Alpenrhein CH - Vorarlberg: 125 Jahre Rheinregulierung

josef

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#1
Jubiläums-Rückblick: 125 Jahre Rheinregulierung
Das Hochwasser am Rhein hat seit Jahrhunderten immer wieder für Überschwemmungen und Zerstörungen gesorgt. Vor genau 125 Jahren hat man begonnen, den Rhein in die Schranken zu weisen. Eine Geschichte, die keineswegs abgeschlossen ist.

Es war im Juli 1987, als der Rhein nicht nur über die Ufer trat, sondern ein Damm in der Nähe der Mündung brach und das Wasser unkontrolliert in Richtung Fußacher Bucht strömte. Für den damaligen Rheinbauleiter Uwe Bergmeister war das ein denkwürdiges Ereignis: „Das hat gezeigt, mit welcher Gewalt Wasser strömen kann. Wenn man diese Wassermassen damals unter der Brücke zwischen Hard und Fußach gesehen hat, dann hat man auch gesehen, wie hilflos wir Menschen in einer solchen Situation sind.“



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Hochwasser Juli 1987

Zusammenarbeit mit der Schweiz: Höhen und Tiefen
Der Dammbruch sollte zum Glück der dramatische Höhepunkt in der Amtszeit von Uwe Bergmeister bleiben. Probleme gab es aber auch danach genügend zu lösen - und das nach Möglichkeit gemeinsam mit dem Schweizer Partner. Das habe gut funktioniert, bestätigt auch Bergmeisters Schweizer Amtskollege Leo Kalt. Von solcher Harmonie war man im 19. Jahrhundert noch weit entfernt - damals schob man sich mit Hilfe sogenannter Schupfwuhren das Wasser gegenseitig zu. Dabei wurde ein Wehr schräg ins Flussbett gestellt, so dass das Wasser auf die andere Seite „geschupft“ wurde.



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Hochwasser Juli 1987

Schweiz wollte Rheingrenze durchziehen
In den Verhandlungen um die Rheinkorrektion ging es unter anderem darum, ob der Rhein Grenze bleiben und damit Höchst, Fußach und Gaißau zur Schweiz kommen sollten. Uwe Bergmeister, auch Gründungsmitglied des Vereins „Rhein-Schauen“, erinnert daran, dass die Menschen im Vorarlberger Rheindelta damit überhaupt nicht einverstanden waren. „Die hatten überhaupt kein Interesse daran, an die Schweiz angegliedert zu werden“, erzählt Bergmeister.

Verlandete Buchten: Neuer Staatsvertrag
Schließlich einigte man sich auf ein Vertragswerk, das zunächst den Durchstich bei Fußach vorsah, mit dem hunderte Arbeiter fünf Jahre lang beschäftigt waren. 1905 war der Durchstich vollendet, doch schon bald stellte sich heraus, dass dadurch die Harder und die Fußacher Bucht verlandeten. Ein neuer Staatsvertrag sah die Vorstreckung des Rheins in den See vor - und die ist mittlerweile so gut wie vollendet.

Ausstellung zum Jubiläum komplett erneuert
Wie es unter Wasser an der Mündung aussieht, kann man in der neuen Ausstellung im Museum „Rhein-Schauen“ in Lustenau sehen, - am Beispiel eines Computermodells, das auf den neuesten Messungen beruht. Die Ausstellung wurde anlässlich des 125-Jahr-Jubiläums der Rheinregulierung komplett erneuert.



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Die neue Ausstellung in Lustenau

Weitere Modelle sowie Fotos, Dokumente und historische Objekte geben Einblicke in eine Geschichte, die vielfältige Aspekte hat.


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Die neue Ausstellung in Lustenau

„Baustelle wird nie endgültig sein“
Ein Themenkomplex, der auch nach 125 Jahren noch nicht abgeschlossen ist. „Endgültig wird diese Baustelle nie sein“, sagt Uwe Bergmeister. Zumal mit dem Projekt Rhesi gerade eine neue Phase beginnt, mit der die Anrainer des Alpenrheins wieder Jahrzehnte lang beschäftigt sein werden. Ziel des Projekts ist die Verbesserung des Hochwasserschutzes - die Abflusskapazität des Rheins soll über die gesamte Länge der internationalen Strecke ausgebaut und auf den Oberlauf abgestimmt werden.



