Polar- bzw. Nordlichter über Österreich

josef

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#1
POLARLICHTER
Jagd nach bunten Himmelsdaten
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Lange Zeit galten Polarlichter als übersinnliche oder göttliche Erscheinung. Mit der Zeit wurden sie besser erforscht und liefern als natürliche Datenvisualisierung Erkenntnisse über Weltraumphänomene. Doch die Himmelsdaten treten nicht immer mit der gleichen Häufigkeit auf. Nach längerer Flaute könnten in den nächsten Jahren wieder vermehrt sehr aktive Polarlichter zu sehen sein – in Österreich.
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Die Mythen und Sagen rund um Polarlichter sind fast so vielfältig wie ihre Erscheinungsformen. Sie reichen von der Vorstellung, es handelt sich um die Geister Verstorbener bis hin zur Annahme, dass Götter so ihre Botschaften mitteilen. Erste Erforschungen der Himmelslichter führten zunächst zu dem Schluss, dass es sich bei den Polarlichtern um Reflexionen handelt.

Ihren Namen bekamen die Lichtspektakel 1621 vom französischen Mathematiker und Astronom Pierre Gassendi: „Aurora borealis“, die nördliche Morgendämmerung. Polarlichter über dem Südpol werden hingegen als „Aurora australis“, also südliche Morgendämmerung, bezeichnet. 1774 entdeckte der französische Astronom und Geophysiker Jean-Jacques d’Ortous de Mairan dann erstmals einen Zusammenhang zwischen Polarlichtern und Sonnenaktivitäten. So wurde nach und nach das Rätsel um die bunten Himmelsdaten entschlüsselt.

Es beginnt mit Sonnenwinden
Die Reise der Polarlichter beginnt knapp 150 Millionen Kilometer von der Erde entfernt: auf der Sonne. Durch Sonnenwinde werden geladene Sonnenpartikel mit hoher Geschwindigkeit in das Weltall geschleudert. Mit bis zu acht Millionen Kilometern pro Stunde treffen die Sonnenpartikel nach ein bis drei Tagen auf die Erde.


ORF.at/Sandra Schober

Das elektromagnetische Feld, das sich rund um die Erde erstreckt, schützt den Planeten zunächst vor der Bombardierung mit Sonnenpartikeln. Treffen die Teilchen nach ihrer langen Reise auf die Erde, werden sie vom Magnetfeld abgeleitet. Doch es kann passieren, dass sich manche Partikel entlang des Magnetfelds in Richtung der geomagnetischen Pole bewegen. Dabei gelangen einige Teilchen in die Erdatmosphäre, wo das Spektakel beginnt.

NOAA, ORF.at/Kaja Stepien
Die Prognose der Polarlichter vom 20.12.2021 zeigt die nördliche Aurora-Zone

Sobald die Sonnenpartikel in der Erdatmosphäre mit Sauerstoffatomen oder Stickstoffmolekülen kollidieren, stoßen diese Licht aus. Im Bereich der Aurora-Zone rund um den geomagnetischen Nord- und Südpol treten dann Polarlichter auf. Je nach Intensität des Sonnenwindes ist die Zone manchmal breiter, weshalb dann auch in sonst eher untypischen Breitengraden Polarlichter zu sehen sein können.

Daten in vielen Farben und Formen
Das Himmelsschauspiel kann in vielen verschiedenen Farben und Formen auftreten. Jede Farbkombination und Form gibt Aufschluss über das Weltallwetter, das elektromagnetische Feld der Erde und dessen Verbindung mit den Sonnenpartikeln. Gewissermaßen sind Polarlichter dadurch eine Art natürliche Datenvisualisierung.

Fotostrecke
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Nordlichter können – hier ein Beispiel aus der Region Murmansk in Russland – mehrere Farben zugleich annehmen
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Am häufigsten treten grüne Polarlichter auf, hier am Nachthimmel von Kolari in Finnland

Reuters/Alexander Kuznetsov
Auch verschiedene Formen können zugleich auftreten. Hier: Strahlen und Bogen in Lappland in Finnland.

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Am besten lassen sich Polarlichter in lichtarmen Gegenden in der Aurora-Zone – etwa in Nordschweden – beobachten

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Auch im schottischen Loch Lomond lassen sich Nordlichter bewundern

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In Island sind Polarlichter ebenfalls häufig – hier im Thingvellir Nationalpark

ORF.at/Sandra Schober
Schwache Polarlichtaktivitäten wie diese auf den Lofoten in Norwegen können erst durch die Kameralinse erfasst werden

ORF.at/Sandra Schober
Die Polarlichter können bei hohen Geschwindigkeit über den Himmel „tanzen“ wie hier bei Tromsö in Norwegen

Die häufigste Farbe der Polarlichter ist ein helles Grün. Es entsteht ungefähr im Bereich von 100 bis 200 Kilometern Höhe, wenn Sonnenpartikel mit Sauerstoffatomen kollidieren. Höher – bei 200 bis 300 Kilometern Höhe – führt diese Kombination zu roten Polarlichtern. Dabei kann es auch zu Überlappungen zwischen den Farbstufen kommen, sodass Mischfarben entstehen.

Kollidieren Sonnenpartikel mit Stickstoffmolekülen, dann entstehen unter 100 Kilometern Höhe rosa-violette Lichter, während in über 300 Kilometern Höhe blaue beziehungsweise dunkelviolette Polarlichter den Himmel schmücken.
Auch die Formen der Polarlichter sind vielfältig – je nach Höhe. Während niedrige Polarlichter häufig in Form von Bändern oder Bögen auftreten, können es in höheren Lagen auch Vorhänge und Strahlen sein. Steht eine Person direkt unter sehr aktiven und hohen Polarlichtern, können diese eine Korona – also eine Art Kranz – formen.

