zu holen
Genagelte Schuhe hängen vom Kreuzbogengwewölbe, gut ein Dutzend Paare sind so etwas wie herrenlos. Sie wurden vorbeigebracht, repariert und nicht abgeholt, sagt Anton Sobe: „Sie liegen alle schon länger da.“

Dann stört ihn noch ein Reisekoffer unter dem beengten Arbeitsplatz, der längst nicht mehr hier sein sollte. Er habe die Besitzerin schon unzählige Male kontaktiert, aber bislang Fehlanzeige. Die Hälfte der Kunden sei jedoch zuverlässig und sehr nett, fügte er hinzu.

Bergschuhe als besondere Härtefälle
Meist sind es Sohlen, die erneuert werden müssen. Das geht aber nicht bei jedem Schuh. Bergschuhe seien meistens irreparabel. „Außer der Kunde zahlt, was alles zu machen ist. Man muss sie vom Boden her neu aufbauen, also alle Zwischensohlen neu aufnähen. Es muss auch die Sprengung wieder passen, damit der Schuh seine ursprüngliche Fasson nicht verliert. Wenn das Oberleder passt, ist der Schuh vielleicht nicht mehr zehn, aber neuneinhalb Jahre haltbar.“

Enkel möchte gerne Nachfolger werden
Sobe ist 65 Jahre alt und sagte, sich gegen Billigimporte aus Asien und anderen Teilen der Welt zu behaupten werde immer schwerer. Sein fünf Jahre alter Enkel habe zwar versichert, einmal den Betrieb übernehmen zu wollen. Seiner Meinung nach habe das Handwerk aber keinen goldenen Boden mehr: „Wenn es so weitergeht wie jetzt haben wir schlechte Aussichten. Dann hat China gewonnen.“
29.03.2022, red, kaernten.ORF.at
Bei einem der letzten Schuhmachermeister
 

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