Geigenbauer

josef

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#1
Der „Geigen-Chirurg“ aus Althofen
Thomas Adunka aus Althofen haucht alten und seltenen Geigen-Exemplaren wieder neues Leben ein. Seine Werkstatt, in der mit chirurgischer Genauigkeit gearbeitet wird, gleicht einer Art Schatzkammer.
Jahrelang baute Thomas Adunka selbst Geigen - jetzt nimmt er nur noch ausgewählte Stücke auf, um sie zu reparieren und zu restaurieren. Darunter sind uralte und wertvolle Instrumente, wie eine knapp 150 Jahre alte Geige aus Deutschland.


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Ein 150 Jahre altes Instrument

Arbeiten im Zehntelmillimeter-Bereich
Mit chirurgischer Genauigkeit werden Risse geklebt und schlechtes Holz durch neues ersetzt: „Da arbeitet man auf Zehntelmillimeter, weil die Holzdicke und Dichte die Akustik beeinflusst. Ein wertvolles Instrument ist immer eine besondere Herausforderung und braucht eine sorgfältige und genaue Arbeit.“


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Adunka muss Präzise arbeiten

„Ewiges“ Vorbild: Antonio Stradivari
Der Meister seines Fachs nimmt bei seinen Reparaturen immer auf die geometrisch entwickelte Form von Antonio Stradivari aus dem Jahr 1715 Bezug. Eine Schablone für die Beschaffenheit von Geigenumriss und Holzstärke. Adunka verwendet ebenso wie Stradivari Fichten- und Ahornholz, sowie schwarzes Ebenholz für das Griffbrett.


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Stradivari-Schema aus dem Jahr 1715

Jede Holzart hat eine unterschiedliche Schallleitfähigkeit, die auch überprüft werden muss. Schließlich sollen sich die Geigen die hier restauriert werden, auch im Klang von anderen unterscheiden.


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Neue Geigen klingen nicht „billiger“
Auch neuere Geigen, die nicht hunderttausende Euro kosten, können übrigens die hohen Qualitätskriterien von alten Instrumenten erzielen, das wurde von dem Physiker Heinrich Dünnwald nachgewiesen. Es kommt demnach nicht vorrangig auf Holz oder Lackart an, sondern auf den Arbeitsaufwand und die Methode der Geigenbauer. Nicht der Klang, der Sammlerwert macht also den Unterschied aus.

Publiziert am 04.01.2019
Der „Geigen-Chirurg“ aus Althofen
 

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#2
Geigen und Celli aus Hornstein
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Der Beruf des Geigenbauers ist im Burgenland ein seltenes Gewerbe, Hermann Reutterer ist einer von nur zweien. Vor acht Jahren zog der Salzburger nach Hornstein und konzentriert sich sowohl auf das Restaurieren alter Instrumente als auch auf das Bauen neuer Geigen und Celli.
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Ruhe, Muse und Geduld sind beim Bau eines neuen Musikinstruments gefragt: Ungefähr 450 bis 500 Stunden braucht Hermann Reutterer bis das Cello schlussendlich erklingt. Das Handwerk hat der gebürtige Salzburger schon früh von seinem Vater erlernt: „Na als Kind bin ich schon immer in der Werkstatt herumgeschnurchelt und irgendwann hat mir sogar der Vater das Angebot gemacht und das hat mich sehr gefreut. Dann hab ich bei ihm die Lehre gemacht. Nach zehn Jahren hat mir mein Onkel mütterlicherseits ein Angebot gemacht, dass ich nach Amerika komme. Dort war ich vier Jahre, habe sogar die Permanent Resident Card gehabt, und nach vier Jahren hab ich gesagt, ich muss wieder heim.“

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Neben dem Bauen „neuer“ Streichinstrumente liegt sein Fokus auf dem Restaurieren alter Musikinstrumente. Momentan repariert er eine Geige aus dem Jahr 1814: "Franz Geissenhof war einer der bedeutendsten Geigenbauer seiner Zeit, er wird auch der Wiener Stradivari genannt, und Profimusiker sind oft sehr froh, wenn sie eine Geissenhofer hätten. Die Geige repariere ich gerade für einen guten Freund von mir. Es waren hier zwei Deckenrisse, also ich hab die Decke abgenommen und auch einen Bassbalken gemacht, der ist zuständig für die tiefen Saiten, und ja, dann hoffen wir, dass es klingt oder besser klingt als vorher.