ORF.at/Sandra Schober

Ausschlaggebend für die Helligkeit, Geschwindigkeit und Farbenvielfalt der Polarlichter sind die Sonnenaktivität sowie die damit verbundenen geomagnetischen Aktivitäten. Diese werden mit dem Kp-Index gemessen, der die durch Sonnenstürme ausgelöste magnetische Aktivität beschreibt. Je höher der Kp-Index ist, desto breiter wird auch die Aurora-Zone.

Den Lichtern auf der Spur
„Grob kann man sagen, dass ab Kp sieben auch in Österreich die Möglichkeit besteht, ein Polarlicht zu sehen“, so Roman Leonhardt, Leiter des Conrad Observatoriums der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Aber auch die Wetter- und Lichtbedingungen müssen stimmen.
„Wichtig sind natürlich eine klare und dunkle Nacht“, so Leonhardt zu ORF.at. Denn: Die Polarlichter sind höher gelegen als eine etwaige Wolkendecke. „Und in Großstädten mit ihrer Lichtstörung sind Polarlichtbeobachtungen sehr schwierig sind.“ Zudem sind vor allem schwache Polarlichter oft mit freiem Auge gar nicht oder nur sehr schwer zu erkennen. Erst der Blick durch die Kameralinse offenbart das volle Ausmaß des Himmelsschauspiels.


Andreas Pfoser
Rote und grüne Polarlichter über dem Wienerwald bei Hochrotherd am 20.11.2003

Wer die Polarlichter in Österreich zu Gesicht bekommen möchte, braucht außer den richtigen Wetter- und Lichtbedingungen außerdem eine freie Sicht Richtung Norden. Der Horizont muss flach sein, Berge oder große Hügel könnten das Lichtspektakel sonst verdecken. Unter diesen Voraussetzungen ist es prinzipiell überall in Österreich möglich, Nordlichter zu sehen.

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Grundsätzlich folgt die Häufigkeit und Intensität von Polarlichtern ungefähr einem Muster von elf Jahren. Genauso lange dauert der Sonnenfleckenzyklus – also jener Zyklus, den das Magnetfeld der Sonne durchläuft. Erreicht der Zyklus sein Maximum, kommt es häufiger zu Sonnenwinden oder Sonneneruptionen, auch die geomagnetische Aktivität steigt.

Außergewöhnlich schwache Sonnenaktivität
Doch Sonnenstürme haben neben dem Auftreten der Polarlichter auch unerfreulichere Auswirkungen. Nach sehr heftigen Sonneneruptionen kann es etwa zu Stromausfällen, Störungen der Satellitennavigation oder der Kommunikationsnetze kommen. Würde die Erde durch das umliegende Magnetfeld nicht geschützt werden, wären die Folgen durchaus verheerend.

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Zuletzt waren im Jahr 2003 nach einem starken Sonnenfleckenzyklus besonders viele Polarlichter zu sehen. Die Himmelsspektakel reichten sogar bis nach Österreich. „Der unmittelbar zurückliegende Sonnenfleckenzyklus von 2008 bis 2019 war der schwächste seit gut 100 Jahren, was dazu führte, dass tatsächlich kaum Polarlichter in Österreich aufgetreten sind“, so der Meteorologe und Geophysiker Andreas Pfoser gegenüber ORF.at.

Ein Zusammenhang der vergleichsweise niedrigen Polarlichtaktivität und dem Klimawandel kann nach derzeitigem Stand ausgeschlossen werden. Während der Klimawandel die untere Atmosphäre betrifft, sind Polarlichter eine Erscheinung der hohen Atmosphäre. „Nach aktuellem Wissensstand gibt es bislang keine Evidenzen, welche den Schluss zulassen, dass die derzeitigen markanten Veränderungen der unteren Atmosphäre auch einen Einfluss auf die hohe Atmosphäre haben“, erklärt Pfoser.

Hoffnung auf stürmische Zeiten
Wann auch in Österreich wieder vermehrt mit Polarlichtern zu rechnen ist, lässt sich allerdings schwer im Detail voraussagen. Laut Prognosen der amerikanischen Wetter- und Ozeanografiebehörde (NOAA) wird das nächste Sonnenfleckenmaximum 2025 ungefähr das gleiche Niveau erreichen wie das letzte Maximum 2014.
Aber: „Das Sonnenfleckenminimum vom Dezember 2019 liegt nun bereits zwei Jahre zurück, es geht also aufwärts“, so Pfoser. Im Prinzip könne schon in den nächsten Jahren mit vermehrter Polarlichteraktivität gerechnet werden. „Die aktuelle Entwicklung gibt zumindest Hoffnung, dass sich der bevorstehende Aktivitätsanstieg durchaus auch etwas besser präsentieren könnte als vorhergesagt.“

Trotz all der Prognosen und versteckten Informationen hinter den Himmelsdaten sind Polarlichtbeobachtungen einmalige Erlebnisse – selbst für erfahrene Wissenschaftler wie Pfoser: „Selbst wenn ich mir bei der Beobachtung eines Polarlichts natürlich immer wieder vorzustellen versuche, welche Vorgänge sich jetzt genau über uns abspielen, drifte ich dann trotzdem oft ab in die atemberaubende Bewunderung dieses Schauspiels.“
13.03.2022, Sandra Schober (Text und Grafik), ORF.at

