Norwegen: Wikingerschiff in Grabhügel entdeckt

josef

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20 Meter langes Wikingerschiff in Grabhügel entdeckt
Georadar österreichischer Archäologen sorgt für spektakulären Fund im Südosten Norwegens .
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Wien/Oslo – Ein stattlicher Fund aus der Wikingerzeit ist norwegischen Archäologen mit der Hilfe von Kollegen aus Österreich gelungen: Und zwar handelt es sich um ein 20 Meter langes Wikingerschiff aus dem 8. oder 9. Jahrhundert, das im Rahmen einer Schiffsbestattung unter einem Hügel vergraben worden war. Für die Entdeckung war wieder einmal der Einsatz des Georadars entscheidend, das vom Ludwig Boltzmann Institut für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie entwickelt worden ist.

Der Fundort liegt in in Viksletta im Südosten Norwegens – in direkter Nachbarschaft zum monumentalen Grabhügel von Jelle in der Provinz Østfold. "Bisher dachte man, dass das ein isoliert stehendes Monument ist, aber die Messungen haben gezeigt, dass rundherum ein Grabhügelfeld war, das allerdings durch landwirtschaftliche Aktivität zerstört ist", erklärte der Leiter des Boltzmann-Instituts, Wolfgang Neubauer.

lbi archpro

Mit ihrem hochauflösenden Bodenradar haben die Archäologen in den vergangenen Monaten die Umgebung des Grabhügels untersucht.
Damit war es möglich, die Überreste von zumindest acht Grabhügeln mit den sie umfassenden Gräben bis ins kleinste Detail zu kartieren. In einem dieser zerstörten Monumente zeigen sich deutlich die Überreste eines bestatteten Wikingerschiffes.

Das Schiff befindet sich knapp unter der Bodenoberfläche in einer Tiefe von ungefähr 50 Zentimeter. Die digitalen Visualisierungen der Radardaten zeigen eine schiffsförmige Struktur mit einer Länge von 20 Metern. "Wie viel tatsächlich noch erhalten ist, ist vor weiteren Untersuchungen schwer zu sagen", sagt Morten Hanisch, Landeskonservator von Østfold.

Seltener Fund
Es gibt klare Hinweise darauf, dass der Kiel und der untere Teil des Schiffes in diesem Grab noch bestens konserviert sind. "Dieser Befund ist ausgesprochen aufregend, da wir bisher nur drei gut erhaltene Wikingerschiffe in Norwegen kennen, alle vor über 100 Jahren ausgegraben", erklärte Knut Paasche vom norwegischen Institut für Kulturgüterforschung (NIKU).

Das bekannteste und am reichhaltigsten ausgestattete ist das 1904 ausgegrabene Oseberg-Schiff, das im Wikingermuseum von Oslo ausgestellt ist. Dort befinden sich auch das Gokstad- und das Tune-Schiff, die bereits im 19. Jahrhundert entdeckt worden waren. Hintergrund Die Schiffe seien elementarer Bestandteil des Bestattungsritus hochgestellter Persönlichkeiten der Wikinger gewesen, sagte Neubauer. Die normale Bevölkerung sei dagegen nur in Booten oder in bootsförmigen Steinsetzungen begraben worden. Neben den Grabhügeln wurden auch die Spuren von fünf Langhäusern, teilweise von beachtlicher Größe gefunden. Neubauer vergleicht die Fundstelle mit jener von Borre in Vestfold auf der gegenüberliegenden Seite des Oslo-Fjords, wo eine größere Ansammlung monumentaler Grabhügel den Kern eines archäologischen Nationalparks bilden.

Wie es weitergeht
Die Wissenschafter planen nun weitere zerstörungsfreie Untersuchungen, etwa magnetische und elektromagnetische Prospektion. "Mit ersterer lässt sich feststellen, wo Eisen liegt, also im konkreten Fall die Eisennieten des Schiffs, und durch die Elektromagnetik bekommt man in feuchteren Böden, wie es sie an der Fundstelle gibt, größere Eindringtiefen", sagte Neubauer.

Nach all diesen Untersuchungen wird aber wieder archäologisches Arbeiten im traditionellen Sinne gefragt sein: Die Wissenschafter gehen davon aus, dass nach Abschluss der nichtinvasiven Untersuchungen Ausgrabungen zur Sicherung des Fundes folgen werden. (APA, red, 15. 10. 2018)

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Ludwig Boltzmann Institut für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie
20 Meter langes Wikingerschiff in Grabhügel entdeckt - derStandard.at
 

josef

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#2
Auch der ORF berichtet:

Unterirdisches Wikingerschiff entdeckt
Ein Jahrhundertfund in Norwegen war durch Technik aus Niederösterreich möglich. Forscher entdeckten in Jelle unter der Erdoberfläche ein über 1.000 Jahre altes Wikingerschiff - ohne dabei eine Schaufel in die Hand zu nehmen.
Der letzte Fund dieser Art liegt bereits 100 Jahre zurück. Die norwegischen und österreichischen Forscher sind sich sicher, dass es sich sich um ein Grab handelt - mehr dazu in Begrabenes Wikingerschiff entdeckt (science.ORF.at).

Schiff noch vollständig unter der Erdoberfläche
Das Ludwig Boltzman Institut in Langenzersdorf (Bezirk Korneuburg) hat eine Bodenradartechnik entwickelt, mit deren Hilfe unterirdisch verborgene Fundstücke aufgespürt werden können. Dabei werden elektromagnetische Wellen in den Untergrund geschickt. Durch Messung der Reflexion dieser Wellen sei die Erstellung detailgenauer 3-D-Darstellungen des Untergrunds möglich, erklärt Wolfgang Neubauer, der Direktor des Ludwig Boltzmann Instituts.