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Der Klang spielt bei einem Musikinstrument die wichtigste Rolle. Hermann Reutterer nimmt sich daher viel Zeit für die jeweilige Musikerin, dem jeweiligen Musiker, so auch für Cellistin Timna Pfeifer. „Es muss mich einfach auf Anhieb ansprechen, wenn ich es spiele, man merkt das erst wirklich wenn man es spielt. Es muss gut ansprechen. Das ist mir zum Beispiel vorher bei dem anderen Cello nicht so leicht gefallen wie bei diesem, das reagiert sofort, das macht sofort was, wenn ich den Bogen drauf streich. Mich muss die Klangfarbe ansprechen, sowohl auf den tiefen Saiten als auch oben, das es einfach Energie hat dieses Instrument, weil das liebe ich daran, und sonst ist es einfach auch ein bisschen eine Gefühlssache“, so die Musikstudentin. Und mit dem richtigen Instrument macht dann schließlich der Ton die Musik.
31.10.2021, red, burgenland.ORF.at
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#3
Steirer baut wertvollste Geige der Welt
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Selten – seltener – Osmium: Der Geigenbauer Edgar Russ widmet sich mit der Verarbeitung des seltenen Edelmetalls einem einzigartigen Projekt. Er fertigt mit 548 kristallinen Osmiumteilchen und 282 Edelsteinen die wertvollste neue Violine der Welt.
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„Viele schlaflose Nächte“ habe dem erfahrenen Geigenbauer dieses Projekt gekostet. Schon eine „normale“ Geige zu bauen, sei eine Herausforderung – mit Osmium und Edelsteinen als Intarsien werde es noch um einiges heikler. Jedes einzelne Osmiumteilchen wurde eigens vom Osmium-Institut zur Inverkehrbringung und Zertifizierung zugeschnitten und mit einem QR-Code versehen.

„Wird eigenen Klang haben“
Auf den Klang der 35,4 Zentimeter großen Violine werden sich die dekorativen Elemente jedenfalls auswirken: „Was sein wird, ist, dass das Instrument einen eigenen Klang haben wird“, so Russ. Wie viele Stunden er daran gearbeitet habe, könne er so nicht sagen, „Tausende Stunden“ seien aber übertrieben. Aktuell werden die Einzelteile der Geige noch lackiert, ehe Edelsteine und Osmium verbaut und Bauteile zusammengefügt werden. Fertiggestellt soll die Violine voraussichtlich mit Ende Februar sein.

Neu entwickelte Geigenform
Für das Instrument entwickelte der in Cremona lebende Steirer ein eigenes Geigenmodell mit dem Akronym „EROS“ („Edgar Russ Osmium“). Diese neu entwickelte Geigenform – seine bisherigen Bauten basierten immer auf den Werken bekannter Geigenbauer wie Stradivari oder Guarneri – verspricht ein „extrem ausgewogenes, aber charaktervolles italienisches Klangbild“, was rauer und kräftiger sei. Ein besonderes Merkmal des Modells seien die langen C-Bügel, wodurch der obere Teil des Korpus verkleinert wird. Gleichzeitig wurden die unteren Ecken leicht nach unten versetzt, wodurch die Spielbarkeit erhöht werden soll. Vorab baute Russ zwei Prototypen, um den Klang zu testen.

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APA/CRISTIAN PINIERI
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Perfektion ist „superlangweilig“
Abgesehen von Osmium, Brillanten, Rubinen, Saphiren und Tsavoriten wurden herkömmliche Materialien für den Geigenbau verwendet: Die Decke besteht aus Fichtenholz, bei Boden, Zargen und Hals mit Schnecke entschied sich der Geigenbauer für Ahorn; das Griffbrett wurde aus Ebenholz gefertigt. Beim Bau an sich legte Russ Wert auf eine gewisse „Imperfektion“: Es sei „superlangweilig“, „wenn eine Geige perfekter als perfekt ist“, weshalb er beispielsweise die Verzierungen am Rand ohne Vorlage mit bloßem Auge geschnitten habe.

Ein derartiges Projekt würde er jederzeit wieder realisieren: „Geigenbau ist kein Beruf, den man macht, um in Pension zu gehen“, betonte Russ. Auch sonst trifft der 57-Jährige den Zahn der Zeit: Auf seinem Youtube-Kanal mit rund 16.000 Abos gibt er Einblicke in seine Arbeit – seine beliebtesten Videos haben sechsstellige Aufrufe.

WHY we use SPRUCE for the TOP von Edgar Russ Distinguished Violinmaker

Zustande gekommen sei das Projekt, als sich der ehemalige Schulkollege Karl Großschädl 2020 mit der Idee der Realisation einer Osmium-Violine bei Russ meldete: „Es war eine Herausforderung, die ich sofort interessant fand“, sagte dieser. Bereits 2011 hatte der Geigenbauer die teuerste neue Violine der Welt für den Sultan vom Oman gefertigt – bis zu dessen Tod 2020 war er aber an eine Verschwiegenheitserklärung gebunden. Gemeinsam mit Kurt Assam, dem Gründer von Osmium-Art und Freund von Großschädl, entwickelten die drei Österreicher das Kooperationsprojekt.

Noch kein Käufer
Noch hat die Violine weder einen Käufer noch einen offiziellen Ausrufpreis – dieser soll aber laut Assam mehrere Millionen Euro betragen, unter anderem weil Osmium um ein Vielfaches teurer als Gold sei. Interessenten für das Streichinstrument gebe es bereits aus dem asiatischen Raum. Nach der Präsentation der Geige, die voraussichtlich in Vaduz stattfinden soll, ist eine Promotiontour geplant – Städte wie Wien und Abu Dhabi seien bereits im Gespräch, so Assam.
13.02.2023, red, steiermark.ORF.at/Agenturen

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