Links:
Polarlichter: Jagd nach bunten Himmelsdaten
 
#4
DAnke also sowas hätte ich nie gedacht. Schade, dass ich in der Stadt wohne, die Wahrscheinlichkeit, dass ich hier mit freiem Auge sowas wahrnehme ist eher gering. ABer danke für den Artikel. :)
 

josef

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#5
Polarlichter - auch als "Nordlicht" bezeichnet, lösten bei der Bevölkerung immer Ängste aus! So auch das "Nordlicht" vom 26. Jänner 1938:
Auch meine verstorbenen Eltern erzählten von der weit verbreiteten Meinung damals, es sei ein Zeichen eines bevorstehenden Krieges. Das schreckliche Ereignis traf dann im Folgejahr tatsächlich ein...

Ein Bericht vom Nordlicht am 26. Jänner 1938 im "Kleinen Volksblatt"...
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ANNO, Das kleine Volksblatt, 1938-01-27, Seite 4

...und aus der "Kronenzeitung":
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ANNO, Illustrierte Kronen Zeitung, 1938-01-27, Seite 4


Bericht aus den "Bezirksblättern -Bez. Deutschlandsberg" Stmk.:
Im Jänner 1938 sorgte ein ungewöhnliches Naturschauspiel für erhebliches Aufsehen. Die Leute zeigten sich von der Erscheinung beeindruckt und irritiert zugleich.

BEZIRK DEUTSCHLANDSBERG. Brände wurden befürchtetet, das Licht wurde jedoch auch als Zeichen für den Ausbruch eines baldigen Krieges gedeutet. Den Nachforschungen von Schulrat Herbert Blatnik ist es zu verdanken, dass Zeitzeugen sich zu diesem Ereignis äußerten. In seinen Aufzeichnungen finden sich packende Schilderungen.

Das Jahr 1938 begann mit einer recht unheimlichen Naturerscheinung. Am Abend des 25. Jänner traten Menschen aus ganz Europa vor ihre Häuser, um dort zu beobachten, wie sich ein Polarlicht, tausende Quadratkilometer groß, in nordwestliche Richtung über den Bergen ausbreitete.

„Alles, was an übernatürlichen Himmelserscheinungen dem Volk nicht erklärbar war, wurde früher als böses Omen gedeutet. Man hat am Ende des Mittelalters auch geglaubt, dass bald die Pest ausbrechen wird. Denn das Landvolk war ja arg abergläubisch.“
Schulrat Herbert Blatnik​
Bericht von Augenzeugen
Dem Heimatforscher Herbert Blatnik haben später Augenzeugen berichtet, wie sie das Nordlicht wahrgenommen haben. Darunter war auch Dr. Hans Wilfinger aus Graschuh bei Stainz: „Uns hat davor gegraust, wie wir das gesehen haben. Der obere Teil der Koralm hat rot geglüht. Mehr als eine Stunde lang. Wir haben geglaubt, dort oben brennt alles.“

Auch Oberschulrat Hans Wippel, der damals als Schulleiter in Steyeregg tätig war, teilte seine Eindrücke mit: „Das Polarlicht hat uns allen sehr zu denken gegeben. Zeitweise war es so hell, dass man hätte die Zeitung lesen können."


  • Der Heimatforscher Herbert Blatnik erinnert an das Polarlicht, das 1938 auch in unserer Region für reichlich Gesprächsstoff sorgte und Ängste schürte.
  • Foto: Josef Fürbass
  • hochgeladen von Josef Fürbass
Die meisten Menschen interpretierten es als böses Omen. In einigen Häusern wurde sofort der Rosenkranz gebetet. Von einem Limberger Bauernhof, von dem zwei Kinder die Volksschule Steyeregg besuchten, fehlten am darauf folgenden Tag beide. Erst am übernächsten Tag kamen sie wieder. Zur Entschuldigung sagten sie, der Vater habe sie aus lauter Angst vor einem großen Unglück nicht außer Haus gehen lassen.“

„Jetzt kommt bestimmt bald ein Krieg!“
Oberschulrat Franz Kraus aus Wies beschrieb das Erlebte so: „Ende Jänner 1938 – es war ein Dienstagabend – flackerte plötzlich vor den Fenstern unseres Hauses in Vordersdorf ein unheimliches Licht auf. Es dürfte etwa 21 Uhr gewesen sein. Zuerst glaubten wir, im Dorf brenne es. Der Schnee reflektierte das Licht stark. Zunächst war es bläulich-weiß, dann glühend rot. Unser erster Gedanke war: Ein Großbrand auf der Koralm!“

Das kann nur in Gressenberg sein, wurde vermutet. „Der Bauernsohn Koch Seppl fuhr gleich darauf mit dem Motorrad seines Vaters bei uns vorbei und rief uns zu, er müsse sofort nach Wies zum Rüsthaus.“


  • Naturschauspiele wie diese können einerseits für Faszination, andererseits aber auch für Verunsicherung sorgen.
  • Foto: Josef Fürbass
  • hochgeladen von Josef Fürbass
Die Feuerwehr fuhr wirklich bis Schwanberg. „Dort erfuhr sie, dass es sich um ein Polarlicht handelte. Nach einer halben Stunde hat das Licht die Farbe nochmals gewechselt, es hat wieder eigenartig weiß und grün geflackert. Mein Vater hat gesagt, das ist ein Unglückszeichen, jetzt kommt bestimmt bald ein Krieg.“

Alle drei Zeitzeugen sind bereits verstorben. Im Rahmen seiner wichtigen Tätigkeit als Heimatforscher hat Schulrat Herbert Blatnik seit 1982 weit über 400 Zeitzeugen befragt. Darunter wiederholt Hans Wilfinger. „Der hat enorm viel gewusst und auch Tagebuch geführt.“
Polarlicht: Als der Himmel über der Koralm „brannte“
 
Zuletzt bearbeitet:
#6
Finde diesen Zusammenhang interessant.
1938 wurde das Auftreten des Polarlichts mit Kriegsgefahr verbunden.
Außergewöhnliche Himmelszeichen wurden also zu dieser Zeit durchaus noch mystisch gedeutet.

