Blasinstrumentenbauer

josef

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#1


Wenn Musik und Handwerk verschmelzen
Nicht nur handwerkliches Geschick, sondern auch Musikalität liegen Helmut Gollob im Blut: Der Südsteirer ist einer der letzten Blasinstrumentebauern Österreichs, und er gewährt Einblick in seine Werkstatt in Wagendorf.
Horn, Tuba, Trompete, Klarinette, Flöte oder Posaune: In der Volksmusik geben sie den richtigen Ton an - ihre Vielfalt lässt die Lieder zu klanglichen Erlebnissen werden. Auch heute noch werden viele der Instrumente in Handarbeit gefertigt und restauriert.

Eine musikalische Liebesgeschichte
Dahinter steckt handwerkliches Geschick als auch eine gewisse Musikalität. Helmut Gollob verfügt über beides - sowie auch die nötige Portion Leidenschaft: „Jedes Instrument ist individuell. Man verliebt sich eigentlich in jedes. Das ist immer etwas Einzigartiges, denn es ist nicht so, dass es von Maschinen produziert wird - nein, das produziert man mit Fleisch und Blut, kann man sagen“, schildert der Meister für Musikinstrumenteerzeugung.


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Helmut Gollob in seinem Element

Bei seiner Arbeit spielt Messing eine besondere Rolle - wobei es mit Temperaturen bis zu 900 Grad heiß hergeht, um die Blechblasmusikerträume umzusetzen. Doch es ist ein weiter Weg bis in die Musikkapelle oder ins Orchester.

Millimeterarbeit und Muskelkraft
Als Blechblasinstrumenteerzeuger sind der Südsteirer und seine Tochter die letzten ihrer Zunft - Gründe weiterzumachen, sieht Lena Gollob viele: „Die Vielfalt, die man hat: Das Bauen ist immer anders, manchmal kommen Komplikationen dazu, vielleicht ist das nächste Instrument dann wieder einfacher zu bauen. Und: Man kann nie abschätzen, ob das Material wirklich so oder so wird. Zufall spielt auch eine Rolle“ - dem man mit Millimeterarbeit und Muskelkraft entgegentritt.


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Lena Gollob führt das Handwerk ihres Vaters weiter

Mit allerhöchstem Fingerspitzengefühl will so etwa der Stimmzugbügel einer Trompete gebogen werden: „Unser Rohr ist mit Blei gefüllt - vorher geglüht, damit es biegsam ist. Dann wird es gebogen“, lässt sich Lena Gollob über die Schulter blicken.

Passion mit historischem Hintergrund
Das Löten und Schmieden verlangen ein Gespür für das Handwerk, Kenntnisse von Physik im Bereich der Akustik und Tonerzeugung, ein gutes Gehör und Sinn für Ästhetik - die Voraussetzungen für den Blechblasinstrumenteerzeuger sind vielfältig: „Das Schwierigste ist eigentlich die Herstellung eines Schallstücks. Aber jeder Arbeitsschritt macht das Instrument schöner - bis zum Schluss, bis zu dem Moment, wo es poliert ist und lackiert. Dann ist es fertig“, so Gollob.


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Blick in die Werkstatt der Gollobs

Der Moment, wenn der Kunde dann das Instrument zum ersten Mal in der Hand hält, ist für Meister wie Musiker ein besonderer. Auf eine Jahrtausende alte Geschichte lässt sich diese Passion zurückführen, erzählt Lena Gollob: „Das Blechblasinstrument ist ja eigentlich aus Tierhörnern entstanden. Die Entwicklungen gingen immer weiter bis zur Bronzezeit - bis hin zu den Römern, Ägyptern und hin zur Gegenwart.“

Eine Familiensache
Die Vielfalt der Instrumente lässt erahnen, wie komplex und umfangreich die Arbeit eines Blasinstrumentenherstellers ist - für Helmut Gollob pure Leidenschaft: „Das war eigentlich mein Traumberuf, weil ich von klein auf mit Musik zu tun hatte - mein Vater war Kapellmeister. Also war es schon in jungen Jahren so, dass ich diesen Beruf erlernen wollte“ - den er nun auch an seine Tochter weitergegeben hat.

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Publiziert am 17.09.2018
Wenn Musik und Handwerk verschmelzen
 

josef

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#2
Und auch im niederösterreichischen Mostviertel entstehen neue Blechinstrumente:

Schagerl-Trompeten für den Weltmarkt

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Bei der Wahl ihrer Instrumente setzen zahlreiche Spitzenmusiker auf ein bestimmtes Unternehmen aus Niederösterreich: Die Schagerl Music GmbH mit Sitz in Mank (Bezirk Melk). Jedes Jahr stellt die Firma Schagerl etwa 600 professionelle Blechblasinstrumente her. Der Großteil davon geht dann in Länder auf der ganzen Welt.
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Seit mittlerweile fast 60 Jahren dreht sich bei der Mostviertler Firma Schagerl alles um Blechblasinstrumente. Während anfangs vorwiegend alte Instrumente repariert sowie Instrumente anderer Hersteller verkauft wurden, entwickelte sich die Firma Schagerl mit einem Jahresumsatz von circa vier Millionen Euro mittlerweile zu einem international bekannten Instrumentenbauer. Den Anfang nahm diese Entwicklung in den 1990er-Jahren, als in Zusammenarbeit mit dem damaligen Solotrompeter der Wiener Philharmoniker, Hans Gansch, die ersten eigenen Instrumente hergestellt wurden.