Ludwig Boltzmann Institut
Das Bodenradargerät bei der Arbeit und eine Aufnahme des Schiffs

Bagger fuhren bisher an der Fundstelle noch keine auf, das Schiff liegt noch vollständig unter der Erdoberfläche. Dennoch sind die genaue Struktur und exakte Position des Wikingerschiffs durch die Bodenradarmessungen bereits bekannt. Dieser technische Fortschritt ermögliche es schon vor Beginn der Ausgrabungen, diese im Detail zu planen und so auch mögliche Beschädigungen zu vermeiden. Dennoch vermutet Neubauer, dass eine langfristige Erhaltung des Schiffs nicht möglich sei, da die Landschaft unter der es sich verberge, sehr abgetragen sei. Eine gute Konservierung wäre so nicht möglich gewesen.

Eine Vorläufertechnik dieses Bodenradars wurde vom Ludwig Boltzmann Institut auch schon bei der Freilegung von Carnuntum eingesetzt. Auch bei künftigen Untersuchungen des Carnuntum-Gebiets soll nun die neue Radartechnik zum Einsatz kommen.

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Publiziert am 16.10.2018
Unterirdisches Wikingerschiff entdeckt
 

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#3
Norwegen gräbt Wikingerschiff aus

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Ein Archäologieteam hat in Norwegen mit der Ausgrabung eines Wikingerschiffs begonnen. Es ist die erste derartige Grabung seit mehr als 100 Jahren. Das Schiff wurde 2018 in einer Grabstätte in Gjellestad im Südosten des Landes entdeckt – mit Hilfe aus Österreich.

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Fachleute gehen davon aus, dass das Schiff nur schlecht erhalten ist. Trotzdem ist der Fund bedeutsam, da nur drei andere gut erhaltene Wikingerschiffe in den letzten zwei Jahrhunderten in dem Land ausgegraben wurden. Das Schiff befindet sich nur rund einen halben Meter unter der Erdoberfläche. Die Ausgrabungsarbeiten sollen laut BBC rund fünf Monate dauern.

Knut Paasche vom Norwegischen Forschungsinstitut für das Kulturelle Erbe (NIKU), sagte, dass offenbar nur ein Teil der Schiffsplanken erhalten geblieben sei. Moderne Methoden würde es aber wohl erlauben, die ursprüngliche Form des Schiffs zu rekonstruieren.

NIKU/Lars Gustavsen
Die Radarbilder vom Schiff erlauben eine punktgenaue Ausgrabung

Schiff als Grabbeigabe
Das Schiff ist etwa 20 Meter lang und wurde von Fachleuten 2018 bei gezielten Radarmessungen entdeckt. Auch Langhäuser und zahlreiche Grabhügel wurden bei den damaligen Messungen entdeckt. Hochrangigen Wikingern wurden Schiffe als Grabbeigaben mitgegeben. Es sollte ihnen den Weg ins Jenseits erleichtern.

Drei guterhaltene Wikingerschiffe wurden in Norwegen bisher ausgegraben – und zwar 1868, 1880 und zuletzt 1904, berichtete das „Smithsonian Magazine“ vor wenigen Wochen. Nun kann erstmals eine Ausgrabung mit modernen Methoden stattfinden.

Reuters/Norsk Telegrambyra As
Rund fünf Monate sollen die Ausgrabungen dauern

„Von außergewöhnlicher Bedeutung“
„Das Gjellestad-Schiff ist eine Entdeckung von außergewöhnlicher nationaler und internationaler Bedeutung“, unterstrich Norwegens Kulturminister Sveinung Rotevatn beim Spatenstich für die Ausgrabungen.
Im Jänner bestätigten die Fachleute, dass das Schiff höchstwahrscheinlich aus der Frühzeit der Wikinger stammt, wie das „Forbes“-Magazin damals berichtete. Bereits vor dem Fund war bekannt, dass der Ort in der Wikingerzeit bedeutsam war. Doch das Alter des Schiffes war unklar.

Holz stammt aus 7. und 8. Jahrhundert
„Im Kontext anderer, früherer Schiffsfunde nahe dem Oslofjord, weisen sowohl die Form des Schiffs als die Art seiner Platzierung auf die Wikingerzeit“, so Paasche zu Beginn des Jahres. Das sei nun durch eine dendrochronologische Messung bestätigt worden. Die Dendrochonologie vergleicht die Jahresringe von Holz und ordnet dieses anhand der Breite der Ringe einer bestimmten Wachstumszeit zu. Demnach passen die Ringmuster zu einer Zeit zwischen 603 und 724.

NIKU/Lars Gustavsen
Durch die Düngung des Feldes wurde das Schiff beschädigt

Das Schiffsholz wurde laut Untersuchungen vor Ausgrabungsstart von Pilzen stark angegriffen. Die Düngung des landwirtschaftlich genutzten Feldes hat dabei den Pilzbefall deutlich verschärft. Dies war auch der Grund für die Entscheidung, das Schiff nun auszugraben, bevor sich dessen Erhaltungszustand weiter verschlechtert.

Mit österreichischer Technik
An der Entdeckung und Vermessung des historischen Fundes war übrigens österreichische Technik entscheidend beteiligt. Zum Einsatz kam bei der Suche 2018 nämlich eine Methode und Software des Ludwig Boltzmann-Instituts für archaöologische Erkundungen – mehr dazu in noe.ORF.at.
27.06.2020, guti, ORF.at

Links:
Nach mehr als 100 Jahren: Norwegen gräbt Wikingerschiff aus
 
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