Kollision in Nordsee: Containerschiff hat Chemikalien an Bord
Ein Öltanker und ein Frachtschiff stießen vor der britischen Küste zusammen. Der Tanker steht in Flammen. Ein Besatzungsmitglied wird vermisst
Durch die Kollision wurden ein Feuer und mehrere Explosionen verursacht.
Screenshot: youtube/the times an
London – Ein Containerschiff und ein ankernden Öltanker sind Montagfrüh vor der Nordostküste Englands zusammengestoßen. Der Betreiber des Tankers, das US-Logistikunternehmen Crowley, teilte auf dem Kurznachrichtendienst X mit, dass durch die Kollision ein Feuer an Bord ausgebrochen sei und der Flugzeugtreibstoff freigesetzt wurde. Dabei sei es zu mehreren Explosionen gekommen. Die britische Seenotrettungsorganisation Royal National Lifeboat Institution (RNLI) bestätigte Berichte über "Brände auf beiden Schiffen".
Ein Hubschrauber, Flugzeuge, Rettungsboote und in der Nähe befindliche Schiffe wurden zu dem Unglücksort gerufen, um zu helfen, wie die Maritime and Coastguard Agency mitteilte. Mehr als 30 Besatzungsmitglieder seien zunächst an Land gebracht worden, erklärte der Hafenmeister des naheliegenden Grimsby. Über etwaige Verletzungen lagen keine genauen Angaben vor. Laut Schiffsbetreiber Crowley brachte sich die Besatzung des Tankers rechtzeitig in Sicherheit. Ein Besatzungsmitglied werde noch vermisst. Die Suche nach dem Vermissten dauere an. Wie das US-Schifffahrtsunternehmen Crowley mit Sitz in Florida weiter mitteilte, wurde auch ein mit Kerosin gefüllter Tank beschädigt. "Aufgrund der Kollision ist ein Feuer ausgebrochen und es gibt Meldungen, dass Öl austritt."
Bei den beteiligten Schiffen handelt es sich Branchenkreisen zufolge um den unter US-Flagge fahrenden Tanker Stena Immaculate und das unter portugiesischer Flagge fahrende Containerschiff Solong. Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg befand sich der Tanker auf dem Weg nach Griechenland. Das Containerschiff hatte einem Bericht des Seeverkehrsdatenanbieters Lloyd's List Intelligence zufolge unter anderem 15 Container mit Natriumcyanid geladen. Nach Angaben der Analyseplattform Marine Traffic lag die größere Stena Immaculate vor Anker, als die Solong mit ihr kollidierte. Der Öltanker gehört laut Reedereiangaben zu einer Flotte, die das US-Militär mit Treibstoff beliefert. Eigentümer von "Stena Immaculate" ist die schwedische Reederei Stena Bulk. Diese teilte mit, dass die gesamte Besatzung am Leben sei.
Ein US-Sprecher sagte der Nachrichtenagentur Reuters, dass das Schiff zum Zeitpunkt der Kollision im Auftrag der US-Marine unterwegs war. Insidern zufolge gab es keine Anzeichen für Sabotage. Beide Schiffe haben bei der Kollision vor der britischen Küste erhebliche Schäden erlitten, teilte der Eigner der "Solong" mit.
Nach Angaben der britischen Küstenwache ist es "wahrscheinlich", dass das Unglück eine Verschmutzung des Meeres zur Folge haben wird. Laut der auf Seetransporte spezialisierten Website Lloyd's List Intelligence hatte das Frachtschiff eine unbestimmte Menge Alkohol und fünfzehn Behälter mit Natriumzyanid an Bord.
Die Umweltorganisation Greenpeace zeigte sich "extrem besorgt" über die Vorgänge. "Da immer mehr Informationen darüber auftauchen, was die Schiffe geladen hatten, sind wir extrem besorgt über die vielfältigen toxischen Gefahren, die diese Chemikalien für das Meeresleben darstellen könnten", erklärte Greenpeace-Wissenschafter Paul Johnston im britischen Exeter. Offenbar sei das für Fische und andere Meerestiere giftige Kerosin in der Nähe eines Rastplatzes für Schweinswale ins Wasser gelangt.
