Karabinerfertigung Steyr

#1
Hallo,
habe ein paar Fragen zur Karabinerfertigung durch die Steyr-Daimler-Puch AG:

Wurden in den unterirdischen Anlagen von Steyr auch Teile für den K98k gefertigt, oder nur für die „moderneren“ Handfeuerwaffen wie MP44?

Wurden in den KZ-Außenlagern Gusen „nur“ Karabinerteile gefertigt, oder die Waffen auch zusammengebaut? ("Kellerbau")

Gibt es zu diesem Thema seriöse Literatur? Habe mal von einer Forschungsabeit an der Uni Innsbruck gehört.

Bin für jeden Hinweis dankbar.
Viele Grüße aus Bayern
 

josef

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#2
Wurden in den unterirdischen Anlagen von Steyr auch Teile für den K98k gefertigt, oder nur für die „moderneren“ Handfeuerwaffen wie MP44?
In Steyr direkt gab es keine unterirdischen Fertigungsanlagen!

Zu den übrigen Punkten melde ich mich, muss noch ein wenig in der (bescheidenen) Literatur nachsehen...

lg
josef
 

josef

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#3
Habe dazu nun die auf Dokumenten der SDP (Aufgliederung und Raumbilanz der SDP-Werke zum 15.März 1945) basierende Verlagerungsliste, veröffentlicht bei

Karl Heinz Rauscher;
Steyr im Nationalsozialismus - Industrielle Strukturen
Weishaupt-Verlag Gnas 2004


herausgesucht:

Oberirdische Fertigung bzw. Verlagerungen Sparte Waffenfertigung:

Hauptwerk Steyr:

Schmiede 450 Pers. - 8.900 m²
Härterei 190 Pers. - 6.300 m²
Gusswerk ? 460 Pers. - 10.200 m²
Hilfsbetriebe ? 1.910 Pers. - ?
(ohne Verwaltung usw.)

...wobei anzumerken ist, dass diese Betriebsteile des Hauptwerkes auch für andere Sparten (Fahrzeugbau, Flugmotorenfertigung usw.) fertigten bzw. Leistungen erbrachten!

Molln: Waffenmontage u. Schießstätte 1.150 Pers. - 3.400 m²
Gusen: Lauffertigung K98k, MP 44, 3.840 Pers. - 13.660 m²
Znaim: VIS-Pistole 870 Pers. - 6.740 m²
Steyr-Wälzlagerwerk Halle 2: Automatenfertigung div. Waffenteile 490 Pers. - 3.100 m²
Ternberg: Teilefertigung MG 42, 370 Pers. - 2.800 m²
Letten: Teilefertigung MG 42, 270 Pers. - 1.100 m²
Rosenau am Hengstp.: (in Ausbau) Teilefertigung MG 42, MP 44, 90 Pers. - 2.800 m²


Unterirdische Fertigung bzw. Verlagerungen Sparte Waffenfertigung:
Gusen "Kellerbau": Gehäuse MP 44, 260 Pers. - 1.500 m²

Wie schon geschrieben, habe ich nur die Daten der Waffenproduktion herausgeschrieben...

Ursprünglich waren beträchtliche Teile der K98-Fertigung im Werk Letten positioniert, kamen aber dann nach Gusen, da nach der Bombardierung des Hauptwerkes in Steyr Teile der Flugmotorenfertigung nach Letten übersiedelten...

Die Waffenproduktion in Gusen - Deckname "Georgenmühle" war eine Kooperation mit der SS und fand großteils in Fabriksbaracken direkt neben den KZ-Lager statt. Die Stollen der U-Verlagerung "Kellerbau" teilten sich die SDP und die Messerschmittwerke und waren zu Kriegsende erst in geringem Umfang fertiggestellt (SDP-Anteil 1.500 m²)...geplant waren für SDP 12.000 m².

Ob es in Gusen auch zum Zusammenbau (Endmontage) der diversen Modelle kam, geht aus der mir vorliegenden Literatur nicht hervor.