Ich glaube auch heute würde ein Polarlicht in Mitteleuropa ähnlich eingeschätzt.

Es ist halt immer noch eine zweite Ebene, hinter der Wissenschaft.
 

josef

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#7
LEUCHTENDES SPEKTAKEL
Auf der Spur der Nordlichter
In langen polaren Winternächten erhellt die Aurora Borealis den Himmel wie auch das Gemüt. Eine Schiffsreise an Norwegens Küste führt zu dem magischen Lichtspiel

Auf der Nordhalbkugel sind die grün leuchtenden Schleier besonders im Winter gut zu sehen, wenn die Luft klar ist und die Sonne tagsüber gar nicht aufgeht.

Ein klarer Nachthimmel, Sterne, wohin das Auge reicht, und dazwischen taucht ein grau-grüner Dunstschleier auf: Der fast gespenstische Nebel erhält die Form von Bändern, die teilweise übereinanderliegen und sich wie Meereswellen bewegen, langsam, fast so wie das Schiff, auf dem sich die Beobachterinnen und Beobachter dieses phänomenalen Naturschauspiels im hohen Norden befinden.

Wieder einmal sind elektrische Teilchen der Sonnenwinde auf Sauerstoff- und Stickstoffatome der oberen Erdatmosphäre getroffen. Die Winde sind enorm schnell, sie erreichen, wenn sie die Sonne verlassen, 300 bis 500 Kilometer in der Sekunde. 98 Prozent werden vom Erdmagnetfeld abgestoßen, glücklicherweise, sonst wäre ein Leben auf unserem Planeten nicht möglich. Die übrigen zwei Prozent sind ungefährlich für Menschen, dringen durch das Magnetfeld und verursachen die Lichtspiele.

An Deck der Polarlys
Das Meer ist ruhig wie nur selten zu dieser Jahreszeit. Das Passagierschiff Polarlys gleitet auf seiner Reise von Bergen nach Kirkenes und wieder zurück – sanft wie auf einem weichen Teppich – an der Küste Norwegens vorbei. Normalerweise hört man nur das Rauschen der Wellen, die das Schiff beim Fahren macht, Maschinengeräusche und natürlich das Flüstern und Lachen der Menschen, die auf Deck 5 spazieren gehen und sich unterhalten. Aber in diesem Moment sind sie alle still, versammeln sich am Bug, staunen und versuchen mit teilweise unzureichenden Kameras oder Handys Fotos von diesen Nordlichtern – Aurora borealis – zu machen.

Nur wenige haben das notwendige Stativ mit, um die Belichtungszeit so auszudehnen, dass die Nordlichter darauf gut sichtbar werden und vor allem das Bild nicht verwackelt wird. Hans Koechl, Amateurastronom aus Kärnten, bittet, nicht zu blitzen. Er muss es ein- bis zweimal wiederholen, weil einige Gäste mit ihrer fotografischen Ausrüstung nicht zurechtkommen.

Das bessere "Auge"
Koechl erklärt, wie aus dem Dunst in der Kamera das berühmte grüne Licht wird. Bei Nacht sehen Menschen mit den Stäbchen, jenen Sinneszellen der Netzhaut, die Lichtwahrnehmung ermöglichen. Wir sehen mit ihnen aber nur grau, Farben nehmen wir erst wieder wahr, wenn es heller wird. Die Kamera filtert das Licht anders als unsere Augen, daher erscheinen sofort alle Nordlichter in Farbe.

Es liegt natürlich ein Zauber in der Luft. Und ein wenig Wissenschaftsgeschichte: Nordlichter wurden erstmals vom norwegischen Physiker Kristian Birkeland (1867- 1917) wissenschaftlich beschrieben. Bei einer Reise 1897 wollte er seine Theorie, die Sonnenstürme würden ausschlaggebend sein, in der Realität nachweisen – dabei kam er fast ums Leben. Es war wohl die Kälte, die ihm damals zu schaffen machte. Heute ist allgemein bekannt, dass Nordlichter zu Ausfällen bei technischen Geräten führen können – vor allem bei Satelliten und Flugzeugen, weshalb bei starken Aktivitäten die Flughöhe geringer gehalten wird.

Mythen und Zufälle
Wer nicht weiß, wie Nordlichter entstehen und zu esoterischem Hokuspokus neigt, könnte sich leicht irreleiten lassen. In der nordischen Mythologie war der Aberglaube, es handelte sich bei Nordlichtern um Zeichen von Verstorbenen, gar keine Seltenheit. Die Naturerscheinung wurde auch oft als Vorbote von Kriegen und Seuchen gesehen.

