BUNDESHEER-RELIKT GEKAUFT
Jetzelsdorfer Bunker als Hausbar
Vor 22 Jahren erwarb Josef Reuther ein Bundesheer-Relikt, das allerdings Vandalen anzieht.
NÖN-Hollabrunn, von
Romana Schuler. Erstellt am 25. März 2021
Josef Reuther alias „Falco“ neben der Eingangstür seines historischen Bunkers.
Alle Fotos NÖN-Romana Schuler
Am nördlichen Ende von Jetzelsdorf, an der Bundesstraße in der sogenannten Bunkerkurve, sieht man, gut getarnt, eine militärische Befestigungsanlage. Es handelt sich um ein kleines Bunkergebäude, das in der Zeit des Kalten Krieges errichtet worden ist.
Nach dem Ungarnaufstand 1956 wurden ab 1959 entlang der österreichischen Ostgrenze etliche Bunkeranlagen errichtet. Diese Bunkerlinie wurde oftmals nach dem damaligen Verteidigungsminister Karl Schleinzer als „Schleinzer-Wall“ bezeichnet. Die Bunker bestanden aus bis zu zwei Meter dickem Stahlbeton, um einem militärischen Angriff standhalten zu können.
Neben dem Jetzelsdorfer Bunker gab es im nördlichen Weinviertel beispielsweise in Retzbach und in Falkenstein weitere solche Anlagen. Es fanden dort regelmäßig Übungen statt, zum Ernstfall kam es aber nie.
"Falco" kaufte Bunker vom Bundesheer
Nach der Öffnung des Eisernen Vorhangs im Jahr 1989 verloren die Bunker ihre militärische Bedeutung, und das Bundesheer verkaufte die meisten. Manche wurden zu einer musealen Schauanlage, wie jene am Ungerberg im Burgenland, die 2014 durch das Heeresgeschichtliche Museum öffentlich zugänglich gemacht wurde.
Der heutige Besitzer des Jetzelsdorfer Bunkers, Josef Reuther, den die meisten nur als „Falco“ kennen, hat das Gebäude vor 22 Jahren vom Bundesheer gekauft. Er ist ein leidenschaftlicher Sammler, etwa von alten landwirtschaftlichen Maschinen, Werkzeugen oder auch alten Möbeln und sucht oft und gerne auf Dachböden in alten Häusern nach „Schätzen“.
Warum er dieses Objekt erstanden hat? „Ein Bekannter, der beim Bundesheer war, hat mir erzählt, dass die Bunker verkauft werden. Also habe ich ihn erworben und für meine Zwecke adaptiert, indem ich eine Bar eingebaut habe. Ich habe dann den Bunker nach meinen Vorstellungen angestrichen und die Bar eingerichtet, in der ich mit Freunden feiern kann.“
Bar im Bunker wurde oft geplündert
Vom Eingang gelangt man über einen Gang in den Schlafraum, wo an die acht Betten an den Wänden befestigt waren. Es gibt zwei Schießstellen – eine für Panzergeschosse und eine für Maschinengewehre. Die Originaltür zum Munitionsraum ist noch erhalten. „Die restlichen Türen habe ich mal hinausgestellt und da haben die Gemeindearbeiter sie für Sperrmüll gehalten und irrtümlich mitgenommen“, erzählt Reuther.
Leider wird die Anlage immer wieder von Vandalen heimgesucht. Früher habe er nie abgesperrt, erzählt der Besitzer. Aber dann wurde öfters eingebrochen und man habe ihm dann meistens die Bar ausgeräumt. Der jüngste Fall von Vandalismus betraf die Eingangstür, in die von außen ein riesiges Loch geschossen wurde. „Wer macht denn so was?“, fragt er kopfschüttelnd.
Inzwischen würde „Falco“ seinen Bunker auch verkaufen – „wenn der Preis stimmt“.