Soweit vorerst ein Überblick,

lg
josef
 

josef

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#6
...gibt die Literatur etwas darüber her, welche Waffen in Molln zusammengabaut wurden?
Leider keine exakten Hinweise! Sicher K98 und MG 42, aber ob die Gesamtproduktion in Molln endmontiert und eingeschossen wurde, geht nirgends hervor.

->
Silvia Rief;
Rüstungsproduktion und Zwangsarbeit - Die Steyrer-Werke
und das KZ Gusen
;
Der Nationalsozialismus und seine Folgen, Band 2;
Studienverlag Innsbruck, 2005


lg
josef
 

josef

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#7
Lageplanskizze Gusen

Nachstehend noch eine leider schlecht lesbare Lageplanskizze des Komplexes Gusen:

Habe versucht, so gut es zuzureihen war, die Objektgruppen darzustellen:

GELB - KZ Lagergruppen Gusen I (rechts) und Gusen II (links)
ROT - Steyr-Daimler-Puch AG (SDP)
BLAU - Messerschmitt Ges.m.b.H.
GRÜN - Lager der Bewachungstruppen

Die nicht fertiggestellten Stollenanlagen von "Kellerbau I u. II" sind in der oberen Planhälfte ersichtlich.

Sonstige, nicht gekennzeichnete Objekte dienten der Steinbearbeitung -> DEST (Steinmetze usw.), der Lagerinfrastruktur usw. ...

Außerhalb der linken Planhälfte geht es richtung St.Georgen "Bergkristall" und rechts zum KZ-Mauthausen.

Skizzenbasis: NARA RG549, case file 000-50-5, Box 334, folder 5 aus vorgenannten Buch
 

Anhänge

#9
Bei meinen Recherchen im Bundesarchiv bin ich über einige interessante Dokumente gestolpert.

Die Teilefertigung von Steyr sollte Anfang 1944 in die Deutschen Erd- und Steinwerke nach St. Georgen sowie in die Sensenfabrik Chr. Piesslinger, Molln verlagert/ausgedehnt werden.
Ebenso wurde die Produktion der Schäfte für K98 in die Holzwarenfabrik Sepp Standigl in Molln verlegt.

Kann mir hier jemand genaueres über diese Firmen sagen?

Über Gusen konnte ich nur herausfinden, dass dort die Läufe gefertigt wurden.

Vielen Dank schon mal!
Gruß
Wolfgang
 

josef

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#10
Verlagerungen

Hallo Wolfgang,
Die Verlagerung zu den DEST habe ich im Plan Beitrag #7 ROT eingezeichnet. Die gesamten Steinbruchareale im Raum Mauthausen - St.Georgen an der Gusen übernahm die DEST von verschiedenen Vorbesitzern unter der Bezeichnung DEST - Granitwerke Mauthausen und vermietete an die Firmen SDP und Messerschmitt weiter. Im westlich an den Lager- und Werksbereich Gusen anschließenden Ort St.Georgen war die Zentrale der DEST.

Interessant sind die Namen der Verlagerungsfirmen in Molln, da ja auf der "SDP-Verlagerungsliste" (Beitrag #3) nur die Verlagerungsorte angeführt sind.

Das ehemalige Sensenwerk Piesslinger in Molln ist heute ein erfolgreicher Alu-Veredelungsbetrieb (Eloxierung, Beschichtungen usw.). :)

Zur Firma Holzwarenfabrik Sepp Standigl in Molln habe ich noch nichts gefunden, werde aber weitersuchen
 