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So soll der Rhein künftig gemäß dem Rhesi-Projekt aussehen.

Rheinbähnle startet wieder in Saison
Die neue Ausstellung im Museum „Rhein-Schauen“ wird am Sonntag (30.4.) eröffnet. Dann starten auch wieder die Fahrten mit dem Rhein-Bähnle an die Rheinmündung.


  • Publiziert am 29.04.2017
 

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#2
Museum "Rhein-Schauen" in Lustenau:

Das Museum über die Regulierungsmaßnahmen am Alpenrhein in Lustenau feiert heuer das 25-jährige Bestandsjubiläum:

Museum Rhein-Schauen
Tauchen Sie ein in ein Museum ganz besonderer Art!
Seinen Reiz macht die Kombination von Werkhof, Ausstellung und Dienstbahn aus. Informativ, unterhaltsam und abwechslungsreich.

Im Werkhof Lustenau erwartet den Besucher ein interessantes Panoptikum.
Technik zum Anfassen, Landschaft zum Erfahren, mehr als 120 Jahre gelebte Geschichte, aber auch Gegenwart und Zukunft spannend und verständlich dargestellt.

Link zum Museum und Rheinbähnle mit weiteren Infos:

https://www.rheinschauen.at/

 
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#3
Dazu einige Verlinkungen aus "Vorarlberg von oben",weitere Filmchen sind unter Abschnitt "Bodensee-Vorarlberg" aufzurufen:

Rheinmündung in den Bodensee:
http://www.vorarlbergvonoben.at/video/DE/256/Rheinmuendung

Rohrspitz bei Fußach (in den Schlusssequenzen sind im Hintergrund die in den See reichenden Begleitdämme zu erkennen) :
http://www.vorarlbergvonoben.at/video/DE/232/Rohrspitz

Hinterland der Rheinmündung bei Fußach mit regulierten (kanalisierten-) Flusslauf:
http://www.vorarlbergvonoben.at/video/DE/233/Fussach
 
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#4
Rhein-Damm wird ein Stück weit „tiefergelegt“
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Eine 800 Meter lange Lücke im Rhein-Damm ist eigentlich eine Horrorvorstellung. An der Rhein-Vorstreckung bei Hard wird der Damm aber mit voller Absicht gewissermaßen „tiefergelegt“. Sinn dieser Überströmstrecke ist die Erhöhung der Hochwassersicherheit. Die Bauarbeiten sind derzeit voll im Gange.
Online seit gestern, 19.21 Uhr
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Träge und unaufgeregt fließt der Rhein derzeit in den Bodensee. Wenn im Frühjahr die Schneeschmelze einsetzt, kann sich das aber ganz schnell ändern. Dann ist jederzeit mit Hochwasser zu rechnen. Deshalb wird der Damm auf der Rhein-Vorstreckung erhöht, aber nicht überall. Auf einer Länge von 800 Metern wird der Rhein-Damm bis zu einem Meter bewusst niedriger gehalten. An dieser Stelle soll das Hochwasser dann problemlos seitlich in die Harder Bucht abfließen können, ohne Schäden zu hinterlassen. Dadurch werde der Druck von den anderen Dämmen genommen, sagt Rhein-Bauleiter Mathias Speckle.

Fotostrecke
ORF Vorarlberg
Rheinregulierung

Kosten teilen sich Österreich und Schweiz
Die Bauarbeiten werden jetzt im Winter bei niedrigem Wasserstand durchgeführt. Heuer sind die ersten 400 Meter dran, nächsten Winter dann die nächsten 400 Meter. Die Gesamtkosten für die Überströmstrecke liegen bei sechs Millionen Euro und werden von Österreich und der Schweiz geteilt.

Die Rhein-Regulierung
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Rhein an der Grenze zwischen Österreich und der Schweiz begradigt, um mehr Hochwassersicherheit zu bekommen. Die Rhein-Regulierung hatte aber auch zur Folge, dass es zu einer Auflandung im Mündungsgebiet des Rheins in den Bodensee bei Hard kommt. Der Rhein transportiert nämlich jährlich zwischen zwei und drei Millionen Kubikmeter an Feststoffen in den Bodensee. Um eine Verlandung der Fußacher und der Harder Buch zu verhindern, wurde seit den 1970er Jahren die Mündung des Rheins durch eine Kanalisierung des Flusses innerhalb von Dämmen kilometerweit in den Bodensee hinausgeschoben. Diese Vorstreckung ist etwa 4,5 Kilometer lang.