Profitrompeter Gansch als „Starthelfer“
„Hans Gansch ist der große österreichische Trompeter“, sagt Geschäftsführer Karl Schagerl. „Er hat einen neuen Spielstil kreiert, und alle Jungen orientieren sich an dem Stil von Hans Gansch.“ Gansch, der in Kirnberg an der Mank und damit nicht weit entfernt vom Sitz der Firma Schagerl geboren wurde, erklärte sich in den 1990er-Jahren bereit, bei der Entwicklung der Instrumente mitzuhelfen. Seither legte das Unternehmen ein stetiges Wachstum hin. Inzwischen werden rund 600 sogenannte Meisterinstrumente in 74 Länder der Welt verkauft.

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600 sogenannte Meisterinstrumente werden jedes Jahr in Mank produziert

„Die Meisterinstrumente haben einen Exportanteil von 90 Prozent. Sehr viel geht in die Europäische Union, die USA ist ein wichtiger Markt, auch China kommt immer mehr“, erklärt Schagerl. Die professionellen Musikinstrumente werden zur Gänze in Mank hergestellt. Hier werden die Blechblasinstrumente gelötet, geschliffen, gebogen und fertig zusammengebaut.

Bekannte Künstler als Kundschaft
„Im Regelfall ist es so, dass wir Serien bauen und diese dann verkaufen. 80 bis 90 Prozent der Kunden nehmen das Instrument von der Stange, manche kommen aber, um Feinheiten einzustellen“, erklärt Robert Schagerl, Bruder des Geschäftsführers und Leiter der Entwicklungsabteilung. So wie Hans Gansch zählen auch heute zahlreiche Spitzenmusiker zur Kundschaft – etwa die niederösterreichische Trompeterin Selina Ott, der internationale Multiinstrumentalist James Morrison oder auch Matthias Kernstock, Solotrompeter der Wiener Symphoniker.

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Matthias Kernstock, Solotrompeter der Wiener Symphoniker, kommt einmal pro Monat nach Mank, um neue Materialen zu testen oder Feinheiten nachzujustieren

Kernstock, der einmal im Monat nach Mank kommt, nutzt seine Besuche, um Feinheiten nachzujustieren oder auch neue Materialien zu testen. Gegenüber noe.ORF.at erzählt er, dass er im Alter von sieben Jahren seine erste Schagerl-Trompete erhielt. Seither sei er bei der Marke geblieben. „Man merkt den Unterschied sehr schnell, sei es das Spielgefühl, die Intonation oder der Klang“, erklärt Kernstock. „Das ist, wie wenn man Marcel Hirscher fragen würde, ob er es merkt, wenn er einen anderen Ski benützt als jenen, mit dem er immer die Rennen fährt. Natürlich würde er auch sagen, dass es ein großer Unterschied ist.“

Wenn in Spitzenorchestern dieser Welt Trompeten, Posaunen oder Flügelhörner erklingen, dann kann es gut sein, dass sie aus Mank im Mostviertel kommen.

„Deutsche Trompete“ als Zugpferd
Zwar fertigt die Firma Schagerl seit 2008 auch Schlagzeuge, hergestellt und verkauft werden aber heute noch vorwiegend Blechblasinstrumente. „Die meisten Instrumente sind Drehventilinstrumente, die auch allgemein als ‚Deutsche Trompete‘ bezeichnet werden“, sagt Entwicklungsleiter Robert Schagerl. Diese sei vor allem im deutschsprachigen Raum weitverbreitet und gelte daher als „Zugpferd“ der niederösterreichischen Firma.
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Die „Deutsche Trompete“ ist das meistverkaufte Instrument aus dem Hause Schagerl

Nichtsdestotrotz gibt es noch ein weiteres Instrument, das unweigerlich mit dem Unternehmen Schagerl verbunden ist und in Mank im Mostviertel entwickelt wurde: Das Ganschhorn, das nach Hans Ganschs jüngerem Bruder Thomas benannt ist. Thomas Gansch ist ebenfalls als Profitrompeter bekannt und tritt mit dem Blasmusikensemble Mnozil Brass international in Erscheinung.
22.02.2020, Thomas Puchinger, noe.ORF.at

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Schagerl-Trompeten für den Weltmarkt
 
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