#11
Hallo Josef,
vielen Dank für Deine Bemühungen!
Im Bundesarchiv habe ich einen fast kompletten Satz von Kriegstagebüchern aus dem Bereich Linz entdeck. Gehen von Sept. 39 bis Sebt. 44. Nicht vollständig, aber besser als nix. Die Informationen sind ATEMBERAUBEND!
Jeder Panzer, jedes Fahrgestell, jede reparierte Ju87, jeder Karabiner, Fremd- und Zwangsarbeiter ...... alles ist aufgelisted. Wirklich unglaublich, dass bisher noch niemand auf diese Dokumente gestossen ist.
Bin gerade am überlegen, ob ich mir die ganzen Dokumente einscannen lasse. Aber das würde mich ein kleines Vermögen kosten. Auf der anderen Seite wurden diese Informationen noch nie veröffentlich, und es gibt mit Sicherheit einige Interessierte.
Leider sind die Informationen nicht in allen Bereichen detailliert. Ich konnte zwar die Namen der betroffenen Firmen finden, das war es dann aber auch schon. Mich interessieren halt auch die Hintergründe.
Wäre echt klasse, wenn Du 'was über Standigl in Molln rauskriegen könntest.
Nochmals Danke!
Gruß
Wolfgang
 
#12
Hallo Wolfgang,
leider sind die KTB des RüKdo Linz unvollständig. Sie enden mit Sept. 44 und das 1. Halbjahr 42 fehlt ganz (ich glaube auch im BA-MA, falls dort vorhanden, bitte um Nachricht!)
Zur Karabinerfertigung in Steyr einige Anmerkungen:
Die Fa. SDP fertigte am Waffenamt vorbei eine unbekannte Zahl von sogenannte SS-Karabiner (aus Ausschussteilen welche vom WaA nicht akzeptiert worden waren) Abnahme der Karabiner war ein Funktionsbeschuss (jeder Knall ein Treffer). Ein tolles Geschäft für die Firma.
Des Weiteren wurde ab 45 das "Volksturmgewehr Modell Steyr" auf Basis K98k gefertigt.
Die Gewehr-Fertigung der letzten acht Monate war sehr turbulent, da von der Gewehrfabrik Radom (WaA 77) im Rahmen der Rückverlagerung waggonweise Karabinerteile nach Steyr kamen. So ist es auch zu erklären, das in Gusen nur die Läufe gefertigt wurden, fast alle anderen Teile kamen aus Polen. Im Bereich Steyr erfolgte dann die Endmontage, das Einschießen und die Abnahme durch das Waffenamt.
Für die Fertigung der letzten Monate gibt es viele Zahlen, aber alles mit Lücken. Meines Erachtens wird es kaum möglich sein endgültige Zahlen für K98k, MG 42, MP 40, P35p zu erhalten.
Interessant sind die Fertigungszahlen für das G29/40 und den K98 pol, siehe KTB, allerdings fehlen auch hier die Zahlen vom 1. u. 2. Quartal 42.
MfG Renato
 
#13
Hallo Renato,
das erste Halbjahr 1942 fehlt auch im BA-MA. Das liegt bestimmt noch bei den Amis in irgend einem Keller rum. Vermutlich neben den übrigen von 1944 und 1945. Obendrauf liegen dann die Abhörprotokolle von Merkel und Schröder.....
Die Zahlen für 1944 sind eigentlich sehr aufschlussreich. Wirklich komisch, dass diese Zahlen noch nie den Weg in ein Fachbuch gefunden haben.
In der Berliner Abteilung des BA gibt es noch Akten über die KZ-Fertigung. Aber ich hatte bisher noch keine Zeit mir diese anzuschauen.
Woher stammt die Info, dass auch Karabinerteile von Radom zurück nach Steyr geliefert wurden? Gibt es dazu auch Akten? Bisher bin ich nur auf die Rücklieferung der Maschinen gestossen.
Hast Du schon mal nach den Vorkriegs Akten des RüKdo Linz (damals dann noch Wehrwirtschaftsstelle Linz) geforscht. Bisher konnte ich noch nichts finden. Mich würde die Produktion vom K12/34 interessieren.
Komisch auch, dass in den KTB nix über die MP44 oder die von Steyr gefertigten Scharfschützengewehre drinsteht.
Gruß
Wolfgang
 
