Relikte der Reichsautobahn im Wiener Außenring

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tomi99

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#1
Hallo und guten Tag an alle hier im Forum ! Seit frühester Jugend interessiere ich mich für unvollendete bzw nicht realisierte Straßen und Eisenbahnprojekte.
Beim Stöbern im Internet habe ich dieses Forum gefunden - und hier bin ich !!
Da ich nicht weis ob nicht ohnehin allgemein bekannt berichte ich über die nicht realisierte RAB Trasse zw Alland und Heiligenkreuz (Strassenabzweig nach Mayerling). Begeht man die stark verwachsene aber im Gelände noch gut erkennbare Trasse findet man mehrere einige Meter tiefe betonierte Schachtabstiege. Ich nehme an Zugänge zum Kanalisationsystem der Autobahn. Auffallend die Abschrägung der Einstiegsflächen. Ich denke da war eine Kurve in der Autobahn geplant.
Vor ca 10 Jahren waren auch einige betonierte Fundamentreste zu finden. Jetzt ist es entweder schon zu stark zugewachsen oder die befinden sich in einem vom Gipsbergwerk Preinsfeld wegen Einsturzgefahr abgesperrten Teil.

Ein weiterer, scheinbar endlos tiefer, Einstiegsschacht mit grünem Einstiegsturm ist nicht von der Autobahn sondern vom darunter befindlichen Bergwerk.

So das war es fürs erste. Ich hoffe es interessiert jemanden !

tomi99
 

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tomi99

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#4
Also so viel ich weis: weil die Autobahnbrücke sonst kurz hinter dem Stift das Tal gequert hätte und damit die Ansicht des Stiftes gestört hätte. Ein begonnener Pfeiler der Autobahnbrücke stand bis vor wenigen Jahren 100 oder 200 Meter hinter dem Stift. (ich kann mich noch erinnern). Wurde aber in der Zwischenzeit entfernt.

tomi99
 
#6
Hallo zusammen,

finde das Thema sehr interessant, zumal ich in der Gegend wohne.
Ich kann mich gut erinnern, dass einige Brücken in meiner Kindheit
relativ unmotiviert in der Gegend gestanden sind. (Ma. Enzersdorf,
und am Giesshübl glaube ich auch).

Die Brücken im Bereich des heutigen Knotens Vösendorf, welche auch
schon in den 70igern standen (aber auch für Jahrzehnte ungenutzt blieben) stammen aber glaube ich nicht aus dieser Zeit (sind auch von der Bauart her anders).

lg

Garfield
 
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tomi99

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#7
Hallo,
einige der Brückenteile wurden verwendet. Siehe 360er Foto aus Maria Enzersdorf.
Garantiert noch Orginal RAB sind auch noch die Brücke über die Autobahn in Gießhübel, die Stützmauer in Gießhübel im Hagenauertal und diverse Durchläße durch den Autobahndamm von Alland in Richtung Klausen Leopoldsdorf.
Der Talübergang in Weißenbach hat genau so ausgesehen wie am Foto (ist aber von woanders). Der wurde aber komplett neugebaut.
Als Jugendlicher habe ich seinerzeit das alles genau erforscht.

lg
 

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josef

Administrator
Mitarbeiter
#8
Ursprüngliches Trassenprojekt RAB Bereich Heiligenkreuz

Hallo Tomi,
ebenfalls willkommen im Forum und besten Dank für Deine Ausführungen!

Nachstehend ein Kartenausschnitt aus meiner leider schon sehr ramponierten "Continental-Sonderkarte Nr. 20T Ostmark nördl. Teil - Wien, Linz, Salzburg, Passau" aus ca. 1939 mit den damals geplanten, zum Bau freigegebenen und in Bau befindlichen RAB-Trassen:

Trotz aufgerissenem Faltbug ist auf der Karte die damals projektierte und lt. Dokumentation von @tomi99 begonnene ursprüngliche Trassenführung südlich Heiligenkreuz erkennbar!
 

