Polizei-Einsatzkommando "Cobra"

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Cobra: Seit 40 Jahren gegen den Terror
Das Einsatzkommando Cobra mit Sitz in Wiener Neustadt feiert sein 40-jähriges Bestehen. Die Spezialeinheit wurde nach einer Serie von Terroranschlägen gegründet. Heute gehört sie zu den besten Anti-Terror-Einheiten der Welt.
Im Schloss Schönau (Bezirk Baden) bezog damals noch das Gendarmerieeinsatzkommando am 1. April 1978 sein Quartier. Die Spezialeinheit wurde mit Beschluss der Bundesregierung gegründet und war eine Reaktion auf blutige Terroranschläge und Entführungen in Europa. Auch Österreich blieb in den 70er-Jahren davon nicht verschont.

Auf dem Grenzbahnhof in Marchegg (Bezirk Gänserndorf) brachten palästinensische Geiselnehmer am 28. September 1973 drei jüdische Flüchtlinge und einen österreichischen Zollwachebeamten in ihre Gewalt. Am 21. Dezember 1975 starben in Wien bei einem Anschlag auf die OPEC-Konferenz drei Menschen. Sechs Terroristen nahmen siebzig Teilnehmer der Konferenz, darunter elf Erdölminister, als Geiseln. Viele von ihnen wurden erst in Algerien freigelassen.

Acht Standorte in ganz Österreich
Auf all diese Szenarien wurde die Spezialeinheit vorbereitet, rasch weckte die Cobra auch das Interesse aus dem Ausland, so war etwa der saudi-arabische Kronprinz zu Gast. Seit 1992 hat die Cobra ihren Hauptsitz in Wiener Neustadt, dazu kommen sieben Außenstellen, sodass jeder Einsatzort in Österreich innerhalb von einer Stunde erreicht werden kann.


FiMS/Matthias Fischer

Der Name des Einsatzkommandos geht auf die Fernsehserie „Kobra, übernehmen Sie“ zurück: „In der Serie ist es mehr oder weniger um zwei Privatdetektive oder Spezialagenten gegangen, während unsere Einheit schon zu Beginn 180 Mann stark war. Aus dem Grund ist es nicht eins zu eins transformierbar, aber es war eine coole Serie und aus dem Grund war auch der Name ganz o.k.“, sagt Gerald Haider, Pressesprecher der Cobra.

Die 400 Polizisten der Cobra werden jährlich zu 1.000 Einsätzen gerufen, wobei durchschnittlich 500 Verdächtige festgenommen werden. Dazu kommen die Bekämpfung von Terrorismus ebenso wie die Begleitung von Flugzeugen durch sogenannte Air Marshals, der Personenschutz, die Entschärfung von verdächtigen Gegenständen und die Observation.

„Sind hier sehr, sehr wachsam“
„Die globale Sicherheitslage in Österreich ist eine sehr gute, aber wir können uns von internationalen Entwicklungen, sprich Extremismus und Terrorismus, nicht verabschieden und sind hier sehr, sehr wachsam“, sagt der Direktor für Spezialeinheiten, Bernhard Treibenreif.

Laut Pressesprecher Haider sind die Bedrohungsszenarien in all den Jahren dieselben geblieben, aber: „Heutzutage agieren viele Täter spontan. Sie werden durch das Internet oder Foren aktiviert und plötzlich bricht ein Sturm über die Bevölkerung herein. Als Polizei kann man darauf nur abrupt bzw. spontan reagieren.“

Tragischer Einsatz in Annaberg
„Wir hatten spektakuläre Einsätze, Stichwort Geiselbefreiung in der Justizanstalt Graz-Karlau. Wir haben Dutzende Erpressungslagen oder Entführungen gelöst“, spricht Treibenreif von vielen Erfolgen. „Aber wir hatten auch Einsätze, die traurig ausgegangen sind, Stichwort Annaberg.“ Dort tötete der Wilderer Alois H. am 17. September 2013 vier Menschen.

Bei dem Einsatz wurden neben einem Sanitäter des Roten Kreuzes zwei Polizisten und ein Beamter der Cobra erschossen: „Das ist als Verantwortlicher einer Organisation nicht einfach, das wirkt nach, das muss ich ganz offen sagen. Das werde ich mein Leben lang nicht vergessen“, sagt Treibenreif.