Stark befahrene Route
Die britische Küstenwache war nach eigenen Angaben um kurz nach 10 Uhr Ortszeit (11 Uhr MEZ) über das Unglück informiert worden. In der Folge aktivierte sie einen Rettungshubschrauber, ein Flugzeug, Rettungsboote sowie Schiffe, die zur Brandbekämpfung eingesetzt werden können. Großbritanniens Verkehrsministerin Heidi Alexander äußerte sich besorgt. Sie stehe mit den Behörden und der Küstenwache in Kontakt, "um die weitere Entwicklung der Situation zu verfolgen". Ein Sprecher des britischen Premierministers Keir Starmer nannte die Situation "äußerst besorgniserregend".
Das deutsche Havariekommando entsandte laut einem Sprecher ein Mehrzweckschiff und ein Überwachungsflugzeug, um die britische Küstenwache zu unterstützen. Auch die Internationale Seeschifffahrtsorganisation der Vereinten Nationen (IMO) beschäftigte sich mit der Kollision. Der Vorfall werde geprüft, hieß es. Das Seegebiet, in dem sich die Kollision ereignete, gilt als stark frequentierte Schifffahrtsroute zwischen den Häfen an der britischen Nordostküste und niederländischen sowie deutschen Häfen.
In den vergangenen zehn Jahren ist es in der Nordsee mehrfach zu Zusammenstößen von Schiffen gekommen. Bei einer Kollision zweier Frachtschiffe vor der Insel Helgoland im Oktober 2023 waren drei Menschen ums Leben gekommen, zwei weitere gelten seitdem als vermisst. 2015 war die "Flinterstar", ein Frachter mit mehr als 500 Tonnen an Öl und Diesel an Bord, nach einem Zusammenstoß mit einem Tanker vor der belgischen Küste gesunken.
(APA, Reuters, red, 10.3.2025)
Kollision in Nordsee: Containerschiff hat Chemikalien an Bord
Ein Öltanker und ein Frachtschiff stießen vor der britischen Küste zusammen. Der Tanker steht in Flammen. Ein Besatzungsmitglied wird vermisst

Durch die Kollision wurden ein Feuer und mehrere Explosionen verursacht.
Screenshot: youtube/the times an
London – Ein Containerschiff und ein ankernden Öltanker sind Montagfrüh vor der Nordostküste Englands zusammengestoßen. Der Betreiber des Tankers, das US-Logistikunternehmen Crowley, teilte auf dem Kurznachrichtendienst X mit, dass durch die Kollision ein Feuer an Bord ausgebrochen sei und der Flugzeugtreibstoff freigesetzt wurde. Dabei sei es zu mehreren Explosionen gekommen. Die britische Seenotrettungsorganisation Royal National Lifeboat Institution (RNLI) bestätigte Berichte über "Brände auf beiden Schiffen".
Ein Hubschrauber, Flugzeuge, Rettungsboote und in der Nähe befindliche Schiffe wurden zu dem Unglücksort gerufen, um zu helfen, wie die Maritime and Coastguard Agency mitteilte. Mehr als 30 Besatzungsmitglieder seien zunächst an Land gebracht worden, erklärte der Hafenmeister des naheliegenden Grimsby. Über etwaige Verletzungen lagen keine genauen Angaben vor. Laut Schiffsbetreiber Crowley brachte sich die Besatzung des Tankers rechtzeitig in Sicherheit. Ein Besatzungsmitglied werde noch vermisst. Die Suche nach dem Vermissten dauere an. Wie das US-Schifffahrtsunternehmen Crowley mit Sitz in Florida weiter mitteilte, wurde auch ein mit Kerosin gefüllter Tank beschädigt. "Aufgrund der Kollision ist ein Feuer ausgebrochen und es gibt Meldungen, dass Öl austritt."