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#9
tomi99 hat geschrieben:
Hallo,
einige der Brückenteile wurden verwendet. Siehe 360er Foto aus Maria Enzersdorf.
Hallo tomi99,

bist du dir betr. Trasse ehem. 360 sicher?
Trassierung verläuft eigentlich fast 90° in Bezug auf
die Trasse der heutigen A21. Hätte m.A. zufolge höchstens
ein Zubringer/Abfahrt werden können.

Habe etwas im internet geforscht, man findet aber hpts.
Schilderungen über die Arbeitslager der Zwangsarbeiter,
kaum Bildmaterial betr. Bau/Trassierung.

lg
garfield
 
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tomi99

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#10
Hallo Garfield !

Da bin ich mir 100% sicher ! Ich bin so etwas wie ein "360er Spezialist" !
Das neue (bessere) Bild zeigt einen 360er Richtung Rodaun fahrend.
Aufgenommen ist das Bild (Pfeilrichtung im Plan) in Richtung Mödling 100 oder 200 Meter von der ehemaligen Station Perchtoldsdorf Brunergasse entfernt.
Das Gebäude gibt es noch. Dort und 200 Meter von der Autobahn in Richtung Mödling (beim ehemaligen Felsenkeller) findest du sogar noch Reste der Geleise.
Falls du an Informationen über den 360er interessiert bist- jederzeit gerne !

lg
 

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Weikersdorf

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#12
Heiligenkreuz Süd/Nord

Hallo,

ich möchte mich ins Geschehen einschalten, einerseits, weil ich in den Jahren 1976-1981 in der zur Gemeinde Heiligenkreuz gehörenden Katastralgemeinde Siegenfeld wohnhaft war und insofern eine Art Standortvorteil besitze, andererseits, weil mich diese hier abgehandelten Themen im allgemeinen wie im speziellen stets interessiert haben. Das klingt ein bißchen streng, ich bin's aber gar nicht. :)

Genug der Vorrede: Tatsache ist, dass dem Stift Heiligenkreuz die ursprüngliche Trassenführung der Wiener Außenring Autobahn ein Dorn im Aug war, da diese eine das Sattelbachtal überspannende und somit das Kloster aus (nicht nur) seiner Sicht entwürdigende Brücke, nur etwa 100-150 Meter südlich des Klosters, vorgesehen hätte. Durch die Intervention des Stifts Heiligenkreuz (lange Zeit kein öffentliches Thema) war der Weiterausbau der "Wienerwaldautobahn" zwischen den beiderseitig vorhandenen Stummeln von Klausen-Leopoldsdorf bis Brunn am Gebirge praktisch bis zu den endenden 70er Jahren lahmgelegt.

Zwischenbemerkung: Ich willl hier weder für irgendwen oder -was Partei ergreifen, sondern nur profan Fakten darlegen bzw. mir das in Erinnerung gebliebene weitergeben, siehe das weitere:

Ich erinnere mich konkret an einen sinnlos wirkenden Autobahn-Brückentorso über die Straße von Gaaden nach Sittendorf - wir Jugendlichen dachten, dass das nie was wird (um 1976-1978).

Ich erinnere mich vage auch daran, dass sich um diese Zeit, sagen wir ca. 1977, ausgerechnet die Kronen Zeitung in einen quasi nicht vorhandenen Diskurs eingeschaltet hat, um einen Autobahn-Brückenbau in unmittelbarer Nähe des Stifts Heiligenkreuz zu verhindern. (Wir wissen, dass die Krone in diesen Zeiten von Sternwartepark über Zwentendorf bis Hainburg gern "überraschend" "volksnah" agierte.)

Ich erinnere mich konkret daran, dass alles plötzlich sehr schnell ging und die Bauarbeiten an der aktuellen Trasse nördlich von Heiligenkreuz um 1979 sehr flott von statten gingen.