Der Rhein transportiert Kies, Sand und Schwebstoffe flussabwärts. Im Mündungsbereich des Bodensees gilt es, eine Verlandung zu vermeiden. Auch der Verlandung der Bregenzer, Harder sowie Fußacher Bucht muss entgegengewirkt werden. Im zweiten und im dritten Staatsvertrag mit der Schweiz (1924, 1954) wurde der Bau der Rhein-Vorstreckung beschlossen. Mittels Hochwasserdämme werden so die Schwebstoffe (Sand und Schluff unter zwei Millimeter Korngröße) in die tieferen Bereiche des Bodensees transportiert. Die Anfang der 1980er Jahre begonnenen Bauarbeiten dauern nach wie vor an.

Das vom Rhein transportierte Geschiebe in Form von Kies und Sand wird heute zu einem Großteil bei der Mündung entnommen. Dort werden jährlich rund 50.000 bis 100.000 Kubikmeter Geschiebe herausgebaggert und der Bauindustrie zugeführt.
15.03.2023, red, vorarlberg.ORF.at

Link:
Rhein-Damm wird ein Stück weit „tiefergelegt“
 

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#5
Diepoldsauer Durchstich: Als der Alte Rhein entstand
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Vor 100 Jahren, am 18. April 1923, wurde der Rhein im Zuge des Diepoldsauer Durchstichs in das neue Flussbett umgeleitet. Damit war ein wichtiger Meilenstein in der Regulierung des Alpenrheines erreicht und schwere Überschwemmungen gehörten der Vergangenheit an.
Online seit gestern, 18.30 Uhr
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Vor hundert Jahren wurde der Alpenrhein begradigt, eingedämmt und somit die Gefahr von wiederkehrenden Hochwassern gebannt. Dabei wurde Diepoldsau (CH) zur „Rheininsel“, der Alte Rhein bei Diepoldsau entstand und veränderte das Landschaftsbild nachhaltig.

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Archiv der Internationalen Rheinregulierung
Das Dorf Diepoldsau-Schmitter als Insel zwischen dem neuen und alten Verlauf des Rheins
Archiv der Internationalen Rheinregulierung
Sprengung des provisorischen Absperrdamms
Archiv der Internationalen Rheinregulierung
Viele wollten beim Durchstich dabei sein
Archiv der Internationalen Rheinregulierung
Eimerketten-Trockenbagger beim Aushub des Mittelgerinnes, 11. Oktober 1911
Archiv der Internationalen Rheinregulierung
Diepoldsauer Durchstich: Torauftrieb infolge Dammschüttung Winter 1910/11
Archiv der Internationalen Rheinregulierung
Diepoldsauer Durchstich: Faschinenbau als Fundament für die Vorgrundsteine
Archiv der Internationalen Rheinregulierung
Archiv der Internationalen Rheinregulierung
Blick von der Wieserainbrücke flußauswärts nach Abschluss der Umbauarbeiten März 1955
Archiv der Internationalen Rheinregulierung
Dammsenkung oberhalb der Rietbrücke 8. März 1914

Anrainergemeinden feiern das Jubiläum
Zum 100-Jahr-Jubiläum des Diepoldsauer Rheindurchstichs organisiert der neu gegründete Verein „100 Jahre Diepoldsauer Rheindurchstich“ heuer das ganze Jahr über zahlreiche Veranstaltungen. Beteiligt sind die Anrainergemeinden Altach, Lustenau, Hohenems, Mäder, Oberriet und Diepoldsau sowie die Internationale Rheinregulierung. Unter anderem gibt es eine Wanderausstellung, die einen geschichtlichen Überblick rund um den Diepoldsauer Durchstich zeigt. Unter anderem geht es dabei um die Bedrohungslage, Bau und Entwicklung der Region in den letzten 100 Jahren. Gezeigt wird die Wanderausstellung zuerst in Hohenems.