#14
Hallo Wolfgang!
1. Das 1. Hj. 1942 dürfte definitiv verschollen sein. Die Amis haben die deutschen Unterlagen vor der Rückgabe verfilmt (Im Falle RüKdo Linz: NARA T-77 roll 744) hier fehlt dieser Bestand ebenfalls. Für die Zeit nach Sept. 44 gab es keine KTB der Rüstungsdienststellen mehr (Verwaltungsvereinfachung). Vereinzelte Zahlenangaben finden sich noch bei den KTB´s der Wehrwirtschafts-Offiziere in den Wehrkreiskommandos, sowie Angaben zur Gesamtfertigung bei den Zentralstellen (nicht nach Firmen) wie WaA, RüMin, Hauptausschuss Waffen etc.
2. Die Zahlen wurden durchaus verwendet in: Norbert Schausberger, Rüstung in Österreich 1938-1945, Wien 1970.
Die Akten im BArch bezüglich der Waffenfertigung im KZ-Bereich sind sicher interessant, ich fürchte jedoch, dass sich hier nichts über die illegalen Karabiner-Geschäfte der SDP finden (beide Seiten hatten wenig Interesse diese zu dokumentieren.
Genauso wie vom RüKdo Linz gibt es die KTB´s der Rüstungsdienststellen im Generalgouvernement. Des Weiteren die Rückstellungsakten der US-Besatzung, hier findest du naturgemäß nur Maschinen und Einrichtungen, der Waffenschrott war mit Kriegsende uninteressant. Wie gesagt, Steyr ließ fast alle Teile, außer sie kamen von Zulieferern wie z. B. der gepresste Abzugsbügel/Patronenkasten/Deckel), aus Polen (vor allem Radom) nur die Läufe wurden aus Gründen der Sicherheit in Molln/Gusen gefertigt und hier erfolgte die Endmontage und das Einschießen der Karabiner. Teile für MG-42, Vis-Magazine usw. kamen auch aus Warschau.
3. Die Angaben zur Fertigung vom 22.8.39-31.12.39 findet du auf dem MF NARA T-77 roll 743, aber auch im BArch-MArch. Hier findest Du MP 34ö, usw.
4. Scharfschützengewehre wurden im eigentlichen Sinn nicht gefertigt, sondern Karabiner mit herausragender Schussleistung beim Einschießen herausgenommen und als Scharfschützengewehr fertig montiert.
Zum StG 44 sind mir sowohl Fertigungszahlen bekannt, die Fertigung in Gusen "Kellerbau" dürfte erst im 4. Quartal 44 angelaufen sein, daher keine Angaben im 4. Quartal 44.
MfG Renato
 
#16
Hallo Renato,
vielen Dank für die ausführlichen Informationen.
Das Buch von Norbert Schausberger kannte ich noch nicht. Das liegt vermutlich daran, dass mich der 2.WK nur am Rande interessiert. Meine ganzen "Nachforschungen" betreibe ich nur um drei befreundeten Autoren in USA zu helfen. Der eine (Sam Newland) schreibt gerade ein Buch über die Waffenfabrik SDP im Allgemeinen, die anderen beiden (Steves/Karem) arbeiten gerade an ihrem 3. Buch über den K98k.
Zum Thema Generalgouvernement kann ich Dir noch mitteilen, dass vergangenes Jahr einige Firmenunterlagen aus Brünn aufgetaucht sind. Ein Sammlerkollege aus Tschechien bringt mir Ende des Monats einige Kopien mit zur SOS nach Louisville. Hattest Du schon Zugang zu diesen Akten? Die müssen in irgendeinem Stadtarchiv rumgelegen haben.
Hier würden mich die Fertigungsunterlagen von Opticotechna und SRB A STYS interessieren. Ist Dir bekannt, ob die Akten des Generalgouvernements was hergeben? Wenn da eh' nix dabei ist, könnte ich mir die Zeit sparen.