Man muss nicht alles glauben, was im Internet steht, deshalb weniger als Beleg, denn als Verweis ein Auszug aus einer pdf-Datei der angrenzenden Gemeinde Gaaden.
Quelle: http://www.gaaden.at/files/geschichte/geschichte-4.pdf

Schon in den vierziger Jahren wurde von der deutschen Reichsregierung eine Autobahntrasse von der Westautobahn über Steinhäusl - Alland - Heiligenkreuz - Weißenbach nach Wien geplant. Bedingt durch die Kriegswirren blieb es jedoch nur bei der Planung bzw. Bauansätzen in diversen Teilbereichen. 1971 wurde das Teilstück Steinhäusl - Alland dem Verkehr übergeben. Gegen den Verlauf der Wiener Außenringautobahn (A 21), wie dieses Autobahnstück offiziell heißt, hat das Stift Heiligenkreuz erfolgreich Einspruch erhoben, und so wurde die Autobahntrasse bei Heiligenkreuz umgeplant und gegen Norden verlegt. 1975 wurde mit dem Bau des Talüberganges Sittendorf begonnen, und bereits 1980 wurde das Autobahnteilstück Sparbach bis zur Einmündung in die Südautobahn eröffnet.

Das stimmt meines Erachtens im Detail nicht ganz (1971 ging das nordwestlliche Teilstück sicher nur bis Klausen-Leopoldsdorf, während es sich bei "bereits 1980" nur um einen Euphemismus handeln kann), aber bitte, soviel zunächst mal dazu.

Bei meinen Eltern müssen sich noch Landkarten mit der ursprünglich geplanten Autobahntrasse südlich von Heiligenkreuz finden. Ich möchte versuchen, diese in Verbindung mit aktuellen Luftaufnahmen zu bringen und melde mich dann hier wieder.

wk.

 
#13
tomi99 hat geschrieben:
Hallo,
einige der Brückenteile wurden verwendet. Siehe 360er Foto aus Maria Enzersdorf.

lg
Die Brücke über den 360er ist nicht in Maria Enzersdorf sondern auf Brunner Gemeindegebiet.

tomi99 hat geschrieben:
Hallo Garfield !

Da bin ich mir 100% sicher ! Ich bin so etwas wie ein "360er Spezialist" !
Das neue (bessere) Bild zeigt einen 360er Richtung Rodaun fahrend.
Aufgenommen ist das Bild (Pfeilrichtung im Plan) in Richtung Mödling 100 oder 200 Meter von der ehemaligen Station Perchtoldsdorf Brunergasse entfernt.
Das Gebäude gibt es noch. Dort und 200 Meter von der Autobahn in Richtung Mödling (beim ehemaligen Felsenkeller) findest du sogar noch Reste der Geleise.
Falls du an Informationen über den 360er interessiert bist- jederzeit gerne !
lg
Für eine archäologische 360ermäßige Expidition bin ich immer zu haben.
 
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tomi99

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#14
Hmm.. Ist das wichtig ob die Brücke in Brunn oder Maria Enzersdof ist ?? Haben die Brunner etwas gegen die Maria Enzersdorfer (oder umgekehrt) ?
Da fällt mir ein Heurigenbesuch in Maria Enzersdorf heuer im Sommer ein:
Ich meinte zur Wirtin daß ich noch nicht oft beim Heurigen hier in BRUNN gewesen sei. Und wurde sofort korrigiert daß wir uns hier in Maria Enzersdorf befinden. PS: die Gemeindegrenze verläuft 10 Meter von meinem damaligen Sitzplatz entfernt in der Dreihäusergasse.
Na ja, von mir aus...
Hier noch 2 Links zum 360er (auch wenn es nichts mit Geheimprojekten oder unterirdisch zu tun hat):

Eine genaue Beschreibung der Trasse wie sie heute aussieht:
http://www.strassenbahnjournal.com/sjneu/content.php?section=21

Und hier sind unter anderem Fotos von Gleisresten der 360ers.
http://members.chello.at/tramtrack/Wien_Umgebung_Brunnergasse.htm

Liebe Grüße an alle Interessierten !
 