Wer sich in einschlägigen Internetforen bewegt, wird derlei auch heute noch lesen können. Wir wissen natürlich, dass das Unsinn ist, wir wissen, wie Nordlichter entstehen und sind schlicht begeistert über die Himmelskonstellation und das physikalische Zusammenwirken verschiedener Komponenten. Dazu gehört der Zufall, zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein. In diesem Fall ist es Skjervøy, eine Kommune nordöstlich von Tromsø auf dem 70. nördlichen Breitengrad. Das ist innerhalb des nördlichen Polarkreises, der bei 66,5 Grad liegt.


Nordlichter treten in den Polarregionen auf und sind von Finnland über Norwegen bis nach Kanada und Alaska besonders häufig.
Foto: Irene Stachon / Lehtikuva / AFP

Wäre das Schiff jedoch auf den gleichen Breitengraden im Süden unterwegs, dann würde man sich in der Antarktis befinden. Polarlichter kann man aber auch dort beobachten (Aurora australis), diese Region ist freilich unbewohnt und wird von Menschen nur zu Forschungszwecken besucht.

Ersatz für die Sonne
Tageslicht sieht man in diesen Tagen nördlich des Polarkreises nur wenig. Die Sonne geht hier im Winter nicht auf, das heißt aber nicht, dass es 24 Stunden dunkel ist. Die Menschen auf dem Schiff können wahrhaft spektakuläre Lichtspiele bestaunen. Da die Sonne sich ausschließlich hinter dem Horizont bewegt, kann man eine relativ lange Phase roten Lichts am Himmel und am Meer erleben. Das Morgenrot geht direkt ins Abendrot über.

Und wenn man genau schaut, ist ab und zu eine Fata Morgana zu sehen. Das Licht wird zwischen kalter Luft und warmer Meeresströmung gebrochen und lässt manche Insel in der Ferne schwebend erscheinen. Dazu braucht es allerdings ein gutes Auge oder jemanden, der genau darauf aufmerksam macht.

Wir fragen den mitreisenden Astronomen Koechl, ob es möglich sei, Polarlichter vorherzusagen: Er erklärt den Kp-Index, der von Julius Bartels 1949 am Geophysikalischen Institut Potsdam entwickelt wurde, um die Strahlung der Sonnenwinde durch ihre magnetische Wirkung darzustellen.

Warten auf Glücksmomente
Der Index ermöglicht eine Orientierung, es bedeutet aber keinesfalls, dass man auch das Glück hat, Polarlichter zu sehen. Denn während der Reise erleben wir das Naturschauspiel, obwohl ein Index von nur drei angegeben wurde. Am nächsten Tag wiederum ist nichts zu sehen, obwohl der errechnete Kp-Wert von fünf eigentlich eine höhere Wahrscheinlichkeit suggerierte.

Die Faustregel heißt: Um besonders schöne Nordlichter zu sehen, muss die Solarwindgeschwindigkeit hoch und das interplanetare Magnetfeld im Verhältnis zum planetaren Magnetfeld negativ sein. Alles in allem sind das schon recht viele Eventualitäten, die es braucht, um das beeindruckende Naturschauspiel bewundern zu können. Und wenn es dann tatsächlich gelingt, wird man diesen Moment auch nie vergessen.
(Peter Illetschko, 01.01.2023)
Auf der Spur der Nordlichter
 

josef

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#8
Ein anderes Naturphänomen in Vorarlberg gesichtet:
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Kein UFO am Himmel: Es war ein Halo-Ring
Manche Beobachterinnen und Beobachter haben am Donnerstag schon fast vermutet, in Damüls ein UFO gesehen zu haben. Doch es war ein nicht weniger spektakuläres Naturphänomen: ein Halo-Ring. Das Sonnenlicht hat sich an Eiskristallen im Nebel gebrochen, was einen bunten Lichtring um die Sonne gebildet hat.
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„Dabei handelt es sich um eine meteorologische Erscheinung, die an die Bildung von gleichmäßigen Eiskristallen gebunden ist“, erklärt ORF-Meteorologe Thomas Rinderer. „Dieses Naturschauspiel ist deswegen aufgetreten, weil sich die Sonnenstrahlen in den Eiskristallen des Hochnebels gebrochen haben“, sagt Rinderer.

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Edmund Geiger

Frostige Temperaturen als Grundvoraussetzung
Die Grundvoraussetzung für Halo-Ringe sind frostige Temperaturen. Deshalb gibt es diese Erscheinungen in den Sommermonaten nur in weiten Höhen zu beobachten. Dort, wo in rund 11 Kilometern Höhe dünne Schleierwolken – sogenannte Cirren – durchziehen, die aus Eiskristallen bestehen, sagt Rinderer.

Halo-Effekt auch in den Tälern zu sehen
In den Wintermonaten kann dieser Effekt auch in den Niederungen auftreten. Am Donnerstag haben die Bedingungen für Lichtringe auch in den Tälern gestimmt. Durch die tiefen Temperaturen bestand der Nebel in unseren Tälern lediglich aus Eiskristallen, an denen sich das Sonnenlicht in bunten Farben rund um die Sonne gebrochen hat, erklärt er.
27.01.2023, red, vorarlberg.ORF.at


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Geist

Worte im Dunkel
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#9
Stärkster geomagnetischer Sturm seit Jahren

In der Nacht auf heute hat sich laut GeoSphere Austria der stärkste geomagnetische Sturm seit Juni 2015 zugetragen. Intensive Nordlichter wurden in Nordeuropa, Großbritannien, Kanada und den USA beobachtet. In Österreich war heute kurz nach Mitternacht auf mehreren Webcams ein schwaches Leuchten zu erkennen.