Bei SDP hätte mich die Fertigung der Scharfschützengewehre interessiert. Darüber ist mir fast nichts bekannt. Wo, wieviele, wer hat die Montage entwickelt... Hier taucht immer wieder mal der Name Marholdt, Innsbruck auf. Wurden die Waffen evtl auch dort zusammengebaut!?
Im 1.WK und bei der Reichswehr gab es für den Zusammenbau der SSGs keine einheitliche Regelung. Im 1.WK wurden manche SSGs bei den Optikfirmen zusammengebaut (OIGEE), andere bei den staatl. Gewehrfabriken, und dann bei den Bayern war es komplett durcheinander (Gewehrfabrik Amberg, Optikhersteller und priv. Büchsenmacher). Bei der Reichswehr wurden die Waffen von Simson, die ZF von Zeiss und die Montagen (vermutlich von Gerard) an die Gewehrfabrik Spandau geliefert und dann dort zusammengebaut.

Nochmals Danke!
Gruß
Wolfgang
 
#17
Hallo Wolfgang,

Zu Deiner Frage:
Bei SDP hätte mich die Fertigung der Scharfschützengewehre interessiert. Darüber ist mir fast nichts bekannt. Wo, wie viele, wer hat die Montage entwickelt... Hier taucht immer wieder mal der Name Marholdt, Innsbruck auf. Wurden die Waffen evtl. auch dort zusammengebaut!?

Ich weis es auch nicht. Wahrscheinlich wurden die ausgesuchten und abgenommenen Karabiner nach Trefferbild ausgesucht (nur nach dem Einschießen war die Präzision eines Gewehres zu beurteilen) und an Büchsenmacher-Firmen (im Fall Steyr boten sich wahrscheinlich Wien, Ferlach, Innsbruck etc. an) zur weiteren Bearbeitung übergeben. Zu den in Frage kommenden Firmen gibt das Code-Verzeichnis des Waffenamtes Einblick.

Eine Besonderheit der Waffenfertigung in Steyr war, das die Firma ein breites Fertigungsangebot, wie Lederverarbeitung usw. hatte und so beispielsweise die VIS-Pistolen komplett mit Taschen u. Zubehör auslieferte. Dies war jedoch nicht der Normalfall, da das Waffenzubehör gewöhnlich erst in den Feldzeug-Lagern des Heeres hinzukam.

Die Akten aus Tschechien sind mir nicht bekannt.

Die KTB aus dem Generalgouvernement werden Dir nur bestätigen, dass die Karabiner und Pistolenteile sowie weitere Einzelteile für MG 42 usw. in Radom bzw. Warschau gefertigt wurden und nach Steyr zum Versand kamen.
Des Weiteren, das die Maschinen, Teile und Rohmaterialien beim näherkommen der Front noch rechtzeitig aus Radom nach Steyr verlagert wurden. Zahlen eher nicht!
Die Versuche diese abtransportierten Waffenteile noch in Steyr zu verarbeiten, waren zum Teil erfolgreich. Allerdings musste z.B. bei der VIS-Pistole 1944/45 behelfsmäßig ein von der Norm abweichendes Magazin und Griffschalen in Steyr neu angefertigt werden. Auch die Karabinerteile wurden 44/45 in der normalen Fertigung, in der illegalen SS-Fertigung und beim Steyr-Volkssturmgewehr aufgebraucht. Zu einer angestrebten Neufertigung bei der VIS-Pistole ist es jedoch nicht mehr gekommen.
Besondere Vorsicht ist bei den Steyr-Fertigungszahlen angebracht. Die sonst bei den Sammlern so beliebte "Serien-Nr.-Analyse" funktioniert hier nicht.
Die Nummernblöcke (mit Prefix oder Suffix) wurden monatlich, nach der max. Fertigungsmöglichkeit, vergeben und die Serienblöcke dann mit der realen Stückzahlen der Monatsfertigung aufgefüllt.

LG Renato
 
#18
Hallo,
Danke! für die Infos.