Durchstich: Wasser wollte nicht ins neue Bett
Die Arbeiten waren im Frühjahr 1923 nach 14-jähriger Bauzeit soweit fertig, dass der Durchstich am 18. April 1923 für die Eröffnung freigegeben werden konnte. Tausende Menschen kamen zum oberen Ende des Durchstichs, um das einmalige Ereignis der Einleitung des Flusses in das neue Bett mitzuerleben. Regierungsvertreter beider Vertragsstaaten fuhren in Begleitung der Internationalen Rheinregulierungs-Kommission nach Kriessern in der Schweiz. Zehn Sprengladungen wurden im Absperrdamm gezündet, doch die Flutung des neuen Bettes blieb aus. Die Zuschauermengen waren enttäuscht. Mit Hilfe von Pickel und Schaufel machte man schließlich den Weg für das Wasser doch noch frei.

Diepoldsauer Durchstich war umstritten
Die Arbeiten am Diepoldsauer Durchstich waren durch den Ersten Weltkrieg verzögert worden. Dieses Bauwerk schnitt die Hohenemserkurve ab und verkürzte den Rheinlauf um weitere drei Kilometer. Das Bauwerk war bereits bei der Planung sehr umstritten. Das Memorial des Schweizer Rheinbauleiters Jost Wey für den Kanton St. Gallen von 1906 beginnt mit dem Satz: „Es dürfte kaum ein öffentliches Bauwerk geben, über dessen Notwendigkeit so grundverschiedene Ansichten herrschen, über dessen Nutzen und Schaden derart dissentierende Anschauungen vorhanden sind, dessen Kosten so ungleich veranschlagt werden, wie dies beim Diepoldsauer Durchstich der Fall ist.“

Erster Durchstich bereits 1900
Den ersten Durchstich gab es bereits 1900. Damals wurde der ursprüngliche Verlauf des Rheins von St. Margrethen (Eselschwanz) via Rheineck / Gaißau in Richtung Rheinspitz um sieben Kilometer verkürzt. Seither fließt der Rhein auf einer Strecke von fünf Kilometern von Höchst / Lustenau Richtung Hard / Fußach und dort direkt in den Bodensee.


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„Rhesi“-Versuch mit neuen Erkenntnissen


Rhein bleibt weiterhin eine Gefahr
Der Rhein bleibt aber weiterhin eine Hochwassergefahr: Im unteren Rheintal muss bei einem sehr großen Hochwasserereignis mit einer Überflutung der Hochwasserdämme sowie mit Dammbrüchen gerechnet werden. Mit dem Hochwasserschutzprojekt Rhesi will man die Bevölkerung vor einem solchen Ereignis schützen.
19.04.2023, red, vorarlberg.ORF.at

Links:
Diepoldsauer Durchstich: Als der Alte Rhein entstand
 

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#6
ORF VORARLBERG
TV-Doku: „100 Jahre Alpenrhein-Durchstich“
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Am 13. August 2023 ist um 18.25 Uhr in ORF 2 in der Reihe „Österreich-Bild am Sonntag“ eine TV-Dokumentation des ORF Vorarlberg zu sehen: „Zahmer Wildbach – 100 Jahre Alpenrhein-Durchstich“.
Arbeiter haben jahrzehntelang geschuftet, damit der Alpenrhein im St. Galler und Vorarlberger Rheintal so aussieht, wie wir ihn heute kennen. 12-Stunden-Tage waren normal, Verpflegung und Lohn karg. Der Fluss hat so manchen findigen Rheintaler durch die Weltwirtschaftskrise gebracht, Schmuggeln war ein wichtiges Zusatzeinkommen für die Familien. Am Alpenrhein haben sich auch viele Dramen abgespielt. Noch heute erinnern Stellen an den Ufern daran, dass Juden im Zweiten Weltkrieg verzweifelt versucht haben, in die Schweiz zu gelangen.