Der dafür verantwortliche Sonnensturm wurde von der Sonne am 20. März in einer relativ unspektakulären Eruption ausgestoßen und reiste auch mit einer vergleichsweise eher langsamen Geschwindigkeit zur Erde, die der Sturm am 23. März zu Mittag erreichte, berichtete GeoSphere (vormals ZAMG). Ob Sonnenstürme beim Auftreffen auf das Erdmagnetfeld einen sogenannten geomagnetischen Sturm verursachen, hänge aber vor allem von deren innerer Magnetfeldstruktur ab.

Das Magnetfeld dieses Sonnensturms sei zwar eher schwach gewesen, hatte den Fachleute zufolge „aber die exakt richtige Ausrichtung, um viel Energie in das Erdmagnetfeld zu übertragen und damit Nordlichter hervorzurufen“. Die magnetischen Variationen wurden am Conrad Observatorium der Geosphere Austria gemessen und erreichten über einen Zeitraum von mehr als 15 Stunden eine hohe, für einen Sonnensturm typische Aktivität. Auch eine leichte Erhöhung von Gleichströmen im österreichischen Stromnetz sei zu beobachten gewesen.

Weiterer Sturm erwartet

Der Sturm sei dann am Freitag zu Mittag „bereits fast komplett an der Erde vorbeigezogen“ gewesen. Es wird allerdings noch ein zweiter Sonnensturm erwartet, der in den nächsten Tagen weitere geomagnetische Aktivität verursachen könnte. Nordlichter in Österreich seien aber eher unwahrscheinlich.

Emma Davies und Christian Möstl vom Austrian Space Weather Office der Geosphere Austria konnten kurz vor Ankunft des Sonnensturms mit Daten, die von der Raumsonde Solar Orbiter schon am 21. März gemessen und vom Imperial College in Großbritannien zur Verfügung gestellt wurden, zeigen, dass das Magnetfeld des Sturms die richtige Konfiguration für einen starken geomagnetischen Sturm hatte. Solche seltenen Tests seien wichtig, um zu verstehen, wie mit Raumsonden, die eventuell in den nächsten zehn bis 20 Jahren gebaut werden könnten, das Weltraumwetter sehr viel präziser vorhergesagt werden kann.

red, science.ORF.at/Agenturen
Quelle: Stärkster geomagnetischer Sturm seit Jahren
 

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#11
WELTRAUMWETTER
Starker Sonnensturm fegte über die Erde
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Der stärkste Sonnensturm seit 2015 ist in der Nacht auf Montag über die Erde gefegt. Auch in Österreich führte das vereinzelt zu Sichtungen von Polarlichtern.
Online seit heute, 13.46 Uhr
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„Wie genau sich ein Sonnensturm auf der Erde auswirkt, hängt stark von seiner magnetischen Struktur ab. In diesem Bereich wird weltweit intensiv geforscht, um Sonnenstürme möglichst früh vorhersagen zu können“, sagte Christian Möstl, Leiter des Weltraumwetterbüros der GeoSphere Austria in Graz.

Die Sonne sendet ständig Strahlung und geladene Teilchen in den Weltraum. Ist dieser Teilchenstrom (Sonnenwind) in einem begrenzten Gebiet der Sonne für kurze Zeit deutlich stärker, wird das Sonneneruption genannt. Treffen Strahlung und Teilchen einer Sonneneruption auf das Magnetfeld der Erde, kann dieser Sonnensturm zum Beispiel Polarlichter verursachen und im Extremfall sogar Störungen in Navigationssystemen und Stromnetzen.

Geosphere Austria
Geomagnetische Aktivität der vergangenen Tage – plus Vorhersage

Am Freitag ereignete sich eine Sonneneruption, deren Sonnensturm am Abend des Sonntags auf die Erde traf. Ab Montag um 1.00 Uhr war die Erde im Kern des Sonnensturms. „Unsere Mess- und Vorhersagesysteme wiesen bereits am Samstag auf eine sehr wahrscheinliche Struktur des aktuellen Sonnensturms hin, die derzeit auch tatsächlich von Satelliten gemessen wird. Dieser Sturm ist noch ein klein wenig stärker als der Sturm am 24. März dieses Jahres. Diese beiden magnetischen Stürme stellen die stärksten Ereignisse seit Juni 2015 dar“, sagte Möstl.

Intensität lässt nach
Auf Social-Media-Portalen kursieren Fotos von möglichen Polarlichtern in Österreich in der Nacht auf Montag. Von Nordamerika bis in den Süden der USA gab es am Montag sogar sehr ausgeprägte Polarlichter. „Die Intensität des Sonnensturms dürfte im Laufe des Montags abnehmen, daher sollten in der Nacht auf Dienstag in Österreich eher keine Polarlichter mehr zu sein“, prognostizierte Möstl.
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Die Sonne befindet sich derzeit in einer Phase ansteigender magnetischer Aktivität, die voraussichtlich im Jahr 2025 ihren Höhepunkt erreichen wird. Die Frequenz von geomagnetischen Stürmen und Nordlichtern wird daher in den nächsten Jahren zunehmen.

Weltraumwetter sehr relevant
„Space Weather“ (Weltraumwetter) wird erst seit ungefähr 30 Jahren intensiver erforscht. Es zeigte sich dabei, dass in den vergangenen 150 Jahren Sonnenstürme aufgetreten sind, die verheerende Auswirkungen auf die heutige technische Infrastruktur hätten. Die Wiederholrate derartiger Super-Sonnenstürme beträgt ungefähr 50 bis 100 Jahre.