Bei den beteiligten Schiffen handelt es sich Branchenkreisen zufolge um den unter US-Flagge fahrenden Tanker Stena Immaculate und das unter portugiesischer Flagge fahrende Containerschiff Solong. Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg befand sich der Tanker auf dem Weg nach Griechenland. Das Containerschiff hatte einem Bericht des Seeverkehrsdatenanbieters Lloyd's List Intelligence zufolge unter anderem 15 Container mit Natriumcyanid geladen. Nach Angaben der Analyseplattform Marine Traffic lag die größere Stena Immaculate vor Anker, als die Solong mit ihr kollidierte. Der Öltanker gehört laut Reedereiangaben zu einer Flotte, die das US-Militär mit Treibstoff beliefert. Eigentümer von "Stena Immaculate" ist die schwedische Reederei Stena Bulk. Diese teilte mit, dass die gesamte Besatzung am Leben sei.
Ein US-Sprecher sagte der Nachrichtenagentur Reuters, dass das Schiff zum Zeitpunkt der Kollision im Auftrag der US-Marine unterwegs war. Insidern zufolge gab es keine Anzeichen für Sabotage. Beide Schiffe haben bei der Kollision vor der britischen Küste erhebliche Schäden erlitten, teilte der Eigner der "Solong" mit.

Nach Angaben der britischen Küstenwache ist es "wahrscheinlich", dass das Unglück eine Verschmutzung des Meeres zur Folge haben wird. Laut der auf Seetransporte spezialisierten Website Lloyd's List Intelligence hatte das Frachtschiff eine unbestimmte Menge Alkohol und fünfzehn Behälter mit Natriumzyanid an Bord.
Die Umweltorganisation Greenpeace zeigte sich "extrem besorgt" über die Vorgänge. "Da immer mehr Informationen darüber auftauchen, was die Schiffe geladen hatten, sind wir extrem besorgt über die vielfältigen toxischen Gefahren, die diese Chemikalien für das Meeresleben darstellen könnten", erklärte Greenpeace-Wissenschafter Paul Johnston im britischen Exeter. Offenbar sei das für Fische und andere Meerestiere giftige Kerosin in der Nähe eines Rastplatzes für Schweinswale ins Wasser gelangt.
Stark befahrene Route
Die britische Küstenwache war nach eigenen Angaben um kurz nach 10 Uhr Ortszeit (11 Uhr MEZ) über das Unglück informiert worden. In der Folge aktivierte sie einen Rettungshubschrauber, ein Flugzeug, Rettungsboote sowie Schiffe, die zur Brandbekämpfung eingesetzt werden können. Großbritanniens Verkehrsministerin Heidi Alexander äußerte sich besorgt. Sie stehe mit den Behörden und der Küstenwache in Kontakt, "um die weitere Entwicklung der Situation zu verfolgen". Ein Sprecher des britischen Premierministers Keir Starmer nannte die Situation "äußerst besorgniserregend".
Das deutsche Havariekommando entsandte laut einem Sprecher ein Mehrzweckschiff und ein Überwachungsflugzeug, um die britische Küstenwache zu unterstützen. Auch die Internationale Seeschifffahrtsorganisation der Vereinten Nationen (IMO) beschäftigte sich mit der Kollision. Der Vorfall werde geprüft, hieß es. Das Seegebiet, in dem sich die Kollision ereignete, gilt als stark frequentierte Schifffahrtsroute zwischen den Häfen an der britischen Nordostküste und niederländischen sowie deutschen Häfen.
In den vergangenen zehn Jahren ist es in der Nordsee mehrfach zu Zusammenstößen von Schiffen gekommen. Bei einer Kollision zweier Frachtschiffe vor der Insel Helgoland im Oktober 2023 waren drei Menschen ums Leben gekommen, zwei weitere gelten seitdem als vermisst. 2015 war die "Flinterstar", ein Frachter mit mehr als 500 Tonnen an Öl und Diesel an Bord, nach einem Zusammenstoß mit einem Tanker vor der belgischen Küste gesunken.
(APA, Reuters, red, 10.3.2025)