Das mit den Nummernblöcken ist ja genau das Problem. Mittlerweile haben auch einige von den US Sammlern und Autoren kapiert, dass da was nicht stimmen kann. Mit den Zahlen aus den KTB kommt man hier schon etwas genauer ran. Zumindest, was die reguläre Fertigung bis Sept. 1944 betrifft.
Das Hauptproblem, das die "Amis" haben, ist, dass nur die Allerwenigsten irgendeine Fremdsprache sprechen. Selbst ,wenn sie Zugang zu den Akten hätten, würden sie nur das wenigste verstehen. Also versuche ich mit den Übersetzungen und mit der Suche nach neuen Infos zu helfen.
Manchmal habe ich den Eindruck, dass viele sog. Autoren nur den Senf abschreiben, den ein anderer Idiot schon mal veröffentlicht hat. Eigene Recherche in den Archiven und bei Sammlern? Fehlanzeige! Hauptsache unter irgendeinem Buchtitel steht der eigene Name.
Sobald ich mit den KTB aus Linz soweit durch bin, werde ich mich mal den KTB aus Brünn widmen. In den KTB aus Weimar (Zeiss, ERMA, BSW/Gustloff) war leider gar nichts zu finden.
Eine von den VIS Pistolentaschen aus Steyr Fertigung hab' ich vor kurzem bei 'nem Büchsenmacher gefunden. Die war so günstig, dass ich sie gleich mitgenommen hab', obwohl sie gar nicht in meine Sammlung passt.
Wenn keine Neufertigung der VIS möglich war, bedeutet das, dass die ganze "Steyr" Produktion aus zurückgelieferten Teilen (außer Läufe) bestand?
Wenn Dich die Akten aus Brünn interessieren, bitte per PM melden. Passt hier nicht so wirklich rein.


Viele Grüße
Wolfgang
 
#19
Hallo Wolfgang,

die Erkenntnisse aus Brünn würden mich natürlich interessieren.
Ansonsten kann ich Deine Ausführungen zum Durchschnitt der amerikanischen Waffenliteratur (das positive ist das es dort so etwas überhaupt gibt) nur voll unterstreichen.
Die Fertigung der P35(p) in Steyr bestand nur aus der Lauffertigung (aus Sicherheitsgründen wurden keine Läufe (so auch beim Karabiner) in Polen gefertigt. In Steyr erfolgte dann Montage, Beschuss und Abnahme. Alle Teile, außer Griffschalen und Magazin welche aus Warschau kamen, wurden in Radom gefertigt und nur der Lauf in Steyr. Wenn Interesse besteht, könnte ich zum KTB ergänzendes Zahlenmaterial beistellen.
LG Renato
 
#20
Moin zusammen,
ich möchte diesen alten Beitrag mal wieder nach oben holen, weil sich ein Kollege von mir gerade mit der Schaftfertigung bei Steyr und Brünn beschäftigt.
Steyr (SDP) hat Schäfte nach Brünn geliefert, als diese gerade mit der Produktion vom K98k begannen. Die Passgenauigkeit der von Steyr gelieferten Schäfte war aber wohl "unterirdisch"! ;-) , so dass in Brünn erheblich Nacharbeiten durchgeführt werden mussten.
Ist jemand aus dem Forum hier zufällig über weitere Informationen zur Fa. Sepp Standigl aus Moll gestolpert? Interessant wäre für mich und meinen Kollegen auch zu erfahren, ob die Fa. Standigl das Schichtholz für die Schäfte auch zusammengeleimt oder nur die Fräsarbeiten vorgenommen hat.
Ist bekannt, ob es bei den Waffenwerken Brünn auch unterirdische Anlagen zur Waffenfertigung gab?

Die Fa. Marholdt aus Innsbruck hat übrigens tatsächlich die Scharfschützengewehre aus SDP-Fertigung zusammengebaut. Ein entsprechendes Dokument ist mittlerweile aufgetaucht. Näheres ist aber weiter unbekannt.

Vielen Dank!
Gruß
Wolfgang
 
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