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Vergangenheit und Zukunft
ORF Vorarlberg-Redakteurin Bettina Prendergast beschäftigt sich in diesem TV-Film damit, wie der Alpenrhein das Leben der Menschen in den vergangenen 100 Jahren dominiert und verändert hat. Die Dokumentation blickt auch in die Zukunft. Der Alpenrhein soll in Hinblick auf den Klimawandel noch sicherer und aus seinem starren Flussbett befreit werden.
08.08.2023, red, vorarlberg.ORF.at
TV-Doku: „100 Jahre Alpenrhein-Durchstich“
 

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#7
Wie unsere Vorfahren den Rhein zähmten
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Regelmäßige Hochwasser machten früher auf Vorarlberger und Schweizer Seite das Leben am Rhein schwer. Die Menschen schafften es aber vor 100 Jahren, den größten Wildbach Europas sicherer zu machen – allerdings unter sehr harten Bedingungen.
Online seit heute, 12.23 Uhr
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Fast schnurgerade fließt der Alpenrhein heutzutage in den Bodensee. Das war nicht immer so: Hunderte Jahre schlängelt er sich an Liechtenstein vorbei durch das St. Galler und das Vorarlberger Rheintal. Immer wieder trat er über die Ufer, die Menschen nannten die Hochwasser damals „Rheinnot“. Lustenau traf es mehrmals besonders schlimm.

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Das Hochwasser war im Rheintal eine ständige Gefahr. Nach einer Flut mussten die Menschen immer wieder mit Missernten leben.
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Lustenau war Anfang der 1900er-Jahre besonders betroffen.
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Leben mit ständiger Hochwassergefahr
„Das war nicht so, wie wir uns das heute vorstellen, dass das Jahrhundertereignisse waren, sondern das kam in regelmäßigen Abständen“, sagt der Vorarlberger Historiker Wolfgang Weber. Er beschäftigt sich mit den damaligen Lebensbedingungen der Menschen im Rheintal. So wurden auch die Häuser der ständigen Hochwassergefahr angepasst: Im unteren Teil waren in der Regel keine Wohnmöglichkeiten, sondern Arbeitsmöglichkeiten, erklärt Weber. „Und so haben die Menschen gelernt, mit diesem Hochwasser zu leben.“

Die Folgen waren immer wieder hart: Fäulnis und Missernten, weil die Felder überflutet waren. Noch problematischer sei das Ganze durch die schlechte medizinische Versorgung gewesen, so Weber. Es gab nur wenige Ärzte – und selbst, wenn ein Arzt im Ort war, konnten sich den viele schlichtweg nicht leisten.

Eine der größten Baustellen Mitteleuropas
Die Habsburger Monarchie und die Schweiz einigten sich, den Alpenrhein zu begradigen. Es entstand eine der größten Baustellen in Mitteleuropa. Viele Männer verdingten sich als Taglöhner – zu heute unvorstellbaren Bedingungen. Arbeitsbeginn war bei Tagesanbruch, wenn es hell genug war. Dann wurde oft bis in die Nacht hinein gearbeitet.

Dabei war eigentlich ein Arbeitstag von höchstens zehn Stunden gesetzlich vorgeschrieben. „Der wurde in der Regel aber nicht eingehalten, sondern überschritten“, erzählt der Historiker Weber. Nach der Arbeit hätten viele noch eineinhalb Stunden zu Fuß nach Hause gehen müssen. „Dann hatte man im Prinzip eine Ruhezeit von vier bis fünf Stunden.“

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Die Arbeit für den Rheindurchstich war hart
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Viele Arbeiter waren unterernährt…
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… und die Pausen kurz.
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Archiv der Internationalen Rheinregulierung
Diepoldsauer Durchstich: Faschinenbau als Fundament für die Vorgrundsteine

Arbeiter litten an Mangelernährung
Die Hilfsarbeiter litten an Mangelernährung. Mittags gab es eine kurze Pause, die Familien brachten das Essen auf die Baustelle. Weber: „Kein hoher Fettanteil, weil es eine schwere körperliche Arbeit war, kaum Kohlehydrate, weil die teuer waren. Und Proteine, was heute immer gefordert wird, kannte man in der Regel nicht.“ Somit stand dreimal täglich Riebel auf dem Speiseplan – der Maisgrieß wurde allerdings vielfach mit Wasser angerührt, weil man sich die Milch nicht leisten konnte.


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Menschenkette mit 4.000 Schülern am Rhein


Diepoldsauer Durchstich im Jahr 1923
1923 markierte dann der Diepoldsauer Durchstich die Vollendung des neuen Flussbetts. Am 18. April 1923 wurde der Rhein in das neue Flussbett umgeleitet. Dabei wurde Diepoldsau (CH) zur „Rheininsel“, der Alte Rhein bei Diepoldsau entstand und veränderte das Landschaftsbild nachhaltig.
Damit war ein wichtiger Meilenstein in der Regulierung des Alpenrheins erreicht und die regelmäßigen schweren Überschwemmungen gehörten der Vergangenheit an. Doch es dauerte noch über 60 Jahre, bis der Alpenrhein so aussah, wie wir ihn heute kennen.