P

petzolde

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#15
mödling-wien

Neben der "angefangenen" Brücke über den 360 (wie auf den Fotos/Links zu sehen) gibt es dem Vernehmen nach in unmittelbarer Nähe noch die Widerlager einer weiteren Reichsautobahnbrücke, die dann Jahrzehnte später auch entsprechend Verwendung fanden. Stimmt das?
gruß EP
 
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tomi99

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#16
Hi !

In unmittelbarer Nähe der Brücke über den 360er (50 oder 100 Meter) gab es die Widerlager der Brücke über die Leopold Gattringer Straße. Auch diese wurden für die heutige Autobahn verwendet...
Man sieht heute noch ganz gut das "alte" Mauerwerk und die neu daraufgesetzten Betonteile. Meinst du das ??

lg
 
W

WA1971

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#17
tomi99 hat geschrieben:
Also so viel ich weis: weil die Autobahnbrücke sonst kurz hinter dem Stift das Tal gequert hätte und damit die Ansicht des Stiftes gestört hätte. Ein begonnener Pfeiler der Autobahnbrücke stand bis vor wenigen Jahren 100 oder 200 Meter hinter dem Stift. (ich kann mich noch erinnern). Wurde aber in der Zwischenzeit entfernt. tomi99
Ich würde dem noch eine zweite Theorie hinzufügen.
Die geplante Trasse führt über eine Fläche, die Bergschadensgebiet (Gefahr von Bodensenkungen) des Gipsbergbaus Preinsfeld ist. Mitten auf der Trasse (zweites Bild: Durchlass, Mündung auf der Nordseite der Autobahntrasse) findet sich sogar eine kleine Sperrfläche mit Warnschildern (erstes Bild).
Möglicherweise wollte man durch dieses instabile Gebiet nach 1970 nicht mehr ohne zwingenden Grund eine Autobahntrasse legen.
Ob das Bergwerk schon zur Zeit des 2. Weltkriegs diese Ausdehnung hatte? Keine Ahnung!
 

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tomi99

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#18
Ja, das "Betreten Verboten" Schild habe ich auch gesehen.
Das war aber vor ca. 10 Jahren noch nicht da, und das Gelände auch noch nicht umzäunt. (glaube ich mich zumindest zu erinnern)

tomi99
 
#19
Hmm.. Ist das wichtig ob die Brücke in Brunn oder Maria Enzersdof ist ?? Haben die Brunner etwas gegen die Maria Enzersdorfer (oder umgekehrt) ?
Nein. soweit ich weiß haben die Maria Enzersdorfer nichts gegen die Brunner.
Ich würde sehr wohl behaupten daß es nicht unwichtig ist wo bestimmte Fotos aufnommen wurden. Sonst wäre es ja auch egal ob ein Foto in Österreich oder in Deutschland aufgenommen wurde.
Vor allem nach dem du behauptest ein 360er-Spezialist zu sein. :D

Hallo Garfield !

Da bin ich mir 100% sicher ! Ich bin so etwas wie ein "360er Spezialist" !
...

lg
Lg ein Maria Enzerdorfer :superOK
 
F

Fred13

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#20
willkommen im Forum !

...und warum wurde die A21 dann schlußendlich nördlich von Heiligenkreuz herumgeführt ?
Meines Wissen nach hätte damals die Westautobahn dort gebaut werden sollen, die dann nach dem Krieg aber direkter über Auhof und das Wiental geführt wurde. Die Aussenringautobahn in seiner jetzigen Form wurde dann erst in der 70er Jahren gebaut, dabei wurde auch eine andere Trassenführung gewählt.
 
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