Aufgrund der möglichen Auswirkungen von Weltraumwetter auf den Flugverkehr und auf kritische Infrastruktur wie Stromnetze und Satellitennavigation werden die Erforschung von Weltraumwetter sowie die Entwicklung von Vorhersage- und Warnsystemen immer wichtiger. Die GeoSphere Austria arbeitet in mehreren Projekten an der Vorhersage von Weltraumwetter und betreibt mit dem Conrad Observatorium eines der weltweit modernsten geophysikalischen Observatorien, an denen auch Weltraumwetter und Sonnenstürme gemessen werden.
24.04.2023, red, science.ORF.at/Agenturen

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Starker Sonnensturm fegte über die Erde
 

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#12
Polarlichter über Westösterreich
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In der Nacht auf Montag sind im Westen Österreichs Polarlichter zu sehen gewesen. Ihren Höhepunkt erreichten sie gegen 4.00 Uhr. Durch die derzeit außergewöhnlich starke Sonnenaktivität kommt es immer wieder zu spektakulären Polarlichterscheinungen.
Online seit heute, 13.29 Uhr
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Gegen 4.00 Uhr erreichte das Spektakel seinen Höhepunkt. Die Polarlichter zeigten sich als roter Schein am Himmel. Ausgelöst werden sie durch energiereiche Sonnenwindpartikel, die durch Eruptionen auf der Sonnenoberfläche mit hohen Geschwindigkeiten ins Weltall geschleudert werden und auf das Erdmagnetfeld treffen.

Bereits im April hatte es in Deutschland Sichtungen von Nordlichtern gegeben. Wie ein Sprecher des Instituts für Solar-Terrestrische Physik am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) damals mitteilte, sind die aktuell vermehrten Sichtungen nicht ganz ungewöhnlich.

Rote Polarlichter
Die rote Farbe der Polarlichter bedeute, dass die Lichter ungefähr in einer Höhe von rund 200 Kilometern über der Erde entstanden, sagte der Vorarlberger Astrophysiker Robert Seeberger – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.

foto-webcam.eu
Polarlichter über dem Großglockner

Die bekannteren Polarlichter, die grün leuchten, würden tiefer entstehen. Beide seien aber auf den Sauerstoff zurückzuführen. Der Sonnensturm ereignete sich vor rund zwei Tagen. Das passt laut Seeberger auch genau mit der Zeit zusammen, die die Teilchen brauchen, um die Erde zu erreichen.

Polarlichter künftig öfter möglich
Zu sehen waren die Polarlichter auch in Salzburg. Dort könnten sie laut ORF-Wetterredaktion in der Nacht auf Dienstag abermals auftreten.
Wahrscheinlich werden sie diesmal aber schwächer ausfallen und nicht mehr so klar zu sehen sein. Die GeoSphere Austria wies darauf hin, dass sich die Sonne aktuell in einer äußerst aktiven Phase befindet. Diese soll 2025 ihren Höhepunkt erreichen. Bis dahin wird auch die Häufigkeit von geomagnetischen Stürmen und Polarlichtern weiter zunehmen.
25.09.2023, red, oesterreich.ORF.at/Agenturen

Polarlichter über Westösterreich

Links:
Polarlichter über Salzburgs Bergen
Polarlichter über Tirol zu sehen
Polarlichter über Vorarlberg sichtbar
 
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#14
NORDLICHT
Wieder Polarlichter über Österreich zu sehen
Die hellen Polarlichter wurden am Sonntagabend beobachtet. Grund dafür war ein starker geomagnetischer Sturm
Polarlichter bei Pinkafeld im Burgenland, aufgenommen am Sonntag, 5. November 2023.
Foto: APA/AZM/MICHAEL JÄGER

Polarlichter sind normalerweise ein Phänomen der polnahen Regionen. Doch wenn sich die Sonne von ihrer aktiveren Seite zeigt, kann es auch in südlicheren Gefilden zu den farbenprächtigen Himmelserscheinungen kommen. Am Sonntag war ein solches Spektakel auch über weiten Teilen Österreichs zu beobachten. Vor allem über Niederösterreich färbte sich der Nachthimmel in Rosa- und Rottönen, wie zahlreiche Augenzeugen berichteten.

"Dies ist als sehr seltenes Ereignis in den letzten 20 Jahren einzustufen ", teilte der Leiter des Weltraumwetterbüros der Geosphere Austria, Christian Möstl, mit. Grund dafür war ein durch die aktuell verstärkte Sonnenaktivität ausgelöster starker geomagnetischer Sturm, "nach derzeitigem Stand das drittstärkste Ereignis im aktuellen Sonnenzyklus", so Möstl.

Geomagnetischer Sturm
Laut Möstl erreichte der geomagnetische Sturm eine Stärke von G3 auf der dafür vorgesehenen fünfteiligen Skala. Die Sonnenaktivität – und damit auch die Wahrscheinlichkeit für Sonnenstürme – hängt mit der Häufigkeit der Sonnenflecken zusammen. Deren Zahl ist nach Daten der US-Atmosphärenbehörde NOAA derzeit so hoch wie seit über 20 Jahren nicht mehr. Es wird erwartet, dass "die verstärkte Sonnenaktivität 2024 oder 2025 ihr Maximum erreichen wird", so Möstl.