Erinnerungen an den Diepoldsauer Durchstich
An den Durchstich vor 100 Jahren wird heuer mit Ausstellungen und Festen erinnert, auch eine Kette von rund 4.000 Schülerinnen und Schülern machte auf dieses Jubiläum aufmerksam.

Rhein bleibt weiterhin eine Gefahr
Der Rhein bleibt aber weiterhin eine Hochwassergefahr: Im unteren Rheintal muss bei einem sehr großen Hochwasserereignis mit einer Überflutung der Hochwasserdämme sowie mit Dammbrüchen gerechnet werden. Mit dem Hochwasserschutzprojekt Rhesi will man die Bevölkerung vor einem solchen Ereignis schützen. Dabei soll der Rhein wieder eine natürlichere Form annehmen.

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So soll der Rhein mit dem neuen Hochwasserschutzprojekt Rhesi künftig aussehen
13.08.2023, red, vorarlberg.ORF.at
Menschenkette mit 4.000 Schülern am Rhein
 

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#8
Durch die Regulierung des Alpenrheines gehören schwere Überschwemmungen der Vergangenheit an. Aktuelle Situation am Morgen des 28.08.2023:

Rheinvorland ab Lustenau überschwemmt
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Das Rheinvorland ist bei Lustenau/Höchst und Fußach sowie in der Schweiz bei Diepoldsau und St. Margrethen in der Nacht auf Montag überschwemmt worden. Das Wasser verlaufe aber in geregelten Bahnen, so Rheinbauleiter Mathias Speckle gegenüber dem ORF. Bei mehreren kleineren Gewässern im Land sind lokale Überflutungen nicht ausgeschlossen.
Online seit heute, 12.14 Uhr
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Der Wasserstand des Bodensees ist in den letzten Tagen angestiegen und wird sich am Montag neuerlich deutlich anheben, derzeit befindet er sich mit 363 Zentimetern aber noch immer um 26 Zentimetern unter dem langjährigen mittleren Wasserstand. Die Abflussspitze wird zwischen 14.00 und 15.00 Uhr erwartet.

Die Pegelstände der meisten Flüsse und Bäche in Vorarlberg lagen auf einem ein- bis fünfjährlichen Hochwasser („kleines Hochwasser“). Zum Teil sollen diese Pegel noch ansteigen. Bei kleinen Gewässern seien lokale Überflutungen nicht ausgeschlossen.

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APA/DIETMAR STIPLOVSEK
Der Rhein am Montagvormittag
APA/DIETMAR STIPLOVSEK
APA/DIETMAR STIPLOVSEK
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APA/ANGELIKA GRABHER-HOLLENSTEIN
Am Montagmorgen: Rhein bei Fußach
APA/JOCHEN HOFER
Blick von der Rheinbrücke Lustenau-Höchst
I. Schertler
I. Schertler
APA/JOCHEN HOFER

„Situation wird genau überwacht“
Sämtliche Einsatzkräfte seien am Rhein in Alarmbereitschaft, so Landeshauptmann Markus Wallner und Sicherheitslandesrat Christian Gantner (beide ÖVP) in einer Aussendung: „Die Situation wird genau überwacht. Die Dammbeobachtung des Rheins wurde auf beiden Uferseiten von der Feuerwehr und dem Zivilschutz aufgenommen. Auch die Wasserrettung steht bereit.“ Die Bevölkerung wird gebeten, sich nicht in der Nähe des Rheins aufzuhalten, um einen möglichen Einsatz der Einsatzkräfte nicht zu behindern.

Bereits am Wochenende wurden die Rheinvorländer auf beiden Seiten des Flusses für Personen und Fahrzeuge talseits der Brücke Mäder (Bez. Feldkirch) aus Sicherheitsgründen gesperrt. Die Rheinvorländer sind Wiesen hinter einem ersten Damm neben dem Rhein, die Wohngebiete sind durch einen zweiten Damm geschützt (siehe Erklärung unten).