APA / Robert Jäger
Der Direktor für Spezialeinheiten, Bernhard Treibenreif. Im Hintergrund zu sehen: Niederösterreichs Landespolizeidirektor Konrad Kogler

In den vergangenen Monaten wurde die Ausrüstung der Cobra auf den neuesten Stand gebracht. Zum Anti-Terror-Paket, das 2014 zur gemeinsamen Bekämpfung des islamistischen Terrors in Europa geschnürt worden ist, gehören 17 neue Panzerfahrzeuge, neue Ortungssysteme sowie neue Schutzwesten und Helme. Außerdem sollte der Schießplatz der Cobra generalsaniert werden.

Gernot Rohrhofer, noe.ORF.at

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Publiziert am 01.04.2018





















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Cobra: Seit 40 Jahren gegen den Terror
 

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Cobra will noch „besser werden“
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Der Anschlag vom 2. November 2020 in Wien ist für die Cobra, die ihren Sitz in Wr. Neustadt hat, ein Anlass, noch besser werden zu wollen. „Wir sehen es als Motivation, uns weiterzuentwickeln“, sagte der Chef der Spezialeinheit anlässlich des Jahrestags.
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Vor allem wegen der Terroranschläge in diversen europäischen Metropolen – etwa Madrid und London – vor dem 2. November 2020 sei die Cobra besser auf das Szenario vorbereitet gewesen als noch in den Jahrzehnten davor. So sei mittlerweile etwa jeder Beamte und jede Beamtin mit einer Schutzweste ausgestattet, betonte der Leiter der Sondereinheit, Bernhard Treibenreif. Auch der Waffengebrauch bei Attacken in anderen Ländern sei gründlich analysiert worden.

Außerdem habe man, nachdem es ab 2015 in Europa zu mehreren schweren Terroranschlägen gekommen war, „die Polizeitaktik völlig umgestellt“, so Treibenreif. Sollten Streifenpolizisten früher den „Tatort sichern und auf Spezialeinheiten warten“, seien sie nun „unser wichtigstes Erstreaktionsglied“. Man habe sie mit Schutzwesten, Schutzhelmen und Langwaffen in den Streifenfahrzeugen ausgestattet. „Das hat sich voriges Jahr bezahlt gemacht und wahrscheinlich einige Leben gerettet“, so Treibenreif.

Internationale Solidarität „bahnbrechend“
Hannes Gulnbrein, Kommandant des Einsatzkommandos Cobra, betonte, wie wichtig es sei, auch zukünftig jeden einzelnen Notruf ernst zu nehmen und darauf zu reagieren. Nicht nur vor dem Anschlag in Wien sei dies essenziell gewesen, auch noch Stunden danach, als noch nicht feststand, dass es sich um einen Einzeltäter handelte. Koordiniert habe man die Notrufe in dieser Nacht gemeinsam mit der WEGA. Die gute Zusammenarbeit mit der Wiener Spezialeinheit war laut Treibenreif verantwortlich für die Tötung des Angreifers.

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Anlässlich des Jahrestages des Wien-Anschlags demonstrierte die Cobra ihren Einsatzablauf
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Dargestellt wurde das Einschreiten in einem „Active-Shooter-Einsatz“
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Mittlerweile ist jeder Beamte und jede Beamtin bei derartigen Einsätzen mit einer Schutzweste ausgestattet
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Eine Lehre aus dem Anschlag in Wien: wie wichtig es ist, Strukturen in derartige Einsätze zu bringen
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Der Leiter der Direktion für Spezialeinheiten, Bernhard Treibenreif (l.), und der Kommandant der Cobra, Hannes Gulnbrein
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Wegen der Terroranschläge in anderen europäischen Städten war die Cobra besser auf das Szenario in Wien vorbereitet, als es noch Jahrzehnte zuvor der Fall war
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rAuch der Waffengebrauch bei Attacken in anderen Ländern wurde gründlich analysiert

Auch eine Lehre habe man aus der geglückten Kooperation gezogen: Wie wichtig es nämlich sei, Strukturen in derartige Einsätze zu bringen und zu überlegen, welche Kräfte wohin geschickt werden. Nicht nur die Zusammenarbeit der beiden Sondereinheiten, auch die „bahnbrechende“ internationale Solidarität lobte Gulnbrein. So hätten etwa Spezialeinheiten aus Deutschland und Ungarn angeboten, Teams zu schicken.

Lobende Worte hat die Cobra übrigens auch für den nach dem Attentat viel gescholtenen Verfassungsschutz übrig. Mit diesem sei die Zusammenarbeit immer gut gewesen, nach dessen bereits erfolgter Reform sei diese wohl weiter gestärkt worden, so Treibenreif.
26.10.2021, red, noe.ORF.at/Agenturen

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Terror-Jahrestag: Cobra will „besser werden“
 
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