Je mehr Sonnenflecken es gibt, desto wahrscheinlicher sind Sonneneruptionen. Dabei können hochenergetische Teilchen mit einer Masse von mehreren Zehnmilliarden Tonnen ins All geschleudert werden. Sie können innerhalb von Stunden auch zur rund 150 Millionen Kilometer entfernten Erde gelangen.


Auch in anderen Ländern Mitteleuropas – hier ein Bild aus Oberursel im deutschen Bundesland Hessen – freute man sich über schöne Polarlichter.
Foto: IMAGO/Jan Eifert

Reaktion mit der Atmosphäre
Der Schutzschild der Erde, die Magnetosphäre, wird dabei auseinandergezogen, und die Teilchen können in das Magnetfeld des Planeten eintreten. Die Polarlichter entstehen, wenn Luftmoleküle in den oberen Atmosphärenschichten durch die elektrisch geladenen Teilchen des Sonnenwinds angeregt werden. Wenn mehr Teilchen einströmen, erhöht sich dementsprechend auch die Leuchtkraft.

Ist die Aurora grün, wurden Sauerstoffteilchen in etwa 80 bis 150 Kilometer Höhe zum Leuchten gebracht. Schimmert es dagegen rot, wurden 200 Kilometer hoch gelegene Sauerstoffatome angeregt. Violettes bis blaues Polarlicht zeigt sich, wenn Sonnenteilchen Stickstoffatome in einer Höhe von 150 bis 600 Kilometern anregen, doch dafür sind hohe Energien notwendig, entsprechend seltener sind diese Farben zu beobachten. Alle anderen Schattierungen ergeben sich aus der Mischung dieser Farben.

Der Sonnensturm wurde laut Möstl nicht nur von erdnahen Raumsonden beobachtet, sondern auch von der STEREO-A-Raumsonde der Nasa, die sich in einem wissenschaftlich sehr günstigen Abstand von der Erde im Sonnenwind aufhält. Durch die neuen Beobachtungen dieser miteinander wechselwirkenden Sonnenstürme könnten Fortschritte im Verständnis der Physik dieser Stürme und in deren Vorhersage erzielt werden.
(red, APA, 6.11.2023)

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Polarlichter über Österreich zu sehen
 

josef

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WISSENSCHAFT
Gute Chancen auf Nordlichter noch bis 2025
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Am Sonntag sind über Österreich rote Nordlichter erstrahlt – sie waren besonders gut auch in der Steiermark zu sehen. Experten sprechen von einem höchst seltenen Ereignis, bis 2025 gebe es aber noch gute Chancen auf eine sichtbare Wiederholung.
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Ausgelöst wird das Himmelsspektakel durch Sonnenstürme. Laut Hans Eichelberger vom Institut für Weltraumforschung in Graz hat die Sonne einen Elf-Jahres-Zyklus, in dem sie aktiver ist, und aktuell befinden wir uns am Anfang eines solchen.

„Wir haben gestörte Verhältnisse auf der Sonne vorliegen, und wenn der Sonnenwind und mit ihm das magnetische Feld auf die Erde treffen, dann wechselwirken eben dieses Magnetfeld und diese Teilchen mit dem Erdmagnetfeld – dort werden diese Teilchen beschleunigt, und diese beschleunigten Teilchen treffen danach auf die oberen Schichten der Atmosphäre, geben dort Energie ab, und das führt zu Leuchterscheinungen.“

Gut sichtbare Nordlichter zuletzt vor 20 Jahren
Laut Christian Möstl, Leiter des Austrian Space Weather Office – das ist die Weltraumwetter-Außenstelle von Geosphere Austria in Graz –, bestätigt, dass diese Leuchterscheinungen sehr selten vorkommen: „Es gab eine sehr lange Flaute. Im April gab es zwar schon einmal ein Event, nur da waren die Nordlichter so gegen drei Uhr in der Früh zu sehen. Davor ist es allerdings tatsächlich so, dass die Sonne eher inaktiv war, das heißt, es gab weniger Sonnenstürme, die auch nicht so stark waren. Das letzte Mal, dass man so gut das Nordlicht gesehen hat, war vor 20 Jahren.“

Daniel Seibald

Heuer seien sogar mehrere Sonnenstürme auf die Erde getroffen und die Chancen, weitere Nordlichter in Österreich zu sehen, seien in den nächsten Jahren noch durchaus gut, so der Experte: „Es wird sicher wieder solche Events geben in den nächsten drei bis vier Jahren, weil die magnetische Aktivität im Sonnenfeld gerade noch im Ansteigen ist – das heißt: Bis 2025 und auch noch danach kann es immer wieder sein, dass es solche Tage gibt – aber es muss einiges zusammenpassen.“ Die Vorhersage der Nordlichter sei entsprechend schwierig, so Möstl, doch man arbeite daran.

Auswirkungen hierzulande unwahrscheinlich
Weltraumforscher Martin Volwerk erklärt, dass das durchaus auch Auswirkungen haben könne, denn die zusätzlichen Magnetströme wirkten auf das Stromnetz ein: „Das Erdmagnetfeld bewegt sich und wenn man dann einen Leiter hat, wie etwa ein Stromkabel, dann kann extra Strom erzeugt werden in dem Kabel; und wenn man dann einen Autotransformator hat, wie etwa in Nordamerika und Kanada, dann brennt das durch und dann kann man die bekannten Blackouts bekommen.“

Satelliten in der Atmosphäre werden deswegen auf Standby geschaltet. Die Wahrscheinlichkeit, dass in der Steiermark etwas passiert, sei allerdings sehr gering.
07,11,2023, red, steiermark.ORF.at

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