Pegel auch flussaufwärts angestiegen
Auch flussaufwärts stieg der Pegel an. In Graubünden lag der Pegel des Rheins am frühen Montagmorgen bei Warnstufe 3, also erhebliche Gefahr, wie SRF Meteo mitteilte. Problematisch war den Angaben zufolge die Schneefallgrenze. Da sie am Wochenende meist über 3.000 Meter lag, sei praktisch der ganze Niederschlag abgeflossen. Besonders im Spätsommer und Frühherbst sei dies gefährlich.

Circa 2.000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde sollen den Rhein beim Höchststand am Montagmittag hinunterfließen, berechneten die Prognostiker. Eine sehr beachtliche Menge, die statistisch nur alle zehn Jahre einmal vorkommt. Problem ist das aber keines. „Aktuell ist der Rhein auf 3.100 Kubikmeter pro Sekunde ausgebaut. Beim prognostizierten Ereignis wird es so sein, dass der Rhein auch in den Vorländern abfließt“, erklärt Daniel Haspel von der Rheinbauleitung.

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ORF/Blum
So sah es am Sonntagabend aus – Blick von der Brücke zwischen Lustenau und Höchst.
ORF/Blum
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Auswirkungen auf Hangrutsch in Hörbranz
Der anhaltende Regen wirkt sich auch auf den Hangrutsch in der Gemeinde Hörbranz aus. An einem der Messepunkte habe sich die Erde in wenigen Tagen um zweieinhalb Meter verschoben, sagt Bürgermeister Andreas Kresser. Dadurch wurde die Zufahrtsstraße erneut beschädigt. Der Hang befindet sich seit April in Bewegung, vier Häuser wurden bereits vollständig zerstört. Ein weiteres ist stark gefährdet. Es hat sich bereits 14 Meter weit bewegt.


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Regen: Weniger Einsätze als erwartet


Regenfälle sollen sich am Nachmittag abschwächen
Die Landeswarnzentrale Vorarlberg rechnet noch den ganzen Montag über mit starken Niederschlägen, die sich am Nachmittag etwas abschwächen sollen. Die größten Mengen seien im Rheintal und angrenzenden Bregenzerwald zu erwarten, so die Prognose. Die Feuerwehren im Land waren daher in Alarmbereitschaft.

Bei der Rettungs- und Feuerwehrleitstelle (RFL) gingen jedoch in den vergangenen 24 Stunden lediglich 16 Notrufe wegen technischer Einsätze ein, diese betrafen vor allem mit Wasser vollgelaufene Keller, aber auch umgestürzte Bäume. „Es ist bisher relativ ruhig, wir sind von mehr Einsätzen ausgegangen“, hieß es dort am Montagvormittag. In den letzten 24 Stunden fielen in Vorarlberg laut Angaben des Landes Vorarlberg bis zu 100 Liter Regen pro Quadratmeter, in den vergangenen 72 Stunden bis zu 150 Liter.

Das Rheinvorland (Wikipedia)
Als Rheinvorland bezeichnet man die Kulturfläche zwischen dem Damm des Flussbettes (Mittelgerinne) und den Hochwasserdämmen. Es sorgt als Überschwemmungsgebiet bei Hochwasser dafür, dass die Wassermassen nicht das Kulturland überfluten. Das Vorland begleitet den Rhein rechtsufrig ab Höhe Bangs und ab Oberriet (CH) beidseitig in durchschnittlich 100 Metern Breite.

Der Hochwasserraum des Rheins ist mit dem Vorland und den Dämmen im Durchschnitt 260 Meter breit und erreicht bei Widnau/Diepoldsau (km 81.00) 464 Meter Breite. Mit den größeren Breiten in kurvigen Abschnitten wurde berücksichtigt, dass dort höhere Fließgeschwindigkeiten auftreten können und so die Dämme des Mittelgerinnes häufiger überströmt werden.

Das Rheinvorland wird vorwiegend landwirtschaftlich genutzt und dient als Naherholungsgebiet. Auf beiden Ufern sind mehrere Natur- und Landschaftsschutzgebiete ausgewiesen. Das Rheinvorland in der heutigen Form entstand im Zuge der Rheinkorrekturen.
28.08.2023, red, vorarlberg.ORF.at
Rheinvorland ab Lustenau überschwemmt
 
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