Die berühmte Himmelsscheibe von Nebra wurde vor rund 20 Jahren in Sachsen-Anhalt (Deutschland) entdeckt. Das Stück ist rund 3.500 Jahre alt und bringt sowohl Fachleute als auch Laien zum Stauen und Grübeln. Die etwa tellergroße Scheibe hat auf petrolfarbener Fläche zahlreiche Punkte, einen Kreis, eine Mondsichel und zwei Bogen aus Gold. Wahrscheinlich sei die Scheibe ein ziemlich komplizierter astronomischer Kalender, sagt der Archäologie Holger Wendling: „Man konnte berechnen, wann Sommersonnenwende bzw. Wintersonnenwende war, wann also Zeit war, um die Saat auszubringen bzw. wann die Ernte abgeschlossen sein musste. Dieses Wissen ist quasi ‚gespeichert‘ auf dieser Himmelsscheibe.“
Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Juraj Lipták
Die Himmelsscheibe von Nebra wurde aus Pongauer Kupfer hergestellt
Erz am Mitterberg abgebaut und exportiert
Die Scheibe wurde aus Kupfer gemacht, das vorgeschichtliche Bergleute im Mitterberg in der Nähe von Bischofshofen (Pongau) abbauten. Dort wurde das Kupfererz aus dem Berg geholt, zerkleinert, ausgeschlämmt und schließlich auch verhüttet: „Es wurden unglaubliche Mengen an Erz, aber auch an Holzkohle benötigt, um aus diesem Material letztendlich das Endprodukt Kupfer herauszulösen“, so Archäologe Wendling.
Schon damals wurden im heutigen Pongau Metallrohlinge für den Verkauf hergestellt: „Die ersten Zwischen-Fertigformen dieses Kupfers - große sogenannte ‚Gußkuchen‘, die in der Mitte eine Unterteilung zeigen - wurden hergestellt, um Kupfer systematisch weiterzugeben und damit Handel zu treiben.“ Die Ausstellung im Halleiner Keltenmuseum kombiniert die Himmelsscheibe - gezeigt wird nicht das Original, sondern eine der beiden Masterkopien - mit Funden aus Salzburg, darunter auch dem legendären Helm vom Pass Lueg, der etwas jünger sein dürfte als die Scheibe.
Salzburg Museum
Die Welt der Bronzezeit wird in der Ausstellung gezeigt - hier ein Treibfäustel
Gesellschaft ohne „konkrete Impulse aus dem Süden“
Wer die Menschen waren, die all das machen konnten, weiß man nicht. Sie Kelten zu nennen, sei auf jeden Fall falsch. Wahrscheinlich hatten sie keine Anregungen aus den Hochkulturen des Mittelmeerraums, so Archäologe Wendling: „Wir haben keine Indizien dafür, dass in irgendeiner Form konkrete Impulse aus dem Süden kamen. Das ist durchaus eine einheimische Entwicklung.“ Die Sonderausstellung wird von einer Reihe an archäologischen Vorträgen ergänzt - ein Zeichen dafür, dass das Keltenmuseum Salzburgs Zentrum für Urgeschichte ist.
Die Ausstellung zur Himmelsscheibe von Nebra wird am Donnerstag eröffnet und ist bis 12. August im Keltenmuseum in Hallein zu sehen.